Minimaler Grundwasserflurabstand zum oberflächennahen Grundwasserleiter in Hamburg
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- Kevin Kruse
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1 Minimaler Grundwasserflurabstand zum oberflächennahen Grundwasserleiter in Hamburg 1. Begriffserläuterungen Als Grundwasserflurabstand wird der lotrechte Abstand zwischen einem Punkt der Geländeoberfläche und der Grundwasseroberfläche bezeichnet. Befindet sich die Grundwasseroberfläche, also die obere Grenzfläche des Grundwasserkörpers oder der Grundwasserspiegel, innerhalb der leitenden Schichten des Grundwasserleiters ohne stauende Zwischenlag oder Deckschicht, spricht man vom freien oder ungespannten Grundwasser. Damit sind die Oberfläche und die Druckfläche des Grundwassers deckungsgleich. Die Grundwasserdruckfläche beschreibt den Bereich, bis zu dem das Wasser entsprechend seinem hydrostatischen Druck z.b. in Brunnen oder Messstellen ansteigen würde. Geländeoberfläche wasserungesättigt Flurabstand Nichtleiter (Ton, Torf, Geschiebemergel Flurabstand Grundwasserdruckfläche Grundwasseroberfläche (ungespannt) Grundwasserdruckfläche Grundwasseroberfläche (gespannt) Leiter (Sand, Kies etc.) wassergesättigt Abb. 1 Schemaskizze zur Erläuterung von Grundwasserober- und Grundwasserdruckfläche Häufig fallen aber Grundwasseroberfläche und Grundwasserdruckfläche nicht zusammen. Das trifft zu, wenn der Grundwasserleiter von praktisch undurchlässigen Schichten (Nichtleiter wie Ton, Torf, Geschiebemergel etc.) überlagert wird und das Grundwasser nicht mehr so ansteigen kann, wie es seinem hydrostatischen Druck entspricht. Es handelt sich um gespanntes Grundwasser (s. Abb. 1). Die Grundwasseroberfläche entspricht in diesen Fällen der Basis des Nichtleiters. Als oberflächennaher Grundwasserleiter - wird hier der flächenhaft zusammenhängende oberste, quartäre Grundwasserleiter bezeichnet, der 1
2 - in Hamburg im Bereich der nördlichen und südlichen Geest im Wesentlichen aus saale- und weichselzeitlichen Schmelzwassersanden (hydrostratigraphisch LH3 und L2, L = Leiter, H = Hemmer) besteht, - sich in der Marsch aus holozänen und weichselzeitlichen Sanden (hydrostratigraphisch L1 und L2) zusammensetzt. Lokal begrenzte schwebende Grundwasservorkommen oder nur kleinräumig ausgeprägte Stauwasservorkommen wurden bei der Konstruktion der Karte nicht berücksichtigt. Abb. 2 Hydrostratigraphisches Schemaprofil der Grundwasserleiter in Hamburg 2. Zweck der Flurabstandskarte Die Entwicklung der Grundwasserstände eines Gebietes ist sowohl von hydrologischen, hydrogeologischen und klimatischen Faktoren (Niederschlag / Verdunstung) als auch von menschlichen Einflüssen wie z.b. der Entnahme von Grundwasser für die Trinkwassergewinnung oder der Wasserhaltung in Poldergebieten der Marsch abhängig. Die Darstellung der Grundwasserflurabstände ist die Voraussetzung für die Bewertung verschiedener planungsrelevanter Vorhaben, insbesondere in der Bauleitplanung und dem Einbau von Ersatz- und Recyclingbaustoffen, bei dem ein Mindestabstand von mindestens 1m zum höchsten zu erwartenden Grundwasserspiegel eingehalten werden muss. Als weiterer Schwerpunkt werden die Flurabstände in 2
3 Abhängigkeit von der hydrogeologischen Deckschichtensituation zur Ermittlung der Versickerungstiefe im Rahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung herangezogen. Die Kenntnis der Flurabstände ermöglicht außerdem eine Abschätzung der Auswirkungen durch veränderte Grundwasserspiegel auf die Vegetation, weil sich durch anthropogene Eingriffe der Grenzflurabstand (bis zu dem das Grundwasser pflanzenverfügbar ist) verschieben kann. Der Grundwasserflurabstand spielt auch eine wichtige Rolle für die Einschätzung der Empfindlichkeit des Grundwassers gegenüber Schadstoffeinträgen, weil Schadstoffe bei geringen Flurabstand besonders schnell das Grundwasser erreichen und sich mit dem Grundwasserstrom ausbreiten können. 3. Datengrundlagen und Methodik Die vorliegende Planungskarte wurde für den Bemessungsgrundwasserstand, d.h. niedrigste Flurabstände bei höchsten Grundwasserständen für das hydrologische Jahr 2008 (1.Nov Okt.2008) im oberflächennahen Grundwasserleiter entwickelt. Für die digitale Erstellung der Flurabstandskarte 2008 wurden folgende Datengrundlagen verwendet: - Geländemodell Für die Erzeugung der Flurabstandskarte wurden die Höhendaten aus dem Digitalen Geländemodell (DGM 10 von LGV) in einem 50 m-raster verwendet. - Grundwassergleichenplan Für die Entwicklung der Flurabstandskarte, wurde der Grundwassergleichenplan mit höchsten Grundwasserständen des hydrologischen Jahres 2008 verwendet. Dabei wurden bei den vorflutwirksamen Oberflächengewässern die Wasserspiegellagen in den Gewässern für die Konstruktion des Grundwassergleichenplanes herangezogen. - Profiltypenkarte Zur Ermittlung der Grundwasseroberfläche diente die digitale Profiltypenkarte von Hamburg, mit der eine Unterscheidung zwischen der Grundwasserdruckfläche und der gespannten Grundwasseroberfläche vorgenommen werden konnte. Außerdem wurden flächenhaft verbreitete Grundwasservorkommen, die mit einer Sandmächtigkeit von über 2 m über unterlagernden Nichtleitern auftreten und mit dem oberflächennahen Aquifersystem sowie mit dem Oberflächenwassersystem hydraulisch verbunden sind, 3
4 mit dem oberflächennahen Grundwasserleiter assoziiert. In den in der Karte dargestellten Bereichen mit Nichtleiterblöcken ist kein Grundwasser, allenfalls mit etwas Stauwasser zu rechnen. 4. Kartenerläuterung Der Grundwasserflurabstand wird hauptsächlich von den Faktoren Morphologie, Geologie, Grundwasserniveau und dem Anschluss an das Vorflutsystem der Oberflächengewässer bestimmt. Außerdem spielen im urbanen Raum anthropogene Einflüsse wie z.b. Aufschüttungen, Grundwasserentnahmen und die Polderung eine erhebliche Rolle auf die Entwicklung der Grundwasserstände. Morphologisch bedeutsam sind die Harburger Berge im Süden der Planungskarte und im Westen die Geest am Falkenstein und in Blankenese mit maximalen Grundwasserflurabständen von 50 bis 90 m. An eingeschnittenen Erosionsrinnen oder Flusstälern wird der Flurabstand zum Teil deutlich reduziert. Im Bereich der Harburger Vorgeest, die vorrangig aus Flug- und Schwemmsanden besteht, fallen die Flurabstände morphologisch bedingt auf ca. 5,0-7,5 m. Daran schließt sich der Randmoor- und Aussickerungsbereich mit geringen Flurabständen von 0 bis 2,5 m an. Der Randmoorbereich ist geprägt von einer Klei- und Torfauflage, durch die im gespannten Grundwasser die Unterkante dieser Nichtleiter ausschlaggebend für den Flurabstand zur Grundwasseroberfläche ist. Die Süderelbmarsch und Vier- und Marschlande (Bergedorf) weisen eine flache Morphologie auf. Der Grundwasserdruckspiegel liegt bei ca. -0,75 bis 1 m NN, die Grundwasseroberfläche bei ca. 0 bis 7,5 m. Da diese Flächen ebenfalls von sogenannten Weichschichten (Klei, Torfe, Mudden) überlagert werden und sich die Basisfläche der Deckschicht unterhalb der Grundwasserdruckfläche befindet, handelt es sich hier weitgehend um gespanntes Grundwasser. Nur in sogenannten Fenstern (fehlende Kleischicht, Baggerseen, Bracks) kann das Grundwasser, seinem hydrostatischen Druck entsprechend, bis zur Geländeoberfläche ansteigen. Anthropogene Einflüsse auf den Grundwasserflurabstand lassen sich im Hafenbereich erkennen. Dort befindet sich der Flurabstand auf Grund von Auffüllungsflächen für Hafenbauwerke bei 10 bis 15 m. Dazwischen sind noch einzelne Flächen mit wesentlich höheren Flurabständen zu erkennen. In diesen Bereichen wurden Aufschüttungen angelegt oder künstliche Aufhöhungen wie z.b. die Mülldeponie Georgswerder oder die Schlickdeponien Francop und Feldhofe. 4
