GERHARD ROTH INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN HABEN WIR EINE WAHL?

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "GERHARD ROTH INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN HABEN WIR EINE WAHL?"

Transkript

1 GERHARD ROTH INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN HABEN WIR EINE WAHL? G. Roth, 2007

2 AUSGANGSFRAGE Wir haben das unabweisbare Gefühl, dass wir innerhalb weiter Grenzen in unserem täglichen Leben frei entscheiden, d.h. zwischen Handlungsalternativen wählen und damit unser Leben selbst bestimmen können. Ist dies tatsächlich so, oder handelt es sich um eine Illusion?

3 ZWEI PHILOSOPHISCHE POSITIONEN Pan-Determinismus: Alle Ereignisse der Welt sind kausal determiniert. Damit steht zumindest im Prinzip seit Beginn des Weltalls fest, wie ich mich zu einem beliebigen Zeitpunkt entscheiden und was ich tun werde. Entscheidungs- und Wahlfreiheit ist eine Illusion! Willensfreiheit/Mentale Verursachung: Der menschliche Geist bzw. Wille kann sich bei seinen Entscheidungen außerhalb der Naturkausalität stellen und die generelle Determiniertheit allen Geschehens durchbrechen. Entscheidungs- und Wahlfreiheit ist keine Illusion!

4 Probleme des Pan-Determinismus Es gibt zumindest im mikrophysikalischen Bereich objektive Zufälle. Diese können im makrophysikalischen Bereich zu kleinen Abweichungen bzw. Fluktuationen führen, die sich zu großen Abweichungen auswachsen und damit das Naturgeschehen partiell indeterminiert (probabilistisch) werden lassen. Komplexe Systeme sind prinzipiell nicht genau berechenbar, gleichgültig ob sie streng oder nur partiell determiniert sind. Mein zukünftiges Verhalten kann nur dann determiniert sein, wenn es mir nicht bekannt ist. Wäre es mir bekannt, so könnte ich mein Verhalten entsprechend ändern und damit die Voraussage falsifizieren ( Zukunfts-Paradox ).

5 Probleme des Konzepts der Willensfreiheit und der mentalen Verursachung Es gibt keinerlei empirischen Beweis für die Existenz rein mentaler, d.h. nicht an hirnphysiologische Prozesse gebundene Entscheidungen. Da solche Vorgänge einen erheblichen Einfluss auf unser Handeln haben sollen, müsste ihr Effekt messbar sein. Es gibt auch keinerlei Denkmodell für mentale Verursachung. Alles menschliche Verhalten ist entweder durch Zufall oder durch bewusste und unbewusste Motive bestimmt. Dies gilt auch für Gründe, die um wirksam zu werden immer mit Motiven verbunden sein müssen ( Motiv-Determinismus ). Eine mentale Verursachung, die nicht motiv-gebunden ist, würde un-motiviert bzw. unbegründet erscheinen und wäre von Zufall nicht zu unterscheiden.

6 Die vorliegende Situation als Beispiel für Wahlhandlungen Wir befinden uns im Leibniz-Saal der BBAW. Es besteht kein äußerer oder innerer Zwang, der uns hierher geführt hat. Wir hatten eine reale Wahl, hierher zu kommen oder etwas anderes zu tun. Es gab bewusste Gründe bzw. Ziele und unbewusste Motive, die uns veranlassten, dies und nicht etwas anderes zu tun. Die Gründe und Ziele können wir verbalisieren, und die unbewussten Motive können Fachleute (Psychotherapeuten, Psychologen, Hirnforscher) im Prinzip herausfinden. Hätten wir andere bewusste Gründe und andere unbewusste Motive gehabt, hätten wir etwas anderes getan.

7 Gründe, Ziele und Motive wurzeln in unserer Persönlichkeit. Die Persönlichkeit eines Menschen ist wiederum festgelegt durch die genetische Ausstattung Eigentümlichkeiten der Hirnentwicklung vorgeburtliche, und frühe nachgeburtliche Prägung und Erfahrung Spätere psychosoziale Erfahrungen

8 Diese Persönlichkeit gibt den Rahmen vor, in dem aktuelle Einwirkungen unserer Umwelt unsere Entscheidungen bestimmen. Die Konsequenzen unserer Entscheidungen verändern ihrerseits unsere Persönlichkeit (wenngleich im Erwachsenenalter meist nur in geringem Maße). Dies bedeutet, dass wir uns ständig ändern und deshalb in unterschiedlichen Situationen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Entscheidungen treffen.

9 AKTUAL-DETERMINISMUS In jeder Entscheidungssituation vollzieht sich in unserem Gehirn in ausgedehnten kognitiven, limbischen und motorischen Netzwerken innerhalb und außerhalb der Großhirnrinde ein teils bewusster, teils unbewusster Prozess des Abwägens von Handlungsgründen und -Motiven im Rahmen unserer Persönlichkeit. Dieser Prozess des Abwägens ist teils streng deterministisch, teils von Zufall bestimmt (probabilistisch) dies ist in der Regel nicht zu entscheiden. Der Ausgang dieses Prozesse steht genau dann fest, wenn er abgeschlossen ist (Aktual-Determinismus)

10 Innenansicht des menschlichen Gehirns mit dem limbischen System (blau) (nach Spektrum der Wissenschaft, verändert) Hypothalamus Limbisches System

11 Willentliche Handlungsentscheidungen präfrontaler Cortex supplementärmotorisches Areal primärer motorischer Cortex somatosensorischer Cortex posterior-parietaler Cortex THALAMUS Nucleus mediodorsalis Nucleus ventralis lateralis/anterior Pyramidenbahn Nucleus centromedianus Nucleus subthalamicus Globus pallidus BASAL- GANGLIEN LIMBISCHES SYSTEM HC, AMY, NACC, VTA Substantia nigra Ncl. caudatus Putamen

12 In jedem Fall aber hat das bewusste wollende und reflektierende Ich nur einen begrenzten Einfluss auf diesen Prozess des Abwägens. Dabei gilt, dass auch der bewusste und wollende Ich- Zustand zumindest teilweise von unbewussten Motiven bestimmt wird.

13 Das Gefühl der ausschließlich bewusst-willentlichen Steuerung unserer Handlungen ist eine Illusion. Das unbewusst arbeitende emotionale Erfahrungssystem (Amygdala, mesolimbisches System, Insel, vorderer Gyrus cinguli) hat bei den Handlungsentscheidungen das erste und das letzte Wort. Das erste beim Entstehen von Wünschen, Absichten und Zielsetzungen, das letzte bei der Entscheidung, ob das, was geplant ist, wirklich jetzt und so und nicht anders ausgeführt werden soll. Dies garantiert, dass alle Entscheidungen im Lichte vergangener individueller Erfahrungen getroffen werden.

