Die Bauchspeicheldrüsenerkrankungen in der Chirurgie

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1 Die Bauchspeicheldrüse liegt anatomisch gesehen hinter der Bauchhöhle, besitzt keine Hülle und hat als einziges Organ die Fähigkeit, sich selbst aufzulösen. Hieraus resultiert die Gefahr einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung und deren, zum Teil schwerwiegenden, Verläufen. Die Behandlung der Bauchspeicheldrüse ist eine zentrale Aufgabe für die interdisziplinäre Therapie zwischen Gastroenterologie und Viszeralchirurgie. Sie stellt eine Herausforderung sowohl für den Internisten wie für den Viszeralchirurgen dar. Diese Erkrankungen zu behandeln, erfordert große Erfahrung, moderne Operationstechnik und Endoskopie sowie in vielen Fällen intensivmedizinische Hilfe. Wichtig ist hier auch die enge Zusammenarbeit mit Schmerztherapeuten, Psychologen, Ernährungsberater und engagiertem Krankenpflegefachpersonal. Durch die Lage der Bauchspeicheldrüse direkt vor der Wirbelsäule, quer im Oberbauch, erklärt sich ein häufiges Beschwerdebild mit Rückenschmerzen oder gürtelförmigen Oberbauchschmerzen.

2 Funktionen der Bauchspeicheldrüse Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, erfüllt zwei wesentliche Stoffwechselfunktionen. Auf der einen Seite entsteht in der Bauchspeicheldrüse der Bauchspeichel, ein Saft, der Enzyme wie Eiweiße, Stärke und Fette enthält. Diese Enzyme spalten die Nahrung in kleine Bausteine wie Aminosäuren, Kohlenhydrate und Fettsäuren auf und bereiten sie für die Aufnahme über die Darmzelle vor. Der Bauchspeichel wird in der gesamten Drüse gebildet. Er wird über ein fein verzweigtes Gangsystem gesammelt und über den Hauptausführungsgang dem Hauptgallengang zugeführt und in den Zwölffingerdarm ausgeleitet. Die andere Aufgabe der Bauchspeicheldrüse besteht in der Bildung des Insulins. Die Insulinbildung findet hauptsächlich im links gelegenen Pankreasschwanz statt. Das Insulin fließt nicht über den Bauchspeichel in den Zwölffingerdarm, sondern wird direkt in das Blut abgegeben. Dieses stellt die sogenannte endokrine Funktion der Bauchspeicheldrüse dar. Gerade bei Tumoroperationen kann die enge Lagebeziehung der Bauchspeicheldrüse zu den Oberbauchgefäßen, der Leber und dem Dünndarm den operativen Ablauf zu einer Herausforderung werden lassen. Drei Krankheitsbilder der Bauchspeicheldrüse bilden die Hauptaufgabenfelder der chirurgischen Therapie: So können die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis), die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (chronische Pankreatitis) und der Bauchspeicheldrüsenkrebs nur in direkter Zusammenarbeit mit dem Gastroenterologen als diagnostischen und interventionellen Partner gemeistert werden.

3 1. Akute Pankreatitis Die akute Pankreatitis zeichnet sich durch das schlagartige Auftreten von Schmerzen im Oberbauch mit Ausstrahlung in den Rücken, Erbrechen und vielen anderen Symptome aus. Ursächlich für eine akute Pankreatitis können in vielen Fällen Gallensteine sein, die den gemeinsamen Ausführungsgang von Gallenflüssigkeit und Bauchspeicheldrüse verstopfen. Letztendlich beginnt durch den Aufstau und das Einpressen des gestauten Bauchspeichels in die Bauchspeicheldrüse die Selbstverdauung der Bauchspeicheldrüse. Auch weitere Ursachen sind möglich und können über den Verlauf der schweren Gewebszerstörung zu einer lebensbedrohlichen Allgemeininfektion führen. Die heutige Strategie besteht nicht mehr in der sofortigen Operation, sondern in dem Ausräumen von durch Andauung abgestorbenen Gewebsanteilen, sofern sie durch Bakterien infiziert sind. Liegt zudem als Ursache der Erkrankung ein Gallensteinleiden vor, wird angestrebt in der postentzündlichen Phase die Gallenblase, wenn möglich laparoskopisch zu entfernen. Insgesamt gilt dieses Krankheitsbild der akuten Pankreatitis heute noch als gefahrenreiches und schweres Krankheitsbild. 2. Chronische Pankreatitis Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung beginnt nicht selten akut und hat einen häufig immer wieder aufflammenden Verlauf. Die Vorgänge der Selbstverdauung sind die gleichen wie bei der akuten Pankreatitis und häufig führen diese Selbstverdauungsschübe zu einer zunehmenden narbigen Zerstörung der Bauchspeicheldrüse, die durch immer wieder auftretende Gangverengungen zu Schmerzschüben führen. Gleichzeitig tritt durch den Verlust

