Migration und Psychose
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- Anneliese Egger
- vor 7 Jahren
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1 Migration und Psychose Michael Rapp & Andreas Heinz Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Charité Universitätsmedizin Berlin Charité Campus Mitte & St. Hedwig Krankenhaus
2 Der Sozialpsychiater Wilhelm Griesinger Stadtasyle Aufsuchende Behandlung Angehörigenberatung Nachsorge: Freie Vereine zur Unterstützung Genesener (Hoff & Hippius, 2001) Gemeindenahe Versorgung vs. Anstaltspsychiatrie Gemeinde- und familiennahe Versorgung als natürliches und soziales Medium, die Wohlthat des Familienlebens (Rapp, 2008)
3 Versorgung an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie 2009 Bezirk Alt-Mitte (CCM): 63 stationäre Betten, 15 Tagesklinikplätze, ca ambulante Patienten p.a. Bezirke Wedding/Tiergarten(PUK SHK): 121 stationäre Betten, 50 Tagesklinikplätze, ca ambulante Patienten p.a.
4 Versorgungsbezirk Mitte ca Bewohner 44,5% der Bewohner in Mitte haben einen Migrationshintergrund (12/2008) Arbeitslosenquote 19% (Berlin 16,3%) - 12/ ,4% der Bevölkerung sind Leistungsempfänger nach dem SGB II - 12/ ,6% der Minderjährigen leben in transferleistungsabhängigen (SGB II) Haushalten - 12/ ,3% ältere Menschen (> 65 Jahre) 5,0% der Bewohner mit Migrationshintergrund über 65 Jahre
5 Ausgewählte Versorgungsprojekte an der Klinik für Psychiatrie CCM Studiengruppe Migration und Gesundheit (VW Stiftung): Erfassung und Optimierung der aktuellen Praxis der Versorgung von psychisch kranken Menschen mit Migrationshintergrund Projekt SpiMig (BMBF): Suizidprävention bei Berliner Frauen mit türkischem Migrationshintergrund Leuchtturmprojekt Tandemgruppen (BMG): Qualitative Evaluation sozialtherapeutischer Gruppenangebote für Betroffene und Angehörige bei der Alzheimer Demenz im Frühstadium Leuchtturmprojekt VIDEANT (BMG): Leitlinienimplementierung in der Behandlung demenzkranker Bewohner in 18 Berliner Seniorenwohnheimen
6 Migration und Psychose: Paradigmen und alte Zöpfe
7 Man as God s perfect creation Caucasian Mongolian Degeneration Ethiopian Blumenbach, 1774
8 Nervousness, libertinage Neurosis, alcoholism, stroke Mental disorders, suicidaility Degeneration Mental retardation, degenerative signs Morel, 1857
9 Evolutionary higher brain centers : rationality inhibit inform Evolution Evolutionary older primitive brain centers Jackson, 1884 Freud, 1911 Weinberger, 1987 Heinz, Evolutionäre Modelle 2002
10 Loss of function of higher centers: negative symptoms disinhibit Degeneration Dissolution Regression Primitive behavior: positive symptoms
11 Carothers (Britischer Kolonialpsychiater) 1940/1951: Afrikaner ähneln lobotomierten Europäern sowie schizophrenen Patienten in Bezug auf Verantwortungslosigkeit und fehlende Grenzen zwischen Fantasie & Realität Lambo (Nigeria) 1955: Grad der Verwestlichung und Ausprägung der Psychosen (Erstrangssymptome versus polymorphe Psychosen mit Verwirrtheit & akutem Verlauf)
12 WHO Studien zur Schizophrenie Weltweit ähnliche Prävalenz (ca. 1%) bei Benutzung der PSE, welche auf klassische Erstrangssymptome wie Ich- Störungen und bestimmte akustische Halluzinationen rekurriert Verlauf besser im ländlichen Nigeria und Indien, nicht aber in städtischen nigerianischen und indischen Zentren (Jablensky, 1978; Sartorius et al., 1986)
