Su S izidolog o i g e Philipp Thomann
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- Günter Scholz
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1 Suizidologie Philipp Thomann
2 Suizide in Deutschland Alle 4 Minuten kommt es zu einem Suizidversuch Alle 45 Minuten nimmt sich ein Mensch das Leben Im Jahr 2004 starben Menschen durch Suizid und damit mehr als durch Verkehrsunfälle (7.749) Hohe Dunkelziffer, besonders bei älteren Patienten Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2005
3 Suizide weltweit ca. 1 Million Suizide weltweit pro Jahr weltweite Suizidrate: 16/ (D: 12) Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei den Jährigen Mehr als 90% aller Suizide sind mit psychischen Erkrankungen assoziiert
4 Suizide: Alters- und Geschlechtsverteilung S u iz id e p ro Männer 2004 Frauen >90 Jahre Statistisches Bundesamt Wiesbaden, 2004
5 Suizidversuche: Alters- & Geschlechtsverteilung Schmidtke 1995
6 Anteil psychisch Kranker an Suizidopfern Von 114 Suiziden in Seattle: 100% Dorpat 1960 Von 134 Suiziden in St. Louis: 94% Barraclough 1988 Von 100 Suiziden in West Sussex: 93% Barraclough 1987
7 Psychiatrische Erkrankungen bei Suizidopfern Depressive Störung: 20-90% Bipolare affektive Störung: 0-25% Substanzmissbrauch/-sucht: 15-55% Schizophrenie: 5-15% nach: Schneider 2003; Mann 2005
8 Suizide: Methoden (Nürnberg )
9 Suizide: Methoden - 76% aller Suizide durch Erhängen, Sturz aus Höhe, Erschießen, Überrollen lassen oder Ertrinken (nur 11% der Suizidversuche) - 81% der Suizidversuche durch Selbstvergiftung mit Psychopharmaka, mit sonstigen Medikamenten oder durch Stiche/Schnitte (nur 15% aller Suizide) (Nürnberg )
10 Präsuizidales Syndrom nach Ringel, 1954 Suizidphantasien zunehmend autonom Einengung der Erlebnis- und Gestaltungsfähigkeit mit Vereinsamung Aggression gegen die eigene Person
11 Suizidale Entwicklung: Stadien nach Pöldinger 1968
12 Liebe Eltern! Seid bitte nicht traurig wenn Ihr dies hört für mich ist dies der beste Weg Ich spiel Euch jetzt noch mein Lieblingslied auf der Gitarre, immer, wenn Ihr es hört, denkt an mich.. Abschiedskassette eines jugendlichen Suizidenten nach A. Schmidtke
13 Abschiedsbrief 65 Jahre, schizoaffektive Psychose, Benzodiazepin- abhängigkeit, Suizidhandlung noch im Vorfeld verhindert
14 Sonderformen Appellativer Suizid(-versuch) Narzisstische Krise Bilanzsuizid Doppelsuizid Erweiterter Suizid Kliniksuizid Assistierter Suizid
15 Suizid als Folge narzisstischer Kränkung
16 Suizidraten in Deutschland männlich 20 weiblich gesamt Statistisches Bundesamt Wiesbaden, 2004
17 Werther-Effekt: Bahn-Suizide nach TV- 70 Sendung Tod eines Schülers Männer Jahre Frauen Jahre Männer Jahre nach Schmidtke
18 Nürnberger Bündnis gegen Depression N der Su uizide ,4% -24,0% ,01% +7,7% Nürnberg Würzburg nach: Hegerl, 2005
19
20
21 Suizidraten in Europa: Verhältnis zu Deutschland Litauen Russische Förderation Estland Ukraine Ungarn Finland Schweiz Frankreich Österreich Kroatien Belgien Deutschland Polen Dänemark Schweden Luxemburg Tschechische Republik Bulgarien Norwegen Niederlande Großbritannien Malta Spanien Italien Portugal Griechenland Albanien Armenien
22 Gefährdende Lebensereignisse Verlust von Bindungen v.a. wenn der Partner sich suizidiert hat Existentielle Veränderungen Arbeitsplatzverlust Veränderung der Lebenssituation (Umzug, Berentung, Auszug der Kinder) positive Ereignisse (Hausbau, Geburt des Kindes, Heirat, Beförderung)
