Input zum Thema "Taufe"

Transkript

1 Input zum Thema "Taufe" Gliederung I. Was ist Taufe? II. Was ist Taufe nicht? III. Wer darf sich taufen lassen? Einleitung (Titelfolie) Wir feiern ja heute wie gesagt eine Taufe grundsätzlich etwas total Tolles und Schönes, woran wir uns freuen sollten. Aber ich merke immer wieder, dass gerade die Taufe auch enorm viele Fragen aufwirft. Und auch Unsicherheiten. Zum einen ist es so, dass wir in unserem Taufverständnis 2000 Jahre kirchengeschichtliche Prägung erlebt haben. "Taufe" ist für uns hier im Westen untrennbar mit Babys verbunden. Deshalb ist das für uns ungewohnt und fast schon ein bisschen befremdlich, wenn sich heute Morgen 3 Erwachsene taufen lassen. Zweitens ist es auch so, dass "Taufe" irgendwie nicht so richtig in unsere Zeit hinein passen will. Dass Menschen öffentlich von ihrem Glauben erzählen und diese Überzeugung auch nach aussen hin bezeugen, das scheint irgendwie "fremd" zu sein. Denn wir sind so erzogen worden, dass "Glaube Privatsache" ist. Meine alte, 90-ig jährige Tante Emma hat immer gesagt: "Über -3- Dinge spricht man nicht: Über Geld, über Sex und über den Glauben!" Drittens verbinden viele Menschen Taufe auch irgendwie mit "Erlösung". "Taufe", das scheint irgendwie mit dem Himmel zu tun. Und da stellt sich die Frage: Werden die 3, die sich heute taufen lassen, jetzt plötzlich irgendwie "heiliger" oder so heute morgen? Und viertens: Viele Menschen verbinden Taufe mit Kirche, denn durch die Taufe wird man ja Mitglied in der Kirche. Kirchengeschichtlich ist das so gewachsen, wir in Westeuropa sind kirchengeschichtlich ganz stark so geprägt. Viele Fragen also, vielleicht auch einige Unsicherheiten, und deshalb ist mir wichtig, das, was heute hier passiert, etwas genauer zu erklären. Was ist die Taufe überhaupt? Worum geht es? Was passiert hier? -1-

2 I. Taufe ist irgendwie etwas "Fremdes". Woher kommt das eigentlich überhaupt? Was IST die Taufe? Nun: Vieles von dem, was wir tun, viele unserer Traditionen, haben ihre Wurzeln in der Vergangenheit. Und auch mit der Taufe ist das so. Die Taufe ist zwar eine christliche Tradition, hat aber ihre Wurzeln im Alten Testament. Zwar kannte man im AT noch keine Taufe, wie wir sie kennen, aber man kannte rituelle Waschungen, die zb. Priester machen mussten oder Menschen, die sich "verunreinigt" hatten (3Mo ). Diese Waschungen waren damals ein Zeichen dafür, dass wir als Menschen "innere Reinheit" nötig haben, bevor wir zu Gott kommen und ihm dienen können. Nun: Ich denke, uns allen ist klar: Der innerere "Schmutz" des Herzens geht nicht weg, wenn man sich äusserlich wäscht. Aber das äussere Waschen war ein ganz starkes Zeichen, ein Symbol. Und dieser Symbol-Gedanke von "Reinigung", der aus dem AT bekannt war, wurde von den ersten Christen übernommen in die ntl. Taufe. Zweitens kannte man in der jüdischen Kultur einen Taufakt für die Menschen, die aus dem Heidentum heraus kamen und sich dem Gott der Bibel zu wenden und Juden werden wollten. Hier war es üblich, dass diese Menschen öffentlich und vor Zeugen sich selbst tauften 1. Diese Taufe war ein Zeichen dafür, dass sie der alten Religion, aus der stammten, abgesagt hatten und nun der neuen Religion, der jüdischen Religion, angehören wollten. Wenn sich also jemand "jüdisch" taufte, dann machte er damit öffentlich, dass er einen neuen Glauben gefunden hatte. Auch dieser zweite Gedanke, das "öffentlich-machen" seines neu gefundenen Glaubens, wurde übernommen in die ntl. Taufe hinein. Und drittens kannte man zur Zeit der ersten Christen die Taufe von "Johannes dem Täufer" her, einem Prediger, der zur Zeit Jesu die Menschen dazu aufrief, dass sie zu Gott umzukehren sollten. Von Johannes heisst es in der Apostelgeschichte, dass seine Taufe " eine Taufe zur Busse war, auf dass die Menschen an den glauben sollten, der nach Johannes kommt, das ist an Jesus!" (Apg 19.4). Johannes' Taufe also bedeutete: "Ich, der ich mich hier taufen lasse, bin ein Sünder. Ich brauche einen Erlöser. Und ich möchte bereit sein dafür, wenn dieser Erlöser kommt!" Die Proselytentaufe war nachweislich eine "Selbsttaufe". Vielleicht ist deshalb Johannes der Erste, der ANDERE tauft im Ggs. Zur "Selbsttaufe" für Konvertiten und Proselyten; eben um auszudrücken: "Ich brauche Hilfe". -2-

