VERTRAUENSGÜTER. Ist Wettbewerb der beste Verbraucherschutz? Matthias Sutter Universität Innsbruck und Universität Göteborg
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- Uwe Zimmermann
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1 VERTRAUENSGÜTER Ist Wettbewerb der beste Verbraucherschutz? Matthias Sutter Universität Innsbruck und Universität Göteborg 46. FIW Symposium Innsbruck
2 Überblick Einführung Was sind? Was sind die möglichen Probleme in Märkten für? Sind die möglichen Probleme wirkliche Probleme? Wie kann man analysieren, unter welchen Bedingungen die Probleme gelöst werden können? Empirische Beobachtungen Experimentelle Überprüfung Zusammenfassung 2
3 Was sind? Oder: Was haben Ärzte, Mechaniker und Computerspezialisten gemeinsam? Sie alle verkaufen Güter oder Dienstleistungen, bei denen der Kunde (Patient) nicht weiß, welche Qualität benötigt wird, während dies der Experte sehr wohl weiß. Selbst nach dem Kauf eines Vertrauensgutes weiß der Käufer nicht mit Sicherheit, ob er die optimale Qualität bekommen hat. 3
4 Normale Güter Erfahrungsgüter Normale Güter... haben bekannte Merkmale (Qualität); idealerweise weiß man, wo man sie kaufen kann, und es fallen keine Transaktionskosten an (Treibstoff, Milch,...). Suchgüter... haben Merkmale, die man wahrnehmen kann, bevor man sie kauft, jedoch muss man sie dazu sehen (Kleidung). Erfahrungsgüter... haben unbekannte Merkmale, die man erst nach dem Kauf/Gebrauch des Gutes herausfindet (Wein, Elektrogeräte, Werkzeuge).... man weiß weder vor noch nach dem Kauf, was man genau benötigt. Der Experte hingegen weiß das schon (Ärzte, Mechaniker, Taxifahrer,...). 4
5 Probleme bei n Was sind die Hauptprobleme bei n? Wird der Experte die effiziente Dienstleistung anbieten? Wenn nicht, was passiert? Unterversorgung (undertreatment) Überversorgung (overtreatment) Überpreisung (overcharging) 5
6 Probleme der Sind mögliche Probleme mit den wirkliche Probleme? Evidenz aus dem Gesundheitswesen: Gruber et al. (1999, JoHE): monetäre Anreize sind für die Behandlung von Bedeutung (unabhängig von der medizinischen Indikation). So hängt etwa die Häufigkeit von Kaiserschnitten von den Gebühren für natürliche Geburten und Kaiserschnitten ab. Emons (1997, RAND): Ausbildung/Fähigkeiten der Patienten sind für die Behandlung von Bedeutung. Angehörige von Ärzten oder Rechtsanwälten werden seltener mit Kaiserschnitt behandelt. 6
7 Probleme der Sind die möglichen Probleme mit den wirkliche Probleme? Evidenz von Kfz Mechanikern und Taxifahrern: Hubbard (1998, RAND) zeigt, dass ungefähr die Hälfte der Reparaturen im amerikanischen KFZ Markt unnötig ist. Woran liegt es wohl, wenn wir ein ungutes Gefühl haben, wenn wir unser Auto zum Automechaniker bringen? Balafoutas et al. (2013, REStud) zeigen, dass Taxifahrer Umwege von doppelter Länge nehmen und öfters in den Rechnungen betrügen, wenn der Kunde kein Einheimischer ist. 7
8 Probleme der Beschränkungen empirischer Studien oder warum können Experimente helfen? Empirische Daten erfassen typischerweise nur bestimmte Verhältnisse (z.b. wie Preisunterschiede die Behandlung beeinflussen, wenn Haftung oder Nachprüfbarkeit konstant gehalten werden). Empirische Studien können einzelne Faktoren zur Behebung von Ineffizienzen weniger genau isolieren. Beide Punkte können theoretisch und experimentell angegangen werden. 8
