Das Trinkverhalten des Frühgeborenen und die Auswirkungen auf die Sprachentwicklung
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- Mona Esser
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1 Das Trinkverhalten des Frühgeborenen und die Auswirkungen auf die Sprachentwicklung Daniela Biber, Logopädin Die pränatale Entwicklung der orofazialen Funktionen 7.-9.SSW: periorale Region reagiert auf taktile Stimuli;; erstes Öffnen des Mundes;; erstes primitives Saugmuster SSW: orale Reflexe und Würgreflex auslösbar 28.SSW: unkoordiniertes Saugen und Schlucken SSW: Koordination von Saugen, Schlucken und Atmen möglich 7.SSW- 2cm 17.SSW- 20cm 1
2 Trinkverhalten des Frühgeborenen Fehlende Selbstregulation Hypotonie Fehlende Stabilität Extensionshaltung Neurologische Unreife Schwache orale Reflexe und Reaktionen Desorganisiertes Saugmuster Saug-, Schluck-, Atemkoordinationsschwierigkeiten 2
3 Entwicklung des Saugens bei Frühgeborenen (LAU 2001) 1. Arrhythmischer Druck der Zunge gegen den Sauger ohne Saugen 2. Rhythmischer Druck der Zunge gegen den Sauger und unrhythmisches Erzeugen eines Saugunterdruckes 3. Beginn des rhythmischen Wechsels zwischen Druck der Zunge gegen den Sauger und negativem Saugdruck. 4. Rhythmischer Wechsel zwischen Zungendruck und Druckerzeugung mit größerer Saugamplitude und längeren Saugphasen 5. Aufrechterhalten eines ausdauernden, rhythmischen Saugmusters (beim nutritiven Saugen kann die Mahlzeit in 20 min beendet werden). Koordinationsschwierigkeiten bei frühgeborenen Kindern Die Schluck- Atemkoordination reift signifikant ab der 32. Woche. Das unreife Atemzentrum erschwert eine Koordination von Schlucken und Atmen. Längere Schluckapnoen verursachen bei FG häufig Abfälle der Sauerstoffsättigung oder Bradykardien. FG können Länge und Kraft des Saugens nicht dem Schluckvermögen anpassen können. FG brauchen lange, um den Milchbolus zu schlucken: - verminderte Transportgeschwindigkeit des Bolus durch hypotone oropharyngeale Muskulatur - häufiges Schlucken um den Pharynx zu reinigen 3
4 Trinkschwächen bei frühgeborenen Kindern Lang andauernde Sondenernährung Intubationsschäden Negative orale Erfahrungen Schwierigkeiten in der Mutter-Kind-Bindung Die Hirnentwicklung zw.24. und 36.SSW 24.SSW 28.SSW 32.SSW 36.SSW 4
5 Die Hirnentwicklung zw.24. und 36.SSW Zu keinem weiteren Zeitpunkt ist das Gehirn so empfindlich gegenüber Störfaktoren Synapsen und Nervenzellen entstehen Gyri- und Sulci- Strukturen werden gebildet Zeit der Myelinisierung und Differenzierung der Nervenzellen Ein Frühgeborenes hat in dieser, für die Hirnentwicklung kritischen Zeit nicht die Möglichkeit, ausreichend orale Erfahrungen zu sammeln Unphysiologische Saug- und Schluckmuster werden erlernt Häufige Komplikationen bei Frühgeborenen Bronchopulmonale Dysplasie (BPD) Nekrotisierende Enterokolitis (NEC) Gastroösophagealer Reflux (GERD) Hirnblutungen Intraventrikuläre Hämorraghie (IVH) 5
6 Outcomestudie zur Sprachentwicklung bei ehem. sehr kleinen Frühgeborenen Genaue Analyse der Sprachentwicklung bei FG (GA <32 SSW, GG < 1500g) im Alter von 4 Jahren 231 sehr kleiner Frühgeborene (52% Mädchen, 48% Buben) mit deutscher Muttersprache;; durchschnittliches GA 28 Wochen (Range SSW), durchschnittliches GG 1117g (Range: ) Ausschlusskritierien: schwere sensorische und/oder neuromotorische Beeinträchtigungen und/oder ein Mental- Index (MDI, Bayley II) <70 Outcomestudie zur Sprachentwicklung bei ehem. sehr kleinen Frühgeborenen Sprachliche Fertigkeiten mit 4 Jahren Artikulationsprüfung: Artikulation 71% auffällig Orofazialer Bereich 57% auffällig Sprachentwicklungstest für Kinder von 3-5 Jahren (SET-K 3-5): Verstehen von Sätzen 11% auffällig Morphologische Regelbildung 23% auffällig Phonologische Arbeitsgedächtnis 13% auffällig Satzgedächtnis 38% auffällig Gedächtnisspanne für Wortfolgen 8% auffällig 6
7 Outcomestudie zur Sprachentwicklung bei ehem. sehr kleinen Frühgeborenen Gruppe 1 ( SSW, n=60) Gruppe 2 ( SSW, n=84) Gruppe 3 ( SSW, n=87) Im Gruppenvergleich fiel vor allem ein signifikanter Unterschied hinsichtlich des Satzgedächtnisses auf. In Gruppe 1 waren 54% der Kinder nicht altersentsprechend versus 34% in der Gruppe 2 und 32% in der Gruppe 3. Konklusio FG haben deutliche Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung (10-40%) Auffallend sind Artikulationsstörungen und Probleme in der Orofazialität Besonders fallen Schwächen im Satzgedächtnis auf. Diese nehmen mit niedrigem Gestationsalter signifikant zu. FG haben einen deutlich erhöhten Bedarf an logopädischer Betreuung. 7
8 Warum Logopädie bei Frühgeborenen? Die Nahrungsaufnahme ist die Basis zur Entwicklung der Mundfunktionen. Frühe Probleme im orofazialen Bereich führen zu einer Behinderung der Sprachentwicklung. Die Nahrungsaufnahme ist die erste Erfahrung mit Kommunikation. Intensive Elternberatung stärkt die Kompetenz der Eltern und beugt späteren Fütter- und Essstörungen vor. Was macht bloß eine Logopädin mit Frühgeborenen? 8
9 Danke für die Aufmerksamkeit! 9
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