14 FAZIT Wir Menschen haben bei Abwesenheit äußeren und inneren Zwanges eine echte Wahlmöglichkeit. Was wir tun, ist nicht schon seit jeher vorbestimmt, sondern wird in dem Augenblick festgelegt, in dem bewusst und unbewusst arbeitende Netzwerke in unserem Gehirn Gründe, Ziele, Motive und die aktuelle Situation miteinander abwägen. Diese Entscheidungsprozesse geschehen aktual-deterministisch mit probabilistischen Anteilen. Eine Willensfreiheit im strengen Sinne einer rein mentalen Verursachung gibt es nicht. Sie wäre un-motiviert und vom Zufall nicht zu unterscheiden.

15 In keinem Fall gibt es Anzeichen für eine die Naturkausalität sprengende mentalen Verursachung : Alle psychologischen und neurobiologischen Erkenntnisse zeigen, dass geistig-psychischen Prozesse aufs Engste an neurophysiologische Prozesse gebunden sind und im Rahmen der bekannten Naturgesetze ablaufen. Dies schließt nicht aus, dass solche geistig-neuronalen Prozesse emergente Eigenschaften besitzen, die ansonsten in der Natur nicht zu finden sind. Sie transzendieren aber das Naturgeschehen nicht. Wir haben also eine Wahl, obwohl wir (aktual)determiniert sind!

GERHARD ROTH WIE ENTSCHEIDE ICH AM BESTEN? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN

GERHARD ROTH WIE ENTSCHEIDE ICH AM BESTEN? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN GERHARD ROTH WIE ENTSCHEIDE ICH AM BESTEN? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN G. Roth, 2010 DIE TRADITIONELLE SICHT Menschen lassen sich bei Entscheidungen von Vernunft und Verstand / Ratio

Mehr

GERHARD ROTH INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN WIE BEEINFLUSSEN VERSTAND UND GEFÜHLE MEINE ENTSCHEIDUNGEN?

GERHARD ROTH INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN WIE BEEINFLUSSEN VERSTAND UND GEFÜHLE MEINE ENTSCHEIDUNGEN? GERHARD ROTH INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN WIE BEEINFLUSSEN VERSTAND UND GEFÜHLE MEINE ENTSCHEIDUNGEN? G. Roth, 2013 HERKÖMMLICHE ANSCHAUNG Es gibt in uns eine höchste Entscheidungsinstanz,

Mehr

Gerhard Roth Fühlen, Denken, Handeln

Gerhard Roth Fühlen, Denken, Handeln Gerhard Roth Fühlen, Denken, Handeln Wie das Gehirn unser Verhalten steuert Neue, vollständig überarbeitete Ausgabe Suhrkamp Inhalt Vorwort zur überarbeiteten Auflage n Vorwort 15 Einleitung 18 1. Moderne

Mehr

Über die Möglichkeit, gegen das Gehirn ein Veto einzulegen

Über die Möglichkeit, gegen das Gehirn ein Veto einzulegen Medien Marius Donadello Über die Möglichkeit, gegen das Gehirn ein Veto einzulegen Können bewusste mentale Prozesse kausal wirksam sein? Magisterarbeit Schriftliche Hausarbeit für die Prüfung zur Erlangung

Mehr

Bewusstsein und Willensfreiheit im menschlichen Entscheiden und Tun

Bewusstsein und Willensfreiheit im menschlichen Entscheiden und Tun Bewusstsein und Willensfreiheit im menschlichen Entscheiden und Tun (3. Kernthema, Nachbardisziplinen ) Dr. Bettina Walde Philosophisches Seminar Johannes Gutenberg-Universität 55099 Mainz walde@uni-mainz.de

Mehr

Die Blutversorgung des Gehirns. Figure 21-24a

Die Blutversorgung des Gehirns. Figure 21-24a Die Blutversorgung des Gehirns Figure 21-24a Die Blutversorgung des Gehirns Figure 21-22 Die Blutversorgung des Gehirns A. cerebri media A. cerebri anterior A. basilaris A. cerebri posterior A. carotis

Mehr

GERHARD ROTH. ENERGIEWENDE ERFORDERT BEWUSSTSEINSWANDEL Anmerkungen aus Sicht der Hirnforschung Teil 1: Einführung

GERHARD ROTH. ENERGIEWENDE ERFORDERT BEWUSSTSEINSWANDEL Anmerkungen aus Sicht der Hirnforschung Teil 1: Einführung GERHARD ROTH ENERGIEWENDE ERFORDERT BEWUSSTSEINSWANDEL Anmerkungen aus Sicht der Hirnforschung Teil 1: Einführung Symposium Klimawandel im Kopf Ausgangssituation Die generelle Bereitschaft zum sorgsamen

Mehr

Persönlichkeit^ Entscheidung und

Persönlichkeit^ Entscheidung und GERHARD ROTH Persönlichkeit^ Entscheidung und Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern Klett-Cotta Inhalt Vorwort 9 1 Persönlichkeit, Anlage und Umwelt 15 Wie erfasst man»persönlichkeit«? 15

Mehr

Vorlesung Einführung in die Biopsychologie

Vorlesung Einführung in die Biopsychologie Vorlesung Einführung in die Biopsychologie Kapitel 3: Anatomie des Nervensystems Prof. Dr. Udo Rudolph Technische Universität Chemnitz, Germany Anatomie des Nervensystems INPUT: Wie viele Nervenleitungen

Mehr

Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten

Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten GERHARD ROTH Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern Klett-Cotta Klett-Cotta www.klett-cotta.de J. G. Cotta sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, gegr.

Mehr

Ist alles determiniert?

Ist alles determiniert? Ist alles determiniert? Daniel von Wachter Internationale Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein www.iap.li 20. November 2013 DvW (IAP) Determiniert? 20. November 2013 1 / 15 Zwei Arten Philosophie

Mehr

Personlichkeit, Entscheidung und Verhalten

Personlichkeit, Entscheidung und Verhalten GERHARD ROTH Personlichkeit, Entscheidung und Verhalten Warum es so schwierig ist, sich und andere zu andern KletKotta Inhalt Vorwort 9 1 Personlichkeit, Anlage und Umwelt 15 Wie erfasst man»personlichkeit«?