3 Die 1) Waschungen des AT, die 2) Taufe zum Judentum und die 3) Taufe von Johannes dem Täufer sind nicht gleichzusetzen mit der ntl. Taufe, die Jesus seinen Jüngern befohlen hat. Aber: Dieses Symbolhafte von 1) "Reinigung", 2) "öffentlich-machen- meines-glaubens" und 3) "Umkehr" wurden in die christliche Taufe hinein übernommen. Denn die ntl. Taufe ist ein Symbol. Ein Symbol für Reinigung. "Ich brauche Vergebung und Reinigung, wenn ich zu Gott kommen will" hier schwingt der Aspekt der Waschungen aus dem Alten Testament mit. "Ich mache meinen Glauben öffentlich, ich mache sichtbar, was ich glaube", dieser Aspekt aus der jüdischen Taufe, auch der kommt in der christlichen Taufe vor. Und drittens "Ich brauche einen Erlöser, ich schaffe es nicht selber, mich zu retten", dieser Aspekt von der Johannes-Taufe, auch der kommt in der christlichen Taufe vor. In der ntl. Taufe werden nun alle drei Aspekte in der Person von Jesus Christus gebündelt, indem sie symbolhaft darstellt: Jesus ist derjenige, der mich reinigt. Jesus ist derjenige, an den ich glaube und Jesus ist derjenige, der mich erlöst. Paulus erklärt im NT in Röm 6.3-4, was die Taufe theologisch symbolisiert. Dort schreibt er: " 3 Oder wißt ihr nicht, daß wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? 4 So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln." Die Taufe stellt symbolhaft dar, was passiert, wenn jemand zum Glauben an Jesus kommt. Er ist praktisch mit Jesus gestorben und mit Jesus begraben, wie Paulus das sagt. Und anschliessend mit Jesus "auferstanden", um ein neues Leben zu leben. Deshalb tauchte man zur Zeit des NT's auch durch Untertauchen. Die christliche Taufe ist damit ein Bekenntnis. Die Taufe ist vergleichbar mit einem "Fahneneid". "Diesem Jesus, der für mich starb, vertraue ich. Mit diesem Jesus, der für mich starb, identifiziere ich mich. Und für diesen Jesus, der für mich starb, möchte ich auch leben". Nicht nur Menschen sehen zu, sondern auch die gesamte (unsichtbare) himmlische Welt, die uns umgibt. Mit der Taufe tut man das gleiche wie bei einer Trauung: Man bekundet öffentlich, dass man zusammengehört! Die Taufe ist eine Proklamation: "Ich gehöre zu Jesus! Die Taufe ist ein öffentlicher -3-

