Wenn helfen krank macht Burnout in helfenden Berufen. Fachtagung am 18. März 2014 in Northeim. Gelebtes Netzwerk Betriebliches Gesundheitsmanagement
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- Gerhard Dittmar
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1 Prof. Dr. Elke Driller Wenn helfen krank macht Burnout in helfenden Berufen Fachtagung am 18. März 2014 in Northeim Gelebtes Netzwerk Betriebliches Gesundheitsmanagement
2 Gliederung 1. Burnout Was ist das? Definitionen und Verbreitung 2. Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe empirische Vorgehensweise Ergebnisse 3. Burnout Was ist zu tun? als Leitung einer Einrichtung der Behindertenhilfe als Arbeitnehmer als Wissenschaftler
3 Burnout Was ist das? Burnout- Stresstreppe abwärts Sebastian Deisler, Sven Hannawald, Miriam Meckel - alle drei haben erfahren, wie sich bodenlose Leere anfühlt. Wie sie gehen Tausende Deutsche Stufe für Stufe dem Burnout entgegen. In frühen Stadien können Betroffene sich selbst helfen. Ist der Zustand totaler Erschöpfung erreicht, hilft nur noch eine Therapie Burnout-Syndrom. Erschöpft, ausgebrannt, arbeitsmüde Burnout heißt die neue Zivilisationskrankheit - jeder neunte Deutsche ist betroffen. Immer häufiger trifft es junge Akademikerinnen: Ehrgeizige Karrierefrauen, die alles auf einmal schaffen wollen und daran zugrunde gehen Arbeitsschutz Was Mitarbeiter vor dem Burnout bewahrt Forscher haben das Burnout-Risiko in Betrieben unter die Lupe genommen: Vor allem die Vorgesetzten haben eine Schlüsselrolle.
4 Burnout Was ist das? Burnout ist ein weit verbreitetes Phänomen in der Arbeitswelt. Eine gemeinsame Studie der WHO und der internationalen Arbeitsorganisation ILO (international Labour Organization) untersuchten im Jahr 2010 die Verbreitung in westlichen Industrienationen. In Europa leiden bereits mehr als 37 Mio. Menschen an den Folgen psychischer Arbeitsbelastungen. Die Folgekosten sind immens. Immer mehr Berufstätige leiden unter psychischen Belastungen. Das zeigt eine Befragung unter Arbeitsmedizinern des TÜV Süd. Danach berichten mehr als 80% der befragten Betriebsärzte über eine Zunahme der psychischen Erkrankungen. 15% sprachen sogar von einer starken Zunahme. TK-Studie zu Stress am Arbeitsplatz: Die Zahl der Burnout-Krankschreibungen hat innerhalb der letzten fünf Jahren um 17% zugenommen waren in Deutschland Menschen aufgrund von Burnout krankgeschrieben. Laut Fehlzeiten-Report 2010 (AOK und Universität Bielefeld) nehmen mittlerweile psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burnout mit 8.6% den 4. Rang der häufigsten Ursachen von Krankschreibungen ein. Diese psychisch bedingten Erkrankungen sind dabei für die längsten Fehltage am Arbeitsplatz verantwortlich: "Bei einer Atemwegserkrankung fehlt ein Beschäftigter im Schnitt 6,5 Tage, bei einer psychischen Erkrankung sind es fast 23 Tage".
5 Burnout Was ist das? Wissenschaft Psychologie Soziologie Medizin BURNOUT Gesellschaft, Medien
6 Burnout Was ist das? Meilensteine der Burnout-Definition und Begriffsbildung
7 Burnout Was ist das? 1. Emotionale Erschöpfung Übernahme zu hoher Verpflichtungen keine Erholungsphasen sich durch den engen Kontakt zu Klienten leer fühlen 2. Depersonalisierung Abneigung Gefühlslosigkeit 3. Reduzierte Leistungsfähigkeit Kraftlosigkeit Versagensgefühle Sozialer Rückzug... kann bei Individuen, die in irgendeiner Weise mit Menschen arbeiten, auftreten (Quelle: Maslach & Jackson (1984) S In Enzmann & Kleiber (1989): S. 32)
8 Burnout Was ist das? Arbeitsstressoren (Job stress) Anforderungen Ressourcen Stressreaktionen (strain) Anspannung Ermüdung Reizbarkeit Defensive Bewältigung Emotionale Distanz Zynismus Rückzug (Quelle: Cherniss 1980; auch Edelwich & Brodski 1984:12)
