Das Dazwischen sichtbar machen EREV Forum 2015, Eisenach. Wie von einem anderen Planeten
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- Catharina Schmitz
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1 Das Dazwischen sichtbar machen EREV Forum 2015, Eisenach Wie von einem anderen Planeten 1
2 aus: Schreiter, Daniela: Schattenspringer. Panini,
3 Diagnose Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist eine lebenslange Diagnose. Durch entsprechende Trainings und Therapie-Möglichkeiten sind viele Menschen aus dem Autismus-Spektrum in der Lage, autistische Verhaltensweisen zu kompensieren und sich durch Übung dem gesellschaftlichen Anspruch anzupassen. Die international anerkannten Klassifikationssysteme der Krankheiten ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) und DSM-V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) beschreiben jeweils ähnliche Symptome unter den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, die zur Diagnose Autismus-Spektrum-Störung führen. Die Diagnose selbst kann nur von Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxen und Kliniken gestellt werden. 3
4 Diagnose nach DSM V Für die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung (ASS) müssen aus dem Gebiet 1 aus allen drei Bereichen ein Kriterium und aus dem Gebiet 2 zwei Kriterien erfüllt sein: Gebiet 1: soziale Kommunikation 1A: merkwürdige Kontaktaufnahme ODER Unfähigkeit, Gespräche aufrecht zu erhalten ODER keine Gespräche starten 1B: kaum Verwendung von Mimik/Gestik ODER Auffälligkeiten bei Blickkontakt ODER Defiziten beim Verständnis nonverbaler Kommunikation 1C: Defizite bei der Aufnahme und Aufrechterhaltung von Beziehungen Gebiet 2: Stereotypien/Rituale 2A: Stereotypien ODER repetitive Bewegungen ODER Echolalie 2B: Routinen 2C: Spezialinteresse 2D: Hyper- bzw. Hyporeaktivität auf sensorische Reize oder andere Reize 4
5 Diagnose Gillberg & Gillberg (1989) Soziale Beeinträchtigung (Wunsch nach Kontakt oft vorhanden, aber mangelnde Fähigkeiten ihn aufzubauen) Eingegrenzte Interessen Repetitive Routine Rede- und Sprechbesonderheiten (perfekter sprachlicher Ausdruck (altklug, formell)) Non-verbale Kommunikationsprobleme (Schwierigkeiten ein wechselseitiges Gespräch zu führen) Motorische Unbeholfenheit Lechmann ergänzt den Bereich Stärken: Systematisieren - Gedächtnisleistungen - Erkennen von Details - Räumliche Orientierung - Visuelles Erfassen 5
6 Methoden, Ansätze, Therapien - Social Stories - Comic Strip Conversation - Sozialtraining / Social Skills - Konsequenzpläne - ABA - TEACCH - 6
7 TEACCH Treatment and Education of Autistic and related Communication-handicapped Children = Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder 7
8 TEACCH Grundgedanke: Strukturierung und Visualisierung Voraussetzung: Grundwissen Autismus wertschätzender Umgang autistischer Blick 8
9 TEACCH Vorteile der Visualisierung und Strukturierung: Umsetzung von Handlungsplanung wird unterstützt / überhaupt erst ermöglicht längerer Verarbeitungszeit wird Raum gegeben Gedächtnishilfe Alternative zur Sprache auf einen Sinneskanal reduziert Interpretation sozialer Signale nicht notwendig personenunabhängige Zugänglichkeit 9
10 Raum Routinen Zeit Struktur Material Arbeit 10
11 Blick durch die Autismus-Brille 11
12 veränderte Wahrnehmung - Sehen 12
13 Wie Frederik die Welt sieht 13