Mehr

Gehirngerechte Gestaltung von Lernumgebungen

Gehirngerechte Gestaltung von Lernumgebungen Seite 1 Gehirngerechte Gestaltung von Lernumgebungen Dr., MSc. / Wien, 2013 a-head / Institut für Gehirntraining a-head / Institut für Gehirntraining, Dr., MSc., katharina.turecek@a-head.at, www.a-head.at,

Mehr

Das hochbegabte ehirn Gehirn Dr. Dominik Gyseler 21.. Mai Mai

Das hochbegabte ehirn Gehirn Dr. Dominik Gyseler 21.. Mai Mai Das hochbegabte Gehirn PHSG Dr. Dominik Gyseler 21. Mai 2011 Ablauf 1. Neuropädagogik 2. Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Hochbegabung 3. Was ist der Erkenntnisgewinn? 4. Schulische en Hochbegabter

Mehr

WIE VERÄNDERBAR IST DER MENSCH? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN / ROTH-INSTITUT BREMEN

WIE VERÄNDERBAR IST DER MENSCH? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN / ROTH-INSTITUT BREMEN GERHARD ROTH WIE VERÄNDERBAR IST DER MENSCH? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN / ROTH-INSTITUT BREMEN G. Roth, 2019 AUSGANGSPUNKT Im Rahmen der Konzepte Arbeit 4.0 und Agiles Arbeiten werden

Mehr

Alle Philosophie ist Autonomie (I. Kant)

Alle Philosophie ist Autonomie (I. Kant) Autonomie eine Aufgabe für die Philosophie Markus Christen Institut für Neuroinformatik, Uni/ETH Zürich Atelier Pantaris, Biel Alle Philosophie ist Autonomie (I. Kant) Übersicht Findet die Autonomiedebatte

Mehr

Entscheidungsfreiheit

Entscheidungsfreiheit Lieferung 7 Hilfsgerüst zum Thema: Entscheidungsfreiheit 1. Die neurowissenschaftliche Reduktion und Zurückweisung der Entscheidungsfreiheit W. Singer: [... ] die wohl schwierigste der Fragen, die gegenwärtig

Mehr

Bonus Teil. Die Kunst der Verhaltensänderung. Die Kunst der Verhaltensänderung. Warum es so schwer ist, sich zu verändern. MK Akademie.

Bonus Teil. Die Kunst der Verhaltensänderung. Die Kunst der Verhaltensänderung. Warum es so schwer ist, sich zu verändern. MK Akademie. Bonus Teil Die Kunst der Verhaltensänderung MK Akademie Die Kunst der Verhaltensänderung Warum es so schwer ist, sich zu verändern. MK Akademie 1 Warum es so schwer ist, sich zu verändern. Warum fällt

Mehr

GERHARD ROTH. ENERGIEWENDE: Alle sind dafür, aber nur wenige tun etwas. Warum? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN

GERHARD ROTH. ENERGIEWENDE: Alle sind dafür, aber nur wenige tun etwas. Warum? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN GERHARD ROTH ENERGIEWENDE: Alle sind dafür, aber nur wenige tun etwas. Warum? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN G. Roth, 2014 AUSGANGSPROBLEM Die meisten Bundesbürger befürworten ganz generell

Mehr

Frühkindliche Gehirnentwicklung

Frühkindliche Gehirnentwicklung Bindung als Voraussetzung für die weitere Entwicklung Klausur der Hauptamtlichen Päd. Mitarbeiterinnen LeF Frühkindliche Gehirnentwicklung Bindung Vortrag: Bindungsentwicklung als Voraussetzung für -die

Mehr

Zur pädagogischen Relevanz neurowissenschaftlicher Erkenntnisse ein Überblick über die Debatte

Zur pädagogischen Relevanz neurowissenschaftlicher Erkenntnisse ein Überblick über die Debatte Zur pädagogischen Relevanz neurowissenschaftlicher Erkenntnisse ein Überblick über die Debatte Vortrag im Rahmen der Tagung Wer ruft, wenn sich das Gewissen meldet? an der Evangelischen Akademie im Rheinland

Mehr

Kein freier Wille nicht schuldfähig?

Kein freier Wille nicht schuldfähig? Kein freier Wille nicht schuldfähig? Menschliche Verantwortung im Spannungsfeld von Gehirnforschung und Ethik Judith Hardegger Keiner kann anders, als er ist. Verschaltungen legen uns fest. Wir sollten

Mehr

Willensfreiheit? Dr. phil. Silvio Leoni 10. Oktober 2013

Willensfreiheit? Dr. phil. Silvio Leoni 10. Oktober 2013 Willensfreiheit? Dr. phil. Silvio Leoni 10. Oktober 2013 1 Die Frage nach der Willensfreiheit beschäftigt Denker aus den unterschiedlichen Disziplinen, u.a. der Philosophie, der Theologie, der Psychologie,

Mehr

Freiheit eine Illusion? Eine Unterrichtseinheit zur Kontroverse zwischen Hirnforschung und Philosophie. Voransicht

Freiheit eine Illusion? Eine Unterrichtseinheit zur Kontroverse zwischen Hirnforschung und Philosophie. Voransicht S II A Anthropologie Beitrag 10 Freiheit eine Illusion? 1 Freiheit eine Illusion? Eine Unterrichtseinheit zur Kontroverse zwischen Hirnforschung und Philosophie Matthias Bauer, Köln Lässt sich Freiheit

Mehr

Das Problem der Willensfreiheit aus Sicht der Hirnforschung

Das Problem der Willensfreiheit aus Sicht der Hirnforschung Gerhard Roth Das Problem der Willensfreiheit aus Sicht der Hirnforschung Vorbemerkung Die Frage danach, was man unter Willensfreiheit zu verstehen hat, ob und in welchem Maße es sie gibt und wie sie sich

Mehr

Die Hauptstrukturen des Gehirns

Die Hauptstrukturen des Gehirns Wir unterscheiden 4 grosse Lappen (cortical): Frontallappen, Parietallappen, Temporallappen und Occipitallappen! Markante Gyri sind: Gyrus precentralis, Gyrus postcentralis und Gyrus temporalis superior

Mehr

GERHARD ROTH WARUM SO VIELE FÜR DIE ENERGIEWENDE SIND UND SO WENIGE ETWAS DAFÜR TUN. Anmerkungen aus Sicht der Hirnforschung

GERHARD ROTH WARUM SO VIELE FÜR DIE ENERGIEWENDE SIND UND SO WENIGE ETWAS DAFÜR TUN. Anmerkungen aus Sicht der Hirnforschung GERHARD ROTH WARUM SO VIELE FÜR DIE ENERGIEWENDE SIND UND SO WENIGE ETWAS DAFÜR TUN Anmerkungen aus Sicht der Hirnforschung INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN G. Roth, 2014 AUSGANGSPROBLEM Die

Mehr

Das Menschenbild der Neurowissenschaften und die Ethik des Kaisers neue Kleider? Dieter Birnbacher

Das Menschenbild der Neurowissenschaften und die Ethik des Kaisers neue Kleider? Dieter Birnbacher Das Menschenbild der Neurowissenschaften und die Ethik des Kaisers neue Kleider? Dieter Birnbacher 1. Die modernen Neurowissenschaften: wie groß ist der Fortschritt? Ist das neu gewonnene Wissen geeignet,

Mehr

Die Freiheit des Geistes

Die Freiheit des Geistes Die Freiheit des Geistes Die Freiheit des Geistes 1 Das Verhältnis in dem das Mentale und das Physische, Geist und Gehirn zueienander stehen, lässt sich nicht durch einzelne neurowissenschaftliche Experimente

Mehr

Im Netz der Neuronen Wie bringt das Gehirn unser Selbst hervor?

