Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC)
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- Viktoria Hofmann
- vor 7 Jahren
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1 Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) Worterklärung enteron = Darm (i.s. Dünndarm) häm = Blut rhagie = fließend, strömend Escherichia coli = Bakterium (s.u.) Bei EHEC handelt es sich um eine Gastroenteritis, verursacht durch das Bakterium Escherichia coli. Leitsymptome sind wässrige, evtl. blutig-wässrige Durchfälle. Betroffen sind meist Säuglinge, Kinder, Ältere und Abwehrgeschwächte. Erreger Escherichia coli, ein gramnegatives, begeißeltes Stäbchenbakterium, das ubiquitär (überall verbreitet) im Boden, Wasser und im Stuhl vorkommt. Darüber hinaus ist das Bakterium ein wichtiger Bestandteil der physiologischen Darmflora des Menschen. Allerdings ist er auch ein fakultativer Krankheitserreger von Durchfallerkrankungen und Harnweginfektionen. Es werden zahlreiche Serotypen unterschieden. Der Serotyp, der EHEC verursacht, produziert ein Toxin, das die Darmwandzellen beschädigen und so blutigen Durchfällen auslösen kann. Der Erreger kommt v.a. bei Rindern vor. Ansteckung vom Tier auf den Mensch: v.a. über rohe Milch, nicht durchgekochtes Rindfleisch (v.a. Rinderhack), rohes, ungewaschenes Obst und Gemüse, wenn mit EHEC-Erregern verseuchte Gülle auf das Gemüse aufgebracht wurde von Mensch zu Mensch: fäkal-oral (selten, bei nicht beachten der Hygieneregeln) Inkubationszeit ca. 1 bis 8 Tage Symptome Typisch sind wässrige, evtl. auch wässrig-blutige Durchfälle. Eventuell kommt es zu Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Bisher gesunde Erwachsene erholen sich meist rasch.
2 Schweregrade asymptomatische Verläufe leichte Durchfallerkrankung schwere Durchfallerkrankung mit blutigen Durchfällen Entwicklung eines HUS (hämolytisch-urämisches Syndrom, s. Kap ) Risikogruppen Zu schweren Krankheitsverläufen kommt es vor allem bei: Säuglingen Kindern älteren Menschen Abwehrgeschwächten Komplikationen HUS (hämolytisch-urämisches Syndrom, s. Kap ) Differenzialdiagnose Durchfallerkrankungen durch andere Erreger, allergisch bedingte Durchfälle, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn Nachweis Erregernachweis im Stuhl bzw. Toxinnachweis im Blut Schulmedizinische Therapie Die Gabe von Antibiotika ist problematisch, da sich gezeigt hat, dass durch die Abtötung bzw. Schädigung der Bakterien Endotoxine freigesetzt werden, die die Beschwerden verstärken können. Deshalb bleibt der Ausgleich des Wasser- und Salzhaushaltes ein wichtiges therapeutisches Ziel. Schwere Krankheitsverläufe werden in der Klinik behandelt. Meldepflicht 1 Für Heilpraktiker besteht gem 6 Abs. 1 IfSG Meldepflicht bei Verdacht auf oder bei Erkrankung, wenn entweder eine Person betroffen ist, die eine Tätigkeit im Sinne des 42 Abs. 1 ausübt oder wenn zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird Darüber hinaus besteht Meldepflicht für Ärzte bei Erregernachweis gem. 7 IfSG. 1 In den letzten Jahren gingen ungefähr 1000 Meldungen jährlich ein.
