Predigt zum Erntedankfest am 4. Oktober
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- Kathrin Berger
- vor 7 Jahren
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1 Predigt zum Erntedankfest am 4. Oktober :: Predigttext (Mk 4,26-29) Und Jesus sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen auf's Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst - er weiß nicht, wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da. Und er sprach: Womit wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden? Es ist wie ein Senfkorn: wenn es gesät wird auf's Land, so ist' s das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden; und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, sodass die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können. :: Gleichnisse vom Wachsen Liebe Gemeinde, sehen Sie sich das an, wie schön unsere Kirche heut geschmückt wurde! Kleine und große Gaben liegen hier vorn, Dinge, die tatsächlich in oder auf der bunten Erde gewachsen sind und Geschenke, für die wir auch dankbar sind. Sie geben wir dankbar an andere Menschen nach Rothenburg in die Einrichtungen des Martinshofes oder nach Rumänien über die Diakonie- Sozialstation weiter. Da ist etwas gewachsen, so, wie wir es im Anspiel zuvor gehört haben. In der Bibel geht es an vielen Stellen um das Wachsen und Gedeihen. Geschichten von Pflanzen sind nahezu in allen biblischen Büchern zu lesen. Jesus hat immer wieder gern die Gleichnisse vom Säen und Ernten genutzt, um seinen Jüngern die Sache mit Gott zu verdeutlichen. So auch im heutigen Predigttext: Das Gleichnis von der selbstwachesenden Saat und vom Senfkorn.
2 Wer dieser Tage auf dem Feld arbeitet kann die Rede Jesu wohl noch am besten nachvollziehen und begreifen, was Ernten elementar bedeutet. Viele von uns können das ich kann das nicht mehr. Die Menschen zu Jesu Zeiten wussten noch genau, wie Not-wendig eine gute Garten- und Feldarbeit ist und wie sorgfältig Pflanzen zu pflegen sind. :: das Samenkorn Für mich ist eine kleine wachsende Pflanze ein treffendes Bild für unser Zusammenleben als Gemeinde, ein Bild für die Kirche allgemein. Gut, Sie können jetzt fragen, was es denn da für Gemeinsamkeiten geben soll: Ist die Kirche aufgrund der sinkenden Kirchengliederzahlen mit einer abgeblühten, verwelkenden Pflanze vergleichbar, die ihre besten Tage hinter sich hat? Nein.Ich werde versuchen Ihnen vier Gemeinsamkeiten zu skizzieren: Die erste Gemeinsamkeit: Auch wir als christliche Kirche verdanken uns einem Samenkorn, das vor langer Zeit in die Erde gelegt wurde. Dieses Samenkorn war zunächst unscheinbar und klein, und niemand hat ihm zugetraut, dass daraus einmal ein so großes Gewächs werden würde. Als Christus den Armen die Erde versprach, den Traurigen Trost und den Unterdrückten neue Freiheit, da hatte man ihn zunächst zum Schweigen gebracht. Man hatte ihn auf's Kreuz gelegt. Seine Botschaft wurde mit ihm graben. Ein Stein lag vor dem Grab, nur für alle Fälle... Aber, das Kreuz wurde zum Pflanzholz. Das Korn war in die Erde gefallen, es keimte auf und wuchs am Holz empor: Daran konnte das Reich Gottes jetzt zu blühen beginnen. Schon nach drei Tagen grünte neue Hoffnung und das Samenkorn schlug Wurzeln in den Herzen der ersten Christen. Wer sich auf diesen Christus einlassen will, wer dem Auferstandenen nachfolgt, der hat die besten Aussichten, über sich selbst hinaus zu wachsen an einem sicheren Holz um schließlich zu blühen. :: Glieder der Pflanze Glieder der Gemeinde Die zweite Gemeinsamkeit: Eine Pflanze besteht aus verschiedenen Teilen: Den Blättern, der Wurzel und dem
3 Rumpf/der Stengel/Stiel wie auch immer, Gartenbauingenieure mögen mir mein Gestammel verzeihen. Nun also: Oben ist das üppige Blattwerk. Es ernährt die Pflanze, weil es das Sonnenlicht in Lebenskraft verwandelt. Es streckt sich dem Himmel entgegen, es fängt Regen auf wie ein Trichter, damit der Rumpf gedeihen kann. Ich meine, dass dies auch in einer Gemeinde so ist: Mit unseren Hoffnungen strecken wir uns dem Himmel entgegen. Wir beten, singen, musizieren, erbauen einander mit Psalmen und guten Worten. Wir strecken uns hin, dem Segen Gottes entgegen, den wir für unser Leben brauchen wie die Pflanze das Licht. Ganz unten ist das Wurzelwerk. Über diese Wurzel schafft es die Pflanze eine feste Verbindung zur Erde zu halten. Ohne Wurzel würde das junge Pflänzchen schon vom ersten Platzregen fortgespült werden. So müssen die Wurzeln gut halten, nicht über der Erde schweben. Gute Wurzeln sind auch Voraussetzung, um dürre Zeiten zu überdauern. Die Wurzel sie ist lebenswichtig die Blätter auch. In dieser bunten Erde stecken die Dinge, die unsere Pflanze gleich nach dem Licht für ihr