Im Netz der Neuronen Wie bringt das Gehirn unser Selbst hervor? Im Netz der Neuronen Wie bringt das Gehirn unser Selbst hervor? Wolf Singer MPI für Hirnforschung Frankfurt Institute of Advanced Studies Ernst Strüngmann Institut für Hirnforschung Frankfurt, 9. 2. 2013

Mehr

Wie wir die Erkenntnisse der Gehirnforschung für mehr Kreativität und innovative Ideen nutzen können.

Wie wir die Erkenntnisse der Gehirnforschung für mehr Kreativität und innovative Ideen nutzen können. Wie wir die Erkenntnisse der Gehirnforschung für mehr Kreativität und innovative Ideen nutzen können. Kreativität und innovative Ideen sind gefragter als je zuvor. Sie sind der Motor der Wirtschaft, Wissenschaft

Mehr

Schöpfungslehre, Anthropologie, Eschatologie (systemat.-theol.) Prof. Dr. Lucia Scherzberg WS 2009/10

Schöpfungslehre, Anthropologie, Eschatologie (systemat.-theol.) Prof. Dr. Lucia Scherzberg WS 2009/10 Schöpfungslehre, Anthropologie, Eschatologie (systemat.-theol.) Prof. Dr. Lucia Scherzberg WS 2009/10 Christus erfreut die Seele mit Geigenspiel (Buchmalerei um 1497 von Rudolf Stahel, Martinus-Bibliothek

Mehr

Eigene MC-Fragen Kap. 5 Funktionelle Anatomie des NS Teil II

Eigene MC-Fragen Kap. 5 Funktionelle Anatomie des NS Teil II Eigene MC-Fragen Kap. 5 Funktionelle Anatomie des NS Teil II 1. Zum peripheren Nervensystem gehören a) Gehirn b) kraniale Nervenfasern c) spinale Nervenfasern d) Rückenmark e) caudale Nervenfasern 2. Das

Mehr

Rainer M. Bösel. Das Gehirn. Ein Lehrbuch der funktionellen Anatomie für die Psychologie. Verlag W. Kohlhammer

Rainer M. Bösel. Das Gehirn. Ein Lehrbuch der funktionellen Anatomie für die Psychologie. Verlag W. Kohlhammer Rainer M. Bösel Das Gehirn Ein Lehrbuch der funktionellen Anatomie für die Psychologie Verlag W. Kohlhammer Vorwort 9 Teil 1 Allgemeine Grundlagen 1 Kurze Geschichte der Neuropsychologie 15 2 Biologische

Mehr

GERHARD ROTH HIRNFORSCHUNG UND STRAFRECHTLICHE SCHULD

GERHARD ROTH HIRNFORSCHUNG UND STRAFRECHTLICHE SCHULD GERHARD ROTH HIRNFORSCHUNG UND STRAFRECHTLICHE SCHULD G. Roth, 2008 Der Schuldbegriff des deutschen Strafrechts Der Schuldbegriff des deutschen Strafrechts ist aufs Engste mit der (rechts)-philosophischen

Mehr

GERHARD ROTH WIE WIRD AUS ERFAHRUNG WISSEN?

GERHARD ROTH WIE WIRD AUS ERFAHRUNG WISSEN? GERHARD ROTH INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN WIE WIRD AUS ERFAHRUNG WISSEN? INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN G. Roth, 2018 ERKENNTNISTHEORETISCHE GRUNDFRAGE Wie können wir Wissen,

Mehr

Einführung Was brauchen Eltern, damit eine sichere Bindung gelingt?

Einführung Was brauchen Eltern, damit eine sichere Bindung gelingt? Einführung Was brauchen Eltern, damit eine sichere Bindung gelingt? Fabienne Becker-Stoll Staatsinstitut für Frühpädagogik Fotos: Jochen Fiebig, IFP, 2007 in Krippen der LHM Grundzüge der Bindungstheorie

Mehr

Neurodeterminismus. Seminar: Physik des Willens und Bewusstseins. Toni Luhdo 28. April 2008

Neurodeterminismus. Seminar: Physik des Willens und Bewusstseins. Toni Luhdo 28. April 2008 Neurodeterminismus Seminar: Physik des Willens und Bewusstseins Toni Luhdo 28. April 2008 Inhalt i. Ebenen des Gehirns ii.selbsterfahrung, Bewußtsein iii.kategorienfehler iv.diskussion Die Ebenen des Gehirns

Mehr

Auswirkungen der traumatischen Erfahrung auf Gedanken, Gefühle und Verhalten

Auswirkungen der traumatischen Erfahrung auf Gedanken, Gefühle und Verhalten Auswirkungen der traumatischen Erfahrung auf Gedanken, Gefühle und Verhalten Beziehungen Werte Vorstellung von Sicherheit Vertrauen Selbstwertgefühl Selbstwertvertrauen/-wirksamkeitserwartung Zentrale

Mehr

Kommunizieren. Dr. Felix Frei, AOC Unternehmensberatung

Kommunizieren. Dr. Felix Frei, AOC Unternehmensberatung Kommunikation ist alles. WAS? Kommunizieren Dr. Felix Frei, AOC Unternehmensberatung Ich habe fünf Botschaften heute: Kommunikation ist kein Informationsaustausch. Nicht ich kommuniziere. Es kommuniziert.

Mehr

GERHARD ROTH WARUM ES SO SCHWIERIG IST, SICH UND ANDERE ZU ÄNDERN?