4 aktiven Bauchspeicheldrüsengewebes eine zunehmende Funktionsminderung hinsichtlich Bauchspeichel- und Insulinproduktion auf. So kann eine Zuckerkrankheit entstehen und Patienten von der Gabe verdauungsfördernder Medikamente abhängig sein. Der Chirurg ist gefragt, wenn es zu Stauungsproblemen im Gangbereich der Bauchspeicheldrüse oder starken Schmerzzuständen kommt. Durch die geschickte Wahl von Operationsverfahren für diese Symptomkombination kann eine Besserung erzielt werden. Ziel ist es, so das noch funktionsfähige Organ zu weit wie möglich zu erhalten. 3. Bauchspeicheldrüsentumoren: Die häufigste Tumorform der Bauchspeicheldrüse ist die bösartige Geschwulstbildung im rechtsseitig gelegenen Pankreaskopf. Es treten jedoch auch Tumore im Bereich des linksseitig gelegenen Pankreasschwanzes auf. Dagegen eher selten in der Mitte der Bauchspeicheldrüse. Aufgrund der versteckten anatomischen Lage fällt diese Erkrankung in den meisten Fällen durch Gelbsucht auf und zeigt nur selten vorher eindeutige Zeichen. Durch die bereits beschriebene direkte Lagebeziehung der Bauchspeicheldrüse zu wichtigen Oberbauchgefäßen und der Darmwurzel kann der Tumor die Grenzen seines Organes erreichen und die heilende Option der Operation bedrohen. Heute ist es jedoch durch die verbesserte Diagnostik mit Sonographie, Computertomographie oder MRT häufiger möglich, Tumoren in einem früheren Stadium zu finden und mehr Patienten einer operativen Behandlung zuzuführen. Die häufigste durchgeführte Operation ist die Whipple sche Operation, die die Entfernung des Pankreaskopfes und viele Rekonstruk-

5 tionen beinhaltet. Die Whipple sche Operation ist anspruchsvolle Operation dar, da nicht nur der Zwölffingerdarm und der Pankreaskopf entfernt werden, sondern auch der Magen, der Gallengang und der verbliebene Bauchspeicheldrüsenrest wieder an eine Dünndarmschlinge angeschlossen werden. Durch das Belassen des ganzen Magens wird in den meisten Fällen nach einer Eingewöhnungszeit und Ausnutzung diätetischer Maßnahmen eine gute Lebensqualität erreicht. Zu einer Information hinsichtlich erfolgreicher Therapie stehen wir, wie auch zu allen anderen Fragen, gerne zur Verfügung. Viszeralchirurgische Sprechstunde: Für alle Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse wird in der Chirurgischen Ambulanz des St. Josefshospital Krefeld-Uerdingen eine "Viszeralchirurgische Sprechstunde" angeboten. Sprechstundenzeit ist dienstags von bis Uhr, Tel / Hier wird über alle Behandlungsmöglichkeiten informiert und bei Bedarf eine Terminvereinbarung getroffen. Bei akuten Problemen werden die Patienten selbstverständlich rund um die Uhr über die Notfallambulanz, Tel / behandelt. Bitte bringen Sie alle notwendigen, schon erhobenen Befunde mit. Weitere Informationen Dr. med. Wilhelm-Ulrich Schmidt Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie St. Josefshospital Krefeld-Uerdingen Kurfürstenstr Krefeld

6 Telefon: 02151/ Internet: