Burn out Verhindert der aktuelle Leistungsdruck die Bildung -
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- Adolph Knopp
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1 Beispielbild Burn out Verhindert der aktuelle Leistungsdruck die Bildung - und damit die soziale Kompetenz und kulturelle Identität als möglichen Schutz vor Burn out? Hans-Werner Rückert, Dipl.-Psychologe, Psychoanalytiker Freie Universität Berlin Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung
2 Die beste Zeit unseres Lebens... 2
3 Immer noch die beste Zeit ihres Lebens, aber... 3
4 Studieren alla bolognese Beispielbild 12 Jahre nach Bologna: Erfolge und Belastungen Entwicklungsaufgaben der Spätadoleszenz Empirische Befunde altes/neues System Aktuelle Befunde zum Belastungserleben
5 Zeitlose Themen Studierender Ablösung vom Elternhaus Sinn- und Orientierungsfragen Liebesbeziehungen Balance Arbeit Studium Privatleben Studienfinanzierung Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung Spätadoleszente Krisen Entwicklung von Bewältigungsfertigkeiten 5
6 Entwicklungsaufgabe der Postadoleszenz Positive Entwicklung - Zielerreichung - Selbstwachstum - Alternative, flexible Identitätsentwürfe bei Ich-starken Persönlichkeiten mit guter Frustrationstoleranz Negative Entwicklung - Verkürzte Identitätsbildung - Pseudoidentität - Identitätsdiffusion 6
7 Entwicklungsaufgabe der Postadoleszenz Negative Entwicklung Anonymität Biografische Vulnerabilitätsfaktoren Ungenügende Bewältigungsfertigkeiten Belastungsfaktoren aus der Studiensituation Leistungsdruck Prüfungsdruck Geldverdienen 7
8 Altes System 16% fürchteten bereits im 1. Semester, das falsche Fach gewählt zu haben 42% ängstigten sich, den Anforderungen des Studiums generell nicht gewachsen zu sein 55% machten sich Sorgen, durch Prüfungen zu fallen 20% Studienabbrecher, FH 22%, duales System 20%, USA 20% (Humanmedizin Deutschland 8%) 27% aller Studierenden vorübergehend durch psychische Belastungen stark beeinträchtigt 13% über längere Zeit beratungs- oder betreuungsbedürftig 11% psychisch krank 5% in Therapie (Gesamtbevölkerung: 26% behandlungsbedürftig, 15% psychisch, somatopsychisch oder psychosomatisch krank) 8
9 Neues Bachelor/Master System: Reform-Ziele - Schnelleres Studium (sechs Semester) - Besser strukturiertes Studium - Transparenz der Anforderungen - Verbindlichkeit des Studiums - Berufsbefähigender erster Abschluss - Masterstudium nur für die 30% der besten Bachelors - Steigerung der europaweiten Mobilität - Qualitätssicherung der Lehre 9
10 Bachelor-Merkmale LP in 3 Jahren - 30 LP pro Semester - 1 LP entspricht 30 Stunden studentischer Arbeit - Vollzeitstudium: Workload von 1800 Stunden im Jahr ergibt bei 52 Wochen minus Jahresurlaub und Feiertagen rechnerisch eine 38,5- stündige Arbeitswoche - Modularisierte Lehrangebote - Studienbegleitende Prüfungen - Obligatorisch: außerfachliche Schlüsselqualifikationen - Erheblicher Verwaltungsaufwand 10
11 Neues System: Probleme Verschwinden von Freiräumen zu Studienbeginn Jede Studienleistung ist examensrelevant: Prüfungsdruck wird zur Dauerbelastung Bulimie-Lernen Subjektiv als zu hoch empfundener Workload Schwierigkeiten, Studium mit Job/Kind zu vereinbaren Erfolgsdruck wegen Zulassungshürden beim Übergang in Masterstudium (85% wollen weiterstudieren, ca. 73% der BA-Absolventen realisierten das bisher!) Unsichere berufliche Perspektive des BA-Abschlusses erfordert Zusatzqualifikationen, Praktika etc. Erschwerung von Mobilität und Internationalität 11
12 Allgemeine Trends Geringere Resilienz und Bewältigungsfertigkeiten Aufeinandertreffen gesellschaftlichen Beschleunigungsdrucks mit hoher Leistungsbereitschaft und intern-stabiler Attribution von Erfolg/Mißerfolg Systemische Produktion von Belastungen 12
