Von Wissenschaftsclustern zu regionalen Leistungszentren. Die Fraunhofer-Strategie zur nachhaltigen Standortentwicklung
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- Elisabeth Bader
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1 Von Wissenschaftsclustern zu regionalen Leistungszentren Die Fraunhofer-Strategie zur nachhaltigen Standortentwicklung
2 Exzellenz und Innovation durch starke Wissenschaftsregionen Die Weiterentwicklung der Wissenschaftslandschaft in Deutschland wird über einen Wettbewerb der Standorte um Exzellenz und Innovationskraft erfolgen. Zukünftig werden die Wissenschaftsregionen gewinnen, denen es gelingt, integrierte Standortkonzepte neuer Qualität zu entwickeln und gemeinsam mit Wissenschaft, Wirtschaft und Politik nachhaltig umzusetzen. Integrierte Standortkonzepte neuer Qualität zeichnen sich durch folgende Merkmale und Ziele aus: Sie überzeugen durch ein thematisches Profil mit Alleinstellung auf nationaler und europäischer Ebene. Sie verbinden exzellente Forschung und Lehre, Aus- und Weiterbildung, Transfer und wirtschaftliche Aktivitäten zu einem leistungsfähigen Innovationssystem mit regionaler, nationaler und europäischer Wirkung und internationaler Ausstrahlung. Sie beziehen die relevanten Akteure aus Wissenschaft (Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitäre Forschungsinstitute), Wirtschaft (Unternehmen und Verbände) und Politik ein und verpflichten sie auf eine gemeinsame Roadmap. Sie haben als regionalen Anker und Kern eine leistungsfähige Universität. Sie sind in erster Linie an einem Standort konzentriert, lassen themenspezifisch aber auch eine transregionale Ausprägung mit vernetzten Standorten zu. Sie fördern die interdisziplinäre, transdisziplinäre und branchenübergreifende Zusammenarbeit. Sie stärken die Innovationskraft insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen. Industrie Auftrags- und Verbundforschung Forschungsorganisationen Strategische und thematische Kooperation Fraunhofer Universitäten Institutionelle Kooperation Als profilierte Einrichtung der angewandten Forschung an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gestaltet die Fraunhofer-Gesellschaft das Innovationsgeschehen in Deutschland maßgeblich mit. Sie bietet an, im strategischen Schulterschluss mit ihren Partneruniversitäten ihr Engagement zur nachhaltigen Entwicklung von Wissenschaftsstandorten zu regionalen Leistungszentren noch weiter zu verstärken. 4
3 Kooperation von Universitäten und Fraunhofer-Instituten: Dynamischer Motor für Innovation Der vielbeschworene Graben zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung in Deutschland ist im Verhältnis von Universitäten und Fraunhofer-Instituten längst überwunden. In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist es gelungen, flächendeckend eine enge Kooperation aufzubauen, die in Art und Intensität ihresgleichen sucht. Der besondere Erfolg der Kooperationsachse Universität Fraunhofer liegt darin begründet, dass sie auf einer funktionellen Arbeitsteilung beruht. In der Bandbreite unterschiedlicher Aufgabenfelder von Lehre und akademischer Ausbildung über erkenntnisorientierte Forschung zu Transfer und Auftragsforschung besetzen beide Partner mit hinreichender Überlappung unterschiedliche Schwerpunkte und ergänzen sich so zu einem erfolgreichen Gesamtsystem, das regionale Exzellenz und Innovation befördert. Auch deshalb setzt sich Fraunhofer für eine finanziell auskömmliche Ausstattung der Universitäten ein, damit diese ihrer maßgebenden Rolle im Wissenschaftssystem gerecht werden können. Das zentrale Wirkelement der Kooperation ist dabei