Organspende Enges Zusammenspiel zwischen Freud und Leid Manges Bernadette (Graz)
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- Tobias Pfeiffer
- vor 7 Jahren
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1 Organspende Enges Zusammenspiel zwischen Freud und Leid Manges Bernadette (Graz) Abstract Die Pflege von Organspendern stellt für das Pflegeteam eine große Herausforderung dar. Ebenso sind die Angehörigen von Organspendern einer äußerst hohen Belastung ausgesetzt. In der folgenden Literaturrecherche werden die Behandlungsschwerpunkte der Angehörigenaufklärung, welche aus didaktischer Sicht sehr einfühlsam und professionell von statten gehen muss, beleuchtet. Weiters ist es notwendig eine optimale Organpflege durchzuführen, damit der Organempfänger bestmögliche Voraussetzung für eine positive Transplantation hat. Die Problematik, die die Organempfänger in der Situation ein Organ zu Brauchen aufzeigen, lässt einen deutlich merken, wie eng Freud und Leid mit dem Thema Transplantation verbunden sind. Insgesamt zeigt sich eine Notwendigkeit von professionellem Handeln auf verschieden Ebenen des Betreuungsteams, um ein optimales bzw. vertretbar und akzeptables Outcome für alle Beteiligten zu erreichen. Einleitung Der Tod als solches, stellt für den Menschen als endgültiges Ereignis, oft eine schwer zu akzeptierende und nachvollziehbare Situation dar. Umso mehr ist der plötzliche Tod eines Menschen im Status des Hirntodes für Angehörige eine emotionale Extremsituation, da ja viele Zeichen die in der Gesellschaft den Tod ausmachen fehlen. Das Unfassbare zu begreifen erfordert in dieser Situation sehr viel Kraft und Stärke. Im Moment des Begreifens stellt sich heutzutage auch oft die Frage, ob der Verstorbene auch zur Organspende geeignet wäre. Das heißt, dass man den nahen Angehörigen zusätzlich mit einer Thematik konfrontieren muss, welche schon für die Professionalisten, Pflegenden und Ärzten, belastend ist und von ihnen mit viel Einfühlungsvermögen und Professionalität begegnet werden muss.
2 Die gesetzliche Grundlage in Österreich besagt, dass es lt. 62 a KAKuG mit Ausnahmen, zulässig ist, Verstorbenen, bei denen der Gehirntod festgestellt wurde, einzelne Organe und Organteile zu entnehmen. 1 Jährlich kann in Österreich rund 700 Personen durch Organtransplantationen geholfen werden. Etwa Patienten/ Patientinnen sind auf Wartelisten für derartige Eingriffe vorgemerkt. 2 Um diese Zahl bestmöglich zu verringern, bedarf es an guter Aufklärung der Gesellschaft, sowie der betroffenen Angehörigen. In Österreich wird die Thematik Organspende teilweise noch zu wenig öffentlich behandelt. Nur drei von zehn von mir befragte Personen kennen die gesetzlichen Rahmenbedingungen in Österreich betreffend die Organspende. Die anderen waren in dem Glauben, dass ohne Organspende-Ausweis keine Entnahme stattfinden darf und kann. Aufgrund teilweise unzureichender Aufklärung zu diesem Thema, ist es oft schwierig plötzlich betroffene Angehörige mit dieser Thematik zu konfrontieren. Es wird angenommen, dass sich die Entscheidung dafür oder dagegen leichter gestaltet, wenn die Gesellschaft mehr über Organspende weiß. Vergleicht man hiermit die amerikanische Gesellschaft, welche mit TV Spots und Werbeplakaten ständig auf die Möglichkeiten der Organspende hinweist, könnte man sagen, dass unsere Aufklärung dazu noch relativ unzureichend ist. Wichtig ist, den Angehörigen aufzuzeigen, dass sie mit ihrer Entescheidung wirklich Leben retten und erhalten können. Obwohl aus gesetzlicher Sicht eine solche Einbindung nicht notwendig wäre hat sich in der klinischen Praxis gezeigt, dass es aus ethischer Sicht notwendig und empfehlenswert ist den Angehörigen in die Entscheidung einzubinden, ob ein hirntoter Patient seine Organe zur Verfügung stellt, um ihnen auch die Möglichkeit zu geben entsprechende Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Organspender und Empfänger sind vergleichbar mit Magnetpolen - Das Negative zieht das Positive an und es kann damit neue Energie für ein zweites Leben geschaffen werden. Neben der Entscheidung der Angehörigen, ihren Lieben als Organspender zuzulassen, bedarf es weiter an hoher Professionalität des Pflegepersonals und des Ärzteteams, um den Spender so gut als möglich auf die Organentnahme vorzubereiten. 1 Vgl. ( ) 2 Schleicher (2009)
