In Memoriam 43 Rotenburger Opfer des Holocaust

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1 IN MEMORIAM

2 In Memoriam 43 Rotenburger Opfer des Holocaust Leopold und Selma (geb. Neuhaus) Alexander Josef, Alexander, Recha (geb. Rothschild) und Rosa (geb. Ehrlich) Döllefeld Viktor, Hanna (geb. Höflich), Fritz und Margarethe Gretchen Falkenstein Julius und Paula (geb. Katzenstein) Flörsheim Elfriede (geb. Meyer), Judis Bela und Manfred Jakob Gans Jettchen Gans und Betty Gans geb. Speier Johanna, Willi und Paula (geb. Rothschild) Gans Dina (geb. Falkenstein) und Fritz Israel Jakob, Bertha (geb. Neuhaus) und Frieda Katz Paula Katzenstein Elka (geb. Freudenberg) und Honet Kaufmann Erich Levi Hermann und Fanny (geb. Plaut) Linz Clara Gita (geb. Rothschild) Mayer Hertha und Julius Meyer Minna (geb. Oppenheim) Neuhaus Karoline (geb. Rosenthal) Piterson Paula Pauline Plaut Lina (geb. Spiegel) Rothschild Rosalie (geb. Joseph) und Bertha Wally Sommer Adolf und Berni (geb. Oppenheim) Speier Hanna Speier 2 Herausgeber: Initiative Stolpersteine für Rotenburg a.d. Fulda Förderkreis Jüdisches Museum Rotenburg Gefördert vom Texte und Gestaltung: Heinrich Nuhn (Mitarbeit: Pascal Dreher, Inge Nuhn)

3 In Memoriam Vorwort Seit Mai 2010 stolpern die Bürger ebenso wie die Besucher der Stadt Rotenburg über kleine quadratische Steine. In Messing gestanzt, mahnen ein Name, ein Geburtsjahr, ein Todesdatum, die jüdischen Menschen nicht zu vergessen, die während der NS-Herrschaft gewaltsam zu Tode kamen. Das Stolpern bleibt ohne Gefahr für Leib und Leben. Man fällt nicht hin, man stolpert vielmehr mit dem Kopf und dem Herzen. Man stolpert gedanklich über ein menschliches Schicksal. Dem Argument, jüdische Opfer würden wieder mit Füßen getreten, hält Gunter Demnig, der Künstler, der die Steine verlegt, entgegen: Wer die Inschriften lesen will, muss sich herabbeugen - auf diese Weise verbeugt er sich zugleich vor den Opfern. Mit diesem Heft können Einheimische und Gäste, Alteingesessene und Neubürger, Junge und Betagte, Heimatkundige und solche, die ein erstes Interesse an früheren Geschehnissen und der Geschichte der Stadt und deren Menschen verspüren, die verschiedenen Stationen abschreiten, an denen Stolpersteine verlegt sind. Biographische Skizzen geben Einblicke in ihr Leben vor dem Hintergrund ihrer Ächtung, Vertreibung und Ermordung durch die Nationalsozialisten. Die Personalisierung, die Begegnung mit einem namentlich genannten Opfer kann eine Nachfragehaltung wecken. Denn der Name, der in das Messingplättchen eingraviert ist, hat unmittelbar mit dem Ort der Verlegung zu tun. Mit dem kleinen Heft in der Hand kann man an den jeweiligen Stolpersteinen verweilen und sich das konkrete Schicksal der Ermordeten vergegenwärtigen. Durch die Begegnung mit den Einzelschicksalen erfahren die auf den Spuren der Stolpersteine Gehenden von dem Leid, das sich hinter den wenigen Angaben auf den kleinen Steinen verbirgt. In der Summe bezeugen die Stolpersteine die frühere Existenz von Menschen in dieser Stadt, die nicht nur physisch ausgerottet wurden, sondern nach dem Willen der Nationalsozialisten auch aus dem kollektiven Gedächtnis endgültig ausgelöscht werden sollten. Es gibt für sie keinen Grabstein, die Erinnerungssteine auf den Gehwegen sind ein symbolischer Ersatz. Als blinkende Erinnerungen geben die kleinen Gedenksteine den Opfern ihre Namen zurück und zeigen, dass Geschichte vor der eigenen Haustür oder in direkter Nachbarschaft geschieht. Stolpersteine für Rotenburg a. d. Fulda 3

4 43 Rotenburger Opfer des Holocaust Es ist uns bewusst, dass die Steine allein nur eine begrenzte Aussagekraft haben. Sie bekommen ihren Sinn erst durch die permanente und kritische Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Antisemitismus. Da bald keine Zeitzeugen mehr leben werden, helfen die Stolpersteine den Nachgeborenen, die Erinnerung wach zu halten. Die Absicht der Mörder, mit der Vernichtung des Opfers zugleich auch die Erinnerung an seine Existenz auszulöschen, kann so zunichte gemacht werden. Auf den 43 in Rotenburg verlegten Stolpersteinen wird durchgängig die Formulierung ermordet benutzt: Sie wurde bewusst gewählt, auch wenn der Tatbestand aus strafrechtlicher Sicht möglicherweise anders benannt werden müsste. Auf jeden Fall aber waren die Genannten Opfer der unmenschlichen Lebensbedingungen, die ihnen aufgezwungen wurden. Ihr Tod wurde willentlich herbeigeführt und war das erklärte Ziel staatlicher Maßnahmen und staatlichen Handelns. Die Erforschung der Pläne der Machthaber, Deutschland judenfrei zu machen, die Aufarbeitung der Praxis von SS, Gestapo, Ministerien, Ämtern, Behörden und ihrer Helfer in der Bevölkerung, aber auch der vielfältigen Versuche der Betroffenen, sich zu behaupten und zu überleben, ist in den letzten Jahrzehnten vorangeschritten. Inzwischen ist viel über die Lager und Ghettos bekannt, über die Vernichtung durch Arbeit und die großen Mordaktionen. Über das konkrete Schicksal der unmittelbar aus Rotenburg oder nach ihrer Flucht in deutsche Großstädte von dort deportierten Juden bleibt jedoch nach wie vor vieles offen. Weder kennen wir die genauen Todesdaten aller Rotenburger Holocaustopfer, noch wissen wir genau, unter welchen Bedingungen sie die letzten Wochen oder Monate gelebt haben. Ein Gang zu den Stolpersteinen vielleicht auch schon die Lektüre dieser Publikation vermag einen Eindruck davon zu vermitteln, wie selbstverständlich die Rotenburger Juden mitten in der Stadt lebten, die sie als ihre Heimat ansahen. Jüdisches Leben im Fuldatal hat eine lange Tradition. Fast ebenso lang ist die Geschichte der Verfolgungen, ursprünglich gespeist aus christlichem Antijudaismus, der später bruchlos in Antisemitismus überging. Das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in unserer Stadt und unserer Region war in allen Zeiten schweren Belastungen und grauenhaften Erfahrungen ausgesetzt, es hat aber auch Phasen des fruchtbaren Miteinanders gegeben. Die lokale und regionale Geschichte ist von beidem in besonderem 4 Stolpersteine für Rotenburg a. d. Fulda