stets die gemeinsame Berufung: Nahezu alle Fraunhofer-Institutsleitungen sind in Personalunion mit Lehrstühlen an Universitäten verbunden. Die Besonderheit bei Fraunhofer: Die Institutsleitungen wirken im Rahmen ihrer Professuren nicht nur in der Lehre in den Fakultäten mit, sondern beteiligen sich mit eigenen Universitätsinstituten oder Arbeitsgruppen maßgeblich an der universitären Forschung. Durch diesen Brückenschlag in der wissenschaftlichen Leitung wird die Basis für eine echte Symbiose gelegt, die durch die wechselseitige Mitwirkung weiterer Personen aus Institut und Fakultät und durch gemeinsame Nutzung von Forschungsinfrastrukturen ergänzt wird. Der über Fraunhofer hergestellte Anwendungsbezug fördert dabei auch die Einbeziehung fachlich angrenzender Fakultäten und Institute. Insgesamt entsteht so ein System der intensiven Kooperation auf Augenhöhe, bei gleichzeitiger Wahrung der organisatorischen Unabhängigkeit der Partner. Beteiligung von Fraunhofer-Instituten an ausgewiesenen regionalen Wissenschaftskooperationen Bochum/ Oberhausen Aachen Kaiserslautern Karlsruhe Freiburg Dortmund Darmstadt Stuttgart Hannover Sonderforschungsbereiche Exzellenzcluster Innovationscluster Spitzencluster Forschungscampus Jena Halle/Leuna Chemnitz Erlangen München/Augsburg Berlin Dresden
4 Fraunhofer-Strategie zur Förderung regionaler Leistungszentren Die Fraunhofer-Strategie zur nachhaltigen Standortentwicklung setzt nicht vordergründig auf neue Formate und Instrumente, sondern auf neue Qualität und Verbindlichkeit in Leistung und Wirkung. Basis ist die bestehende intensive Kooperation mit den Universitäten und die regionale Vernetzung in die Wirtschaft. Basis sind die von Fraunhofer-Instituten und ihren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern maßgeblich mitgestalteten Exzellenz- und Spitzencluster, Sonderforschungsbereiche, Innovationsallianzen und das neue Instrument des Forschungscampus. Basis sind auch die von Fraunhofer im Rahmen des Pakts für Forschung und Innovation eingeführten Fraunhofer-Innovationscluster, die die innovationsorientierte Forschung von Fraunhofer-Instituten, ihren Partneruniversitäten und regionaler Wirtschaft zu profilgebenden regionalen Schwerpunktthemen bündeln. Auf diesen Elementen setzt die neue Strategie auf. In der zweiten Stufe steht die transregionale Vernetzung von Fraunhofer-Standorten im Vordergrund. Fraunhofer ist durch die bundesweite Präsenz der Institute an allen maßgeblichen Wissenschaftsstandorten, die jeweilige intensive Kooperation mit Wissenschaftspartnern vor Ort und die professionelle Fähigkeit zur institutsübergreifenden Verbundbildung und Systemforschung wie keine zweite Einrichtung in der Lage, Standorte zu leistungsfähigen Forschungs-Task-Forces zu vernetzen, die exzellenz- und innovationsorientiert in relevanten Feldern Themenführerschaft übernehmen und Ergebnisse liefern. Die Fraunhofer-Strategie zur nachhaltigen Standortentwicklung hat zwei Stoßrichtungen. In der ersten Stufe geht es um die regionale Weiterentwicklung gegebener Standorte zu Leistungszentren. Sie basiert auf einem themenzentrierten, strategischen Masterplan, der von den beteiligten Fraunhofer-Instituten im Schulterschluss mit den Universitäten entwickelt wird und der weitere lokale Wissenschaftspartner und die regionale Wirtschaft einbezieht. Ziel ist jeweils, im Rahmen einer Roadmap durch abgestimmte Berufungspolitik, gemeinsame Initiativen in Forschung und Lehre, Aus- und Weiterbildung, Transfer und Verwertung sowie durch abgestimmte Investitionsinitiativen in Bau und Ausstattung die Standortprofilierung wirksam voranzutreiben.