3 Behandlungsverbot Für Heilpraktiker besteht Behandlungsverbot gem. 24,6 und 7 IfSG. Fallbeispiel Eine Mutter ruft wegen ihrer 6-jährigen Tochter an, die unter heftigen Bauchkrämpfen und Durchfällen leidet. Sie habe ihr zunächst, wie schon früher öfter bei Durchfällen, Salzstangen gegeben und Cola zu Trinken. Diesmal habe das aber nichts genützt, denn die Durchfälle werden immer schlimmer, die letzten beiden Male war schon etwas Blut beigemischt. Dem Kind gehe es ansonsten nicht schlecht, denn es liege brav ganz ruhig im Bett und klage nicht. Allerdings sei nun auch Fieber aufgetreten. Auf Befragen, was das Kind am Vortag gegessen habe, teilt sie mit, dass die Oma da war und Hackfleischbällchen gekocht habe. Ihre Tochter sei immer ganz wild auf die bereits gewürzte Rohmasse und habe deshalb kräftig aus der Schüssel genascht, bevor die Oma das Hackfleisch gebraten habe. Dies könne man dem Kind ja wohl nicht übel nehmen. Der Heilpraktiker veranlasst eine Klinikeinweisung, da der Verdacht auf eine infektiöse Enteritis mit Exsikkose besteht.
4 Worterklärung Enteropathisches hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS, Gasser-Syndrom) enteron = Darm pathie = Krankheit, Schmerz häm = Blut lyse = lösen, auflösen Urämie = Harnvergiftung Syndrom = Gruppe von Krankheitszeichen HUS ist eine Komplikation, die sich infolge von Infektionen einstellen kann, vor allem von Infektionen mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (siehe Abschnitt ). Von HUS sind vor allem Kleinkinder und Säuglinge betroffen. Es kommt zur folgenden Trias: akute hämolytische Anämie Niereninsuffizienz bis Nierenversagen erhöhte Blutungsneigung (durch Thrombozytopenie) Betroffen Betroffen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder, aber auch ältere Menschen und Abwehrgeschwächte. Erreger sind Bakterien, meistens enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC), evtl. auch Pneumokokken oder andere Erreger. Ursache Die genaue Ursache ist nicht bekannt. Aber die Erkrankung entwickelt sich meist infolge einer Infektion mit enterohämorrhagischen Escherichia coli (siehe EHEC, Kap ). Dabei können die Toxine der Erreger, die Zellen der Darmschleimhaut, die Erythrozyten, die Thrombozyten und die Nieren schädigen. Darüber hinaus können die Überreste der Erythrozyten die kleinen Nierengefäße verstopfen und es können sich kleine Blutgerinnsel bilden, die die Hirn- und Nierengefäße verstopfen.
5 Symptome Es kommt zu einer hämolytischen Anämie. Die genaue Ursache ist unbekannt. Allerdings wird vermutet, dass es zu einer Antikörperbildung gegen die Erythrozyten gekommen ist, da das körpereigene Abwehrsystem die roten Blutkörperchen mit den eingedrungenen Erreger verwechselt, da sich bestimmte Oberflächenmerkmale der Erythrozyten und der Erreger gleichen (ähneln). Des Weiteren kommt es zur Niereninsuffizienz bis zum Nierenversagen, außerdem zu erhöhter Blutungsneigung durch eine Verminderung der Thrombozyten (Thrombozytopenie). Prognose Die Erkrankung hat eine Letalität von bis zu 10 %. 80 % der Betroffenen müssen an die Dialyse, davon etwa 10 bis 20 % lebenslang. Therapie Die Behandlung erfolgt durch den Arzt und muss sich an der Schwere der Erkrankung ausrichten. Meist wird nur mit Flüssigkeits- und Elektrolytersatz behandelt. Es wird kein Antibiotika verordnet. Die Gabe von Motilitätshemmern 2 sind kontraindiziert, da sie eine Erregerausscheidung mit Stuhl verhindern. Meldepflicht 3 Für Heilpraktiker bei Verdacht, Erkrankung und Tod gem. 8 und 6 IfSG, Absatz 1 Behandlungsverbot für Heilpraktiker gem. 24, 6 und 7 IfSG 2 Motilitätshemmer hemmen die Darmperistaltik 3 In den letzten Jahren gingen ungefähr 70 Meldungen jährlich ein.
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