13 Fallbeispiel I 28 j. Patient aus Mali, erfüllte familiäre und berufliche Aufgaben nicht mehr, begleitet vom Bruder, gibt u.a. an, imperative Stimmen von Geistern (Dschinns) zu hören Unterschied zu lokalem Glauben an Dschinns (können Verwandte berichten): Besessenheit äußert sich darin, dass einem alles misslingt, nicht in imperativen Stimmen
14 Prof. Kumaré, Mali: Cave Verwechselung mit psychotischer Depression Geisterglaube erlaubt Möglichkeit der Projektion der Ursache für die negative Befindlichkeit auf die Umwelt, kann dann als schizophrene Psychose (Verfolgungswahn!) verkannt werden, obwohl eigentlich eine anders zu therapierende psychotische Depression vorliegt
15 Erhöhte Schizophrenieraten bei Migranten? Erhöhte Schizophrenierate bei z.b. Migranten aus Afrika und bei Migranten aus der Karibik stellen weltweit vergleichbare Auftretensraten schizophrener Psychosen in Frage (Cantor-Graee et al., 2005)
16 Fallbeispiel II 35 j. Patientin aus Ghana, angeblich ledig, lebt in einem City shelter, berichtet, ihre Beine würden von einem Geist bewegt, der ihr vorgebe, wo sie stehen und gehen solle. Müsse rituell ein Huhn schlachten, um von dem Geist befreit zu werden. Fremdanamnestisch seit 8 Jahren mit Ehemann und 3 Kindern in New York, seit 6 Monaten von Familie getrennt, um diese Zeit Affäre mit einem Arbeitskollegen.
17 Stressfaktoren & Schizophrenie Erhöhtes Risiko, an einer schizophrenen Psychose zu erkranken für afrikanische und afro-amerikanische Migranten bei: - Wohnort in Viertel mit wenig Migranten - Erlebnis verbalen Missbrauchs und gewalttätiger Übergriffe - niedrigem sozioökonomischen Status & hohen Drogenkonsum - (Karlsen et al., 2005; Mc Kenzie 2006)
18 Schizophrenien: Kortikale Dysfunktion & stressinduzierte Enthemmung subkortikalen DA Carlsson et al., 1999 Heinz et al., 1999 Kegeles et al., 2000 VTA/ Substantia nigra (DA)
19 Störung der Belohungserwartung im VS & Negativsymptomatik Juckel Heinz, Neuroimage 2005
20 Verminderte Aktivierung des mpfc bei erfolgreicher Vermeidung aversiven Outcomes & Positivsymptomatik [ ], R=0.55 p=0.05 Schlagenhauf, Rapp... Heinz, Biol Psychiatry 2009
21 Evolutionär höhere Zentren: Dysfunktion & Positivsymptomatik Interaktion Evolutionär ältere Zentren: Dysfunktion & Negativsymptomatik
22 Zusammenfassung Weltweites Auftreten schizophrener Psychosen Vergleich vermeintlich primitiver Kulturen mit psychotischem Erleben im Sinne einer Umkehr der Evolution ist anthropologisch wie neurowissenschaftlich obsolet Bedeutung von Stressfaktoren wie sozialer Ausschließung für das Psychoserisiko Kulturell beeinflusste Symptomatik (und Therapie?)
23 Kluge U, Wohlfart E, Schouler-Ocak M, Bromand Z, Heredia A, Rapp M, Heinz A Charité Campus Mitte Cooperations: Büchel C Neuroimage Nord & Klinik für Psychiatrie, Universität Hamburg Schumann G Institute of Psychiatry, London Bares R, Reimold M, Machulla HJ PET Center Univ. Tübingen Knutson B Stanford University Goldman D, Jones DW, Higley JD, Hommer D, Linnoila M, Weinberger DR National Institutes of Health, Bethesda, MD
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