Worte von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. anlässlich des Empfanges der. Theodor-Körner-Preisträger. am Montag, dem 24.
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- Kristin Baumgartner
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1 - 1 - Worte von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer anlässlich des Empfanges der Theodor-Körner-Preisträger am Montag, dem 24. April 2006 Meine Damen und Herren! Tradition ist Schlamperei, meinte einst Gustav Mahler, und er wollte sich wohl mit dieser pointierten Formulierung gegen die Vergangenheitsliebe des Historismus zur Wehr setzen, die in seinen Augen der Suche nach neuen Formen und Lösungen abträglich war. Nun bin ich alles andere als ein Traditionalist, dennoch möchte ich aber heute für bestimmte Formen dieser Schlamperei eine Lanze brechen und sagen: es ist eine erfreuliche und gute Tradition, dass die Trägerinnen und Träger des Theodor-Körner-Preises alljährlich in der Hofburg, in den Amtsräumen des Bundespräsidenten, zusammen treffen. Und zwar ist es eine gute Tradition auch deswegen, weil eben nicht das Vergangene in Zentrum steht, sondern ganz im Gegenteil
2 - 2 - junge Menschen, die trotz ihrer Jugend bereits in unterschiedlichen Fächern durch besondere Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben. Für den Theodor-Körner- Preis 2006 wurden insgesamt 233 Projekte eingereicht, das sind weit mehr als doppelt so viele, wie noch vor vier Jahren. Dass von diesen Einreichungen nur 61 berücksichtigt und ausgezeichnet werden konnten, liegt in der Natur von Preisverleihungen, aber auch darin, dass eben nur eine bestimmte Geldsumme zur Verfügung steht. Dessen ungeachtet oder gerade deshalb, möchte ich den Preisträgerinnen und Preisträgern sehr herzlich gratulieren und sie ermutigen, den erfolgreichen beruflichen Weg fortzusetzen. Mein Dank gilt, wie auch schon im letzten Jahr, dem Hauptorganisator des Preises, der Bundesarbeiterkammer, aber auch vielen Sponsoren, die sich diesmal besonders angestrengt haben, so dass mehr Preisgelder zur Verfügung standen, als bei vergangenen Verleihungen. Dennoch darf ich Sie mit guten Argumenten ersuchen, auch weiterhin und soweit
3 - 3 - es möglich ist, verstärkt den Geldtopf des Theodor Körner Fonds zu speisen und zu füllen. Danken möchte ich auch den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fonds, die im Kuratorium und in den Beiräten tätig sind, und die nicht nur eine tadellose Arbeit verrichten, sondern wirklich emsig darum bemüht sind, effizient, objektiv und mit großer Kompetenz in ihrem Verantwortungsbereich zu wirken. Ihre Tätigkeit ist für mich besonders wichtig und wertvoll, weil der Theodor-Körner-Preis jene Auszeichnung ist, die wie keine andere in Österreich mit der Funktion des Bundespräsidenten und dem Namen eines Bundespräsidenten verbunden ist. Diese enge Verbindung bedeutet auch eine besondere Verpflichtung des Bundespräsidenten gegenüber dem Theodor Körner Fonds, die darin zum Ausdruck kommt, dass ich auch während des Jahres bemüht bin, mit den Mitgliedern des Kuratoriums in Kontakt zu stehen.
4 - 4 - Meine Damen und Herren! Unser Land feiert 2006 herausragende Vertreter des Kulturlebens. Neben Mozart und Freud möchte ich nur Kurt Gödel nennen, dessen 100. Geburtstag sich in wenigen Tagen jährt, und der sicherlich als der bedeutendste Logiker des 20. Jahrhunderts gelten kann. In unserem Nachbarland Deutschland wird Heinrich Heine gefeiert, jener Dichter, den Kaiserin Elisabeth so sehr verehrte. Man könnte, meine ich, von den Geistesriesen und Kultur-Giganten, die heuer gefeiert werden, eingeschüchtert sein und die Frage stellen, ob denn im Schatten solcher Persönlichkeiten nicht Manches zu kurz kommen kann. Die Verleihung des Körner-Preises zeigt, dass dem nicht so sein muss. Man muss nicht Mozart sein, um als Musiker herausragend zu sein, es gibt Größenordnungen, die unter dem Genie angesiedelt sind, die aber gleichwohl weit über das übliche Maß weit hinausreichen. Diese gilt es zu fördern, und
5 - 5 - dass dies in Form eines Preises gemacht wird, der den Namen von Theodor Körner trägt, ist erfreulich. In diesem thematischen Umfeld freilich stößt man in diesen Tagen häufig auf den Begriff Exzellenz. Exzellenz ist kein exklusives Prädikat für Universitäten und vergleichbare Institutionen und lässt sich auch nicht an einem Ort, wo immer er sein mag und wie immer er aussehen mag, festmachen. Exzellenz ist ein Prädikat, das in verschiedensten Ausformungen auftritt, bei bildenden Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftern oder auch bei Schriftstellerinnen und Schriftstellern, für die eine universitäre Ausbildung nicht zwingend ist. Exzellenz ist in allen Bereichen der Gesellschaft vorhanden und anzutreffen. Worauf es ankommt ist, dass wir in der Lage sind, Exzellenz dort ausfindig zu machen, wo sie sich entwickelt und dann nach Kräften zu fördern. Meine Damen und Herren!
6 - 6 - Der Preis trägt den Namen eines großen österreichischen Politikers, der sowohl als Wiener Bürgermeister seit 1945, wie auch als Bundespräsident von 1951 bis 1957 Großes geleistet hat und wichtige Impulse setzen konnte. Es arbeitete in denselben Räumen, in denen wir heute zusammen gekommen sind. Ich erwähne diesen Umstand, weil mir unlängst in einem Buch über Körner, das kurz nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten erschienen ist, eine Stelle aufgefallen ist, in der beschrieben wird, wie schwer es Körner gefallen ist, sich an den Prunk dieser Säle zu gewöhnen. Er habe, heißt es dort, zunächst das Gefühl gehabt, in der musealen Pracht der barocken Räume zu ersticken, da er gerade Linien und ein schlichtes Ambiente bevorzugte. Beim Lesen dieser Zeilen habe ich mich an meine ersten Tage und Wochen erinnert, die ich hier vor fast zwei Jahren verbracht habe, und die von verwirrenden Gefühlen, nicht ganz frei waren. Aber auch dabei gilt, dass der Sinn und Wert einer Tradition damit steht und fällt, was man daraus macht. Diese Räume für festliche Begegnungen zu nutzen, wie es die heutige ist, macht Freude,
7 - 7 - weil man auch anderen dadurch Freude bereiten kann. Der festliche Rahmen ist Teil jener Anerkennung, die Ihnen alle heute zu Recht zuteil wird. Es ist mir dabei aber ein besonderes Anliegen, dass die jahrhundertealten Räume der Präsidentschaftskanzlei kein Museum sind, sondern ein Ort, wo der Dialog und der Gedankenaustausch im Zentrum stehen. Der Gedankenaustausch mit Politikern ebenso, wie mit Wissenschafterinnen, Künstlern und Kulturschaffenden. Lassen Sie mich Ihnen daher abschließend noch einmal herzlich gratulieren und Sie in der Hofburg willkommen heißen.
Ich freue mich, dass Sie heute so zahlreich zu dieser. traditionellen Zusammenkunft zu Ehren der Wiener
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