3 Ziel diese Arbeit ist es, einige Problemfelder um die Organspende zu beleuchten und neben dem Verlust eines Menschenlebens auch die positiven Aspekte der Organspende aufzuzeigen. Angehörigenaufklärung Die Übermittlung der Todesnachricht stellt für Ärzte und das unterstützende Pflegepersonal oft eine starke Belastung dar. Es bedarf eines angemessenen psychologischen Umgangs mit den betroffenen Angehörigen um sie auf diese Situation vorzubereiten. Eine umfassende und einfühlsame Wissenvermittlung stellt in dieser Situation eine Grundvoraussetzung für den Arzt dar. Die Informationen müssen dem individuellen Auffassungsvermögen sowie dem Wissensstand der Angehörigen angepasst werden. 3 Die Grundvoraussetzungen für ein solches Gespräch sollten ein separater Raum, ausreichende Gesprächszeit, sowie eine ungestörte Atmosphäre sein. In keinem Fall darf dies im Treppenhaus, am Flur, oder am Bett des Verstorbenen stattfinden. 4 Da die Diagnose Hirntod und die damit verbundene Bitte um eine Organspende zur inneren Zerreißprobe führen kann, ist es umso wichtiger, eine angemessene Kommunikationssituation zu schaffen, um eine freie Entscheidung der Angehörigen im Sinne des Verstorbenen zu ermöglichen. Dabei ist es notwendig den Angehörigen das Gefühl zu geben eine Entscheidungshilfe im Sinne des Patienten zu sein und nicht die Entscheidungsträger selbst. Der Zeitpunkt des Gespräches liegt Idealerweise kurz nachdem die Hirntoddiagnostik abgeschlossen wurde. Im Vorfeld muss abgeklärt werden, wer an diesem Gespräch teilnimmt. Ob neben dem aufklärenden Arzt noch eine Schwester/Pfleger oder eine SeelsorgerIn oder PsychologIn für psychische Unterstützung sorgen soll, ist individuell der Situation anzupassen. Ablauforganisatorisch für die Gesprächsführung ist es notwendig die Angehörigen über den eingetretenen Hirntod bereits im Vorfeld zu informieren und die Todesnachricht zu überbringen. Dies ist in jeden Fall Aufgabe des Arztes. Für den Angehörigen muss klar hervorgehen, dass es keine Hoffnung auf Überleben mehr besteht. Danach sollte man den Angehörigen Zeit geben Trauerarbeit zu leisten. Erst 3 Vgl. Schleicher et al (2007), S Vgl. Lang ( )
4 zu dem Zeitpunkt in dem sie sich die Fragen nach den Wie geht es weiter stellen kann die Bitte um die Entscheidungsfindung zur Organspende gestellt werden. Die lückenlose und aufrichtige Information stellt eine wesentliche Grundlage für die Entscheidungsfindung dar. Direktheit, Ehrlichkeit und hohe fachliche sowie soziale Kompetenz sowie die Information über die rechtlichen Bedingungen stellen ein muss in dieser Situation dar. Atmosphäre und Inhalt des Gespräches müssen den Angehörigen vermitteln, dass jede Entscheidung, welche sie auch treffen, vorbehaltlos akzeptiert wird. 5 Zweck der Organpflege und der Pflege des Donators Bei der Organpflege handelt es sich um eine wissenschaftlich abgesicherte Notwendigkeit der Organkonditionierung. Da es sich dabei aber sehr oft um Patienten handelt, welche im Vorfeld vom Betreuungsteam als Patient, als Individuum betrachtet wurde, stellt der Anspruch der Organpflege für das Team eine hohe emotionale Belastung dar. Man muss sich in dieser Situation aber im Klaren sein, dass die Patienten die vom Organ profitieren zwar nicht direkt bekannt sind aber trotzdem von einer guten Spenderkonditionierung profitieren. 6 Das heißt, dass die Spenderpflege im übertragenen Sinne, die vorweggenommene Pflege des Empfängers darstellt". 7 Die wohl umstrittenste und immer wieder für zahlreiche Diskussionen sorgende Frage ist: Wie viel Pflege und welche Art von Pflege benötigt ein Organspender. Neben dem Ziel, eine Organfunktion optimal zu erhalten, trägt ein gepflegtes Äußeres zur Wahrung der Würde des Verstorbenen bei und zählt ebenso zu den Anforderungen an die Pflege. Die Spenderbetreuung ist nicht nur mit einem hohen Maß an Wissen und Können geknüpft, sondern auch sehr zeit- und arbeitsintensiv. Nur durch eine gute Zusammenarbeit im Schnittstellenmanagement von Transplantationschirurgen, Intensivmedizinern und Pflegepersonal öffnen sich immer mehr Möglichkeiten für eventuelle Organempfänger. Durch unzureichende Pflege und Therapie kann es schnell zu Organschädigungen kommen und somit zu Problemen bei Transplantationen und in der postoperativen Pflege. 5 Vgl. Backhaus ( ), S. 3 f 6 Vgl. Weiß ( ) 7 Weiß ( )
