Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen.
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- Lilli Küchler
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1 Mth. 11,3 Predigt am 3. Advent, Dezember 2014 in Landau und Crailsheim Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen. 1 Gottes Wort für diese Predigt haben wir als Evangeliumslesung gehört der Evangelist Matthäus berichtet von Johannes, der in seiner Gefängniszelle sitzt und von Jesus Christus und seinen Taten hört. Seine Jünger schickt er dann mit folgender Frage zu ihm: Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?. Herr, gib uns deinen Heiligen Geist, dass wir dein Wort hören und von dir gestärkt werden. Amen. Warten. Immer dieses Warten. Man sagt, darum ginge es in der Adventszeit - eigentlich: Warten. Wie so oft im Leben. Immer wieder warten. Warten manchmal voller Vorfreude. Und manchmal mit bangem Herzen. Warten darauf, dass etwas geschieht. Dass jemand kommt. Dass es besser wird. Dass sich Sehnsucht erfüllt. Dass vielleicht irgendwann einmal das wahre Leben beginnt. Wir Menschen lernen das Warten.
2 2 Auch wenn es schwer fällt. Wir müssen es lernen. Schon die Kinder: nein, immer nur ein Türchen am Adventskalender. Das nächste erst morgen bis dahin musst du warten. Das ganze Leben ist wie ein Adventskalender: Warten auf das Morgen, nicht wissend, was sich hinter der Tür verbirgt. Warten auf eine Diagnose. Auf das Ende der Nacht. Warten auf eine ersehnte Antwort. Warten auf Feierabend. Auf Urlaub. Auf Weihnachten. Advent das ist eine besondere Zeit des Wartens. Frohes Warten Auf das Weihnachtsfest. Auf den Besuch. Oder banges Warten auf die Einsamkeit, den Streit, die Traurigkeit. Warten auf Geschenke. Vielleicht auch warten, dass der ganze Trubel mal wieder geschafft ist. Oder: Warten auf das Fest, dass ER kommt? Auf die Gottesdienste? Auf die schönen Lieder? Gott, in dieser Welt! Vielleicht dieses Mal? Warten auch im Gefängnis wird gewartet. Menschen warten auf das Essen.
3 3 Auf den Freigang. Auf Besuch. Auf Abwechslung. Auf ihr Urteil. Auf die Entlassung. Auch Johannes der Täufer wartet - im Gefängnis. Und auf ihn wartet der Henker. Weil Johannes nicht gewartet hatte mit seiner Beschwerde bei seinem Landesfürsten Herodes: Du sollst nicht mit der Frau deines Bruders schlafen! Die wartete nicht lange, sondern ließ ihn kurzerhand einsperren. Johannes wartet also. Auf Besuch. Auf Menschen, die ihm von Draußen erzählen. Ihn für kurze Zeit dem Gefängnisalltag entfliehen lassen. Nun sind sie da. Erzählen aufgeregt: Stell dir vor, draußen in den Dörfern Galiläas. Jesus von Nazareth, von dir getauft, tut große Dinge! Der macht gesund. Tut echte Wunder kaum zu glauben! Der predigt von Gott. So was haben wir noch nie gehört." Dann sind sie wieder weg. Wieder draußen. Und Johannes: wartet allein in seiner Zelle. Mit diesen Neuigkeiten. Im Gefängnis hat man Zeit. Viel Zeit. Zu viel Zeit sagen manche.
