Grußwort zum 125-jährigen Schuljubiläum St.-Josef- Mädchengymnasium Jülich (LRSD Palmen)

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1 Grußwort zum 125-jährigen Schuljubiläum St.-Josef- Mädchengymnasium Jülich (LRSD Palmen) Dass eine Schule das 125jährige Bestehen feiern kann, ist immer noch eine Seltenheit. Insofern bin ich sehr gerne der Einladung gefolgt, für die Bezirksregierung Köln an dieser Feier teilzunehmen und wieder einmal Schulluft schnuppern zu können. Sie wissen, dass es ein besonderes Rechtsverhältnis zwischen den Schulen in privater Trägerschaft und dem Land Nordrhein-Westfalen gibt, das eine weitgehende Unabhängigkeit dieser Schulen garantiert und staatliches Eingreifen nur in den Bereichen stattfindet, in denen es z.b. um die Gleichwertigkeit von Abschlüssen handelt. Um es kurz zu sagen: Die Tatsache, dass die Kontakte zwischen der Mädchenschule St.Josef und der Bezirksregierung Köln relativ selten stattfinden, ist beileibe kein Zeichen von Desinteresse auf beiden Seiten, sondern ist eher als Ausdruck der reibungslos ablaufenden pädagogischen und organisatorischen Prozesse in diesem Haus zu werten, für die ich mich im

2 Namen der Schulabteilung der Bezirksregierung ausdrücklich bedanken möchte. In dieser Region halten Sie mit einem reinen Mädchengymnasium ein Angebot vor, das selbst in weitaus größeren Städten seinesgleichen sucht und, wenn man auf die Schülerinnenzahlen schaut, keineswegs aus der Mode gekommen ist, sondern eine willkommene und wertvolle Ergänzung des normalerweise bestehenden Angebots an Bildungseinrichtungen darstellt. Ich brauche hier nicht die zahlreichen Untersuchungen anzuführen, die den Wert einer monoedukativen Beschulung in einer bestimmten Entwicklungsphase hervorheben. Tatsache ist, dass auf diese Weise Talente zum Vorschein kommen, die es woanders eventuell schwerer hätten, sich zu entfalten. Die blühende Existenz einer solchen Schule ist ein hervorragendes Indiz für die Vielfalt, die den Bildungsbereich unseres Landes auszeichnet und Sie leisten dazu einen wichtigen Beitrag. Ich möchte diesen nicht auf die Tatsache beschränken, dass St. Josef eine Mädchenschule ist und auch nicht

3 darauf, dass sie sich in einer Trägerschaft mit religiösem Hintergrund befindet. Vielmehr spiegelt sich dieser Beitrag besonders im Schulprofil, das über eine bemerkenswerte Klarheit in seinen Aussagen verfügt. Ins Auge fällt die Qualifizierung als Europaschule, ein Umstand, dem wir vielleicht die heutige Anwesenheit der Abgeordneten im Europäischen Parlament, Frau Sabine Verheyen verdanken. Ich möchte es nicht versäumen, in diesem Zusammenhang einige Gäste in Ihrer Muttersprache zu begrüßen. Je tiens à le dire en français : Il y a parmi nous les délégations de deux établissements partenaires qui viennent de Marseille en France et de Chênée en Belgique. Les liens avec nos voisins à l ouest sont très étroits et votre présence, Mesdames et Messieurs, montre qu il existe plus qu une coopération entre vos écoles. C est plutôt un lien d amitié qui vous a mené à Juliers et je vous remercie d être venus. Wenn man.nicht der erste Redner in einer Reihe von Festrednern ist, dann kommt man schnell auf die Idee, detaillierte Nachforschungen in alle möglichen

4 Richtungen anzustellen und Informationen zu suchen... Das Resultat meiner Recherchen möchte ich Ihnen in einigen wenigen Punkten nicht vorenthalten. 1. Was geschah noch in dem Jahr, als die Franziskanerinnen 1891 in Jülich die Höhere Mädchenschule errichteten? - Am 1. Januar wird infolge der bismarckschen Sozialreformen im Deutschen Reich die gesetzliche Rentenversicherung eingeführt. - Am 29. Januar wird auf Hawaii Liliʻuokalani zur Königin proklamiert. Sie folgt auf ihren Bruder David Kalākaua und ist erste Frau auf dem Thron. Das erste ist einfach nur ein Ereignis, dessen Auswirkungen aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart reichen, ähnlich wie die Schulgründung der Franziskanerinnen hier in Jülich. Das zweite ist ein recht frühes Indiz für Emanzipation und Frauenpower von einem Ende der Welt, von dem man dies vielleicht nicht erwartet hat. Wieso ich dabei an das Mädchengymnasium St. Josef in Jülich gedacht habe, überlasse ich Ihrer Phantasie.

5 1. Ich bin mir nicht sicher, ob Ihnen bekannt ist, wer eigentlich Dr. Weyer war, nach dem die Straße benannt wurde, an dem sich das MGJ befindet. Johann Weyer wurde 1515 oder 1516 in Nordbrabant geboren und starb 1588 in Tecklenburg. Er war Doktor der Medizin und u.a. Leibarzt von Herzog Wilhelm dem Reichen von Jülich-Kleve-Berg. Hier liegt also die Verbindung zur Stadt Jülich. Ob allerdings ein Mädchengymnasium mit Absicht an eine Straße gelegt wurde, deren Namenspatron dadurch bekannt wurde, dass er einen mäßigenden Einfluss auf die Verfolgungsintensität während der Hexenprozesse hatte, vermag ich nicht zu belegen und überlasse diese Aufgabe eventuell einer Schülerin dieser Schule, die das im Rahmen einer Facharbeit eruieren könnte...