Diabetes ist Einstellungssache
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- Jakob Jobst Pfeiffer
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Diabetes ist Einstellungssache 5 Strategien aus meiner Praxis als Diabetiker und der Zusammenarbeit mit Kunden, die das Leben mit Diabetes erleichtern
2 Hallo, mein Name ist Christian Purschke und ich bin Berater, Coach und Typ1-Diabetiker. Die Diagnose erwischte mich mitten im Berufsleben. Die medizinische Betreuung war zwar sehr gut, half mir jedoch nicht, mein ordentlich durcheinandergewirbeltes Alltagsleben zu ordnen und die neue Situation einzuordnen. Daraus entstand ein Programm, um Diabetikern zu helfen, mit der Krankheit zu leben und sie in den Alltag zu integrieren. Der Diacoach. Ich bin selber noch nicht lange Diabetiker, kann aber aus eigener Erfahrung und der meiner Kunden schöpfen. Ein Ergebnis daraus ist dieses kleine ebook. Vielleicht fragen Sie sich, was ein Coaching speziell für Diabetiker bringen soll. Jeder kennt seinen Körper am besten und weiß, was gut für ihn ist. Ich möchte Ihnen da auch nicht hineinreden. Mir geht es darum, Ihre Lebensumstände im Gesamtzusammenhang zu sehen und Ihnen dabei zu helfen, die Signale zu deuten, die Ihr Körper Ihnen sendet. Denn jeder chronisch kranke Mensch lernt ganz neu, auf seinen Körper zu hören. Aus den vielen Erfahrungen, die ich selber und in der Arbeit mit meinen Kunden gemacht habe, habe ich hier 5 ausgewählt. Die ersten Schritte, um Ihnen das Zusammenleben mit dem Diabetes ein wenig leichter zu machen. Ihr Christian Purschke
3 #1 Lernen Sie die Signale Ihres eigenen Körpers möglichst genau kennen. DEN Diabetes gibt es nicht. Er tritt bei jedem Betroffenen anders in Erscheinung, sorgt für unterschiedliche Reaktionen des Körpers und verändert sich mit der Zeit. Anstrengung, Aufregung oder ein grippaler Infekt können dafür sorgen, dass der Insulinbedarf sich verändert. Gerade bei Neupatienten sorgt das oft für große Unsicherheit, denn jeder Tag kann sich anders anfühlen. Sie werden merken, dass Sie mit der Zeit die Signale Ihres Körpers immer besser deuten und verstehen können. Sie werden aber auch merken, dass sich diese Signale mit der Zeit verändern und neues Lernen erfordern. Es ist nicht immer einfach, hier konsequent zu sein, aber es zahlt sich aus. Versprochen! Seien Sie aufmerksam mit Ihrem Körper und seinen Signalen. Wie fühlt sich eine drohende Unterzuckerung an? Fühlen Sie sich schwindelig? Unwohl? Stellen Sie niemals die Bedürfnisse Ihres Körpers hintenan. Unterbrechen Sie lieber eine Tätigkeit, um kurz etwas zu essen und zu messen, als wegen einer Unterzuckerung in Gefahr zu geraten. Leitsatz Ihr Körper hat immer Priorität.
4 #2 Lassen Sie die notwendigen Rituale nicht zur Routine werden. Notwendige Rituale nenne ich das Blutzuckermessen, das Spritzen, aber auch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten. Eben all die Dinge, um die wir nicht herumkommen. Natürlich fließen diese Tätigkeiten nach einer Weile in unseren Alltag ein. Wir messen mindestens nach dem Aufstehen, vor dem Essen und vor dem Einschlafen. Wir schauen auf das Essen, rechnen und spritze entsprechend. Wir nehmen unsere Medikamente morgens und abends. Es ist ja auch gut, dass diese notwendigen Rituale nebenbei passieren und eben nicht unseren Alltag bestimmen. Mehr als einmal konnte ich mich vor lauter Routine jedoch nicht erinnern, ob ich nun schon gespritzt hatte oder nicht. Oft genug wird auch Langzeitinsulin statt des eigentlich benötigten Kurzzeitinsulins gespritzt. Und das ist kein Spaß. Kennen Sie das auch? Daher habe ich mir angewöhnt, all diese Tätigkeiten leicht und locker zu vollführen, jedoch immer bewusst bei der Sache zu sein. Natürlich hilft mir auch mein Pen dabei, mich zu erinnern, denn er zeigt mir den Zeitpunkt und die Menge der letzten Injektion an. Aber viele Dinge muss ich mir nun einmal selber merken und achte daher darauf, wann immer es geht. Denn wenn wirklich einmal etwas schief geht, dann oft mit bösen Folgen. Nebenbei bemerkt: Diabetiker sind Menschen, die eigenständig und ohne medizinische Begleitung mit potentiell tödlichen Stoffen hantieren! Tipp Nehmen Sie sich ein wenig Zeit und investieren Sie etwas Konzentration auf diese notwendigen Rituale.