5 In Memoriam Maße geprägt; deshalb steht es uns gut an, auch diesen Teil unserer kollektiven Vergangenheit ins Bewusstsein zu rufen und präsent zu halten. Seit dem ausgehenden Mittelalter sind Juden in Rotenburg an der Fulda verzeichnet. Der älteste erhaltene Schutzbrief, datiert 1414, gilt dem aus Frankfurt nach hier zugezogenen Juden Meyer und seiner Frau Sara. Seit dem 17. Jahrhundert gibt es auf dem Rotenburger Hausberg eine Begräbnisstätte für Juden aus unserer Region. Als»beth chaim«, als Haus des Lebens, als»guter Ort«, wie speziell die hessischen Juden ihren Friedhof zu bezeichnen pflegten, ist er ein wichtiger Bestandteil der Topographie des Gedenkens und Erinnerns in unserer Stadt und ihrer Nachbarorte. Schon 1738/39 erreichten die Rotenburger Juden den Bau einer Synagoge. In jener Zeit waren jüdische Händler aus Rotenburg eifrige Messebesucher in Leipzig, auch durch ihr Wirken fand unsere Region Anschluss an den kulturellen, zivilisatorischen und technischen Fortschritt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Rotenburger Synagogengemeinde zu einer der größten jüdischen Kleinstadtgemeinden Hessens. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war jeder zehnte Rotenburger jüdischen Glaubens. Die 1853/54 in der Brotgasse errichtete Jüdische Schule war mit zeitweilig zwei Lehrern und bis zu 70 Schülern die größte Einrichtung ihrer Art in Kurhessen. Bereits 1835 war ein gemeindeeigenes rituelles Tauchbad (Mikwe), das den neuen Hygienevorstellungen genügte, eingerichtet worden. Bei der Gestaltung eines Stadtmodells für die Zeit um 1900 stießen wir auf 69 Häuser, die jüdische Besitzer und Bewohner hatten, im Verlauf der Jahrhunderte hat es hier an die einhundert Wohn- und Geschäftshäuser jüdischer Familien gegeben. Im Jahr 2000 beschlossen die verantwortlichen Gremien der Stadt Rotenburg, das Haus, in dem sich das rituelle Tauchbad befunden hatte, zu restaurieren, um es zu einer Erinnerungs- und Begegnungsstätte auszubauen und es mit Unterstützung des Förderkreises, der mit dieser Zielsetzung angetreten war, als kleines jüdisches Museum einzurichten. So konnte der Weg des Erinnerns in aller Form und Konsequenz beschritten werden. Wie bei der Einrichtung des Jüdischen Museums in der ehemaligen Mikwe erfolgte die Meinungsbildung in den städtischen Gremien auch bei dem Thema Stolpersteinverlegung zügig und konfliktfrei. Ebenso gab es keinerlei Einsprüche seitens der jeweiligen Hauseigentümer. Die Exponate der Geschichtswerkstatt in der Jakob-Grimm-Schule und des Jüdischen Museums in der ehemaligen Stolpersteine für Rotenburg a. d. Fulda 5

6 43 Rotenburger Opfer des Holocaust Mikwe können den Verlust zumindest erahnen lassen, den unsere Stadt durch das Auslöschen ihrer jüdischen Minderheit erlitten hat. Deren Schicksal - so haben wir es auch in der Satzung des Förderkreises verankert - soll uns zu einem humanen und von Verständnis geprägten Umgang mit heutigen Minderheiten, anders Lebenden und anders Denkenden bewegen. Landauf, landab wird gefordert, dem Rechtsextremismus mit mehr Aufklärungsarbeit zu begegnen. Unser Bemühen soll ein Schritt auch in diese Richtung sein. Im Nachwort zu meinem Buch über die Rotenburger Mikwe schreibt Avital Ben-Chorin, Nachfahrin der hiesigen jüdischen Familie Fackenheim und Witwe des großen Religionsphilosophen Shalom Ben-Chorin: Die Aufgabe einer Mikwe ist die Reinigung von der Unreinheit. So glaube ich, dass auch diesem alten Tauchbad eine besondere Aufgabe zufällt: die Reinigung von den Schlacken der Vergangenheit. Und: Hier kann, wie ich es erlebt habe, Wiederbegegnung geschehen, nunmehr einer neuen Generation. Zahlreiche solcher Begegnungen mit ehemaligen jüdischen Bürgern bzw. deren Nachfahren aus unserer Stadt und auch aus den Nachbarorten hat es in den vergangenen Jahren gegeben. Sie trugen mit dazu bei, dass die biographischen Darstellungen dieser Publikation nicht nur auf behördlichen Unterlagen und Archivmaterial fußen. Niemand kann das Rad der Geschichte zurückdrehen und die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung rückgängig machen. Aber wir können durch Konkretisierung der Erinnerung den Menschen, die hier verwurzelt waren, wieder zu einem Platz in ihrer Heimat verhelfen. Allen, die dies durch ihre moralische Unterstützung und ihren finanziellen Beitrag ermöglicht haben, gilt ein besonderer Dank. Rotenburg an der Fulda, im Mai 2011 Heinrich Nuhn 6 Stolpersteine für Rotenburg a. d. Fulda

7 Minna Neuhaus geb. Oppenheim Minna Neuhaus wurde am 6. Juni 1868 als ältestes Kind von Samuel und Dorette Oppenheim in Kassel geboren. Minnas Kasseler Familie war in der Holländischen Straße (alte Hausnummer 864) ansässig. Am heiratete Minna in Rotenburg den Witwer Isaak Neuhaus, der aus Baumbach stammte. Isaac hatte 1877 Jettchen Blumenthal geheiratet. Die beiden zogen 1878 nach Rotenburg in die Altstadtstraße 6 (heutige Adresse). Isaak Neuhaus betrieb eine Fabrikation von Holzwolle. Minnas Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tod ihres Ehemannes im Juni 1927 richtete sie in ihrem Haus einen kleinen Lebensmittelladen ein. Aus Isaaks 1. Ehe waren drei Kinder hervorgegangen. Tochter Dora starb 1891 als Zehnjährige - ihr Grabstein steht gut erhalten auf dem Rotenburger Jüdischen Friedhof. Der 1883 geborene Sohn Moritz fiel am 6. März 1917 als Infanterist im Ersten Weltkrieg. Leopold, das älteste Kind, absolvierte ein Universitätsstudium, promovierte und war als Lehrer und Rabbiner, fernab von Rotenburg, tätig. Die Verfolgung in der NS-Zeit führte Leopold und Minna dann aber in Frankfurt, wohin Minna nach den Novemberpogromen 1938 geflüchtet war, enger zueinander. Weitere knapp vier Jahre war dann Theresienstadt ihr gemeinsamer, ihnen beiden aufgezwungener Aufenthaltsort. oben: Annonce Rotenburger Tageblatt 1930 Mitte: Altstadtstr. (ehem. Schulstr.) ca (Nr. 6, ehemals Neuhaus = 1. Haus rechts) unten: Altstadtstraße im Jahr Altstadtstraße 6 7