9 Burnout Wie kommt es dazu? Was meinen Sie?
10 Burnout Wie kommt es dazu? Persönliche Faktoren? Ideal des Helfens mangelnde Selbstabgrenzung Klientenfaktoren? aggressiv manipulativ-intrigierend seelisch und/oder körperlich schwer erkrankt liebenswert Teamfaktoren/soziale Faktoren? zu großes/kleines Team schlechte Zusammensetzung mangelnde Unterstützung durch Kollegen mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte Institutionelle Faktoren? Personalknappheit hohe Klientenzahl Erwartungsdruck unterschiedlicher Anspruchsgruppen fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten fehlende Supervision konzeptionelle Unvereinbarkeit In Anlehnung an M. Domnowski (2010): Burnout und Stress in Pflegeberufen. Hannover: Kunz Verlag.
11 Burnout Wie kommt es dazu? Institutionelle Belastungsfaktoren in helfenden Berufen Dauerstress Aus: M. Domnowski (2010): Burnout und Stress in Pflegeberufen. Hannover: Kunz Verlag, S. 35.
12 Burnout Wie kommt es dazu? Institutionelle Belastungsfaktoren in helfenden Berufen Zerrissenheit Aus: M. Domnowski (2010): Burnout und Stress in Pflegeberufen. Hannover: Kunz Verlag, S
13 Burnout Wie kommt es dazu? Aus: C. Bortis & M. Brigger (2001): Burnout im Pflegeberuf. Walliser Schule für Gesundheits- und Krankenpflege
14 Gliederung 1. Burnout Was ist das? Definitionen und Verbreitung 2. Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe empirische Vorgehensweise Ergebnisse 3. Burnout Was ist zu tun? als Leitung einer Einrichtung der Behindertenhilfe als Arbeitnehmer als Wissenschaftler
15 Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe Datenerhebung Sechs Wohnheime für Menschen mit Behinderungen Fragebogenversand an 308 pädagogisch tätige Mitarbeiter 175 Mitarbeiter nahmen teil Rücklauf: 56.8%
16 Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe Burnout-Messinstrument - Maslach Burnout Inventory (MBI) MBI-HSS Human Services Survey MBI-ES Educators Survey MBI-GS General Survey
17 Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe MBI-GS General Survey Subskala Emotionale Erschöpfung 0=nie, 6=täglich Ich fühle mich emotional leer in meiner Arbeit. Ich fühle mich am Ende des Arbeitstages verbraucht. Ich fühle mich müde, wenn ich morgens aufstehe und an die Arbeit denke. Den ganzen Tag zu arbeiten, ist wirklich eine Belastung für mich. Ich fühle mich durch meine Arbeit ausgebrannt.
18 Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe Burnout-Classification nach Kalimo et al. (2003) Häufigkeit Verteilung keine Burnout-Symptome (0-1.49) % Vorhandene Burnout-Symptome ( ) Schwerwiegende Burnout-Symptome (3.5 6) N %
19 Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe Demographie und Burnout wer ist betroffen? Ausbrennen betrifft Männer wie Frauen Männer neigen eher zu Depersonalisierung/Zynismus jüngere Arbeitnehmer sind signifikant häufiger betroffen (besonders in den ersten fünf Berufsjahren) unverheiratete/alleinstehende Mitarbeiter sind häufiger vom Ausbrennen betroffen das Ausbrennen verläuft bei jüngeren, unverheirateten Mitarbeitern dramatischer als bei älteren, verheirateten
20 Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe Persönliche Faktoren! Ideal des Helfens mangelnde Selbstabgrenzung Externale Kontrollüberzeugung Internale Attribution Klientenfaktoren! aggressiv manipulativ-intrigierend seelisch und/oder körperlich schwer erkrankt liebenswert Teamfaktoren/soziale Faktoren zu großes/kleines Team schlechte Zusammensetzung mangelnde Unterstützung durch Kollegen mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte konzeptionelle Unvereinbarkeit Institutionelle Faktoren! Personalknappheit hohe Klientenzahl Arbeitsdichte, -stress, -belastung Erwartungsdruck unterschiedlicher Anspruchsgruppen fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten fehlende Supervision In Anlehnung an M. Domnowski (2010): Burnout und Stress in Pflegeberufen. Hannover: Kunz Verlag.