9 Was tun wir? Wir untersuchen die Probleme der, indem wir... 1) ein einfaches theoretisches Modell aufstellen, das die strategischen Möglichkeiten erfasst, und 2) ein Experiment durchführen, in dem wir folgende Faktoren untersuchen: Haftung: Der Verkäufer muss eine ausreichende Behandlung vornehmen. Nachprüfbarkeit: Der Verkäufer kann nur die tatsächlich erbrachte Leistung verrechnen. Reputation: Vergangene Handlungen der Verkäufer sind bekannt. Wettbewerb: Käufer können zwischen verschiedenen Verkäufern wählen. 9
10 Ein Basismodell Kunde Braucht entweder hohe Qualität (große Behandlung) oder Niedrige Qualität (kleine Behandlung) Verkäufer Setzt Preis p h für hohe Qualität und p l für niedrige Qualität (wobei p h p l ). Hat Kosten c h für hohe Qualität und c l für niedrige Qualität (wobei c h c l ). 10
11 Ein Basismodell Kunde Erhält einen positiven Nutzen v > 0 bei ausreichender Qualität, also wenn die bereitgestellte Qualität mindestens der benötigten Qualität entspricht. Muss den vom Verkäufer verlangten Preis bezahlen. Verkäufer Erhält den vom Käufer bezahlten Preis und Muss die Kosten der bereitgestellten Qualität bezahlen. 11
12 Design des Experiments h = 0,5 Die Wahrscheinlichkeit, das eine hohe Qualität benötigt wird. v = 10 Der Nutzen aus einer ausreichenden Qualität. c l = 2 Die Kosten des Verkäufers für eine niedrige Qualität. c h = 6 Die Kosten des Verkäufers für eine hohe Qualität. p {1,, 11}, wobei p h p l Der mögliche Preis für den Verkäufer. o = 1,6 Die outside option für beide Parteien, wenn der Kunde keinen Kauf tätigt. 12
13 Experimentelle Bedingungen Nachprüfbarkeit (Verifiability): Es kann nur verrechnet werden, was geliefert wurde. D.h., der Kunde kann nachprüfen, welche Qualität er erhalten hat. Haftung (Liability): Der Verkäufer muss eine ausreichende Qualität liefern. Nachprüfbarkeit (verifiability) Nein Ja Haftung (liability) Nein B1 (NL+NV) B3 (NL+V) Ja B2 (L+NV) B4 (L+V) 13
14 Experimentelle Durchführung 360 Teilnehmer. Durchschnittlicher Verdienst von 10,70 Euro. Durchschnittliche Dauer ca. 60 Minuten 16 en. Teilnehmer waren entweder Käufer oder Verkäufer. 14
15 Kurzes Intermezzo zur experimentellen Methodik Der Wirtschaftsnobelpreis ging 2002 an Vernon Smith for having established laboratory experiments as a tool in empirical economic analysis, especially in the study of alternative market mechanisms (Nobelprize committee) Teilnehmer treffen Entscheidungen Unter kontrollierten Bedingungen Mit finanziellen Konsequenzen 15
16 Experimentelle Ergebnisse Zuerst die Grundbedingungen (baseline) Haftung (liability) Nachprüfbarkeit (verifiability) Erweiterungen Reputation Wettbewerb (competition) 16
17 Experimentelle Ergebnisse Relative Häufigkeit von Handel (Kunden kaufen) Haftung ist sehr wichtig für das Handelsvolumen Interaction B1 (NL+NV) B2 (L+NV) B3 (NL+V) B4 (L+V) B1 (0.45) = B3 (0.50) < B2 (0.82) = B4 (0.82) 17
