Veränderungen der Pendlerverflechtungen in Deutschland zwischen 1993 und 2008

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1 Per Kropp, IAB Sachsen-Anhalt-Thüringen Veränderungen der Pendlerverflechtungen in Deutschland zwischen 1993 und 2008 Goldkronacher Gespräche zur Regional- und Kommunalentwicklung, 19./20. November 2009, Goldkronach 1

2 Überblick Darstellung der zeitlichen und räumlichen Struktur der Pendlerverflechtungen in Deutschland seit 1993 für Gemeinden für Arbeitsmarktregionen Ein Puzzle im Bild neben Mobilitätsstudien 2

3 Daten IAB Beschäftigtenhistorik (BeH) aus Sozialversicherungsstatistik Wohn- und Arbeitsort (Gemeinden) am Stichtag von 1993 bis Verflechtungsmatrizen enthält Beschäftigtenzahlen für alle * Gemeindekombinationen + aggregierte Matrizen (ALT) und (NEU) 3

4 LEER LEER Ergebnisse Veränderungen seit Anteil Pendler an allen Beschäftigten (%) deutliche Zunahme der Pendleranteile an allen Beschäftigten Geringe Zunahme der Pendlerentfernung Größere Entfernungen in Tagespendlerbereich und bei den Fernpendlern in % Anzahl % d.pendler Anzahl % d.pendler von 1993 WO=AO ,3% bis ,2% ,1% 93,1% bis ,8% ,7% 102,6% bis ,8% ,3% 119,0% bis ,8% ,0% 144,5% bis ,5% ,5% 153,2% bis ,6% ,5% 146,1% bis ,7% ,9% 138,9% bis ,2% ,4% 141,2% bis ,4% ,8% 153,1% ab ,1% ,8% 161,5% alle Pendler ,0% ,0% 121,0% alle svb ,5% 40,00 30,00 20,00 10, YEAR mittlere Pendlerentfernung (km) YEAR Mittelwert Median 4

5 LEER LEER Ergebnisse Ost/West Veränderungen seit Anteil Ost-West-Pendler an allen Beschäftigten (%) geringer Anteil an allen Beschäftigten stagnierend seit 2000 gemessen an der Anzahl der Arbeitsplätze pendeln in beide Richtungen ähnlich viele Arbeitskräfte (je 1,8% der Beschäftigen kommen aus dem anderen Landesteil) Pendler über die ehem. Grenze sind eher Fernpendler Keine Unterschiede Ost/West bei Pendelentfernungen YEAR Ost>West West>Ost mittlere Pendlerentfernung (km) - Median LEER in Ostdtl. in Westdtl. Ost>West West>Ost 5

6 Ergebnisse Anteil der svb aus Ostdeutschland an allen svb hohe Anteile ostdeutscher svb in ehem. Grenzregionen kein klares Muster für geringe Abweichungen vom Durchschnitt (1,8% West, 98,2% Ost) Schleswig-Holstein Bremen Nordrhein-Westfalen Hessen Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Niedersachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Berlin Brandenburg Sachsen Anteil svb aus Ostdtl. Rheinland-Pfalz = 0,00 (6448) = 1,80 (1259) = 5,00 (389) = 10,00 (368) = 30,00 (65) = 60,00 (147) = 90,00 (181) = 95,00 (469) = 98,20 (2898) Saarland Baden-Württemberg Bayern 6

7 Ergebnisse Pendlerstrukturen Schleswig-Holstein Hamburg Mecklenburg-Vorpommern klares regionales Muster überregionale Bedeutung der Metropolen Relevanz der Ausgangsgliederung kleine Gemeinden in Rheinland-Pfalz & Schleswig-Holstein große Gemeinden z.t. in Niedersachsen und Nordrheinwestfalen einige überregionale Ausreißer Saisonarbeit / falsche sv-meldung? Nordrhein-Westfalen Bremen Niedersachsen Hessen Sachsen-Anhalt Thüringen Berlin Brandenburg Sachsen Rheinland-Pfalz Saarland Auspendleranteile (2006-8) Bayern = 7 (21780) = 25 (2772) = 33 (2688) = 50 (774) Baden-Württemberg 7

8 Arbeitsmarktregionen Methode graphentheoretischer Ansatz (auch Konzept der dominanten Flüsse nach Nystuen / Dacey 1961) gute Ergebnisse beim Vergleich verschiedener Abgrenzungsverfahren (vgl. Kropp / Schwengler 2008) Ausgangspunkt Anzahl von Knoten (den regionalen Einheiten) Zu- und Abflüsse (die Pendlerströme) Fusionsalgorithmus 1. Ermittlung der Hauptvernetzungen (wichtigster Abfluss einer Region) 2. Auswahl der Hauptvernetzungen in größere Regionen (mehr Beschäftigte) 3. Zusammenfassung in Bassins: durch Hauptvernetzungen über einem Schwellenwert gebildete Region 4. Neuberechung der Hauptvernetzungen > zurück zu 1. bis keine Änderung eintritt Ergebnis: zahlreiche Clusterlösungen für verschiedene Schwellenwerte und Hierarchiestufen (Iterationen) 8

