Finanzierung des Österreichischen Gesundheitssystems
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- Bertold Hofer
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1 Finanzierung des Österreichischen Gesundheitssystems Mag. Georg Ziniel, Msc. 1st international Health Forum IMC University of Applied Sciences Krems
2 Regulator (Stewardship) Links between health financing system and policy objectives, other system functions and overall system goals Funktionen des Gesundheitssystems Ressourcen generierung Mittelbare Ziele der Gesundheitssystemfinanzierung Gerechte Nutzung und Mittelverteilung Ziele des Gesundheitssystems Beitragseinhebung Gesundheitlicher Nutzen Finanzierung des Gesundheitssystems Pooling Qualität Effizienz Transparenz und Verantwortung Finanzielle Absicherung Finanzielle Gerechtigkeit Gesundheitliche Chancengerechtigkeit Bedarfsgerechtigkeit Leistungseinkauf Leistungserbringung Quelle: Eigene Darstellung nach Kutzin et al 2010
3 Stewartship der Finanzierung (Steuerung, Regulierung und Bereitstellung von Informationen Bevölkerung Konzeptioneller Rahmen für die Finanzierung von Gesundheitssystemen Leistungserbringung Leistungen und Rationierung Leistungseinkauf Versicherungsschutz Wahlfreiheit? Pooling Versicherungsschutz Wahlfreiheit? Beitragseinhebung Quelle: Kutzin et al 2010
4 Gesundheitssystem Finanzierung Bereitstellung Steuerung Aufbringung und Verteilung der Geldmittel Struktur der Leistungen, der Versorgung, öffentlich-privat Geltungsbereich, Leistungsumfang, Koordination, Regulierung wer bezahlt? und wie viel? Vergütung: wer wird bezahlt? wie und wie viel? wer erhält Leistungen? wann? und wie viel?
5 Finanzierung von Gesundheitsleistungen: Optionen» Private Finanzierung und private Bereitstellung» Öffentliche Finanzierung und öffentliche Bereitstellung» Öffentliche Finanzierung und private Bereitstellung Implikationen für: Kostendämpfung, Zugang, Wartelisten, Gerechtigkeit, Wahlmöglichkeiten Keine perfekte Lösung (Realität: Mischformen)
6 Finanzierung: Brandreite der Lösungsmöglichkeiten Markorientierte Systeme AT Staatliches Monopol USA CH NL D C DK S UK Private Versicherung Sozialversicherung Staatlicher Gesundheitsdienst
7 Gesundheitsausgaben in % des BIP, 2010» OECD Durchschnitt: 9,5 %» 4395 USD pro Kopf 2010 (bereinigt um PPP), verglichen mit einem OECD Durchschnitt von 3268 USD United States Netherlands France Germany Canada Switzerland Denmark Austria Portugal Belgium Greece New Zealand United Kingdom Spain Sweden Japan Norway Italy Iceland Ireland Australia Slovenia Slovak Republic Finland Chile Luxembourg Hungary Israel Czech Republic Korea Poland Estonia Mexico 8,5 9,6 1,6 9,1 12,0 % 9,0 2,7 11,6 % 8,9 2,7 11,6 % 8,1 3,3 11,4 % 7,4 3,9 11,4 % 9,5 1,7 11,1 % 8,4 2,6 11,0 % 7,1 3,7 10,7 % 8,0 2,6 10,5 % 6,1 4,2 10,2 % 8,4 1,7 10,1 % 8,0 1,6 9,6 % 7,1 2,5 9,6 % 7,7 1,8 9,6 % 7,6 1,8 9,5 % 8,1 1,4 9,4 % 7,4 1,9 9,3 % 7,5 1,8 9,3 % 6,4 2,8 9,2 % 6,2 2,9 9,1 % 6,6 2,5 9,0 % 5,8 3,2 9,0 % 6,6 2,3 8,9 % 3,8 4,1 8,0 % 6,6 1,3 7,9 % 5,0 2,7 7,8 % 4,6 2,8 7,5 % 6,3 1,2 7,5 % 4,1 3,0 7,1 % 5,0 1,9 7,0 % 5,0 1,3 6,3 % 2,9 3,3 6,2 % 17,6 % 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 14 % 16 % 18 % 20 % Quelle: OECD Health Data 2012 Public sector Private sector unknown