8 Minna Neuhaus geb. Oppenheim Minna und ihr Stiefsohn Leopold Neuhaus gehörten zu den 1109 Opfern, die am 18. August 1942 mit einem der 14 Transporte verschleppt wurden, die von Frankfurt aus ins Ghetto Theresienstadt gingen. Es war der erste Großtransport gefangener Juden, der die Stadt verließ. Minna Neuhaus trug während des Transports die Häftlingsnummer 632. In erster Linie betroffen waren ältere Menschen, hauptsächlich aus den jüdischen Altersheimen. Minna Neuhaus hatte die letzten Lebensjahre vor ihrer Deportation im Altersheim Wöhlerstraße 8 im Frankfurter Westend verbracht. Nur 17 Personen dieses Transports überlebten den Aufenthalt in Theresienstadt. Knapp 300 Verschleppte wurden schon in den ersten Wochen nach der Ankunft in das Vernichtungslager Treblinka weitergeleitet, Anfang 1943 wurde eine weitere Gruppe nach Auschwitz ins Gas geschickt. Am 3. April 1943 war Minna Neuhaus mit ihrer Kraft am Ende. Ein halbes Jahr hatte sie den Bedrängnissen der Lagerhaft standhalten können. Stiefsohn Leopold Neuhaus musste vor dem Abtransport nach Theresienstadt einen sog. Heimeinkaufsvertrag abschließen. Man hatte den zur Verschleppung bestimmten Opfern vorgegaukelt, sie kämen in Theresienstadt in eine Art Altersheim, für das sie entsprechende Vorauszahlungen für Miete und Betreuung zu leisten hätten. Dr. phil. Leopold Neuhaus ( ), Minna Neuhaus Stiefsohn, war (zusammen mit Leo Baeck) der letzte Rabbiner in Theresienstadt. Er hatte bis 1942 am Frankfurter Philanthropin gelehrt und war der letzte Rabbiner der alten Jüdischen Gemeinde. Im Sommer 1945 wurde er Rabbiner der neuen Frankfurter Jüdischen Gemeinde, zugleich auch Oberrabbiner für ganz Hessen. Als solcher sorgte er für die Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe. Sein Vater Isaak Neuhaus hatte 1870/71 als Frontsoldat gekämpft und war zum Ehrenmitglied im Kriegerverein berufen worden. Den von ihm nach dem Krieg beantragten Ausgleich für diese 1942 geleisteten Zahlungen erlebte Leopold Neuhaus nicht mehr. Als er 1954 starb, war das entsprechende Entschädigungsverfahren noch immer anhängig. 8 Altstadtstraße 6

9 Minna Neuhaus geb. Oppenheim Bei den schweren antijüdischen Ausschreitungen in Rotenburg im November 1938 war das Haus Altstadtstraße 6 eine der Zielscheiben der wüsten Attacken. Ein Lehrer, der sich nach eigenem Bekunden mit einer Axt bewaffnet hatte: Ich habe dann zwei Stunden Unterricht gehalten und bin dann in der Pause zu dem nahe gelegenen Hause der Ww. Neuhaus gegangen, wo ich den (...) Möbel aus den Fenstern werfen sah. Ich ging in das Haus und sah, wie (er) eine Kommode hinauswerfen wollte, die er aber wegen ihrer Schwere nicht vom Platz rücken konnte. Ich riet ihm, doch die Schubkästen herauszunehmen. Ich habe dann mitgeholfen, die Sachen hinauszuschaffen, indem ich diese Kästen vor der Türe zu den anderen dort bereits hingeworfenen Sachen warf. Danach ging ich wieder zur Schule zurück und habe weiter unterrichtet." (Aus dem Vernehmungsprotokoll des Landgerichts Kassel vom ) In der Todesanzeige für Isaak Neuhaus vom erscheint neben seiner Witwe und seinem Sohn Leopold auch Paula Neuhaus geb. Grünewald. Paula war die Witwe von Isaaks Sohn Moritz, der im Ersten Weltkrieg als Frontsoldat gefallen war. Isaac Neuhaus Beteiligung als Soldat am Krieg von 1870/71 war für die Angehörigen das wichtigste biografische Detail des Verstorbenen. Für die Verfolgung der Angehörigen wenige Jahre danach war all dies kein Hindernis. Altstadtstraße 6 9

10 Johanna Hanna Speier Hanna Speier (geb ) war die Tochter von Moses Speier, der Jettchen Gans geheiratet und mit ihr vier Kinder hatte. Die Familie lebte in der Altstadtstraße 16, wo sie einen kleinen Lebensmittelladen führte, aber auch Kurzwaren verkaufte. Moses Speier stammte aus Guxhagen, das Haus Altstadtstraße 16 (jetzige Adresse) war schon seit vielen Jahrzehnten im Besitz der Vorfahren seiner Frau. In welchem Maße die jüdische Familie Speier bereit war, sich der christlichen Mehrheit im Alltagsleben anzupassen, gibt die Werbeanzeige im Kreisblatt (ca. 1900) zu erkennen, in der die Mazzen, das Pessachgebäck, als Osterkuchen angeboten wurden. Hanna Speier blieb unverheiratet. Ihr Vater starb bereits 1904 mit 43 Jahren, ihr Bruder Isidor (geb ) fiel im Juni 1916 als Soldat im Ersten Weltkrieg. Die jüngere Schwester Sophie wurde nur ein Jahr alt. Hanna und ihre Schwägerin Berni, Adolfs Frau, kümmerten sich um das Ladengeschäft, während ihr Bruder Adolf Speier per Motorrad ( auf seinem Töff, so Tochter Ilse) Hausbesuche bei der Kundschaft in den umliegenden Dörfern machte. Das Aus für die Firma Speier kam am , als Adolf Speier die Verlängerung seines Gewerbescheins verweigert wurde. Mit ihrer betagten Mutter (geb. 1860) und der Familie ihres Bruders Adolf ging Hanna im Dezember 1938 zu dessen Schwägerin Bertha Nussbaum nach Hersfeld (dortige Adresse Hanfsack 2). Nach kurzer Zeit mussten die nach Hersfeld Geflüchteten erkennen, dass sie dort keine besseren Lebensbedingungen vorfanden, sodass am 17. April 1939 ein neuer Umzug stattfand - nach Frankfurt am Main. Ich wiege auch nur 98 Pfund, trotzdem ich den ganzen Tag sitze, schrieb Hanna am 13. August 1939 aus Frankfurt an ihre seit Juni 1936 in Palästina 10 Altstadtstraße 16

11 Johanna Hanna Speier lebende Schwester Bertha. Ihren Humor hatte Hanna aber noch nicht ganz verloren, denn sie fuhr in ihrem Brief fort: Das vegetarische Essen macht nicht dick, ist aber gesund. Angesichts der schlechteren Ernährungslage für die Familie erscheint es Hanna in Frankfurt schon nach wenigen Wochen (Brief an Schwägerin Bertha Oppenheim vom ) doch nicht so schön wie in Rotenburg. Vor allen Dingen fehlt uns der Garten. Man ist das nicht gewöhnt, wenn man jedes bisschen Gemüse auf dem Markt kaufen muss. Im Mai/Juni 1942 wurde dann Hannas Frankfurter Aufenthalt gewaltsam beendet, als sie mit ihrem Bruder Adolf und dessen Frau Berni nach Theresienstadt deportiert wurde und von dort im Oktober 1944 in die Gaskammern von Auschwitz. Hannas Mutter blieb Theresienstadt und Auschwitz erspart, sie starb am 7. Mai 1941 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Frankfurt, Eckenheimer Landstraße, bestattet. oben: Hanna mit Mutter u. Bruder Isidor (1905) Mitte: Altstadtstr. 16 (2011) - Vater Moses Speier Kaffeetafel (ca. 1910) im Gartenhaus Speier mit Hanna (ganz links) und Mutter Jettchen (ganz rechts) unten: von links: Berni Speier, Bertha Nussbaum und Hanna Speier (ca. 1930) Altstadtstraße 16 11