13 Allgemeine Trends Geringere Resilienz und Bewältigungsfertigkeiten Aufeinandertreffen gesellschaftlichen Beschleunigungsdrucks mit hoher Leistungsbereitschaft und intern-stabiler Attribution von Erfolg/Mißerfolg Systemische Produktion von Belastungen 13
14 Psychische Erkrankungen:12 Monats- Prävalenzraten Alle Störungen % Bevölkerung USA ,4 Bevölkerung EU ,0 Adoleszenten EU 15-20% Studenten USA % Studenten BRD % 14
15 Depression Studenten USA 2002 Studenten USA 2002 Studenten USA 2004 Studenten BRD Studenten Polen 2008 Studenten Bulgarien % diagnostiziert 38% berichten über Depressionen 45% berichten über Depressionen % berichten über Depressionen 34% berichten über Depressionen 39% berichten über Depressionen 15
16 STRESS Studenten Schweden 2007 Studenten Schweden 2010 Studenten Österreich 2009 Studenten USA % gestresst 70% gestresst 61% gestresst 85% gestresst 16
17 Ortenburger, A, Beratung von Bachelorstudierenden. Hannover, HIS Forum Hochschule 3,
18 18
19 19
20 Hochschulische Belastungsquellen 20
21 Überforderung 21
22 Allgemeine Trends Geringere Resilienz und Bewältigungsfertigkeiten Aufeinandertreffen gesellschaftlichen Beschleunigungsdrucks mit hoher Leistungsbereitschaft und intern-stabiler Attribution von Erfolg/Mißerfolg Systemische Produktion von Belastungen 22
23 23
24 Persönliche Entwicklung leidet, weil Autonomie und Reflexion, Diskussion und kritische Auseinandersetzung kaum ermöglicht werden Stoff wird aufgrund von Zeitnot und Verschulungstendenzen passiv rezipiert Forderungen nach Re-Akademisierung des Bachelorstudiums Bargel, T., Ramm, M, Multrus, F. (2008), Studiensituation und studentische Orientierungen. 10. Studierendensurvey. BMBF 24
25 Bachelor-Empirie Studiendauer: durchschnittlich Uni 7 Semester, FH 7,2 (traditionelle Studiengänge 10,4); BA+MA 11,7 Semester Abbrecherquoten: Zunahme (Unis traditionell Jahrgang %, FH 22%, BA-Studierende 30%, Ingenieurstudenten an FH 37%; Humanmedizin 5%) Massiver Ansehensverlust des Bachelorabschlusses seit 2001 (73% machen Master, 85% beabsichtigen das) 25
26 Erfahrungen aus der Psychologischen Beratung -Steigerung der Nachfrage um 20% - Viel Nachfrage in den ersten Semestern -Mehr Angst und Stress (auch absichtlich durch Lehrende erzeugt) -Zunahme passiver Konsumhaltungen (z.b. Zeitmanagement-Kurse) -Zunahme Tipp-bezogener Erwartungen (vs. selbstreflexiver) -Hohes Ausmaß an Compliance -Rückgang in der Bereitschaft, sich zu engagieren 26
27 Burn out Risikofaktoren Unzufriedenheit im Studium/Job Zeitdruck Fehlende Anerkennung Perfektionismus Prophylaktisch relevante Faktoren Erkennen der eigenen Grenzen Akzeptieren eigener Fehler Beschäftigung mit eigenen Fähigkeiten und Ressourcen Life-Work-Balance 27
28 Entwicklungsaufgabe der Postadoleszenz Negative Entwicklung Anonymität Biografische Vulnerabilitätsfaktoren Ungenügende Bewältigungsfertigkeiten Belastungsfaktoren aus der Studiensituation Leistungsdruck Prüfungsdruck Geldverdienen 28
29 Fazit Das Bachelorstudium leistet eben so wie das Medizinstudium keinen Beitrag zur Entwicklung von Burn out Resistenz Die Orientierung am Modell des Medizinstudiums oder der Wirtschaftswissenschaften wird den Bedürfnissen vieler Studierender nicht gerecht Soziales Engagement und kulturelle Teilhabe gehen zurück Burn out relevante Faktoren nehmen bereits im Studium zu Hoffnung: Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch (Hölderlin, Patmos) 29
30 Danke für Ihre Zeit und Ihre Aufmerksamkeit! 30
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