2. Berner Sozialgipfel
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- Hannelore Neumann
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1 2. Berner Sozialgipfel Armut verhindern und bekämpfen: ein gemeinsamer Auftrag Montag, 22. August 2011 UniS, Schanzeneckstrasse 1, Bern Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern
2 Warum ein 2. Sozialgipfel? Der 2. Sozialgipfel ist ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung einer umfassenden Armutspolitik im Kanton Bern, die mit der Veröffentlichung des 1. Berner Sozialberichts im Dezember 2008 vom Gesundheits- und Fürsorgedirektor Philippe Perrenoud lanciert worden ist. Ziel ist, die Armut innerhalb von 10 Jahren zu halbieren. Dazu wurde ein Prozess ausgelöst, in den sich der 2. Sozialgipfel einbettet: Im Juni 2009 diskutierten über 100 Teilnehmende am 1. Sozialgipfel die Befunde des 1. Sozialberichts. Diskutiert wurden präventive, Armut vermeidende Massnahmen im Bereich der Erwerbsarbeit und der Integration in den Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse wurden aufgenommen im ersten, schwergewichtig programmatischen Aktionsplan der Gesundheits- und Fürsorgedirektion zur Armutsbekämpfung vom Dezember Im Herbst 2010 fand die laufende armutspolitische Diskussion zudem Eingang in die Richtlinien der Regierungspolitik , welche die Armutsbekämpfung als eines ihrer Legislaturziele nennt. Ende 2010 wurde der 2. Berner Sozialbericht veröffentlicht, der die analytische Grundlage der Diskussion gezielt erweitert, indem er die Entwicklung der Armut seit 2001 sowie die Armutsrisiken von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufzeigt. Im Dezember 2010 hat der Regierungsrat beschlossen, gestützt auf den laufenden Prozess und die Ergebnisse des 2. Berner Sozialberichts, bis Ende 2012 einen politikbereichsübergreifenden Massnahmenplan zur Reduktion der Armut auszuarbeiten. Die Bekämpfung von Armut soll als Querschnittaufgabe angegangen werden: Armut ist eine Realität, zu deren Bewältigung nicht ausschliesslich die Ausgestaltung der Sozialpolitik, sondern auch u.a. bildungs-, wirtschafts-, gesundheits-, und familienpolitische Rahmenbedingungen beitragen. Der 2. Berner Sozialgipfel, der unter dem Titel Armut verhindern und bekämpfen: ein gemeinsamer Auftrag steht, knüpft an diesen politikbereichsübergreifenden Ansatz an und bietet eine Plattform, in Referaten, Workshops und Podiumsdiskussion der Frage nachzugehen, welchen Beitrag Sozial-, Bildungs-, Wirtschafts-, Gesundheits-und Familienpolitik zur Verhinderung und Bekämpfung der Armut zu leisten haben und wie entsprechende Massnahmen politikbereichsübergreifend vernetzt werden können.
3 2. Berner Sozialgipfel - Armut verhindern und bekämpfen: ein gemeinsamer Auftrag Empfang Kaffee und Gipfeli Armut verhindern und bekämpfen: ein Auftrag an die Sozialpolitik, aber nicht nur Regierungsrat Philippe Perrenoud, Gesundheits- und Fürsorgedirektor Bildung und Armut Regierungspräsident Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor Wirtschaft und Armut Pierre Triponez, FDP-Nationalrat, bis 2008 Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbandes Gesundheit und Armut Stefan Spycher, Vizedirektor Bundesamt für Gesundheit, Leiter des Direktionsbereiches Gesundheitspolitik Pause Familie und Armut Jürg Krummenacher, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen Vernetzte Armutspolitik: das Beispiel München sozial Friedrich Graffe, Sozialreferent a.d. der Landeshauptstadt München Stehlunch Workshops: Massnahmen zur Verhinderung und Bekämpfung der Armut Pause Diskussion mit Mitgliedern des Grossen Rates Christine Häsler (Grüne), Anita Herren-Brauen (BDP), Ueli Jost (SVP), Margreth Schär (SP), Katrin Zumstein (FDP), Moderation: Frauke Sassnick Spohn (Büro für Sozialpolitik, Winterthur) Fazit Regierungsrat Philippe Perrenoud, Gesundheits- und Fürsorgedirektor Schluss Die Referate und die Workshops werden simultan übersetzt.