12 Elka Kaufmann geb. Freudenberg Elka Kaufmann wurde am 9. August 1847 in Nentershausen geboren als Tochter des dortigen jüdischen Lehrers Hesekiel Freudenberg. Ihre Mutter Jette war eine geborene Pappenheim. Elka heiratete im März 1878 den Rengshäuser Handelsmann Salomon Kaufmann. Am 13. Februar 1879 brachte sie ihren Sohn Honet zur Welt. Elka Kaufmann und ihr Sohn Honet (der Vater war bereits 1893 verstorben) hatten bis zu ihrer Abreise nach Kassel ihre Wohnung in der oberen Etage des kleinen Hauses Brauhausstraße 2, in dem die jüdische Gemeinde 1835 ihr neues rituelles Tauchbad (Mikwe) angelegt hatte. Seit September 2006 dient das Haus als Jüdisches Museum. Während Salomon Kaufmanns Brüder Moses (Brotgasse 21) und David bzw. dessen Sohn Karl (Breitenstraße 35) als Besitzer und Bewohner der genannten Häuser nachgewiesen werden können, ist die frühere Wohnadresse von Salomon und Elka Kaufmanns Familie nicht bekannt. Nach den schweren antijüdischen Ausschreitungen im November 1938, die hier schon in der Nacht vom 7. zum 8. November begannen, flüchtete Elka Kaufmann nach Kassel, wo die 91- Jährige im Jüdischen Altersheim in der Mombachstraße 17 Aufnahme fand. Von dort wurde sie am 7. September 1942 mit dem dritten und letzten Massentransport nordhessischer Juden in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Drei Monate später war sie tot. Am erlag sie den Entbehrungen und Qualen der Lagerhaft. 12 Brauhausstraße 2

13 Honet Kaufmann oben: Honet/Honeff Kaufmanns Häftlingsschicksal in Buchenwald (im ITS Arolsen) Mitte: Eingangstor des KZ Buchenwald unten: Herzmuskelentartung als fiktive Todesursache von Honet K. (Hinweis im ITS Arolsen aus dem Staatsarchiv Weimar) Seite 12: 0ben: Empfangsbestätigung von 4,75 Mark aus der Salomon-Beilchen-Werthan-Stiftung. (Sept. 1931) mit Unterschrift Elka Kaufmann. Mitte: Brauhausstr. 2 in den 1950er Jahren. unten: Brauhausstr. 2 im Jahr 2006 nach Freilegung der rituellen Tauchbäder und Umwandlung in ein Jüdisches Museum. Honet Kaufmann war beruflich bis zur NS-Machtergreifung als kaufmännischer Angestellter in Kassel tätig gewesen, vorher hatte er einen Arbeitsplatz in Wolfhagen. Für den 30. September 1899 ist seine Abmeldung nach Wolfhagen als Commis (= kaufmännischer Angestellter) im Abgangsbuch der Stadt Rotenburg vermerkt. Nähere Informationen über seine Tätigkeit in Wolfhagen und Kassel fehlen bislang. Honet Kaufmann gehörte zu den jüdischen Männern, die in den Tagen nach der sog. Kristallnacht im November 1938 verhaftet und in eines der drei zentralen Konzentrationslager (Dachau, Sachsenhausen, Buchenwald) verschleppt wurden. Für Honet Kaufmann war dies Buchenwald (bei Weimar), er kehrte von dort nicht wieder zurück. Nur einen Monat lang widerstand er den Torturen, welchen die Häftlinge des Sonderlagers ausgesetzt waren, das eigens für die Aktionsjuden, die jüdischen Opfer der Novemberpogrome 1938, eingerichtet worden war. Der 13. Dezember 1938 ist als sein Todestag registriert. In dem 1966 im örtlichen Rathaus angelegten Verzeichnis der am in der Stadt Rotenburg an der Fulda wohnhaft gewesenen Juden findet sich der Eintrag verstorben. Ob man 1966 in Rotenburg noch nicht wusste, dass Honet Kaufmann als Häftling im Konzentrationslager umgekommen war? Brauhausstraße 2 13

14 Adolf und Berni Speier geb. Oppenheim Adolf Speier wurde am als Sohn von Moses und Jettchen Speier (geb. Gans) in dem Haus Altstadtstraße 16 geboren. Seine Mutter war schon im gleichen Haus aufgewachsen. Ein Jahr vor ihm war seine Schwester Hanna geboren, deren Schicksal auf den Seiten 10/11 dargestellt ist. Berni Speier wurde am 23. Mai 1898 in Erdmannrode geboren. Sie war das siebte von neun Kindern von Herz und Karoline Oppenheim. Ihre Großeltern Meier Oppenheim und Regina geb. Bacharach stammten aus Niederaula. Schwer verwundet und mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse für seinen tapferen Fronteinsatz dekoriert, kehrte Adolf Speier aus dem Ersten Weltkrieg zurück schlossen Adolf und Berni in Rotenburg ihren Ehebund, aus dem die beiden Töchter Loni (geb. 1924) und Ilse (geb. 1932) hervorgingen. 193o verlegten die Speiers ihren Geschäfts- und Wohnsitz in die Breitenstraße 16. Hier konnten sie das gegenüber dem alten Laden in der Schulstraße deutlich erweiterte Warensortiment in zwei großen Schaufenstern zeigen: Manufaktur- und Kurzwaren, Babyausstattung, Berufskleidung. Für Adolf Speier war Rotenburg mehr als der Ort, in dem er als Kaufmann seinem Broterwerb nachging. In der Freiwilligen Feuerwehr wurde ihm der 14 Breitenstraße 16