GERHARD ROTH WARUM ES SO SCHWIERIG IST, SICH UND ANDERE ZU ÄNDERN? GERHARD ROTH WARUM ES SO SCHWIERIG IST, SICH UND ANDERE ZU ÄNDERN? Motivationsrelevante Erkenntnisse der Hirnforschung INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN G. Roth, 2016 AUSGANGSPROBLEM Die meisten

Mehr

Die Kontinuität von Bewusstsein

Die Kontinuität von Bewusstsein GUTHMANNßf PETERSON und Vwiegef / Wien und Mülheim on der Ruhr Martin Balluch Die Kontinuität von Bewusstsein Das naturwissenschaftliche Argument für Tierrechte Inhaltsverzeichnis Kurzdarstellung 13 Vorwort

Mehr

Funktionelle Bildgebung

Funktionelle Bildgebung 34 2 Humor im Gehirn oder: Wo ist denn das Humorzentrum? Funktionelle Bildgebung Witzwahrnehmung und Witzverständnis Dann jedoch brach das Zeitalter der funktionellen Bildgebung an. Mit deren Verfahren

Mehr

Über die Gründe, moralisch zu handeln. Eine Reflexion im Ausgang von Kant Peter Schaber (Universität Zürich)

Über die Gründe, moralisch zu handeln. Eine Reflexion im Ausgang von Kant Peter Schaber (Universität Zürich) Über die Gründe, moralisch zu handeln. Eine Reflexion im Ausgang von Kant Peter Schaber (Universität Zürich) 10.11.2010 Folie 1 Struktur des Vortrags 1. Handeln aus Pflicht 2. Wieso soll ich moralisch

Mehr

Ncll. habenulares und Habenula (Zügel) Epiphysis cerebri (Zirbeldrüse) Commissura habenularum

Ncll. habenulares und Habenula (Zügel) Epiphysis cerebri (Zirbeldrüse) Commissura habenularum Diencephalon Epithalamus Ncll. habenulares und Habenula (Zügel) Epiphysis cerebri (Zirbeldrüse) Commissura habenularum Commissura posterior (Commissura epithalamica) Thalamus dorsalis Umschaltstation sensibler

Mehr

Neuroanatomie Grosshirn, Basalganglien

Neuroanatomie Grosshirn, Basalganglien Neuroanatomie Grosshirn, Basalganglien David P. Wolfer stitut für Bewegungswissenschaften und port, D-HE, EH Zürich Anatomisches stitut, Medizinische akultät, Universität Zürich 376-0005-00 Vertiefung

Mehr

Einführung in die Lernpsychologie

Einführung in die Lernpsychologie Dr. Andreas Eickhorst Pädagogische Psychologie Einführung in die Lernpsychologie 1. Was ist Lernen? Gliederung 2. Reflexe, Instinkte und Reifung 3. Neurologische Grundlagen 4. Formen des Lernens Was ist

Mehr

Kognitive Leistungen des menschlichen Gehirns: Kann sich das Gehirn selbst erkennen? Wahrnehmen, Handeln Lernen, Gedächtnis bilden Planen, Erwarten

Kognitive Leistungen des menschlichen Gehirns: Kann sich das Gehirn selbst erkennen? Wahrnehmen, Handeln Lernen, Gedächtnis bilden Planen, Erwarten Kognitive Leistungen des menschlichen Gehirns: Kann sich das Gehirn selbst erkennen? Wahrnehmen, Handeln Lernen, Gedächtnis bilden Planen, Erwarten Regeln extrahieren, Abstraktion Sprachliche Kommunikation

Mehr

Verantwortung als Illusion?

Verantwortung als Illusion? Helmut Fink /Rainer Rosenzweig (Hrsg.) Verantwortung als Illusion? mentis PADERBORN Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

Mehr

Thermostaten und Computer. das Versprechen der KI

Thermostaten und Computer. das Versprechen der KI Thermostaten und Computer das Versprechen der KI Physik des freien Willens und Bewusstseins Henriette Labsch 30.Juni 2008 Thermostaten und Computer - das Versprechen der KI David J. Chalmers bewusstes

Mehr

Inhaltsverzeichnis. Geleitwort 9 Einleitung: Die Faszination der Reinkarnation Kapitel: Reinkarnation

Inhaltsverzeichnis. Geleitwort 9 Einleitung: Die Faszination der Reinkarnation Kapitel: Reinkarnation Geleitwort 9 Einleitung: Die Faszination der Reinkarnation 11 1. Kapitel: Reinkarnation 17 Alte Wurzeln 18 Ein Mensch hat viele Körper 20 Beinahe tot 21 Inkarnation 24 Sterben 26 Wo befinden wir uns zwischen

Mehr

Wissenschaftsgeschichte als Kränkung?

Wissenschaftsgeschichte als Kränkung? Michael Pauen Berlin School of Mind and Brain Humboldt-Universität zu Berlin Unter den Linden 6 10099 Berlin Wissenschaftsgeschichte als Kränkung? Die Grenzen der Freiheit Philosophische Überlegungen Empirische

Mehr

3. Haben wir einen freien Willen?

3. Haben wir einen freien Willen? Worum geht s? 3. Haben wir einen freien Willen? In der Willensfreiheitsdebatte geht es um zwei Fragen: 1. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit eine Handlung oder Entscheidung als frei gelten kann.

Mehr

Vorwort von Gerhard Roth Einleitung: Was wollen w ir?... 15

Vorwort von Gerhard Roth Einleitung: Was wollen w ir?... 15 Inhalt Vorwort von Gerhard Roth... 11 1 Einleitung: Was wollen w ir?... 15 2 Das Gehirn und das Ich: Ein Überblick... 23 2.1 Gene und Erfahrungen beeinflussen die Hirnentwicklung... 29 Gene und Erfahrungen

Mehr

Die Schizophrenie und das Glutamat: Neue Medikamente jenseits vom Dopamin?

Die Schizophrenie und das Glutamat: Neue Medikamente jenseits vom Dopamin? Die Schizophrenie und das Glutamat: Neue Medikamente jenseits vom Dopamin? Prof. Dr. Walter E. Müller Department of Pharmacology Biocentre of the University 60439 Frankfurt / M Die Dopaminhypothese der

Mehr

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse der Glücksforschung und wie wir unser Gehirn steuern können

Neurowissenschaftliche Erkenntnisse der Glücksforschung und wie wir unser Gehirn steuern können Glück kommt nicht von alleine Neurowissenschaftliche Erkenntnisse der Glücksforschung und wie wir unser Gehirn steuern können Unter allen Gefühlen, die wir kennen, ist Glück mit Abstand die Nummer eins.