4 "Fahneneid", wo ich mich zu Christus bekenne und ihm praktisch öffentlich "Treue" schwöre. Das also ist die Bedeutung der Taufe. Damit zum zweiten, was mir für heute wichtig ist, nämlich zur Frage: Was bedeutet die Taufe NICHT? II. Was bedeutet die Taufe NICHT? Taufe wird, wie ich einleitend schon gesagt habe, oft mit Erlösung gleichgesetzt. Im Sinn von: "Man muss sich taufen lassen, um in den Himmel zu kommen". In ganz vielen Sekten ist das das Verständnis von Taufe. Aber und hier ist die Bibel sehr klar: Es geht bei der Taufe eindeutig NICHT UM DEN Himmel. Die Bibel macht unmissverständlich klar, dass nicht ein eigenes gutes Werk oder die Zugehörigkeit zu einer speziellen Kirche oder aber eine äussere Handlung, die jemand an mir vollzieht, mich retten kann. Sondern retten kann nur und einzig und allein Jesus Christus. Weil ER am Kreuz gestorben ist, ist Erlösung möglich. Und ich darf das einfach im Glauben als Geschenk annehmen. Paulus sagt deutlich, dass wir aus Gnade errettet sind und nicht aus Werken. Das heisst: "Die Erlösung ist ein Geschenk!" Du kannst das "nur" annehmen, aber Du musst überhaupt nichts dafür tun. Ob Du also getauft bist oder nicht ist nicht entscheidend für die Frage, ob Du in den Himmel kommst. Entscheidend ist einzig und allein, ob Du an Jesus glaubst. Weiter wird die Taufe oft mit Kirchenmitgliedschaft gleichgesetzt. "Durch Taufe wird man Mitglied in einer Kirche oder Gemeinde". Aber auch dieses Taufverständnis finden wir nicht in der Bibel. Durch den Glauben an Jesus werde ich mithineingenommen in die Gemeinschaft all jener, wie wie ich auch an Jesus glauben. Unabhängig davon, zu welcher spezifischen Kirche sie nun gehören, ob das nun eine evangelische, eine katholische oder eine Freikirche, wie wir es sind, ist. Die Mitgliedschaft in einer lokalen Kirche hat nichts mit der Taufe zu tun. Wir als FEG trennen das deshalb auch. Wer sich taufen lassen möchte, wird damit nicht automatisch Mitglied in der FEG. Das sind zwei verschiedene Dinge. Von daher ist auch klar, was die einzige Voraussetzung ist, damit sich jemand mich taufen lassen kann: Nämlich der Glaube an Jesus und die Bereitschaft, mit IHM und in der Abhängigkeit von IHM mein Leben zu gestalten. -4-