4 Zeit jedenfalls für Fragen. Für die kleinen Fragen des Alltags. Und für die ganz Großen des Lebens. Man hat Zeit zu zweifeln und Zeit, immer wieder alles von vorne aufzurollen. Zu viel Zeit, um sich einfachen Antworten und scheinbaren Eindeutigkeiten zufrieden zu geben. Bist du es, Jesus? Bist du es, den ich damals so vollmundig angekündigt habe? Ich höre, was du tust, und es klingt, als ob du derjenige sein könntest, auf den wir, auf den ICH schon so lange warte. Aber es klingt auch wieder ganz anders. Bist du nun derjenige, der die Welt verändert - der mein Leben verändert? Der die Kraft und die Macht hat, alles zum Guten zu wenden, die Tränen abzuwischen, die Ungerechtigkeit zu besiegen Gottes Willen endlich zum Ziel kommen zu lassen? Oder bist du nur ein Schritt in die richtige Richtung, eine vorläufige Antwort, eine Phase, in der es vorübergehend einmal besser wird... aber der Eigentliche, das Eigentliche bist du nicht?" Das Warten lässt Zweifel aufkommen. Zweifel beim Warten. Vielleicht auch beim Warten auf Weihnachten Was soll der Trubel eigentlich? 4
5 Die Gemütlichkeit? Die Familienzusammenkünfte? Was steckt dahinter? Warten wir wirklich auf ihn? Auf dieses Kind, in dem Gottes Sohn in unsere Welt gekommen ist? Darauf, dass er wiederkommen wird um alles neu zu machen? Johannes fragt. Nicht, um darüber zu diskutieren. Akademisch. Abgehoben. Nicht These, Gegenthese, Synthese. Schon gar nicht Hypothese. Seine Frage geht an die Substanz. Es geht um seine Existenz. Um Sein oder Nichtsein. Um Leben und Tod! 5 Advent auch eine Zeit des Fragens. Auch dieser Frage. Sie stellt sich dir: Was erwartest du? IHN? Oder doch auf was anderes? Dabei wissen oder spüren wir: der äußere Schein, alle Gemütlichkeit und alle Familienzeit, alle Geschenke,
6 alle Weihnachtsgänse, die Weihnachtsbotschaft der Märkte, das Weihnachtsgeschäft und gute Aktienkurse, Das kann es nicht sein, worauf wir eigentlich warten! Aber auf was dann? Nur gute Fragen bringen zufrieden stellende Antworten. Johannes weiß immerhin, welche Frage er stellen muss. Und wem er die Frage stellen muss. Damit schickt er seine Jünger los: Findet ihn. Und stellt ihm diese eine Frage: Bist du es - oder bist du es nicht?" Eine klare Ja-Nein-Frage. Pädagogisch eher verpönt. Existentiell aber enorm wichtig. Und dann diese Antwort: Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert." Eindeutig uneindeutig, diese Antwort. Selig, wer sich nicht daran ärgert! Nichts Neues, nur das, was ich eigentlich schon wusste. Selig, wer sich nicht daran ärgert! Nicht die große Veränderung, das Ende des Wartens. Selig, wer sich nicht daran ärgert! Nicht die endgültige Erfüllung meiner Sehnsüchte. Selig, wer sich nicht daran ärgert! 6
7 Blinde sehen und Lahme gehen, All das weiß der Johannes längst. Er hat es überall so gehört. Dieses Evangelium. Diese gute Botschaft. Erst aus Galiläa und dann aus dem ganzen Land. Geht hin und sagt Johannes wieder, was ihr hört und seht Ist ja schön und gut. Für die Leute da. Aber was ist mit mir? Wird er meine Lage verändern, meine Tränen abwischen, mich befreien? Dein Reich komme! Schön und gut. Irgendwann. Aber was ist mit heute? Wird endlich mal alles neu - auch bei mir? Und: endlich Frieden auf Erden!?!? oder sollen wir auf einen anderen warten? Auch an diesem Weihnachtsfest werden Sehnsüchte nicht erfüllt werden, werden nicht alle Schmerzen gelindert, wird das Leben nicht neu und prall. Wir bleiben noch im Warten. Ja, Gottes Sohn ist gekommen: Blinde sehen und Lahme gehen, Ja, Gottes Geist lässt unseren Glauben wachsen durch Zweifel und Fragen und durch die gute alte, neue Antwort: Blinde sehen und Lahme gehen, 7
8 Ja, der allmächtige Gott hat eingegriffen in diese Welt: Blinde sehen und Lahme gehen, Das ist geschehen und das geschieht. Heute und auch in eineinhalb Wochen. Und dennoch: wir bleiben die Wartenden. Warten, dass Gottes Sohn wiederkommen wird zum Ende der Welt. Warten im Glauben an ihn. Warten im Hören auf sein Wort, seine Zusage: selig ist, wer sich nicht an mir ärgert. 8 Selig ist, wer das Warten weiter aushält. Denn es wird sich lohnen! Selig ist, wer nicht gleichgültig wird. Denn Gott lässt das nicht kalt! Selig ist, wer voller Sehnsucht ist. Denn Gott wird sie stillen. Selig ist, wer Gottes große und kleine Taten in seinem Leben entdeckt. Denn Gott hat ihm die Augen dafür geöffnet. Selig ist, wer seine seine Zweifel nicht verschweigt, wer seine Fragen stellt. Denn Gott wird ihn nicht ohne Antwort lassen! Selig, wer den Wartenden das Evangelium verkündigt: Blinde sehen und Lahme gehen, Tote stehen auf. Amen. Und der Friede Gottes, der größer ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
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