21 Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe Soziale Faktoren Soziale Unterstützung Kollegen/Vorgesetzte Kontrollvariablen Alter, Geschlecht, Berufserfahrung, Familienstatus Burnout Emotionale Erschöpfung Depersonalisierung Reduz. pers. Leistungsfähigkeit
22 Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe Soziale Faktoren Soziale Unterstützung* durch Kollegen -.612* n.s. Burnout Emotionale Erschöpfung Burnout Depersonalisierung OR=1, ** Burnout Reduzierte pers. Leistungsfähigkeit OR=2,1 Kontrolliert für Alter, Geschlecht, Familienstatus, Berufserfahrung *p 0.05; **p 0.01; ***p= *Zapf et al. (1983): Psychischer Stress am Arbeitsplatz
23 Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe Soziale Faktoren Soziale Unterstützung* durch Vorgesetzte *** n.s. Burnout Emotionale Erschöpfung Burnout Depersonalisierung OR=5, * Burnout Reduzierte pers. Leistungsfähigkeit OR=1,8 Kontrolliert für Alter, Geschlecht, Familienstatus, Berufserfahrung *p 0.05; **p 0.01; ***p= *Zapf et al. (1983): Psychischer Stress am Arbeitsplatz
24 Gliederung 1. Burnout Was ist das? Definitionen und Verbreitung 2. Burnout Untersuchung in der Behindertenhilfe empirische Vorgehensweise Ergebnisse 3. Burnout Was ist zu tun? als Leitung einer Einrichtung der Behindertenhilfe als Arbeitnehmer als Wissenschaftler
25 Burnout Was ist zu tun? als Leitung einer Einrichtung der Behindertenhilfe? Analyse der betrieblichen Burnout-Risiken Gibt es Beschäftigte in Ihrem Team, die gefährdet sind? Wie sind die Arbeitsbedingungen in ihrer Einrichtung? Führungskräfte schulen "Gesund führen Fokussierung auf organisationsbezogene Maßnahmen Konkrete Arbeitsbedingungen vor Ort analysieren und verbessern, nicht Mitarbeiter härter machen Fokussierung auf Gesundheitsförderung statt (Sekundär-) Prävention!
26 Burnout Was ist zu tun? als Leitung einer Einrichtung der Behindertenhilfe? Vorsicht! Die Burnout-Intervention gibt es nicht! Empfehlenswert! Basiert auf einem theoretischen Konzept Interessant! BGF-Maßnahmen sind bis zu einer Höhe von 500 pro Beschäftigten steuerlich absetzbar. Weitere Informationen: Deutsches Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung
27 Burnout Was ist zu tun? als Kollege? achtsam sein (Ich-Sorge, Du-Sorge) Auseinandersetzung mit dem Berufsrisiko Burnout regelmäßige Teamtage einfordern Supervision mit Kollegen gemeinsame Pausen einhalten
28 Burnout Was ist zu tun? als Burnout-Forscher? ganzheitliche Theorieansätze entwickeln Fokussierung auf Gesundheit statt Krankheit Ermittlung verbindlicher Normwerte Randomisiert-kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Maßnahmen
29 Burnout Was ist zu tun? als Burnout-Forscher? randomisiert-kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Maßnahmen
30 Einige Literaturtipps Nitzsche, A., Driller, E., Kowalski, C., Pfaff, H. (2010): Organisationskrankheit Burnout. In: B. Badura, U. Walter, T. Hehlmann: Betriebliche Gesundheitspolitik. Der Weg zur gesunden Organisation. 2. Auflage. Heidelberg: Springer Verlag, Driller, E. (2008): Burnout in helfenden Berufen. Eine Darstellung am Beispiel pädagogisch tätiger Mitarbeiter der Behindertenhilfe. Berlin: LIT Verlag. Schaufeli, W.B., Leiter, M., Maslach, C., Jackson, S.E. (1996): MBI General Survey. In: C. Maslach, S.E. Jackson, M.P. Leiter (Eds.). Maslach Burnout Inventory, 3rd. Ed. Palo Alto, CA: Consulting Psychologists Press, Burisch, M. (1994): Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung. Berlin: Springer Verlag.
31 Vielen Dank für Ihr Interesse!
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