4 Workshops Ziel der Workshops Jeder Workshop sollte 1-2 zentrale Massnahmen zur Verhinderung und Bekämpfung der Armut hervorbringen, die in die Entwicklung einer umfassenden Armutspolitik des Kantons Bern einfliessen können. Workshop 1: Chancen eröffnen mit Betreuung und Bildung Workshopleitung: Johannes Kipfer, Leiter der Abteilung Volksschule und Entwicklungsprojekte; Amt für Kindergarten, Volksschule und Beratung Ein schwieriger Start in die Schule, geringe Schul- und Berufsbildung sind ein zentrales Armutsrisiko: die Hälfte der Jugendlichen in der Sozialhilfe haben keine nachobligatorische Ausbildung. Sie haben den kritischen Übergang zwischen obligatorischer Schule und Erwerbsleben nicht geschafft und laufen Gefahr, sich langfristig nur ungenügend oder gar nicht in den Arbeitsmarkt integrieren und ihre Existenz aus eigener Kraft sichern zu können. Eine Berufsbildung ist heutzutage zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Norm geworden. Zudem fordert der schnelle Wandel des Arbeitsumfeldes von den Erwerbstätigen grosse Flexibilität, die nicht nur, aber auch durch Weiterbildung erhalten werden kann. Wohl gibt es vielfältige Bildungsangebote. Aber gerade jene Personen, deren Arbeitsmarktfähigkeit mit Aus-, Fort- oder Weiterbildung verbessert werden könnte, haben keinen Zugang zu solchen Angeboten. Wie können benachteiligte Familien zur Frühen Förderung ihrer Kleinkinder erreicht werden? Wie ist die Bildungslandschaft auszugestalten, damit möglichst viele Personen Zugang finden und eine Aus- und Weiterbildung absolvieren können, die es ihnen ermöglicht, ihre Existenz aus eigener Kraft zu sichern? Workshop 2: Eigenverantwortung ermöglichen durch Zugang zum Arbeitsmarkt Workshopleitung: Markus Loosli, Vorsteher des Alters- und Behindertenamtes Das Erwerbseinkommen ist die wichtigste Quelle der Existenzsicherung: Bei Personen im Erwerbsalter macht der Lohn knapp 90 Prozent des Haushaltseinkommens aus. Ein zu geringer Erwerbsumfang aufgrund von Betreuungspflichten, prekäre Arbeitsverhältnisse, tiefe Löhne oder Erwerbslosigkeit sind daher zentrale Armutsrisiken.
5 Das Postulat der Integration durch Arbeit ist nicht für alle einlösbar: Mit dem Strukturwandel in der Wirtschaft sind die Ansprüche an die Beschäftigten stetig gestiegen. Das Fähigkeitsprofil der Arbeitssuchenden entspricht nicht dem Anforderungsprofil der offenen Stellen. Nachgefragte Einfacharbeitsplätze werden gestrichen. Wer in unterschiedlichen Bereichen Ausbildung, körperliche und psychische Gesundheit, persönliche und soziale Kompetenzen Defizite aufweist, hat auf dem Arbeitsmarkt schlechte Chancen. Je länger Erwerbslosigkeit dauert, umso schwieriger die Jobsuche. Wie ist der Arbeitsmarkt zu gestalten, dass möglichst viele Arbeitssuchende eine Stelle finden? Welches sind ergänzende Massnahmen, um zu gewährleisten, dass sich Arbeit lohnt und die Existenz dadurch gesichert ist? Workshop 3: Integration fördern mit gesunden Lebens- und Arbeitsbedingungen Workshopleitung: Cornelia Waser, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Gesundheitsförderung, Sozialamt Ein 30-jähriger Mann mit einer geringen beruflichen Qualifikation hat eine fünf Jahre kürzere Lebenserwartung als ein gleichaltriger Mann mit einer hohen beruflichen Qualifikation. Dieser Befund aus dem 4. Berner Gesundheitsbericht zeigt, wie stark sich soziale Ungleichheiten auf die Gesundheit auswirken. Die Gesundheit wird zwar nicht direkt über das Portemonnaie einer Person beeinflusst, aber indirekt über die durch die finanziellen Möglichkeiten definierten Lebensumstände wie u.a. Wohnsituation, Ernährung und Bewegungsmöglichkeiten, welche die Gesundheit beeinträchtigen können. Gleichzeitig beeinflussen dieselben Faktoren insbesondere die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen, welche Grundlage ist für die spätere soziale und berufliche Integration und somit für die Existenzsicherung. Neben der körperlichen Gesundheit ist auch das psychische Wohlergehen eine grundlegende Voraussetzung und Folge von sozialer Ungleichheit. Welche Massnahmen können gegen soziale Ungleichheiten in der Gesundheit ergriffen werden, um die Negativspirale von Armut und schlechter Gesundheit zu durchbrechen?