5 Angesichts dessen, dass der hirntote Patient nicht mehr in das Leben zurückgeholt werden kann, trägt die Organpflege wesentlich dazu bei, vielen Menschen eine zweite Lebenschance zu bieten. Die beste Einstellung die das Pflegepersonal in Bezug auf die Donatorpflege haben kann ist, dass Menschen durch ihre Professionalität einen Grundstein legen damit neues Leben geschenkt werden kann. Bedeutung der Organspende für Organempfänger Menschen, die seit Monaten - Jahren auf ein passendes Organ warten müssen verfolgt täglich ein gemischtes Gefühl aus Angst, Hoffnung und Schuldgefühlen. Einerseits hoffen sie innständig darauf, endlich das lebensrettende Organ zu erhalten und andererseits wollen sie nicht, dass ein anderer Mensch dafür sein Leben beenden muss. Organspende ist ein Zusammenspiel zwischen Freud und Leid. Die Angehörigen des Organspenders verlieren einen geliebten Menschen, wissen aber, dass sie mit ihrer Einwilligung zur Organspende mehrere Leben retten können, mitunter eventuell auch das Leben eines Kindes. Organempfängern wird durch die Spende eine zweite Lebenschance gegeben, aber das Schuldgefühl, dass ein anderes Leben dadurch beendet wurde, ist ein ständiger Wegbegleiter. Tatsache ist, dass ein hirntoter Patient nicht mehr in das Leben zurückgeholt werden kann. Nun ergeben sich zwei Möglichkeiten: Entweder wird der Körper unversehrt zu Grabe getragen und die Liste der wartenden Organempfänger wird immer länger oder das tragische Ableben trägt dazu bei, Menschen zu helfen die täglich mit der Angst sterben zu müssen, konfrontiert werden. Resümee In Österreich wird die Thematik Organspende teilweise noch zu wenig öffentlich behandelt. Obwohl ohne Organspende-Ausweis eine Entnahme stattfinden darf und kann, zeigt die klinische Praxis die Notwendigkeit der Information und Aufklärung der Angehörigen, damit es zu einer für alle Seiten akzeptablen Lösung kommen kann. Im Großen und Ganzen kann zusammengefasst werden, dass die Entscheidung für oder gegen die Organspende sicherlich nicht leicht ist. Einerseits verliert die Welt ein Menschenleben und andererseits können bis zu 5 Leben dadurch gerettet werden. Damit dieser Benefit neben all den nachteiligen Ereignissen für den Organspender
6 auch wirklich stattfinden kann ist es für das ganze Betreuungsteam wichtig, professionell zu handeln. Professionell im Sinne der Organpflege, professionell im Sinne der Angehörigenbetreuung und der ethischen Anforderung des Donators sowie des Empfängers und professionell im Hinblick auf die eigene psychische Belastungssituation der eigenen Situation. Nur so kann für alle Beteiligten eine gute Basis für weiteres Leben geschaffen werden. Wie gesagt, ist dieses Thema ein enges Zusammenspiel zwischen Freud und Leid. Zum Abschluss möchte ich noch gerne eine Aussage von Papst Benedikt XVI zitieren, welche diese Thematik sehr aussagekräftig betitelt: Organspenden ist "eine besondere Form, Nächstenliebe zu zeigen" (Papst Benedikt XVI.; zit. nach Radio Vatikan, ).
7 Literaturverzeichnis Backhaus E. (2009): Gespräche mit Angehörigen potentieller Organspender, in: URL: Stand: ( ) o.v. Entnahme von Organen oder Organteilen Verstorbener zum Zwecke der Transplantation, in: URL: Organisationsrecht/Krankenanstalten/INDEX-Krankenanstalten/INDEX-KAKuG.htm, Stand: ( ) Schleicher, B. (2009): Rette Leben, Organspende in Österreich, in: Gesundheit Österreich GmbH/ Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen/ ÖBIG Transplant, Wien, 2009 Schleicher et. al. (2007): Kommunikation auf der Intensivstation, in: Österreichische Ärztezeitung, 4, 2007, S Lang S. (2009): Hirntod und Organspende Bedeutung und Aufgaben für die Fachpflege, in: URL: Organspende/, Stand: ( ) Weiß R., Weiß S., Janisch H. (2009): Betreuung von Organspender und Organempfänger aus der Sicht des Pflegepersonals, in: URL: option=com_content&task=view&id=73&itemid=76&limit=1&limitstart=0, Stand: ( )
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