8 Idealtyp Finanzierung von Gesundheitsleistungen: Optionen Private Finanzierung und private Bereitstellung Öffentliche Finanzierung und öffentliche Bereitstellung Öffentliche Finanzierung und private Bereitstellung zb. Implikationen US UK, FI, NO, DK, S CA Lücken im Versicherungsschutz Steigende Kosten für Krankenversicherung Hohe Gesundheitsausgaben (% des BIP) Hohe Verwaltungskosten Ungleicher Zugang zu qualitativ hochwertiger Versorgung Wartelisten: Länger aufgrund der Rationierung der Versorgung Wahlmöglichkeiten: Einschränkungen aufgrund finanziellen Drucks Gesundheitliche Outcomes: im Vergleich mit Ländern mit einem ähnlichen Einkommensniveau niedriger Gesundheitsausgaben: unterdurchschnittlich Gesundheitliche Outcomes: dem europäischen Durchschnitt entsprechend Anreize zur Unterversorgung Lange Wartelisten Grundsätzlich guter Zugang aber auch Bereiche mit ungleichem Zugang Begrenzte Wahlfreiheit AT Druck auf die Gesundheitsausgaben/Maßnahmen zur Preis/Ausgabenkontrolle Guter Zugang Keine Probleme mit Wartelisten Keine Probleme mit der Wahlfreiheit aber Budgetknappheit könnte zu Einschränkungen führen Quelle: N. Barr: The Welfare State as a Piggy Bank, chapter 4, S.50-71
9 Schlussfolgerungen: Finanzierungsoptionen» Steuerfinanzierung neigt dazu progressiver zu sein als eine Finanzierung durch Sozialversicherungsbeiträge» Steuerfinanzierte Systeme verzeichnen üblicherweise geringere Ausgaben, könnten aber Unterversorgung und mangelnde Bedarfsgerechtigkeit aufweisen» Versicherungsschutz kann in Sozialversicherungssystemen eingeschränkt sein, es kann zu Risikoselektion kommen» In Sozialversicherungssystemen ist die Zufriedenheit oft höher, es besteht eine größere Wahlfreiheit bei Gesundheitsdienstleistern und es gibt kürzere Wartelisten» Personen mit einer privaten Krankenversicherung profitieren von hochqualitativer Versorgung allerdings auf Basis ihrer Zahlungsfähigkeit» Gemischte Ergebnisse bei den gesundheitlichen Outcomes
10 Finanzierung des Gesundheitssystems in Österreich Anmerkungen: (1) Finanzausgleich (2) Mittel des Bundes an die Bundesgesundheitsagentur: a) fixe Mittel b) rund 1 Prozent des vom Bund vereinnahmten Steueraufkommens im betreffenden Jahr (3) Mittel der Bundesgesundheitsagentur an Landesgesundheitsfonds (4) Mittel der Länder an die Landesgesundheitsfonds: a) 0,949 Prozent des Umsatzsteueraufkommens im betreffenden Jahr b) Anteile des Landes an der Betriebsabgangsdeckung (5) Mittel der Gemeinden an die Landesgesundheitsfonds: a) 0,642 Prozent des Umsatzsteueraufkommens im betreffenden Jahr b) Anteile der Gemeinden an der Betriebsabgangsdeckung (6) Mittel der Sozialversicherungsträger an a) die Landesgesundheitsfonds: Anpassung analog zur Änderung der Beitragseinnahmen b) den Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds (PRIKRAF): Anpassung analog zur Änderung der Beitragseinnahmen (7) Mittel der Sozialversicherung, die direkt an Krankenanstalten (akut, Rehab), an Angehörige der Gesundheitsberufe, Kuranstalten und Wohlfahrtseinrichtungen fließen (8) Mittel der Sozialversicherung direkt an Patientinnen und Patienten (9) Mittel der Länder bzw. Gemeinden, direkt an KV, Pflegeheime u. Wohlfahrtseinrichtungen (10) Mittel der Landesgesundheitsfonds an die öffentlichen und privaten gemeinnützigen Akutkrankenanstalten bzw. des PRIKRAF an die privaten nicht gemeinnützigen Akutkrankenanstalten (11) Kostenbeiträge und Selbstbehalte der Patientinnen und Patienten (12) Zahlungen der privaten Krankenversicherungsträger an Leistungserbringer (13) Pflegegeld des Bundes bzw. der Länder an die Pflegegeldbezieher/innen (14) Steuern (15) Beiträge an die soziale Krankversicherung (16) Beiträge an die private Krankversicherung Quelle: BMG