Mehr

Die Stellungnahme von Jürgen Habermas zur Frage nach der Willensfreiheit

Die Stellungnahme von Jürgen Habermas zur Frage nach der Willensfreiheit Lieferung 5 Hilfsgerüst zum Thema: Die Stellungnahme von Jürgen Habermas zur Frage nach der Willensfreiheit Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2004, Nr. 267, Seite 35 36. Die Fragestellung erneute Aktualität

Mehr

NEUROBIOLOGISCHE GRUNDLAGEN PSYCHISCHER ERKRANKUNGEN

NEUROBIOLOGISCHE GRUNDLAGEN PSYCHISCHER ERKRANKUNGEN GERHARD ROTH NEUROBIOLOGISCHE GRUNDLAGEN PSYCHISCHER ERKRANKUNGEN FAKTEN UND SPEKULATIONEN INSTITUT FÜR HIRNFORSCHUNG UNIVERSITÄT BREMEN G. Roth, 2010 GENERELLE AUSSAGE Psychische Erkrankungen beruhen

Mehr

Mündigkeit ein überholtes Konzept? Neurophilosophische Denkanstöße

Mündigkeit ein überholtes Konzept? Neurophilosophische Denkanstöße Mündigkeit ein überholtes Konzept? Neurophilosophische Denkanstöße Univ. Prof. Dr. Thomas / FH Linz / 23.03.2010 1. Was ist Neurophilosophie Diskussion des Zusammenhangs zwischen physiologischen Gehirnvorgängen

Mehr

Workshop C Gedächtnis und Plastizität des Gehirns

Workshop C Gedächtnis und Plastizität des Gehirns Neurobiologie Workshop C Gedächtnis und Plastizität des Gehirns KQ-Gruppe Biologie GY/GE Gedächtnis und Plastizität des Gehirns Gliederung Bezüge zum Kernlehrplan: Inhaltsfeld Neurobiologie Gedächtnis

Mehr

Warum sie so seltsam sind

Warum sie so seltsam sind Warum sie so seltsam sind Vom Umgang mit Jugendlichen in der Pubertät Gedanken und Geschichten über den Bau von neuronalen Netzen (=Lernen), über die Konstruktion von Wirklichkeit, über den Nutzen der

Mehr

Die Karten sollen anregen, zum Kombinieren einladen und die Zusammenhänge auf den Punkt bringen. Ich hoffe, dass mir das in den Texten gelungen ist.

Die Karten sollen anregen, zum Kombinieren einladen und die Zusammenhänge auf den Punkt bringen. Ich hoffe, dass mir das in den Texten gelungen ist. 0 0 0 0 !! Welche Erkenntnisse liefert der aktuelle Stand der Hirnforschung für das Lernen? Diese Frage lässt sich gar nicht so einfach beantworten. Es zeichnet sich im Augenblick keine grundsätzliche

Mehr

Geschlechtsunterschiede und der Einfluss von Steroidhormonen auf das sich entwickelnde menschliche Gehirn

Geschlechtsunterschiede und der Einfluss von Steroidhormonen auf das sich entwickelnde menschliche Gehirn Kerstin Konrad LFG Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapie Universitätsklinikum der RWTH Aachen Geschlechtsunterschiede und der

Mehr

In unserem Kopf geht es anders zu als es uns scheint. Das Gehirn als selbstorganisierendes System

In unserem Kopf geht es anders zu als es uns scheint. Das Gehirn als selbstorganisierendes System In unserem Kopf geht es anders zu als es uns scheint. Das Gehirn als selbstorganisierendes System Wolf Singer MPI für Hirnforschung ( MPI-B) Frankfurt Institute of Advanced Studies ( FIAS ) Ernst Strüngmann

Mehr

lernvisionen Hansueli Weber 1. Vom Umgang mit Jugendlichen in der Pubertät

lernvisionen Hansueli Weber 1. Vom Umgang mit Jugendlichen in der Pubertät lernvisionen Hansueli Weber 1 Warum sie so seltsam sind Vom Umgang mit Jugendlichen in der Pubertät Gedanken und Geschichten über den Bau von neuronalen Netzen (=Lernen), über die Konstruktion von Wirklichkeit,

Mehr

Freiheit und Selbstbestimmung Zur Philosophie Harry G. Frankfurts

Freiheit und Selbstbestimmung Zur Philosophie Harry G. Frankfurts Universität Kiel Wintersemester 2012/13 Freiheit und Selbstbestimmung Zur Philosophie Harry G. Frankfurts Prof. Dr. Lehrstuhl für Praktische Philosophie Philosophisches Seminar Christian-Albrechts-Universität

Mehr

Vorüberlegungen Experimentablauf Resultate Deutungen und Folgerungen. Libet-Experimente. Ann Kerstan, Andreas Sander, Sabine Thater. 21.

Vorüberlegungen Experimentablauf Resultate Deutungen und Folgerungen. Libet-Experimente. Ann Kerstan, Andreas Sander, Sabine Thater. 21. 21. April 2008 1 Vorüberlegungen 2 Voraussetzungen Messungen Durchführung 3 4 Libets Eigeninterpretation Kritik Folgeexperimente Vorgeschichte 1965 messen Hans Kornhuber und Lüder Deecke Potentialänderungen

Mehr

BIOLOGIE UND FREIHEIT

BIOLOGIE UND FREIHEIT BIOLOGIE UND FREIHEIT Alex Gamma, Ph.D 18. Zürcher Berufsberatungs-Symposium 6. 9. 2011 Biologie und Freiheit Wieviel Freiheit lässt unsere Biologie zu? Wie stark sind wir durch unsere Biologie determiniert?

Mehr

Das Wichtigste in Kürze

Das Wichtigste in Kürze Wenn wir jemanden anschauen, erkennen wir oft intuitiv an der Mimik, welcher Stimmung er ist. Dass der Mensch diese evolutionär wertvolle Fähigkeit so gut beherrscht, verdankt er spezialisierten Hirnarealen,

Mehr

EMOTIONALITAT, LERNEN UND VERHALTEN. Ein heilpadagogisches Lehrbuch

EMOTIONALITAT, LERNEN UND VERHALTEN. Ein heilpadagogisches Lehrbuch EMOTIONALITAT, LERNEN UND VERHALTEN Ein heilpadagogisches Lehrbuch von Konrad Bundschuh 2003 VERLAG JULIUS KLINKHARDT BAD HEILBRUNN / OBB. Inhalt Vorwort 9 Einleitung 13 1. Die Bedeutung der Emotionalitat

Mehr

Neurowissenschaftliche Grundlagen

Neurowissenschaftliche Grundlagen Neurowissenschaftliche Grundlagen Der menschliche Organismus entwickelt sich vom ersten Augenblick seiner Entstehung an in aktiver Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. Die nach rechts gebogene Doppellinie