15 Adolf und Berni Speier geb. Oppenheim Posten eines stellvertretenden Führers der Absperrmannschaft übertragen. Seine wichtigste Rolle aber war die des Einsatzleiters der Sanitätskolonne im Roten Kreuz. Sein Geschäft in der Breitenstraße war Anlaufstelle für den Sanitäts- und Rettungsdienst, wie es das Hinweisschild neben der Ladentür ausweist (s. Foto S. 16). Nach Hitlers Machtübernahme war Adolf Speiers Einsatz nicht mehr erwünscht. Bei den schweren Angriffen auf die Rotenburger Juden im November 1938 wurden Wohnung und Laden geplündert, woraufhin die Familie Zuflucht bei Berni Speiers Schwester Bertha Nussbaum in Hersfeld (Hanfsack 2) suchte. Im April 1939 gingen die Speiers von dort nach Frankfurt (Schwanenstraße 12), in der Hoffnung auf Schutz durch die großstädtische Anonymität. Am 18. Juni 1939 schrieb Adolf Speier voller Galgenhumor an seine Schwester Bertha Oppenheim, die seit 1936 in Palästina lebte: Gesund sind wir G tt Lob noch alle, wenn auch das Fett nicht drückt. Ich selbst bin ja noch dick genug, trotzdem ich zirka 20 Pfund abgenommen habe, aber unsere Damen sind schlank geworden, besonders die liebe Berni ist sehr runter. Um den beiden Töchtern eine Schulausbildung zu ermöglichen und sie vor Angriffen zu schützen, schickten die Eltern sie ins Jüdische Waisenhaus Röderbergweg 87, das auch die Flucht der Kinder nach Palästina organisierte. Am 25. März 1940 konnten Loni und Ilse Speier mit 14 weiteren jüdischen Mädchen ihre Frankfurter Unterkunft mit dem Reiseziel Jerusalem verlassen, wo sie in der Evelina-de-Rothschild-Mädchenschule Aufnahme fanden. Den Eltern gelang die Ausreise, um die sie sich seit Jahren bemüht hatten, nicht mehr. Sie wurden am ins Ghetto Theresienstadt deportiert und zwei Jahre später, am 20. Oktober 1944, nach Auschwitz verschleppt und in der Gaskammer ermordet. Wie eingeschränkt Adolf Speier seine Chancen für ein Leben außerhalb des NS-Machtbereichs gesehen hatte, wird aus seinem letzten Brief (Juni 1941) an einen Neffen in den USA deutlich: Ich aber möchte um Himmelswillen keinem zur Last fallen, das könnt Ihr Euch denken, ich möchte nur arbeiten, soweit es mein Arm kann. ( ) Ihr müsset auch wissen, daß wir doch unter diesen Umständen, wie es jetzt der Fall ist, auch nicht mehr als die Wäsche und Kleidung mitbringen können, da doch ein Lift oder größere Kisten alles, so gut wie die Überfahrt, in Dollar bezahlt werden muß und wer will dies bezahlen, wir werden unsere Last haben, bis wir das Geld zur Überfahrt nach Amerika bekommen, und nun auch noch Gepäck?" Ihr Geschäfts- und Wohnhaus Breitenstraße 16 in Rotenburg hatten die Speiers unmittelbar nach den Novemberpogromen 1938 an privat verkauft - mit Breitenstraße 16 15

16 Adolf und Berni Speier geb. Oppenheim notariellem Vertrag vom 19. Dezember Die Stadt Rotenburg machte jedoch ihr Vorkaufsrecht geltend und erwarb im Juni 1939 den Besitz der Familie Speier für den mit dem Erstkäufer vereinbarten Kaufpreis von Mark. Das bedeutete aber für die Familie Speier nicht, dass sie über diesen Betrag verfügen konnte. Das Geld wurde - damaliger Rechtslage und Praxis gemäß - auf ein Sperrkonto bei einer Devisenbank eingezahlt RM war der Einheitswert des Hauses Der tatsächliche Wert von Gebäuden, der sog. Verkehrswert, liegt deutlich über dem Einheitswert, der als 16 Breitenstraße 16

17 Adolf und Berni Speier geb. Oppenheim Berechnungsgrundlage für Brandversicherung und dergleichen dient. Der Verkaufserlös war also deutlich niedriger als der tatsächliche Wert. Adolf und Berni Speier waren sich aber schon vor den Novemberpogromen 1938 im Klaren darüber, dass es für sie und ihre Kinder in Deutschland keine Zukunft geben würde. Deshalb waren sie auch zum Abschluss eines Kaufvertrags bereit, der deutliche finanzielle Einbußen beinhaltete setzte man einen neuen Einheitswert für den ehemals Speierschen Besitz fest. Der ursprüngliche Einheitswert von RM wurde auf RM berichtigt. Ahnte man schon etwas von etwaigen späteren Nachzahlungen an die um Teile ihres Besitzes geprellten ehemaligen Eigentümer? Berni Speiers Bruder Moritz Oppenheim (geb ) war mit einer schweren geistigen und körperlichen Behinderung zur Welt gekommen und lebte bei seinen Eltern in Erdmannrode (jetzt Ortsteil von Schenklengsfeld). Nach deren Tod (Mutter Karoline im Oktober 1921 und Vater Herz Oppenheim im Oktober 1924) nahm Berni Speiers Familie den schwer behinderten Moritz zu sich nach Rotenburg. Am 1. August 1938 wurde Moritz als Patient in der Landesheil- und Pflegeanstalt in Haina aufgenommen. Am 25. September 1940 wurden alle Volljuden weisungsgemäß aus den nordhessi- schen und ostwestfälischen Anstalten nach Gießen gebracht. Von dort wurden dann am 1. Oktober 1940 insgesamt 126 jüdische Behinderte mit den grauen Mordbussen der SS nach Brandenburg an der Havel deportiert, wo sie noch am gleichen Tag in der Gaskammer ermordet wurden, die auf dem Gelände des ehemaligen Zuchthauses (Tarnname: Landespflegeanstalt ) installiert worden war. Den Familien wurde aber nicht Brandenburg als Ziel der Verlegung, sondern die fiktive Irrenanstalt Cholm, Post Lublin in Ostpolen mitgeteilt. Erst vor wenigen Jahren wurde dieses Betrugsmanöver aufgedeckt, das Nachforschungen zu der Mordaktion vereiteln sollte. Näheres zu den Familien Speier bzw. Oppenheim und überlebenden Nachkommen in Israel bietet die Webseite mit den Kapiteln Ilse/Yehudith Speier Epstein u. Manfred/Moshe Oppenheim Naveh. Fotos Seite 16: linke Spalte, Bild oben: Laden von Adolf Speier, ca (in der Eingangstür: Berni und Ilse Speier. linke Spalte, Bild unten: Laden von Adolf Speier, ca (aus der Entschädigungsakte). rechte Spalte, Bild oben: Herz ( ) und Karoline Oppenheim ( ). rechte Spalte, Bild unten: Adolf und Berni Speier mit ihren Töchtern Loni (hinten) und Ilse (vorn), ca Breitenstraße 16 17

18 Hermann u. Fanny Linz geb. Plaut Hermann Linz wurde am 10. Oktober 1878 in Rotenburg geboren, als Sohn von Handelsmann Susmann Geisel Linz und Sophie geb. Speier. Am 22. Januar 1914 heiratete er die aus Frielendorf stammende Fanny Plaut, dort geboren am 2. Mai Ihre Eltern Abraham und Rosa Plaut besaßen in Frielendorf am Steinweg 16 ein eigenes Haus. Wie Hermann Linz Vorfahren über mehrere Generationen in Rotenburg ansässig gewesen waren, so reichte auch der Stammbaum der Frielendorfer Plauts weit zurück. Fannys Urahn Haune Plaut ( ) soll der erste kurhessische jüdische Soldat gewesen sein, der Fürst habe ihn ob seiner hünenhaften Erscheinung spontan in seine Armee berufen. Hermann Linz übernahm die von seinem Vater Susmann Linz in der Breitenstr. 17 betriebene Getreide- und Mehlhandlung und erweiterte sie 1930 durch eine Kaffeerösterei. Durch den Besuch eines Seminars in Hamburg war er zum Experten im Kaffeerösten geworden. Bei uns gab es den besten Kaffee, so seine Tochter Sophie noch 70 Jahre später. Den älteren Rotenburgern blieb die im Schaufenster platzierte Kaffeeröstmaschine (Foto S. 19) lebhaft in Erinnerung. Die Geschäftsund Wohnräume im Haus Linz wurden bei den antijüdischen Krawallen im November 1938 brutal zerstört. 18 Breitenstraße 19