11 Gesundheitsausgaben nach Funktionen und Sektoren 2010 Öffentlich Privat Gesamt Stationäre Gesundheitsversorgung 9.327, , ,8 Ambulanter Bereich 5.188, , ,0 Langzeitpflege 3.588,8 797, ,5 Krankentransport und Rettungsdienste 629,6 285,3 914,9 Pharmazeutische Erzeugnisse und medizinische Geund Verbrauchtsgüter 3.116, , ,8 Prävention und öffentlicher Gesundheitsdienst 452,1 80,2 532,3 Verwaltung der Gesundheitsversorgung: Staat inkl. SV 661,9 424, ,1 Laufende Gesundheitsausgaben , , ,4 Investitionen 992,4 672,6 1665,0 Gesundheitsausgaben insgesamt , , ,4 3,5% 1,7% 16,0% 2,9% 14,0% Quelle: OECD Health Data ,3% 31,4 Mrd. 23,3% 33,4% Stationärer Bereich Ambulanter Bereich Langzeitpflege Gesundheitsbezogene Nebenleistungen Medizinische Ge- und Verbrauchsgüter Prävention Administration Investitionen
12 Current expenditure on health by provider industry and source of funding in Austria, 2010 (in Mio. Euro) Total current expenditure on health General government General government (excl. social security) Social security funds Private sector Private insurance Private household out-ofpocket payments Non-profit organisatio ns (other than social ins.) Spitäler Corporatio ns (other than health insurance) Pflegeeinrichtungen Ambulante Gesundheitsversorgung Medizinische Ge- und Verbrauchsgüter (Arzneimittel) Öffentliche Gesundheit und Prävention Verwaltung der Gesundheitsversorgung Andere Anbieter Sonstiges Laufende Gesundheitsausgaben Source: STATISTIK AUSTRIA
13 Honorierung von Leistungserbringern» Arten der Honorierung von Leistungserbringern im Gesundheitswesen» Prospektiv» Gehalt» (Kopf)pauschale» Globale Budgets» Retrospektiv» Einzelleistungszahlungen» Fall-basierte Zahlungen Effizienz (Kosten, Qualität etc.) Gerechtigkeit (Zugang, Wartezeiten, Wahlfreiheit etc.) 13
14 Einzelleistung vs. pauschalierter Abrechnung Kriterium Einzelleistung Pauschale Risikobereitschaft Messbarkeit Effizienz Behandlung Mehr Bezahlung für die Behandlung kranker Patienten, kein Anreiz zur Risikoselektion Unmittelbar, hoher Arbeitseinsatz, viele Verfahren, patientenorientiertes Verhalten wird belohnt Begünstigt unnötige Behandlungen und teure Versorgungsebenen: Fachärzte Nachteilig für Kooperation und Einhaltung von Behandlungsrichtlinien Problematisch im Fall eines unvollständigen Risikoausgleichs, kein Ausgleich für verschlechterten Gesundheitszustand Im voraus vereinbarte Zahlung, nicht auf tatsächlich erbrachte Leistung abgestellt, Überbezahlung bei jenen, die zu wenig anbieten, Unterbezahlung bei komplexen Angeboten Gegenpol zur angebotsinduzierten Nachfrage Fördert Interesse an epidemiologischen Zusammenhängen, Anwendung von Behandlungsrichtlinien, schonender Umgang mit Ressourcen
15 Honorierungssysteme von Ärzten in Westeuropa Quelle: Figueras et al. 2005
16 Vergütungssysteme in Krankenanstalten in Westeuropa Source: Figueras et al. 2005
17 Österreich» Einkommenssteuern sind in Österreich bis zu einer bestimmten Grenze progressiv, Mehrwertsteuer ist regressiv» Sozialversicherungsbeiträge sind progressiv bis zur Beitragsobergrenze» Kostenbeteiligungen sind regressiv
18 Österreich II» Nahe zu 100% der Bevölkerung sind von der sozialen Krankenversicherung geschützt und haben Zugang zu einem umfassenden Leistungsangebot» Transferzahlungen spielen in Hinblick auf Gerechtigkeit eine Rolle (Einkommen, Gesundheit)» Sozialversicherung: Umverteilung zwischen Generationen, Einkommensgruppen, Gesunden und Kranken, Einzelpersonen zu Versicherten mit Angehörigen
19 Österreich III» Teilweise bestehen Zugangsbarrieren (Information, Kultur, geografisch etc.)» Fragmentierung bei den Finanzierungsquellen stellt eine große Herausforderung dar» Hohe Ressourcendichte (Betten, ÄrztInnen etc.)» Eingeschränkte Verwendung von Anreizmechanismen» Initiativen zur Sicherstellung und Verbesserung der Qualität und Patientensicherheit nehmen zu
20 Kontakt Mag. Georg Ziniel, Msc. Stubenring Wien, Österreich T: F: E: georg.ziniel@goeg.at
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