Was kostet uns der Lärm? Prof. Dr. Kerstin Giering HS Trier, Standort Umwelt-Campus Birkenfeld
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- Gitta Holst
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1 Was kostet uns der Lärm? Prof. Dr. Kerstin Giering HS Trier, Standort Umwelt-Campus Birkenfeld
2 Inhalt Lärmquellen / Lärmorte 2 Lärmerfassung Lärmwirkungen Lärmkosten -Immobilienwertverluste -Gesundheitskosten Untersuchungen zu Lärmkosten Schienenverkehr Fazit / Ausblick
3 3 Lärmquellen / Lärmorte
4 Lärmquelle Motorsense 4 Schallleistungspegel: ca. 108dB(A) Schalldruckpegel (1m): ca. 97dB(A)
5 Lärmquelle Laubsauger 5 Schallleistungspegel: ca. 105dB(A) Schalldruckpegel (1m): ca. 96dB(A)
6 Lärmquelle Verkehr 6 Ab ca. 30km/h dominiert bei Pkw das Rollgeräusch!
7 Lärmquelle Verkehr 7 Pegelerhöhung durch Mehrfachreflexionen, Straßenschluchten
8 Lärmquelle Verkehr 8 Bundesautobahn 1951 Bundesautobahn heute
9 Lärmquelle Verkehr 9
10 Lärmquelle Verkehr 10 London Heathrow Frankfurt
11 Lärmquelle Freizeitspaß 11 für Groß und Klein
12 Lärmschutz und Landschaft 12
13 Lärm und Stadtbild 13
14 14 Erfassung von Lärm
15 Erfassung von Lärm 15
16 äquivalenter Dauerschallpegel / db(a) maximaler Vorbeifahrtspegel / db(a) Erfassung von Lärm - Monitoring 16 Pegelzeitverlauf von L Aeq in der Nacht 120,0 120,0 Pegelzeitverlauf von L max in der Nacht 100,0 100,0 80,0 80,0 60,0 60,0 40,0 40,0 Schienenverkehrslärm im Mittelrheintal, Assmannshausen (Hessen) Quelle: HLUG
17 17 Lärmwirkungen
18 Lärmwirkungen 18 Physische Zerstörung, Schmerzgrenze Gehörschädigung Gesundheitliche Langzeitfolgen Produktivitätsverlust, Leistungsabfall Kommunikationsstörungen Lern- und Konzentrationsstörungen Schlafstörungen
19 Lärmwirkungen (extraaural) 19 Subjektive Bewertung Physikalische Größe Lärm = unerwünschter Schall Störung der Ruhe Störung der Kommunikation Verringerung der Aufmerksamkeit Schlafstörung Belästigung kognitive Beeinträchtigung Multifaktoriell bedingte (kardiovaskuläre) Erkrankungen
20 Lärmbelästigung in Deutschland hochbelästigt belästigt 5 0 Straßenverkehr Nachbarn Flugverkehr Industrie /Gewerbe Schienenverkehr Quelle: UBA 2010
21 21 Monetäre Bewertung von Lärm
22 Motivation 22 Verursacherprinzip: Anlasten externalisierter Kosten Transparenz Nutzen Schadensabwägungen (Welchen Schaden fügt uns Lärm / Verkehr / Mobilität zu? Welchen Segen versprechen sie?) Ökonomisierung aller Lebensbereiche: Es muss sich rechnen Lärm als Größe für Ökonomen wahrnehmbar machen Bill Clinton: It s economy, stupid! Ethische Aspekte werden hier nicht betrachtet: Kant: Im Reiche der Zwecke hat alles entweder einen Preis oder eine Würde.
23 Monetarisierung von Straßenverkehrslärm 23 Verkehrslärm Belästigung verlärmte Wohnung Lärmbedingte Erkrankungen bspw. Myokardinfarkt Wertverlust der Immobilie Mietmindereinnahmen Behandlungskosten Krankheitsfolgekosten
24 Wertverlust von Immobilien 24 Verschiedene europäische (und außereuropäische) Studien: Ermittlung des prozentualen Wertverlust (Immobilienwert, Mietmindereinnahmen) pro Jahr pro Haushalt bei einer Pegelzunahme um 1dB Ab ca dB(A) tags In der Literatur angegebene Werte schwanken: 0,08-2,22% Hier: 0,9% Wertverlust pro Haushalt und Jahr bei einer Zunahme des Pegels um 1 db (ab Pegel >55 db(a) tags)
25 Lärmbedingte Erkrankungen 25 Zunahme des Herzinfarktrisikos Erhöhung des Blutdrucks Weitere Erkrankungsrisiken (insbesondere bei Fluglärmstudien, z.b. erhöhter Medikamentengebrauch, Atemwegserkrankungen)
26 Myokardinfarkt 26 Babisch (UBA) 2006: Metaanalyse verschiedener Studien zur Zunahme des Myokardinfarktrisikos mit steigendem Außenpegel des Straßenverkehrslärms tags Zunahme des Risikos bereits ab 60 db(a)
27 Parameter Kosten Myokardinfarkt 27 Quellen: Robert-Koch-Institut, UNITE-Projekt (UNIfication of accounts and marginal costs for Transport Efficiency) Kostensätze: Beschreibung Direkte Gesundheitskosten (z.b. Krankenhausaufenthalt, Arzt, Medikamente) Verlorene Erwerbstätigkeitsjahre (z.b. durch vorzeitige Invalidisierung) Kostensatz Erwerbstätigkeit pro Tag Verlorene Lebensjahre (durch vorzeitigen Tod) Kostensatz für ein Lebensjahr Wert Euro (1,2 Mrd. Euro) Jahre 117 Euro Jahre Euro
28 Sonstige Daten 28 Gesamtbevölkerung Deutschland: Durchschnittliche monatliche Nettokaltmiete: 410 (2006) Aufzinsfaktor: 2% p.a. Haushaltsgröße: 2,08
29 Lärmbelastung Straßenverkehr Lärmbelastungsmodell des Umweltbundesamtes Pegelklasse L T [db(a)] Anteil Betroffener an der Gesamtbevölkerung [%] Anzahl Betroffener Einwohner , , >75 1,
30 Immobilienwertverlust, Mietmindereinnahmen Durch Straßenverkehrslärm In Deutschland, pro Jahr 30 Pegelklasse L T [db(a)] Kosten [ ] > Alle (~7,3 Mrd.)