14 Wie Frederik die Welt sieht 14
15 veränderte Wahrnehmung - Sehen Wahrnehmen von Einzelheiten, nicht vom Ganzen Details stehen im Vordergrund Blick für das Ganze geht verloren aber auch: Reizüberflutung bei zu viel Schrift / zu vielen Aufgaben Soziale Situationen werden nicht wahrgenommen, sondern Details aus der Umgebung 15
16 Hilfen für ein Miteinander: ggf.: reizarme Umgebung anbieten Umgebung strukturieren, eindeutige Plätze zuweisen reizarmen Sitzplatz anbieten (ganz vorne / ganz hinten?) Arbeitsblätter eindeutig strukturieren Aufgaben einzeln / sukzessive vorlegen / Arbeitsblätter zerschneiden 16
17 TEACCH 17
18 veränderte Wahrnehmung - Hören 18
19 veränderte Wahrnehmung - Hören akustische Reize können nicht getrennt voneinander wahrgenommen werden wichtige und unwichtige Reize werden nicht korrekt unterschieden plötzliche und laute Geräusche können zu Panikattacken führen Sprache wird zeitweise nur als Rauschen wahrgenommen Gehörtes kann nicht wieder abgerufen werden 19
20 veränderte Wahrnehmung - Hören Anweisung bei einer Klassenarbeit Anweisung bei einer Klassenarbeit Autismus-Brille 20
21 Hilfen für ein Miteinander: ggf.: Aufgaben / Aufgabenstellungen visualisieren und strukturieren Einzelplatz bei Klassenarbeiten anbieten Arbeitsanweisungen schriftlich anbieten Arbeitsanweisungen wiederholen Hausaufgaben anschreiben, ggf. an einem Ort, wo sie den ganzen Tag abrufbar sind Termine anschreiben (Klassenarbeit, Ausflüge, Uhrzeiten ), schrftl. nach Hause geben, per Mail zuschicken Vereinbarungen visualisieren MickyMaus oder Ohrenstöpsel benutzen 21
22 TEACCH 22
23 veränderte Wahrnehmung - Fühlen leichte Berührungen können als Schmerz empfunden werden nur feste Berührungen können wahrgenommen werden bestimmte Stoffe / Kleidungsstücke werden als extrem unangenehm empfunden 23
24 Hilfen für ein Miteinander: ggf.: Entfernung zu Sitznachbarn ermöglichen als letzter / erster den Raum betreten oder verlassen lassen Alternativen zu Pause anbieten (Selbstlernzentrum, Bücherei, Nebenraum, ) Berührungen vermeiden Nähern von hinten vermeiden eindeutige Plätze zuweisen, z. B. Wartezonen Bereiche markieren 24
25 Routinen geben Struktur und Sicherheit in einer unsicheren Welt sind für Aussenstehende oft nicht erkennbar oder unwichtig führen zu Stress, Blockade, Panik, wenn sie verändert werden markieren Tagesabläufe, Wegpunkte 25
26 Hilfen für ein Miteinander ggf.: Zeiträume mit TimeTimer deutlich machen Pläne für Abläufe / Aktivitäten / Unterrichtssequenzen erstellen Veränderungen im Tagesablauf / Wochenablauf frühzeitig ankündigen Veränderungen (abrufbar) visualisieren Alternativlösungen bereit halten / im Vorfeld absprechen und schrftl. festhalten 26
27 TEACCH 27
28 TEACCH 28
29 TEACCH 29
30 Kommunikation / soziale Interaktion 30
31 Kommunikation / soziale Interaktion Mimik des Gegenübers kann nicht gelesen werden durch fehlende Theory of Mind wird nicht erkannt, was der andere von einem erwartet 31
32 Theory of Mind
33 Kommunikation / soziale Interaktion Mimik des Gegenübers kann nicht gelesen werden durch fehlende Theory of Mind wird nicht erkannt, was der andere von einem erwartet Gespräche können nicht begonnen / nicht aufrecht erhalten werden Fragen werden 1:1 beantwortet Redewendungen werden wörtlich genommen Fragestellungen mit empathischem Hintergrund führen zu Verwirrung 33