Leben braucht. Auch als Kirche sind wir mit der Erde verwurzelt. Wir leben in dieser Welt, haben unsere Wurzeln hier am Ort eingeschlagen anders als es Kritiker behaupten indem sie sagen, die Kirche sei fern ab der Realität. Hätte keine Bodenhaftung mehr. Wir sollten beide Beine fest auf dem Boden haben, denn im siebten Himmel zu schweben kann manchmal gefährlich werden, wenn Probleme auf uns niederprasseln, wie ein Platzregen, der die Erde ausspült. Wodurch haben wir Bodenhaftung: Wir haben sie in unserer täglichen Arbeit, wenn wir Freude und Leid mit unseren Kollegen teilen. Wir haben sie im Miteinander unter Nachbarn, auf dem Schulhof, im Freundeskreis und der Verwandtschaft. Solche Bodenhaftung wird Frucht bringen für uns selbst und wird uns als Gemeinde wachsen lassen. Wenn wir so in der Region unsere Wurzeln schlagen, dann lockern wir damit zugleich hart getretenen Boden auf. Der dritte Teil der Pflanze ist schließlich der Rumpf: Unter einer rauen Schale wird Kraft gesammelt, wenn es draußen
4 ungemütlich wird. Wenn Hitze drückt, dann speichert der Rumpf Feuchtigkeit für die Blätter und die Wurzel. Wenn Stürme toben, hält der Rumpf die Pflanze aufrecht. So ähnlich ist das auch in der Gemeinde: Ohne Menschen und Gruppen hier bei uns, die halten und stützen, die den Segen und die Hoffnung sammeln und bewahren, wäre es auch um unsere Blätter und Wurzeln schlecht bestellt. Es gibt auch in der Kirche immer wieder Menschen, die Schaden von uns abwenden. Das kann durch ein Gebet für andere Glieder der Gemeinde sein, das kann die Mitarbeit sein, das Ehrenamt. Diese Schwestern und Brüder übernehmen gewissermaßen die Funktion der Schale nach außen hin. :: Gemeinde braucht Pflege Eine dritte Gemeinsamkeit zwischen einer solchen Pflanze und unserer Gemeinde ist die Pflege, die beide brauchen. So ein Gartenbau ist umfangreich, Feldarbeit ist vielseitig. Es wird gehackt und bei Trockenheit bewässert. Pflanzen brauchen Pflege, damit sie gedeihen können. Nicht anders ist das in der Gemeinde. Wer darauf vertraut, dass alles von selber gedeiht, darf sich über karge Erträge nicht wundern. Glaubenssachen soll unser Kind mal selbst entscheiden, wenn es groß ist. Ob unser Kind zur Christenlehre, Konfistunde geht das überalssen wir ihm/ihr. Irgendwie wird es das Entscheiden schon lernen. Das sind alles Ausreden von schlechten Bauern. Unsere Kinder sind darauf angewiesen, was ihnen zu Hause an Pflege und Nahrung mitgegeben wird. Wenn das Pflänzchen nicht ständig bewässert wird, nützt auch die Intensiv-Berieselung an Heilig Abend in der Christvesper nicht viel. Auch unter den Erwachsenen sind wir auf gegenseitige Pflege angewiesen. Das anerkennende Wort für ehrenamtliche MitarbeiterInnen wirkt manchmal wie ein warmer Sommerregen. Gegenseitige Nachsicht und Vergebung lockert hart verkrusteten Boden für neues Gedeihen auf. Auch die konkrete, helfende Hand in Notlagen gibt Gemeindegliedern wieder Hoffnung und Wärme. Dass man mit Pflanzen sprechen soll, damit sie besser gedeihen
5 wird ja oftmals behauptet. Für die Gemeinde kann das nur gut sein. :: Kirche für andere Die letzte Gemeinsamkeit, die ich ansprechen möchte, ist die Ernte. So eine Pflanze auf dem Acker wächst nicht zum Selbstzweck. Sie ist dazu da, dass andere sie verwenden, ihren Hunger mit ihr stillen und sie für ihr Leben gebrauchen können. Darum lässt sie Gott überhaupt erst wachsen. Mit der Gemeinde ist das ganz ähnlich. Was wir in unseren Kirchen und Gemeinden veranstalten, ist kein Selbstzweck. Kirche ist immer Kirche für andere - hat der Breslauer Theologe Dietrich Bonhoeffer in den dreißiger Jahren geschrieben. Mit den Erntegaben aus diesem Gottesdienst unterstützen wir unter Anderem ein Hilfsprojekt in Rumänien. Damit können wir uns keine Verdienste vor Gott verschaffen. Natürlich nicht, aber vielleicht tragen wir dazu bei, dass anderswo wieder ein Dankgebet zu Gott gesprochen werden kann. Vielleicht tragen wir auch dazu bei, dass Menschen wieder Wurzeln schlagen können auf weit kärgerem Boden als wir ihn hier haben. Liebe Gemeinde, wir können dazu beitragen, dass unser Gewächs, die Gemeinde, wächst und gedeiht. In ihr sind wir nur ein Teil, nicht das Ganze. Dankbar können wir entdecken, wie wir uns gegenseitig halten und brauchen. Unser Vertrauen gilt aber unserem Herrn, der uns reiche Ernte versprochen hat. Wir hoffen und vertrauen darauf, dass wir ein Teil der Ernte sind, wenn Gott in seiner Zukunft die Ernte einbringen wird. Bis dahin möchte ich froh und munter ein Teil der Pflanze sein, die Gott der Herr in seinem Garten wachsen lässt. Amen.
Aber eine Rübe? Die kommt ja eigentlich nicht in der Bibel vor!
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