6 Workshop 4: Familien stärken mit familienfreundlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen Workshopleitung: Esther Christen, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachstelle Familie, Sozialamt Neben der Erwerbsarbeit ist die Familie eine primäre Quelle der Existenzsicherung: Die Familie unterstützt finanziell durch Unterhaltszahlungen oder Vermögenstransfers, betreut und pflegt Kinder, Betagte, Kranke oder Menschen mit Behinderungen und bietet weitere vielfältige soziale Unterstützung im Alltag und in Krisensituationen. Gleichzeitig kann die familiäre Situation in zweierlei Hinsicht ein Armutsrisiko sein: zum einen sind kinderreiche Familien und Alleinerziehende besonders häufig armutsgefährdet und zum anderen vererbt sich Familienarmut häufig von den Eltern auf die Kinder. Massnahmen zur Bekämpfung der Familienarmut sind daher zugleich Massnahmen zur Verhinderung der Armut zukünftiger Generationen. Wie können Familien gestärkt werden, um auch schwierige Zeiten existenziell und sozial sicher zu überstehen? Workshop 5: Existenzsicherung gewährleisten mit Veränderungen im System der sozialen Sicherheit Workshopleitung: Regula Unteregger, Vorsteherin des Sozialamtes Armut ist auch im Kanton Bern eine Realität, der Anteil armer und armutsgefährdeter Personen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, 2008 waren Personen arm oder armutsgefährdet, davon 24'000 Kinder. All diese Personen sind nicht in der Lage, ihre Existenz aus eigener Kraft zu sichern und sind auf die Unterstützung des Systems der sozialen Sicherheit angewiesen. Die Folgen der gestiegenen Armut machen sich als Erstes im System der sozialen Sicherheit bemerkbar, auch wenn die Ursachen für diese Entwicklung zu einem grossen Teil an anderen Orten liegen. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen Ausmass und Art des Armutsrisikos stark. Trotz dem wichtigen Einfluss von anderen Politikfeldern bleibt das System der sozialen Sicherheit die zentrale Antwort auf die Armut. Die bestehenden Instrumente zur Armutsbekämpfung (in erster Linie Sozialversicherungen und Bedarfsleistungen) versuchen sich laufend den veränderten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen: Durch Früherkennungs- und Aktivierungsmassnahmen wird versucht, erwerbstätige Personen möglichst lange im Erwerbsprozess zu halten und erwerbslose Personen möglichst bald wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Armutsquote steigt aber kontinuierlich weiter,
7 deshalb die Frage: Reichen diese Anpassungen des bestehenden Systems aus, um die existierenden Armutsrisiken hinreichend abzudecken oder braucht es neue Massnahmen, um die Armut zu bekämpfen? Workshop 6: Existenz sichern durch vernetztes Handeln Workshopleitung: Martin Rumpf, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Generalsekretariat der GEF Armut ist eine Realität, die die betroffenen Personen hart trifft und oft nicht einfach zu überwinden ist. Auf der institutionellen Ebene machen sich die Folgen der Armut in erster Linie bei den Unterstützungsangeboten der Sozialpolitik bemerkbar. Nicht so bei den Ursachen: Armut ist ein typisches Querschnittsthema, das von Faktoren aus verschiedenen Politikbereichen wie Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Gesundheits-, oder Familienpolitik beeinflusst wird. Daher kann die Armut nur durch das Zusammenwirken von verschiedenen Politikbereichen nachhaltig verhindert und bekämpft werden. Es ist zentral, dass die Akteure der einzelnen Politikbereiche für das Thema Armut sensibilisiert sind und Massnahmen formulieren, die ihren spezifischen Beitrag dazu leisten, Armut zu verhindern und zu bekämpfen. Wie können diese einzelnen Massnahmen politikbereichsübergreifend vernetzt und dadurch optimiert werden? Auf welcher Ebene muss diese Vernetzung erfolgen?
8 Ortsplan Die UniS, Schanzeneckstrasse 1, Bern, ist vom Berner Hauptbahnhof (Ausgang Welle/Schanzenpost) zu Fuss in rund 3 Minuten zu erreichen. Kontakt Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern Generalsekretariat Rathausgasse Bern Bei Rückfragen steht Ihnen Frau Franziska Riedo (franziska.riedo@gef.be.ch) gerne zur Verfügung.
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