19 Hermann u. Fanny Linz geb. Plaut Tochter Sophie, geb. 20. April 1916, im Foto in der linken Spalte als Einjährige (links) mit ihrem Bruder Joseph Erwin, geb , konnte sich 1939 nach England retten, wo sie zur Krankenschwester (Foto linke Spalte) ausgebildet wurde. In San Francisco heiratete sie den Rechtsanwalt Rosenfeld. Zweimal besuchte sie nach dem Krieg ihre Heimatstadt. Ihre Lebensgeschichte und die ihrer Familie hielt sie auf Band fest, das über zugänglich ist. Ihr Bruder Joseph Erwin erhielt im Sommer 1936 die Einreisepapiere nach Palästina, nachdem er eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert hatte. Den Eltern blieb die Rettung verwehrt. Nachdem sie im November 1938 aus Rotenburg geflüchtet waren, hatten sie im Frankfurter Nordwesten (Adresse im Mai 1939: Körnerwiese 10) eine vorübergehende Bleibe gefunden, die aber 1942 mit der Deportation ins Ghetto Theresienstadt ihr abruptes Ende fand. Wie Tochter Sophie berichtete, konnten sich die Eltern das Lagerleben im Ghetto Theresienstadt dadurch etwas erträglicher gestalten, dass der Vater in der Lagerbäckerei arbeitete und die Mutter sich als Näherin nützlich machte. Im Laufe des Jahres 1944 wurden dann aber beide nach Auschwitz verschleppt und dort ins Gas geschickt. Werbeanzeige von Hermann Linz im Rotenburger Tageblatt Oktober Breitenstraße 19 19

20 Jettchen Gans Jettchen Gans wurde am in Rotenburg geboren. Sie war die Tochter von Schneidermeister Isaak Gans, dessen Vater Salomon bereits als Schneidermeister in Rotenburg tätig war und 1831 das Geschäft in der Breitenstraße gegründet hatte. Jettchen führte die Berufstradition der Familie fort und machte den Betrieb zu einer attraktiven Ausbildungsstätte für den Schneidernachwuchs. Eine große Zahl nichtjüdischer junger Frauen lernte bei ihr das Nähen. Jettchen wurde von ihren Berufskollegen sogar zur Obermeisterin der Schneiderinnung berufen. Sie hatte laut amtlicher Auskunft der Stadtverwaltung (1959) bis zu sechs ständige Mitarbeiterinnen. Sie führte das Geschäft bis in die 1930er Jahre, bald nach der Machtübernahme durch die NSDAP verlor sie jedoch ihre bis dahin zahlreiche nichtjüdische Kundschaft. Und die noch am Ort verbliebenen potentiellen jüdischen Kunden konnten kaum noch ihre Dienste in Anspruch nehmen. Schlimmes musste Jettchen Gans bei den Novemberpogromen 1938 über sich ergehen lassen. Am 2. Dezember 1938 verließ sie zusammen mit ihrer Adoptivtochter Betty ihre Heimatstadt in der Hoffnung auf bessere Lebens- oben: Breitenstr. 19/21, ca In dem Doppelhaus war links die Kaffeerösterei Linz, rechts seit 1831 die Schneiderei Gans. unten: Jettchen Gans (Mitte) mit ihrer Hausnachbarin Fanny Linz (rechts) und deren Schwester Emmy Plaut (links) im Jahr S. 21 links: Kreisblatt-Annoncen 1897 u rechts: Yad-Vashem-Nachweis betr. B. Gans. 20 Breitenstraße 21

21 Betty Gans geb. Speier und Arbeitsmöglichkeiten in Frankfurt, was sich aber als unerfüllte Hoffnung erwies. Nach vier kummervollen Frankfurter Jahren wurde Jettchen am 15. September 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 11. Januar 1944 umkam. Der Frankfurter Kaufmann Ferdinand Levi ( ), einer der am 15. September 1942 aus Frankfurt Deportierten, schildert in dem 1997 veröffentlichten Buch Überleben in Theresienstadt die letzten Erinnerungen an Frankfurt im September 1942: Auf Lastwagen stehend oder auf unserem Bündel hockend wurden wir zu einem offenen Bahngeleise, nahe dem Osthafen, befördert. Auf dem ganzen Weg wurden wir von einer johlenden Menge beschimpft und verhöhnt. Schlagt sie doch tot, zu was die teuren Kohlen für den Transportzug! Immer wieder diese Zurufe, offenbar einstudiert. Betty Gans, geboren am 6. Mai 1899, war die Tochter von Jettchens Schwester Rosalie, die den Burghauner Michael Speier geheiratet und mit ihm einen reichen Kindersegen hatte. Betty ging zur Schneiderlehre bei ihrer Tante nach Rotenburg. In Frankfurt bildete sie sich beruflich weiter, in Kassel legte sie die Meisterprüfung ab. Am 1. Dezember 1932 wurde sie von ihrer unverheirateten Tante Jettchen Gans adoptiert, deren Betrieb sie übernehmen sollte. Am wurde Betty Gans zusammen mit über 1000 hessischen Jüdinnen und Juden in das Transitghetto des Städtchens Piaski in Ostpolen verschleppt. Es gab keine Überlebenden. Breitenstraße 21 21

22 Paula Katzenstein Paula Katzenstein wurde am in Sontra geboren. Ihre Familie verlegte 1891/92 ihren Wohnsitz nach Rotenburg, wo sie das Haus Brotgasse Nr. 3 erwarb. Im September 1904, nach Beendigung ihrer Schulpflicht, ging die damals 14- jährige Paula Katzenstein nach Castrop in Westfalen. Nach zwischenzeitlichem Aufenthalt in Rotenburg ist ihre abermalige Übersiedlung nach Castrop für den 18. November 1909 im Abgangsbuch der Stadt Rotenburg verzeichnet. Als Berufsbezeichnung steht dort Verkäuferin. Paulas Mutter (Minna geb. Levi) starb bereits im März 1920, Vater Joseph Katzenstein (Foto des Grabsteins rechte Spalte) verschied im Mai Die Grabmale für beide Elternteile stehen gut erhalten auf dem Jüdischen Friedhof in Rotenburg, ebenso der ihres Großvaters Ruben Katzenstein. Bald nach der NS-Machtergreifung kehrte Paula nach Rotenburg zurück. Unmittelbar nach den schweren Ausschreitungen gegen die Rotenburger Juden im November 1938 verließ sie dann ihre Heimatstadt. Am war sie in Kassel mit der Adresse Schomburgstraße 7 gemeldet, am 2. September 1939 wohnte sie zwei Häuser weiter in der Schomburgstraße 11. Paula gehörte zu dem 1. Massentransport nordhessischer Juden ins Baltikum. Am wurde sie in einer Gruppe von ca Personen in das in Riga errichtete Ghetto verschleppt, welches nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht am 1. Juli 1941 für die jüdische Bevölkerung der Stadt in der Moskauer Vorstadt errichtet worden war. Paula kehrte nicht wieder zurück. Die näheren Umstände ihres gewaltsamen Todes sind nicht bekannt. 22 Brotgasse 3