5 #3 Sehen Sie auch die positiven Seiten des Diabetes. Auch wenn ich selber in meinem Blog das Gegenteil behaupte: Diabetes ist eine Krankheit, mit allem, was dazugehört. Einschränkungen im Alltag, Folgeerkrankungen und Dinge, die man schlichtweg nicht tun kann, gehören dazu. Andererseits: es ist nun einmal so. Wegzaubern kann man seinen Begleiter nicht mehr. Das ist eine Erkenntnis, die ein wenig Zeit benötigt, aber sie kommt früher oder später. Was sagt uns das? Es hilft alles nichts, der Diabetes bleibt. Also kann man auch gleich das Beste daraus machen. Ich weiß (und verstehe), dass viele Diabetiker ihren Begleiter geradezu hassen. Denn er fesselt ganz schön. Um die notwendigen Rituale (siehe #2) kommt man nicht herum, die Folgeerkrankungen sind ein ewiges Damokles-Schwert und man weiß nie so recht, wie der Tag laufen wird. Ich habe aber auch gelernt, dass diese negativen Gedanken nur Negatives zur Folge haben. Versuchen Sie, das alles positiv zu sehen. Das ist Übungssache und dauert eine Weile, aber Sie werden merken, wie gut es tut, das zu akzeptieren, was man ohnehin nicht ändern kann. Hier nur drei Beispiele für positive Aspekte: Diabetiker entwickeln viel mehr Körpergefühl Diabetiker erleben Ihren Alltag bewusster Das Wohlbefinden erhält einen höheren Stellenwert Übung Begrüßen Sie Ihren Diabetes jeden Morgen nach dem Aufstehen. Und zwar fröhlich. Klingt blöd, hilft aber!
6 #4 Gehen Sie offen mit dem Diabetes um. Wenn Sie möchten. Eine der schwierigsten Fragen ist die nach dem Umgang mit dem Diabetes. Ich werde oft gefragt, wie das gehandhabt werden sollte, denn schließlich können einem im Beruf oder im Alltag auch Nachteile daraus entstehen, Diabetiker zu sein. Ich persönlich bin für einen offenen Umgang. Dies hat mehrere Gründe: 1. Wir können uns nicht über Fehleinschätzungen, Missverständnisse und sonstige unangenehme Situationen beklagen, wenn wir nicht aktiv Aufklärung betreiben. 2. Im Falle einer Unterzuckerung oder eines ähnlichen Notfalls ist es immer besser, wenn möglichst viele Menschen die Hintergründe kennen und helfen können. 3. Es ist an der Zeit, das Arbeitgeber, Gesetzgeber und viele andere verstehen, dass Diabetiker grundsätzlich alles ohne Einschränkung können, sofern sie gut eingestellt sind. Am Ende hängt es von Ihrer persönlichen Situation ab, wie Sie sich entscheiden. Es kann auch gute Gründe geben, das Thema für sich zu behalten erfahrungsgemäß aber eher selten. Unter dem Strich hilft ein offener Umgang mit der Krankheit nicht nur Ihnen, sondern allen anderen Diabetikern. Denn nur so schaffen wir öffentliche Wahrnehmung. Tipp Zumindest im privaten Umfeld und Freundeskreis sollte ein offener Umgang mit dem Diabetes kein Problem darstellen.
7 #5 Lernen Sie Ihren körpereigenen Rhythmus kennen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Rhythmus. Der eine ist morgens topfit, der andere schläft lieber etwas länger und kommt dafür abends in Höchstform. Mit dem Diabetes verstärkt sich dieser persönliche Rhythmus oft, sodass unsere Leistungsfähigkeit ebenso schwankt. Das kann bei Diabetikern verschiedene Ursachen haben zum Beispiel ist oftmals auch die Schilddrüse betroffen und eventuell medikamentös noch nicht richtig eingestellt. Da Sie als Diabetiker ohnehin regelmäßig und mehrmals täglich Ihren Blutzucker und damit Ihren Stoffwechsel checken müssen, haben Sie eine recht intensive Kenntnis Ihrer jeweiligen Tagesform und wissen, wie es sich anfühlt, wenn zum Beispiel morgens der Blutzuckerspiegel immer erhöht ist. Dies können Sie nutzen und Ihren Alltag danach ausrichten. Nutzen Sie diesen gewissen Vorteil! Natürlich geht das nicht immer Dienst ist nun einmal Dienst und Verpflichtungen gehen oftmals vor. Und Ihre Kinder richten sich mit ihren Bedürfnissen sicher auch nicht nach Ihrem Blutzuckerspiegel. Aber wo immer es im Alltag möglich ist, sollten Sie dann Ihre Höchstleistung abrufen, wenn Sie am fittesten sind. Das verringert Stress und Belastung merklich und hilft Ihnen dabei, die Freude am Alltag und an der Arbeit wieder zu erlangen. Eine sehr hilfreiche App dafür ist übrigens der mysugr Companion. Übung Versuchen Sie eine Verbindung zwischen Ihrem Blutzuckerspiegel und Ihrem Körpergefühl herzustellen. Mit ein wenig Übung gelingt das und kann sehr helfen!
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