5 Nördlich der Elbe ist der Grundwasserflurabstand maßgeblich von der Geologie des Untergrundes bestimmt. Hier beeinflussen durch Grundmoränen der letzten Eiszeit abgelagerte Geschiebemergelschichten und Nichtleiterblöcke den Flurabstand. Er variiert kleinräumig sehr stark, da viele Flächen mit geringen und hohen Flurabständen auffallen. Teilweise liegt der Flurabstand bei 30 bis 40 m. Diese hohen Flurabstände findet man in Bereichen wo die Geschiebemergelschichten mächtige Blöcke ausbilden oder sogar bei noch größeren Mächtigkeiten kein oberflächennaher Grundwasserleiter ausgebildet ist (Nichtleiterblöcke). Grundwasserentnahmen der Hamburger Wasserwerke mit größeren Absenktrichtern wirken sich auf die Flurabstände in Bezug auf die Druckfläche besonders in Rissen (Wasserwerk Baursberg), in der Süderelbmarsch (Wasserwerke Süderelbmarsch und Bostelbek) und Curslack (Wasserwerk Curslack) aus. Eine Reduzierung der Fördermengen kann hier somit zu Erhöhung der Grundwasserstände und damit Verringerung der Flurabstände nach sich ziehen. Wenn diese Bereiche aber in gespannten Grundwasser von wasserschwerdurchlässigen Nichtleitern überdeckt werden, wirkt sich dies auf den Flurabstand in der Regel nicht aus. Im Bereich von künstlichen und linienhaften Aufhöhungen (Deiche, Verkehrstrassen) ist eine saubere Interpolation nicht immer gegeben, so dass bei höherer Auflösung stellenweise sprunghafte unplausible Flurabstandsänderungen auftreten können. 5. Maßstäblicher Anwendungsbereich der Karte Eine Maßstabsorientierung und eine fachlich korrekte Interpretation der Grundwasserflurabstandskarte sind für Maßstäbe im Bereich von 1:10000 bis 1:20000 ausgelegt. Für größere Maßstabe (z.b. ab 1:5000) reicht die Genauigkeit der Datengrundlage nicht immer aus. Dies bedeutet, dass zur Bestimmung des Flurabstandes im größeren Maßstab Sondermessnetze zur Erstellung aussagekräftiger Grundwasserpläne eingerichtet werden müssen, so dass auch die nicht berücksichtigten lokal ausgebildeten schwebenden Grundwasser- bzw. Stauwasserhorizonte durch Vorortuntersuchungen ermittelt werden können. 6. Haftung und Vertrieb Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Konsistenz der im Internet veröffentlichten Flurabstandskarte 1995 wird keine Haftung und Gewährleistung übernommen. Eine Haftung entfällt auch für Folgen und möglichen Schäden, die aus der Anwendung oder Bearbeitung der Karte oder der von ihnen abgeleiteten oder erzeugten Zwischen- und Folgeprodukte entstehen können. 5
6 Festgestellte Datenfehler sollen zur datentechnischen Prüfung und eventuellen Datenbereinigung der BSU / U12 mitgeteilt werden. Die Karte kann als digitale Shape-Datei für die ARCGIS-Version 9.3 direkt bei der BSU/U12 bezogen werden. Die Kosten für die Shape-Datei Grundwasseroberfläche (Polygone) beträgt für das Hamburger Stadtgebiet 290 Euro, die Druckfläche (Linien-Shape) 190 Euro. Hierbei enthalten sind keine weiteren Informationen (wie topografische Karten etc.). Außerdem können bei Bedarf A0-Plots im Maßstab 1:75000 mit einem pauschalem Kostenaufwand von 80 Euro bestellt werden. 6
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