23 Paula Katzenstein Paulas Schwester Johanna Katzenstein (geb. 19. März 1897) und ihr Bruder Alfred (geb. 6. Juli 1901) gehörten zu den 126 jüdischen Behinderten, die am 1. Oktober 1940 in Brandenburg an der Havel in der Gaskammer ermordet wurden. Nachdem Johanna noch die Pflichtschuljahre in der israelitischen Volksschule in Rotenburg hatte absolvieren können, war sie ab dem 15. Lebensjahr geistig verwirrt und von den Eltern nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Am 14. August 1914 beantragte Joseph Katzenstein, Johannas Vater, die Aufnahme seiner Tochter in die Landesheilanstalt Marburg, nachdem sie in den Wochen davor in der Heil- und Pflegeanstalt Göttingen zugebracht hatte. Ab 10. Juli 1915 war Johanna Katzenstein dann Patientin in der Landesheilanstalt Merxhausen. Wie sich schon in zurückliegenden Jahrzehnten antisemitische Grundeinstellungen artikulierten, verrät ein Eintrag in Johannas Marburger Krankenakte. Der Marburger Arzt erkannte bei Johanna als Degenerationszeichen: plattgedrückte jüdische Nase. (Archiv des Landeswohlfahrtsverbands, Bestand 16, K 16/0722, Krankengeschichte von Johanna Katzenstein.) Die drei Heilanstalten für geistig Behinderte in Nordhessen (Haina, Marburg und Merxhausen) und einige Anstalten in Ostwestfalen standen 1940 auf dem Terminplan der Mordaktion gegen die jüdischen Behinderten. Der noch immer bestehende Zustand, daß Juden mit Deutschen in Heil- und Pflegeanstalten gemeinsam untergebracht sind, kann nicht weiter hingenommen werden, hieß es am in einer amtlichen Verfügung. Am wurden alle jüdischen Patienten weisungsgemäß aus den nordhessischen und ostwestfälischen Anstalten nach Gießen in die dortige Landesheilanstalt gebracht und 6 Tage später in Brandenburg ermordet. Aus Merxhausen waren es 13 (darunter Johanna Katzenstein), aus Haina 30 Patienten (darunter Alfred Katzenstein und Moritz Oppenheim aus Rotenburg). Auf einer Gedenktafel in Merxhausen heißt es: Wir erinnern uns der Patientinnen der Landesheil- und Pflegeanstalt Merxhausen, ihr Leben galt den Nationalsozialisten als lebensunwert. Hier wurden Menschen zwangssterilisiert, viele wurden verschleppt und umgebracht. [ ] 1940 wurden 13 jüdische Patientinnen abtransportiert und an unbekanntem Ort ermordet. [ ] Leben und Tod dieser Menschen sind uns Mahnung und Verpflichtung. Auch Paulas ältere Schwester Jenny (1888 noch in Sontra geboren) war ein psychiatrischer Pflegefall. Auch sie wurde Opfer der Diskriminierung und Verfolgung in der NS-Zeit. Sie entschied sich in ihrer physischen und psychischen Not am 2. Mai 1942 in Frankfurt für die Flucht in den Tod. Brotgasse 3 23

24 Willi und Paula Gans geb. Rothschild Willi Gans wurde am 28. November 1883 in dem Haus Brotgasse 6 als Sohn von Schlossermeister Cappel Gans und dessen Frau Hedwig geboren. Seine Mutter, eine geborene Rosenthal, stammte aus Geisa in der thüringischen Rhön. Paula Gans, Willis Ehefrau, war eine geborene Rothschild aus Zella-Mehlis. Willi Gans führte den väterlichen Betrieb bis 1936, als er einsehen musste, dass ihm hier unter den neuen politischen Verhältnissen die wirtschaftliche Existenzgrundlage entzogen war. In der Bonner Straße 33 in der Kölner Südstadt fanden Willi und Paula Gans für sich, ihre Tochter Ruth und ihren damals 15-jährigen Sohn Ernst zwar eine bescheidene Bleibe und Werkstatträume. Aber auch dort war es für einen jüdischen Handwerker kaum mehr möglich, von seiner Arbeit zu leben. Auf den Erlös aus dem Verkauf des Rotenburger Wohnhauses und der dortigen Werkstattgebäude sowie der (geringen) landwirtschaftlich nutzbaren Ackerflächen hatte die Familie keinen Zugriff, denn die Verkaufserlöse gingen auf Sperrkonten. Am 6. Dezember 1941 wurde die Familie Gans in Köln verhaftet und einen Tag später mit der ersten Deportation deutscher Juden ins Ghetto von Riga verschleppt. Willi überlebte bis Seine letzten Tage verbrachte er als Zwangsarbeiter im Armeebekleidungsamt Mühlgraben, einer Außenstelle des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald. Paula Gans weiteres Schicksal bleibt in seinen Details im Dunkeln, es ist davon 24 Brotgasse 6

25 Willi und Paula Gans geb. Rothschild Paula Gans geb. Rothschild als 20-Jährige. auszugehen, dass sie im Ghetto Riga einen gewaltsamen Tod fand. Aufgrund ihrer Ehe mit Willi Gans war Paula an den Ort zurückgekehrt, in dem ihre Vorfahren väterlicherseits über Generationen gelebt und gewirkt hatten. Paulas Vater Salomon Rothschild stammte aus Rotenburg, 1884/85 hatte er sich als Textilhändler in Zella-Mehlis niedergelassen. Seine Söhne Max und David, Paulas ältere Brüder, bauten dort in der Bahnhofstraße das Textilhaus Rothschild auf. Paulas Rotenburger Stammbaum reichte - wie auch der ihres Ehemannes - über viele Generationen zurück. Nach Moses Moritz Rothschild, einem 1884 in die USA ausgewanderten Cousin Paulas und Wohltäter seiner Heimatstadt in den 1920er Jahren, wurde im Juni 2010 in Rotenburg eine Straße benannt. Paula Gans Mutter Johanna Rothschild, ihr Bruder David Rothschild und ihre Schwester Sophie verh. Grünewald wurden Mordopfer der Shoah, alle im Ghetto Theresienstadt. Tochter Ruth (geb ) und Sohn Ernst (geb ) überstanden mehrere Arbeits- und Konzentrationslager (u. a. Riga, Stutthof, Buchenwald). Sie waren die einzigen in die Konzentrationslager Deportierten, die für längere Zeit nach Rotenburg zurückkehrten. Ihnen wurde das Haus Kalkröste 4 als Wohnung zugewiesen. Sie scheiterten aber bei dem Versuch, in ihrer Heimatstadt wieder Fuß zu fassen, und emigrierten deshalb im Juli 1946 in die USA. Dort wohnten sie zunächst in New York, ehe Ruth mit ihrem Ehemann namens Mayer in Cleveland/Ohio eine neue Heimat fand. Ernst Gans lebte später mit Frau und Sohn in New Jersey; von dort aus führte er einen ihn frustrierenden Kampf um eine angemessene Entschädigung für seine angegriffene Gesundheit, die Folge von über vier Jahren KZ-Haft. Brotgasse 6 25