34 Kommunikation / soziale Interaktion Redewendungen Da kannst du dir eine Scheibe von abschneiden! Ich geh auf dem Zahnfleisch! Ich habe ihm einen Laufpass gegeben. 34
35 Kommunikation / soziale Interaktion Redewendungen Wie findest du die Schule? 35
36 Hilfen für ein Miteinander: ggf.: Redewendungen vermeiden oder erklären Partner- und Gruppenaufgaben vermeiden / anleiten Konkrete, eindeutige Sprache (z.b. nicht fragen, was man anweisen möchte) Mimik des Schülers respektieren vermeintliche Unverschämtheiten hinterfragen mdl. Beteiligung modifizieren / ersetzen durch schrftl. Arbeiten / Mindestbeteiligung vereinbaren Mindestvorgaben bei Aufgabenstellungen machen Konsequenzpläne 36
37 TEACCH Konsequenzpläne (Alternativübersichten) Das erwünschte Verhalten Konsequenzen des erwünschten Verhaltens Auslöser eines Problemverhaltens Das Problemverhalten Konsequenzen des Problem - verhaltens 37
38 veränderte Wahrnehmung - Zeit 38
39 Arbeitsorganisation/Zeit Zeiträume können nicht überblickt werden Verlieren in der Zeit bei einer einfachen Tätigkeit keine Planung von Zeitabschnitten möglich Handlungsplanung oft nicht möglich Übersicht darüber, was für die nächste Stunde / die nächste Aufgabe gebraucht wird, fehlt 39
40 Hilfen für ein Miteinander: ggf.: Zeitrahmen visualisiert vorgeben Aufgabenstellung mit Zeitangabe versehen TimeTimer einsetzen akustische Zeichen verwenden Pläne / Listen erarbeiten, die immer dabei sind (ggf. auf dem Smartphone) 40
41 Was (fast) immer hilft! bei Schüler/innen mit Autismus-Spektrum-Störungen (obwohl alle völlig unterschiedlich sind) 1. Ruhe bewahren! (Kennen wir vom Erste-Hilfe-Kurs) 2. Visualisieren, optische Hilfen (weil der auditive Kanal und die Verarbeitung von flüchtigen Sinneseindrücken oft nicht funktionieren ) 3. Struktur, Struktur, Struktur (bietet Vorhersehbarkeit und Sicherheit und unterstützt Handlungsabläufe und, und, und ) 4. Entspannte Pausen ermöglichen (mit Lieblingsbeschäftigungen, reizarmen Orten, wenig bis keine Sozialkontakte) 5. Reize reduzieren (reduziert störendes Verhalten) 6. An Interessen anknüpfen (auch Aliens haben soziale Probleme; Mathe kann man gut mit Fahrplänen verbinden ) 7. Konkrete, eindeutige Sprache (Sachlichkeit vor Ironie und nicht fragen, was man anweisen möchte!) 8. Rechtzeitig deeskalierend wirken (vorbereiten, ablenken, Auszeit gewähren ) 9. Konflikte später besprechen (wenn Ruhe eingekehrt ist analysieren: Was war? Wie kann ich beim nächsten Mal reagieren? Was würde mir helfen?) 10. Den Schüler in Problemlösungen mit einbeziehen (erhöht die Motivation bei der Umsetzung) 11. Regelmäßige und transparente Absprachen zwischen allen Beteiligten (bedingt Einheitlichkeit und Eindeutigkeit) 12. Klare Vereinbarungen (auch) mit dem Schüler treffen (auf die man den Schüler dann verweisen kann) 13. Einzelfallbezogene Beratung suchen ( Jemand von außerhalb sieht oft klarer) 41
42 Stärken Gute Gedächtnisleis tungen Zuverlässig, ehrlich Hohe Kenntnisse in Spezialinteress en Stärken Originelle Denkweise Begeisterungsfähigkeit Gerechtigkeits sinn 42
43 Bita Berentzen, SoL i.e. Karl-Barthold-Schule, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung sowie geistige Entwicklung der ev. Stiftung Hephata Autismusberatung an Schulen der BezReg Düsseldorf 43
44 44
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