31 Kosten Myokardinfarkt 31 Durch Straßenverkehrslärm In Deutschland, pro Jahr (~ 1,8 Mrd. )
32 Gesamtkosten 32 Durch Straßenverkehrslärm In Deutschland, pro Jahr ~ 9,1 Mrd. Davon könnte man (Abschreibungsfrist 20 Jahre): km Lärmschutzwände (Höhe 3m) bauen (255 /m²) oder - 38 Mio. Wohnungen mit passivem Lärmschutz schützen (4 Fenster a 2m² und 2 Lüfter, /Wohnung)
33 Beispiel Flensburg
34 Beispiel Flensburg 34 Einwohnerzahl: Betroffenheiten nach SLK 2012 Lärmkosten Immobilien: p.a. Lärmkosten Gesundheit: p.a. Lärmkosten gesamt: p.a.
35 Lärmkosten Schienenverkehr 35 Mittelrheintal zwischen Koblenz und Bingen Sehr hohe Dauerschallpegel und Spitzenschallpegel Wohnbebauung reicht dicht an die Schiene heran Im Rahmen einer Masterarbeit 2012/2013 am UCB (S. Augustin) Befragungen (telefonisch) zur Zahlungsbereitschaft unter Schienenverkehrslärm Insgesamt 291 Interviews Keine Betrachtungen zu gesundheitlichen Auswirkungen
36 Lärmkosten Schienenverkehr 36 Maximaler Gebäudepegel tags
37 Zahlung [Euro] Lärmkosten Schienenverkehr 37 Monatliche Zahlungsbereitschaft db(a) db(a) db(a) db(a) db(a) Mittelwert 3,86 20, ,14 28,33 Median Quelle: S. Augustin
38 Lärmkosten Schienenverkehr 38 Zahlungsbereitschaft zeigt starke Streuung Relativ niedrig, auch bei hohen Pegeln Viele Protestler : DB AG ist zuständig Aus Median der Zahlungsbereitschaft: Hochrechnung auf Gesamtbetroffenenzahl im MRT Zahlungsbereitschaft pro Jahr in Abhängigkeit von Pegelklassen (40 bis 90dB(A)): ca. 4,1 Mio Belästigung (überhaupt nicht bis äußerst): 6,4 Mio Gesundheitliche Auswirkungen: (überhaupt nicht bis äußerst): 5,4 Mio
39 Grenzen des Modells 39 Aktualität und Einheitlichkeit der Studien zum Immobilienwertverlust, klare Trennung nach Verkehrsträgern Begrenzte lokale Aussagekraft der Daten (Noch) keine Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Schienenverkehrslärms
40 Ausblick / Fazit 40 Viele kleine Schritte erforderlich (weiter wie bisher) - Begrenzung der Emissionen (Reifen, Antriebsgeräusche, Umrüstung von Güterwagen, neue Generation von Triebwerken etc.) - Begrenzung der Fahrzeuggeschwindigkeiten (Tempolimit auf Autobahnen) - Einsatz lärmgeminderter Fahrbahnbeläge (auch innerorts) - Verkehrsberuhigte Zonen - Förderung Fahrrad- und Fußgängerverkehr, ÖPNV - Aber auch ein generelles Umdenken!
41 Ausblick / Fazit 41 Individuelle Komponenten des Lärmvermeidens: Jeder ist Täter - Vermeidung unnötiger Wege - Einsatz lärmarmer Geräte (Besen statt Laubsauger) - Lärmarmer Fahrstil - Gegenseitige Rücksichtnahme (Nachbarschaftslärm) - Gesellschaftliche Komponenten des Lärmertragens: Jeder ist Opfer - Gefühl des Ausgeliefertseins / Ohnmacht - Politik am Bürger vorbei - Kurzfristiges Taktieren statt langfristige Konzepte
42 Ausblick / Fazit 42 Lärmproblematik kann nicht unabhängig von Mobilitätskonzept und Wirtschaftsordnung gedacht werden - Welches Ausmaß von Mobilität wollen wir haben - Welchem Ausmaß von Beschleunigung wollen wir uns aussetzen Lärmmanagement (vgl. EU/2002/49: management of noise) erforderlich - In welcher Lärmumgebung wollen wir leben Soundscape, Diskurs - Aktive Einbeziehung der Bürger in verkehrs- und städteplanerische Vorhaben (Partizipation) Zukunftsmanagement erforderlich - Wie sollen unsere Städte / Landschaften (Welt) aussehen - Keine Angst der Behörden / Politik vor den Ansprüchen der Bürger für wen sind Wirtschaft und Politik da? - Bürger als zoon politikon (Gemeinschaft vs. Individualisierung, Verantwortung vs. kollektive Verantwortungslosigkeit)
43 43 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Soweit nicht anders angegeben, stammen die Abbildungen aus der Bildersuche von google.com.
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