5 III. Voraussetzungen, damit ich mich taufen lassen darf. Manchmal meinen Leute, man müsste eine spezielle "Würdigkeit" oder eine besondere "Heiligkeit" aufweisen können, um sich taufen lassen zu können. Irgendwie schwingt der Gedanke mit: "Wenn man sich taufen lässt, dann muss es doch auch im Leben perfekt stimmen. Dann musst man doch ein einwandfreies Christsein aufweisen können." Dieses Verständnis geht weit am NT vorbei. Die Taufe hat nichts damit zu tun, dass man "würdig" sein muss oder dergleichen. Im Gegenteil: Die Taufe symbolisiert ja, was bei der Erlösung passiert ist. Und gerade, wenn es um den Himmel geht, sagen wir ja: "Eigentlich ist keiner würdig; aber Gott sei Dank hat Jesus für uns bezahlt!" Zur Zeit der ersten Christen wurden deshalb die Leute immer unmittelbar, nachdem sie zum Glauben gekommen sind, auch getauft. Der Kämmerer aus Ähtiopien, von dem in Apg 8 die Rede ist, zb., kam zum Glauben und dann lässt er sich gleich taufen (Agp 8). Und in den Briefen setzen die Apostel selbstverständlich voraus, dass die Leute, die zum Glauben gekommen sind, auch getauft sind. "Jesus annehmen" und "sich taufen lassen", das hat in der Urgemeinde untrennbar zusammengehört. Die Leute damals in der Urgemeinde, die hatten auch noch kein perfektes Leben, das sie aufweisen konnten. Da gab es noch manches zu lernen und vieles, das noch nicht "perfekt" war. Trotzdem liessen sie sich taufen. Weil sie ausdrücken wollten: "Ich bin mit Christus gestorben. Sünde hat bei mir nichts zu suchen. Dafür bin ich tot. Und meine Erlösung, die gründe ich allein auf Jesus. Aber ich bin auch mit Jesus auferstanden. Für IHN will ich leben!" Übrigens: Von diesem Taufverständnis herkommend wurden deshalb in urchristlicher Zeit auch nur mündige Menschen getauft, die selbständig glauben und eigenverantwortliche Entscheidungen treffen können. Ein Baby kann das nicht. Uns als FEG ist deshalb wichtig, dass Menschen wirklich bewusst ist, was sie bei der Taufe bezeugen. Auch, dass sie das aus freien Stücken und nicht etwa aus einem Gruppendruck heraus oder weil die Eltern das so wollen oder dergleichen tun. Uns ist wichtig, dass das wirklich eine ganz eigene Entscheidung ist, die unabhängig von anderen getroffen wird. Deshalb taufen wir Erwachsene übrigens etwas, das auch in der reformierten Landeskirche immer häufiger gemacht wird. -5-

6 Weil sich die ersten Christen auch immer unmittelbar taufen liessen, nachdem sie zum Glauben gekommen waren, war es auch natürlich, dass die Person, die ihnen zum Glauben "verholfen" hat, sie taufte. Ich als Pfarrer freue mich natürlich, wenn ICH jemanden taufen darf, aber wo jemand eine besondere Beziehung zu jemandem hat, die dann auch noch in einer Beziehung zu seinem "gläubig-werden" steht, da finde ich es aber noch viel schöner, wenn diese Person ihn tauft. Und deshalb hat mir auch dieses Bild so gefallen, dass Ihr an der Folie seht weil ich den Eindruck habe: "Hier umarmen sich zwei Freunde, die wirklich eine Beziehung zu einander haben!" Zusammenfassung Taufe ist also nicht ein Weg, um mit Gott Frieden zu finden, sondern: WEIL Menschen das Evangelium verstanden und durch den persönlichen Glauben an Jesus Christus Frieden mit Gott gefunden haben, darum lassen sie sich taufen. Sie wollen damit ausdrücken: "Ich brauche 1) Reinheit, um mit Gott leben zu können und Jesus HAT mich rein gemacht. Ich möchte 2) meinen Glauben zeigen und stelle symbolhaft dar, dass ich mit Jesus gestorben bin. Und ich brauche 3) einen Erlöser und Jesus ist dieser Erlöser, mit dem ich leben möchte". Schluss: Das ist auch die Frage, die den Täuflingen nachher im Wasser gestellt wird. "Bekennst du vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt, dass Du Deine Erlösung allein auf das gründest, was Jesus am Kreuz für Dich getan hat und dass Du mit diesem Jesus leben möchtest?" Und auf dieses Bekenntnis hin taufen wir dann die Täuflinge auf den Namen von Jesus, der uns erlöst hat. Auf den Namen Gottes des Vaters, dem wir gehören. Und auf den Namen des Heiligen Geistes, der in uns lebt. Ich hoffe, diese Gedanken helfen, das, was nachher geschieht und was die Täuflinge auch durch ihre Taufe und auch durch ihre Lebensberichte ausdrücken wollen, zu verstehen und auch einordnen zu können Jetzt werden uns die Täuflinge kurz erzählen, wer sie sind, wie das mit ihnen und Jesus aussieht und weshalb sie sich taufen lassen möchten. Zeugnisse der Täuflinge -6-