Mehr

Die Individualpsychologie. Alfred Adlers. Einführung. Die wichtigsten psychologischen Richtungen. Tiefenpsychologie. Gestalt-/Kognitive Psychologie

Die Individualpsychologie. Alfred Adlers. Einführung. Die wichtigsten psychologischen Richtungen. Tiefenpsychologie. Gestalt-/Kognitive Psychologie Die Individualpsychologie Alfred Adlers Einführung Die wichtigsten psychologischen Richtungen Tiefenpsychologie Verhaltenspsychologie Gestalt-/Kognitive Psychologie Humanistische Psychologie Systemische

Mehr

1 Einführung In die Weil des Neuromarkellng... 1

1 Einführung In die Weil des Neuromarkellng... 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung In die Weil des Neuromarkellng... 1 1.1 Die Neurowissenschaft... 2 1.2 Die Neuroäkonomie... 3 1.3 Das Neuromarketing... 4 1.4 Bedeutung und Relevanz des Neuromar1

Mehr

Können und Wollen. Pädagogisch bedeutsame Unterschiede zwischen zwei Dimensionen beruflicher Handlungskompetenz

Können und Wollen. Pädagogisch bedeutsame Unterschiede zwischen zwei Dimensionen beruflicher Handlungskompetenz Können und Wollen Pädagogisch bedeutsame Unterschiede zwischen zwei Dimensionen beruflicher Handlungskompetenz Abteilung für Wirtschaftspädagogik Wirtschaftsuniversität Wien Kompetenzbegriff fachspezifische

Mehr

Die. Alfred Adlers. Zentrale Bedürfnisse des Menschen. Zentrale Bedürfnisse des Menschen. Einführung. Einführung. Einführung

Die. Alfred Adlers. Zentrale Bedürfnisse des Menschen. Zentrale Bedürfnisse des Menschen. Einführung. Einführung. Einführung Zentrale Bedürfnisse des Menschen Die Alfred Adlers Bedürfnispyramide nach Maslow Zentrale Bedürfnisse des Menschen Bedürfnisse aller Menschen (nach Alfred Adler) 1. Das Bedürfnis dazuzugehören. 2. Das

Mehr

Der kreative Kosmos. Geist und Materie aus Quanteninformation. Bearbeitet von Thomas Görnitz, Brigitte Görnitz

Der kreative Kosmos. Geist und Materie aus Quanteninformation. Bearbeitet von Thomas Görnitz, Brigitte Görnitz Der kreative Kosmos Geist und Materie aus Quanteninformation Bearbeitet von Thomas Görnitz, Brigitte Görnitz 1. Auflage 2013. Taschenbuch. VII, 372 S. Paperback ISBN 978 3 642 41750 4 Format (B x L): 12,7

Mehr

Willensfreiheit. Seminar: Bewußtsein Dozent: Prof. Dr. J. Funke Referenten: Florian Bähner, Carsten Dünckel, Marc Jekel

Willensfreiheit. Seminar: Bewußtsein Dozent: Prof. Dr. J. Funke Referenten: Florian Bähner, Carsten Dünckel, Marc Jekel Willensfreiheit Seminar: Bewußtsein 23.6.2003 Dozent: Prof. Dr. J. Funke Referenten: Florian Bähner, Carsten Dünckel, Marc Jekel INHALT Gibt es einen freien Willen? Das 3-Komponenten-Modell Determinismus

Mehr

Rahmen-Analyse. Erving Goffman (1977) Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen. S. König, S. Schabernak

Rahmen-Analyse. Erving Goffman (1977) Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen. S. König, S. Schabernak Rahmen-Analyse Erving Goffman (1977) Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen S. König, S. Schabernak Gliederung Einleitung Kurzbiographie Erving Goffman Hintergrund des Textes Begriffserklärungen

Mehr

Allg. theoretische Positionen beim Leib-Seele-Problem

Allg. theoretische Positionen beim Leib-Seele-Problem Allg. theoretische Positionen beim Leib-Seele-Problem Position Theorien Monismus Es kann nur einen geben! Materialismus/Physikalismus Nur das Physische ist gegeben! Reduktiver Physikalismus alle psychischen

Mehr

Gängige Definition des Gegenstandes der Psychologie: Menschliches Erleben und Verhalten (Handeln)

Gängige Definition des Gegenstandes der Psychologie: Menschliches Erleben und Verhalten (Handeln) Zum Gegenstand der Psychologie Psychologie ist die Wissenschaft von den Inhalten und den Vorgängen des geistigen Lebens, oder, wie man auch sagt, die Wissenschaft von den Bewußtseinszuständen und Bewußtheitsvorgängen.

Mehr

Neuroanatomie Grosshirn, Basalganglien

Neuroanatomie Grosshirn, Basalganglien Neuroanatomie Grosshirn, Basalganglien David P. Wolfer stitut für Bewegungswissenschaften und port, D-HE, EH Zürich Anatomisches stitut, Medizinische akultät, Universität Zürich 376-0005-00 Vertiefung

Mehr

Lasst uns reden! Geht alles mit rechten Dingen zu? Zum Verhältnis von Wissenschaft und Religion. Vortrag: 29. November 2017

Lasst uns reden! Geht alles mit rechten Dingen zu? Zum Verhältnis von Wissenschaft und Religion. Vortrag: 29. November 2017 Vortrag: Es geht alles mit rechten Dingen zu. 29. November 2017 Lasst uns reden! Geht alles mit rechten Dingen zu? Zum Verhältnis von Wissenschaft und Religion Veranstaltungsort: Kreuzeskirche Essen Helmut

Mehr

Teaching a Foreign Language at. Prof. Elfriede Steiner, MA BEd. Primary Level 1

Teaching a Foreign Language at. Prof. Elfriede Steiner, MA BEd. Primary Level 1 Teaching a Foreign Language at Primary Level 1 6 Termine/12 SE Inhalt: Curriculum Note: Kolloquium Hörsaal Curriculum für PB12LF03 15W 0,75SSt SE Teaching a Foreign language at Primary Level 1 Das Gehirn

Mehr

Gerhard Raab, Oliver Gernsheimer, Maik Schindler. Neuromarketing. Grundlagen - Erkenntnisse Anwendungen GABLER EDITION WISSENSCHAFT

Gerhard Raab, Oliver Gernsheimer, Maik Schindler. Neuromarketing. Grundlagen - Erkenntnisse Anwendungen GABLER EDITION WISSENSCHAFT Gerhard Raab, Oliver Gernsheimer, Maik Schindler Neuromarketing Grundlagen - Erkenntnisse Anwendungen GABLER EDITION WISSENSCHAFT Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis XIII XIX

Mehr

Beiträge der Hirnforschung zur. auf der Sekundarstufe I. Netzwerk. Dr. Dominik Gyseler

Beiträge der Hirnforschung zur. auf der Sekundarstufe I. Netzwerk. Dr. Dominik Gyseler Beiträge der Hirnforschung zur Begabungs- und Begabtenförderung auf der Sekundarstufe I Dr. Dominik Gyseler Netzwerk 8. November 2008 Schlagzeile Gehirn macht Teenager asozial Quelle: McGivern et al. (2002)

Mehr

Eigene MC-Fragen "Leib-Seele-Problem" 1. Welche Annahme ist nicht zutreffend auf das Konzept der Abwärtsverursachung nach Detel (2007)?