9 Anzahl Arbeitsmartkregionen Arbeitsmarktregionen Auswahl der Clusterlösung Balance aus Zielgröße (möglichst stabile Anzahl für Abgrenzungen zwischen 1993 und 2008) und Abgrenzungsgüte (Modularität Q nach Newman) Modularität Q Modularität Q für Cluster der Matrix ,8 0,7 Q 0,6 0,5 0,4 0, Anzahl der Arbeitsmarktregionen 0

10 Arbeitsmarktregionen sehr größenheterogen Wyk auf Föhr Nebel Helgoland Stralsund Greifswald Wangerooge Juist Borkum Emden Rostock Pasewalk Neubrandenburg Hamburg Bremen Oldenburg (Oldenburg) Stendal Vechta Nordhorn Berlin Hannover Braunschweig Magdeburg Bielefeld Osnabrück nicht bundesland- / kreisscharf große AMR bilden keine Pendlerregionen, aber durch indirekte Pendlerbeziehungen verwobene Wirtschaftsräume Dortmund Göttingen Leipzig Kassel AachenKöln Cottbus Halle (Saale) Siegen Dresden Erfurt Chemnitz Suhl Koblenz Coburg Hof Frankfurt am Main Schweinfurt Trier Würzburg Mannheim Nürnberg Regensburg Saarbrücken Karlsruhe Stuttgart Offenburg Villingen-Schwenningen Bayreuth Ingolstadt Augsburg Ulm Passau München Freiburg im Breisgau Lörrach Konstanz Friedrichshafen Kempten (Allgäu) 10

11 Ergebnisse Vergleich der AMR mit AMR mit Kreisen/Bundesländern el Göttingen Erfurt Erfurt Halle (Saale) Halle (Saale) Gera Fulda Suhl Plauen n Schweinfurt Coburg Hof Leipzig Bayreuth Würzburg Weiden i.d. OPf. Chemnitz Chemnitz Göttingen Halle (Saale) D el Leipzig Erfurt Suhl Chemnitz n Schweinfurt Coburg Hof ürzburg Bayreuth D Nürnberg Amberg Regensburg Nürnberg Regensburg art Ingolstadt Heidenheim an der Brenz Ulm Augsburg München München Pass art Ulm Augsburg Ingolstadt München Pass 11

12 Ergebnisse Pendlerverflechtungen von und nach Bayreuth Göttingen Halle (Saale) Kassel Erfurt Suhl Frankfurt am Main 508 Schweinfurt Coburg Bayreuth Würzburg Nürnberg Hof Leipzig Chemnitz Regensburg Kassel Göttingen Würzburg Erfurt 554 Suhl Frankfurt am Main Schweinfurt Coburg Nürnberg Halle (Saale) Hof Bayreuth Leipzig Chemnitz 870 Regensburg wichtige Pendlerströme in % > 0 > 130 > 160 Stuttgart Ingolstadt Stuttgart Ingolstadt Ulm Augsburg München Ulm Augsburg München Kempten (Allgäu) Kempten (Allgäu) 12

13 Ergebnisse Pendlerverflechtungen von und nach Bayreuth % v Bayreuth-Nürnberg ,3 Bayreuth-Regensburg ,9 Bayreuth-Hof ,0 Bayreuth-Coburg ,9 Bayreuth-München ,8 Bayreuth-Frankfurt a.m ,0 Hof-Bayreuth ,3 Nürnberg-Bayreuth ,6 Regensburg-Bayreuth ,3 Coburg-Bayreuth ,3 Chemnitz-Bayreuth ,2 Erfurt-Bayreuth ,6 Bayreuth-Bayreuth ,6 alle Pender zwischen AMR ,9 13

14 Diskussion (1) Pendlerverflechtungen zwischen Regionen in Deutschland sind deutlich stärker geworden mehr Pendler im entfernten Tagespendelbereich und mehr Fernpendler Abgrenzung von Arbeitsmarktregionen wird schwieriger Pendlerbeziehungen zwischen Ost- und Westdeutschland zahlenmäßig insgesamt eher unbedeutend Stärke der Pendlerströme entspricht in beiden Richtungen der Größe der Arbeitsmärkte Anstieg der Anzahl der Ost-West-Pendler vor allem Ende der 90er Jahre, Stagnation seit

15 Diskussion (2) Analyse der Arbeitsmarktregionen Zeitlich sehr stabile Abgrenzungen für die meisten Regionen Relevanz Welche Kreise müssen für wirkungsvolle Arbeitsmarktpolitik kooperieren? Welche Kreise müssen eine differenzierte Arbeitsmarktpolitik für verschiedene AMR entwickeln? Welches Humankapital / welche regionalen Absatzmärkte finden Unternehmen vor? Was sind sinnvolle regionale Einheiten für regionale Vergleiche und die Regionalforschung? 15

16 Ausblick Prüfung der Abgrenzungen mit anderen Verfahren Analyse der Binnenstrukturen der Arbeitsmärkte Charakterisierung der Arbeitsmärkte Literatur Kropp, Per; Schwengler, Barbara (2008): Abgrenzung von Wirtschaftsräumen auf der Grundlage von Pendlerverflechtungen. Ein Methodenvergleich. IAB Discussion Paper 41. Nürnberg. Newman, Mark E.J.; Girvan, M. (2004): Finding and evaluating community structure in networks. Phys. Rev. E 69, Nystuen, John D.; Dacey, Michael F. (1961): A Graph Theory Interpretation of Nodal Regions. Papers and Proceedings of the Regional Science Association. Vol. 7, No. 1, pp