23 Erhöhtes Suizidrisiko bei körperlichen Erkrankungen 2-fach erhöhtes Suizidrisiko bei Patienten mit Krebserkrankungen (Allebeck et al., 1991) fach erhöhtes Suizidrisiko bei Dialysepatienten (Schmidtke und Schaller, 1991) 7-fach erhöhtes Suizidrisiko bei HIV- Patienten (Gottstein-Vetter und Stille, 1991; Cote et al., 1992; Starage, 1993)
24 genetische Faktoren Konkordanzraten für Zwillinge: 1,8% bei dizygoten, aber 11,3% bei monozygoten Familiäre Belastung mit Suizidhandlungen gesichert Mittenauer, 1990; Mittenauer, 1990; Roy et al., 1991; Qin et al., 2002
25 Suizid im Alter Abnahme der Suizidversuche bei deutlichen Anstieg der vollendeten Suizide körperliche Erkrankungen und Vereinsamung forcieren die Einengung, Suizidmittel (Medikamente) sind leichter verfügbar, gleichzeitig ist die körperliche Belastbarkeit reduziert Die weit überwiegende Zahl der Suizide geschieht aus einer seelischen Notsituation heraus (Bilanzsuizid: extrem selten!) Reduzierte Kompensationsfähigkeit des serotonergen Systems?
26 Was ist therapeutisch zu tun?
27 Suizidversuche sind ernste Warnzeichen für spätere Suzide oder ernste seelische Erkrankungen diagnostische Abklärung und Begleitung der Betroffenen sind deshalb erforderlich!!!
28 Suizidalität erkennen heißt aktiv ansprechen indirekte Ankündigungen beachten Verschenken, Testament, Verabschiedungen ~ 50% der Suizidopfer konsultieren in der letzten Lebenswoche mögliche Helfer, oft den Hausarzt aktive, empathische Ansprache hilft den Betroffenen ihre Einengung zu durchbrechen
29 Einschätzung akuter Suizidalität: Einengung mit depressiver Verstimmung und Verlust Risikofaktoren der Zukunftsperspektive innere Suizidversuche Anspannung in: Anamnese und Unruhe vermeintliche Entspannung: Familie Ruhe vor dem Sturm sozialer Umgebung Alter und Geschlecht Psychische psychischer Erkrankungen Befund life events, soziales Netzwerk Verfügbarkeit möglicher Suizidmittel
30 Krisenintervention bei Suizidalität Suizidalität aktiv ansprechen Unbedingt verbindliche Kontakte Nahziel: Aufhebung der Einengung Arbeit am Konkreten mit fassbaren Lösungen Psychopharmakologische Einstellung veranlassen oder optimieren Gesetzliche Unterbringung bei Zuspitzung oft unvermeidlich
31 Suizidhandlungen stehen meist am Ende einer Entwicklung und haben Krankheitswert bilden ein heterogenes Phänomen mit zahlreichen neurobiologischen, psychopathologischen und sozialen Facetten kann durch psycho- und pharmakotherapeutische, aber auch präventive Maßnahmen wirksam begegnet werden
32 Beobachtbare Verhaltensänderungen Rückzug, Beziehungsabbruch Verschenken persönlich bedeutsamer Dinge Ordnen der Verhältnisse Treffen von Vorsorge für Hinterbliebene Indirektes Verabschieden
33 Kriterien der Ernsthaftigkeit Suizidversuche in der Vorgeschichte Äußerungen von Hoffnungslosigkeit und Todeswünsche Ort und Methoden werden gewählt harte Methoden = Anzeichen erhöhter Gefahr Impulshaftes Auftreten von Suizidalität Psychische Störung/Krankheit
34 Pharmakotherapie des suizidalen Patienten Ausreichend dosieren Compliance überprüfen Alle Symptome berücksichtigen Spezifische antisuizidale Wirkung nutzen Lithium bei schizoaffektiven und depressiven Störungen Clozapin bei schizophrenen Psychosen Antriebssteigernde Medikamente vermeiden Unspezifische Sedierung nutzen
35 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
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