5 Die Fraunhofer-Strategie zur nachhaltigen Standortentwicklung wird in einen Katalog priorisierter Maßnahmen übersetzt und unterstützt Leuchtturminitiativen. Im Sinne eines Mainstreaming wird sie darüber hinaus Methoden etwa zum organisationsübergreifenden Roadmapping und Best Practices zur Verfügung stellen, die bei der Entwicklung aller Fraunhofer-Standorte zu größerer regionaler Wirkung führen. Die Fraunhofer-Strategie ist ein Angebot zuallererst an die Partneruniversitäten der Fraunhofer-Institute, neue Qualitäten der Zusammenarbeit zu entwickeln, die auf Exzellenz und Innovation ausgerichtet sind und für den gemeinsamen Standort nachhaltigen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen generieren. Sie ist ein Angebot an Wirtschaftsunternehmen, darunter insbesondere auch kleine und mittlere Unternehmen, Dresdner Innovationszentrum Energieeffizienz zur gemeinsamen Ausgestaltung innovativer Regionen. Und sie ist ein Angebot an die Politik: Fraunhofer bietet an, mit Unterstützung von Bund und Ländern und im Rahmen eines neuen Pakts für Forschung und Innovation mehr zu leisten und als regionaler Motor für Innovation gemeinsam mit ihren Partnern den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland durch leistungsfähige Regionen und Netzwerke zu stärken. Kaiserslautern Standortentwicklung mit System Das Thema Energieeffizienz spielt in der deutschen Wirtschaft zunehmend eine Schlüsselrolle. Vor diesem Hintergrund gründeten die TU Dresden und die Fraunhofer-Gesellschaft das Dresdner Innovationszentrum Energieeffizienz DIZEEFF. Ziel der gemeinsamen Aktivität ist es, in enger wissenschaftlicher Zusammenarbeit sowohl die akademische Lehre und Forschung als auch die Innovationskompetenz am Standort Dresden zu stärken. Vier Dresdner Fraunhofer-Institute und neun Institute der TU Dresden forschen in 23 Projekten gemeinsam an der Verbesserung der Energieeffizienz von Materialien, Prozessen und Produkten. Themenkomplexe sind Hochleistungssolarzellen, Leichtbau und energieeffiziente Fertigung, energiesparende Displays, Hochtemperatur-Energietechnik und Brennstoffzellen. Schon nach drei Jahren ist das Dresdner Innovationszentrum wissenschaftlich und wirtschaftlich ein großer Erfolg. Es ist prägender Bestandteil von DRESDENconcept, dem Zukunftskonzept der Eliteuniversität TU Dresden. Nahezu alle technischen Innovationen sind das Resultat interdisziplinärer Forschung zwischen den Querschnittstechnologien Mathematik und Informatik sowie verschiedenen Anwendungsdisziplinen. Die systematische Verzahnung der Kompetenzen der Fraunhofer-Institute mit den Fachbereichen Informatik und Mathematik der TU Kaiserslautern war daher Ziel des 2009 gegründeten Innovationszentrums Applied Systems Modelling in Kaiserslautern. Weitere Fachbereiche und Forschungsinstitute wurden über die Science Alliance Kaiserslautern e. V. assoziiert. Im Anwendungsbereich der Fahrzeugtechnologien wurde die Standortprofilierung über den Fraunhofer-Innovationscluster Digitale Nutzfahrzeugtechnologien vorangetrieben. Wissenschaftliches Profil, Leistungsfähigkeit und Vernetzung der Industrie am Standort Kaiserslautern überzeugten auch den Landmaschinenhersteller JOHN DEERE, sein Europäisches Technologie- und Innovationszentrum in Kaiserslautern zu errichten.
6 Impressum: Fraunhofer-Gesellschaft Hansastraße 27c München Redaktion: Dr. Georg Rosenfeld Layout: Vierthaler & Braun Fraunhofer-Gesellschaft 2
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