18 Experimentelle Ergebnisse Durchschnittlicher Gewinn pro e Profits B1 (NL+NV) B2 (L+NV) B3 (NL+V) B4 (L+V) B1 (1.85) = B3 (1.82) < B2 (2.78) = B4 (2.74) 18
19 Experimentelle Ergebnisse Preis p l, wenn der Kunde kauft p(l) if interaction B1 (NL+NV) B2 (L+NV) B3 (NL+V) B4 (L+V) B1 (4.67) < B3 (5.84) = B2 (5.94) < B4 (6.88) 19
20 Experimentelle Ergebnisse Preis p h, wenn der Kunde kauft p(h) if interaction 9 B1 (NL+NV) B2 (L+NV) B3 (NL+V) B4 (L+V) B1 (7.28) < B3 (7.70) < B2 (8.00) = B4 (7.96) 20
21 Zusammenfassung der Grundbedingungen Es existieren Ineffizienzen in der Bereitstellung von n (Kunde kauft häufig nicht und es gibt zu geringe Qualität). Haftung (liability) ist am wichtigsten, um die Probleme der effizienten Bereitstellung der zu lösen. Haftung (liability) steigert die Markteffizienz, erhöht aber auch den Preis, der für Bereitstellung des Gutes verrechnet wird. Die Nachprüfbarkeit (verifiability) hat keinen Gesamteffekt, weil der Effizienzsteigerungs Effekt der Nachprüfbarkeit durch den Effizienzminderung Effekt des höheren Preises ausgeglichen wird. 21
22 Erweiterungen Um die Zustände zu untersuchen, unter welchen die Bereitstellung von effizienter ist, untersuchen wir folgende Erweiterungen. REPUTATION (R1 R4): Verkäufer bekommen Etikette und die Kunden kennen ihre Vorgeschichte mit einem bestimmten Verkäufer. WETTBEWERB (W1 W4): Kunden können von vier verschiedenen Verkäufern wählen. Keine Vorgeschichte. WETTBEWERB+REPUTATION (WR1 WR4): Kombination von REPUTATION und WETTBEWERB. 22
23 Zusammenfassung aller Bedingungen Zustände Basismodell REPUTA TION WETTBEWERB WETTBEWERB + REPUTATION NL+NV B1 R1 W1 WR1 (96) (48) (48) (48) L+NV B2 R2 W2 WR2 (96) (48) (48) (48) NL+V B3 R3 W3 WR3 (88) (48) (48) (48) L+V B4 R4 W4 WR4 (80) (48) (48) (48) 23
24 T1 Interaction B1 L1 C1 CL T3 Interaction B3 L3 C3 CL3 Experimentelle Ergebnisse Relative Häufigkeit von Handel Der Wettbewerb steigert die Interaktion, Reputation hat keinen Effekt Interaction B2 L2 C2 CL Wettbewerb und Wett+Rep Interaction Baseline und Reputation B4 L4 C4 CL4 T2 T4
25 T1 p(l) if interaction T3 B1 L1 C1 CL1 p(l) if interaction B3 L3 C3 CL Experimentelle Ergebnisse Preis p l, wenn der Kunde kauft Baseline und Reputation p(l) if interaction B2 L2 C2 CL p(l) if interaction B4 L4 C4 CL4 2 1 Wettbewerb und Wett+Rep 0 Der Wettbewerb senkt den Preis p l T2 T
26 Experimentelle Ergebnisse Preis p h, wenn der Kunde kauft 9 T1 p(h) if interaction B1 L1 C1 CL1 Baseline und Reputation 9 p(h) if interaction B2 L2 C2 CL2 T T3 p(h) if interaction B3 L3 C3 CL Wettbewerb und Wett+Rep p(h) if interaction B4 L4 C4 CL T Der Wettbewerb senkt den Preis p h
27 Gesamtfazit Es existieren Ineffizienzen in der Bereitstellung von n: Kunden kaufen nicht oder bekommen suboptimale Qualität. Haftung (Liability) hilft diese Probleme zu beseitigen, während hingegen die Nachprüfbarkeit (verifiability) weniger geeignet ist. Reputation von Verkäufern verringert das Problem nur geringfügig. Wettbewerb ist ein starker Faktor, der viele Probleme mit n löst. 27
28 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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