Eigene MC-Fragen Leib-Seele-Problem 1. Welche Annahme ist nicht zutreffend auf das Konzept der Abwärtsverursachung nach Detel (2007)? Eigene MC-Fragen "Leib-Seele-Problem" 1. Welche Annahme ist nicht zutreffend auf das Konzept der Abwärtsverursachung nach Detel (2007)? Detels Modell der mentalen Verursachung macht vom Konzept der Abwärtsverursachung

Mehr

Wie viele Neuronen hat der Mensch? a b c

Wie viele Neuronen hat der Mensch? a b c Wie viele Neuronen hat der Mensch? a. 20 000 000 000 b. 500 000 000 000 c. 100 000 000 000 000 Aus Eins mach Viele Konzentration und Spezialisierung Alle Neurone = Nervensystem Axone Nerven Zellkörper

Mehr

Andreas Kirchner. Master Medizininformatik (TU WIEN) Bachelor Philosophie (UNI WIEN)

Andreas Kirchner. Master Medizininformatik (TU WIEN) Bachelor Philosophie (UNI WIEN) Andreas Kirchner Master Medizininformatik (TU WIEN) Bachelor Philosophie (UNI WIEN) 1. Experiment von Libet (1979) 2. Haynes Verschärfung (2008) US-Physiologe (Univ. of California) Experimente über das

Mehr

Bestimmt das Gehirn unser Handeln? Das Böse und der freie Wille

Bestimmt das Gehirn unser Handeln? Das Böse und der freie Wille Bestimmt das Gehirn unser Handeln? Das Böse und der freie Wille Frühkindliche Gehirnentwicklung und Verantwortlichkeit akg-images Interdisziplinärer Fachtag 1. November 2013 9:00 16:00 Uhr Hochschule Bremerhaven

Mehr

Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten

Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern Bearbeitet von Gerhard Roth 1. Auflage 2013. Taschenbuch. 349 S. Paperback ISBN 978 3 608 94706 9 Format

Mehr

CREW-KOMMUNIKATION IN KRISENSITUATIONEN

CREW-KOMMUNIKATION IN KRISENSITUATIONEN CREW-KOMMUNIKATION IN KRISENSITUATIONEN Reiner W. Kemmler Walldorf 2007 Tel 06105-306449 Fax 06105-306448 Mobil 0173-4951 465 E-Mail: kemmler@aviationpsychology.de LEHRMATERIAL HUMAN FACTORS-Trainingsbaustein

Mehr

Willensfreiheit im Kompatibilismus - Eine Diskussion der Freiheitsbegriffe von Harry Frankfurt, Daniel Dennett und Peter Bieri

Willensfreiheit im Kompatibilismus - Eine Diskussion der Freiheitsbegriffe von Harry Frankfurt, Daniel Dennett und Peter Bieri Geisteswissenschaft Anonym Willensfreiheit im Kompatibilismus - Eine Diskussion der Freiheitsbegriffe von Harry Frankfurt, Daniel Dennett und Peter Bieri Studienarbeit 1 Seminararbeit Willensfreiheit

Mehr

Funktionelle Anatomie des ZNS. 2. Allgemeiner Aufbau des Nervensystems Einige wenige Kommentare zum PNS

Funktionelle Anatomie des ZNS. 2. Allgemeiner Aufbau des Nervensystems Einige wenige Kommentare zum PNS Funktionelle Anatomie des ZNS 1. Einleitung 2. Allgemeiner Aufbau des Nervensystems 2.1 Einige wenige Kommentare zum PNS 2.1.1 Somatische(s) Nerven(system) 2.1.2 ANS 2.1.3 Die Hirnnerven 3. Das Zentralnervensystem

Mehr

In: Widerspruch Nr. 44 Ausverkauf der Philosophie (2006), S Autor: Wolfgang Melchior Rezension

In: Widerspruch Nr. 44 Ausverkauf der Philosophie (2006), S Autor: Wolfgang Melchior Rezension In: Widerspruch Nr. 44 Ausverkauf der Philosophie (2006), S. 172-177 Autor: Wolfgang Melchior Rezension John R. Searle Freiheit und Neurobiologie übersetzt von Jürgen Schröder, Frankfurt a. M. 2004, Suhrkamp,

Mehr

3., überarbeitete und aktualisierte Auflage

3., überarbeitete und aktualisierte Auflage Gerhard Raab Oliver Gernsheimer Maik Schindler Neuromarketing Grundlagen - Erkenntnisse - Anwendungen 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Gabler Inhaltsverzeichnis 1 Einführung in die

Mehr

Psychische Bedürfnisse Hirnforschung Wohlbefinden

Psychische Bedürfnisse Hirnforschung Wohlbefinden Psychische Bedürfnisse Hirnforschung Wohlbefinden Warum sich mit menschlichen Bedürfnissen beschäftigen? Menschen kaufen dort, wo sie ihre Bedürfnisse am besten erfüllt bekommen Erfüllung körperlicher

Mehr

Denken, Lernen, Vergessen? Was Pädagogik von Hirnforschung lernen kann

Denken, Lernen, Vergessen? Was Pädagogik von Hirnforschung lernen kann Denken, Lernen, Vergessen? Was Pädagogik von Hirnforschung lernen kann Dipl.-Päd. Kajsa Johansson Systemische Therapeutin Objektive Wahrnehmung? Der Neokortex Die Großhirnrinde Bildquelle: Rose, C. (2004):

Mehr

CLAUDE BERNARD. Einführung in das Studium der experimentellen Medizin (Paris 1865) Ins Deutsche übertragen. von

CLAUDE BERNARD. Einführung in das Studium der experimentellen Medizin (Paris 1865) Ins Deutsche übertragen. von CLAUDE BERNARD Einführung in das Studium der experimentellen Medizin (Paris 1865) Ins Deutsche übertragen von PAUL SZENDRÖ und biographisch eingeführt und kommentiert von KARL E. ROTHSCHUH Mit einem Anhang

Mehr