26 Willi und Paula Gans geb. Rothschild Der damals 18-jährige Ernst Gans kam im November 1944 mit einem Körpergewicht von 42 kg ( bekleidet ) ins KZ Buchenwald. Am 7. April 1946 schrieb Rabbiner Dr. Leopold Neuhaus an den Rotenburger Bürgermeister, Ernst Gans betreffend: "Bei dieser Gelegenheit noch etwas Persönliches. Ein einziger jüdischer Mann namens Gans befindet sich in Rotenburg a. d. Fulda. Er erlernt die Schlosserei in Bebra, so wie sein Vater und Großvater Schlosser in Rotenburg gewesen sind. Sollte es da nicht möglich sein, dem jungen Mann ein Rad zur Verfügung zu stellen, daß er damit nach Bebra fahren könnte? Ich kann mir nicht denken, daß in Rotenburg nicht ein P.G. ist, in dessen Besitz sich ein Fahrrad befindet, das man für Herrn Gans zur Verfügung stellen könnte? Der junge Mann war jahrelang im Konzentrationslager und dieser Wunsch ist wirklich ein bescheidener." In seinem Antwortschreiben geht der Rotenburger Bürgermeister mit keinem Wort auf dieses Anliegen ein. oben: Karteikarte E. Gans im KZ Buchenwald. Mitte: Foto betitelt Das Kommando zeigt Willi Gans als 2. v. rechts in der 1. Reihe. Er avancierte zum Adjutanten von Feuerwehrhauptmann Karl-Adolf Schnell, bis 1933 diente er bei der Feuerwehr als Gerätewart. darunter: Willis Vater Cappel G., 1882 einer der 9 Gründer der Rotenburger Freiwilligen Feuerwehr - rechts: Cappels Tochter Rosa. unten: Balkongeländer am Rotenburger Dekanat, Willi Gans Werkstück für seine Meisterprüfung Brotgasse 6

27 Johanna Gans und Karoline Piterson geb. Rosenthal Johanna Gans, Willis jüngere, 1890 geborene Schwester, war bis Jahresende 1938 zusammen mit ihrer Mutter Hedwig in Rotenburg geblieben. Die in Rotenburg und Nachbarorten im November 1938 besonders massiven antijüdischen Ausschreitungen veranlassten die beiden Frauen dann aber zur Flucht aus ihrer Heimatstadt. In Göttingen fanden sie im Dezember 1938 zunächst Aufnahme in der Familie von Johannas Schwester Rosa (geb. 1888), die den Göttinger Viehhändler Siegfried Meyerstein geheiratet hatte. Im Mai 1939 wurden Johanna und ihre Mutter Hedwig Gans in das jüdische Gemeindehaus Weender Landstraße 26 eingewiesen. Hier starb die Mutter am 6. April Der Vater, Cappel Gans, war am 27. September 1938 noch in Rotenburg verstorben, er war der Letzte, der auf dem dortigen Jüdischen Friedhof bestattet wurde. Johanna Gans wurde am 31. März 1942 nach Hannover-Ahlem verfrachtet und von dort über das Durchgangslager Trawniki weiter in das Warschauer Ghetto. In der zweiten Jahreshälfte wurde sie in das Vernichtungslager Treblinka eingeliefert. Von dort gab es für sie kein Entrinnen. Karoline Piterson war die ältere Schwester von Hedwig Gans, der Mutter von Willi und Johanna Gans. Sie war am 4. September 1851 im thüringischen Geisa als Karoline Rosenthal zur Welt gekommen. Um ihre Person und ihren Lebensweg ranken sich wilde Abenteuergeschichten. Laut Großneffen Heinz Meyerstein ( ), in dessen Göttinger Familie sie 1938/39 zusammen mit Hedwig und Johanna Gans für einige Monate Zuflucht fand, hatte Karoline die Bekanntschaft mit einem schwedischen Kapitän namens Piterson gemacht. Bei Nacht und Nebel sei die junge Frau mit dem Skandinavier nach Amerika durchgebrannt. Viele Jahre später sei sie dann mittellos und völlig verstört bei der Familie ihrer Schwester Hedwig (Gans) in Rotenburg aufgetaucht, die sie aus Barmherzigkeit bei sich aufnahm. Über ihren genauen zwischenzeitlichen Verbleib und ihr Leben in Amerika habe sie sich zeitlebens in Schweigen gehüllt. Weder in den Jahren nach ihrer reumütigen Rückkehr aus der Fremde noch in späterer Zeit habe die Ausreißerin ihr Geheimnis gelüftet. Karoline Piterson wurde am 21. Juli 1942 nach Hannover-Ahlem und zwei Tage später ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Nach knapp einem Monat Lageraufenthalt, am 21. August 1942, war die Widerstandskraft der 90- Jährigen erloschen. Brotgasse 6 27

28 Hertha Meyer Hertha Meyer wurde am 7. Mai 1897 geboren. Ihr Vater Jakob Meyer stammte aus Viersen an der Aller, durch die Eheschließung mit Sara Fleischhacker war er nach Rotenburg gekommen. Saras Vorfahren waren seit Generationen hier ansässig. Neben ihrem kleinen Geschäft in der Brotgasse 32 betrieben sie in der Sommerzeit ein Freibad in der nahen Fulda (siehe Annoncen von 1876 und 1880 in der rechten Spalte, darunter Annoncen von 1897 bzw. 1903). Den befragten Rotenburger Zeitzeugen waren die Bewohner des Hauses Brotgasse 32 nicht als Meyer bekannt, sie kannten diese vielmehr unter dem Namen Jackmeyer: aus Jak(ob)+Meyer. Hertha Meyer flüchtete im Frühjahr 1939 zu ihrem älteren Bruder Karl (geb. 1895) nach Frankfurt, unter dessen Adresse, Röderbergweg 19, sie in der Volkszählung vom registriert ist. Am wurde sie in Auschwitz ins Gas geschickt. Das gleiche Schicksal ereilte ihren Bruder Karl am und dessen Frau Luise geb. Oppenheimer am Grabstein von Sara Meyer geb. Fleischhacker ( ) auf dem Jüdischen Friedhof in Rotenburg 28 Brotgasse 32

29 Julius Meyer Julius Meyer, geboren am , war das jüngste Meyer-Kind. Er wurde bereits am verhaftet, nicht erst im Gefolge der Novemberpogrome Zunächst wurde er in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert, am dann in das KZ Buchenwald überstellt. Der spezielle Grund für seine Verhaftung ist nicht bekannt. Wahrscheinlich hatte er seine Entlassung vor Augen, als das Juden- Sonderlager in Buchenwald wegen einer Typhusepidemie unter Quarantäne gestellt wurde. Als Ursache seines Todes am wurde Akute Psychose im Erregungszustand angegeben. Kurt Meyer, geb. 22. April 1903, war wie sein Bruder Julius KZ-Häftling in Buchenwald. Nach seiner Entlassung aus dem KZ am 12. April 1939 ging er im Juni 1939 nach Frankfurt, von dort flüchtete er nach England. Die Engländer schoben ihn nach Australien ab, wo er aufgrund seiner psychischen Erkrankung (Verfolgungswahn) in eine Heilanstalt eingewiesen wurde. Er galt lange Zeit als verschollen, ehe bekannt wurde, dass er 1948 aus Australien zurückgekehrt war und bis zu seinem Tod am als Nervenkranker in der Heilanstalt Osnabrück und im Landeskrankenhaus Hannover betreut wurde. Am waren Kurt und sein Vater - dieser starb von SA-Leuten in ihrer Wohnung überfallen, zusammengeschlagen und zu einer Geldzahlung erpresst worden. oben: Sog. Geldkarte betr. Julius Meyer aus dem Konzentrationslager Buchenwald darunter: Abgangsvermerk für Julius Meyer (Nr. 9463) und Kurt Meyer (Nr. 5050) im Konzentrationslager Buchenwald. Brotgasse 32 29

30 Elfried Gans geb. Meyer Elfriede Gans war die am 23. Dezember 1905 geborene Tochter von Jakob Meyer, der in der Brotgasse 32 einen kleinen Laden mit Lebensmitteln und Haushaltswaren betrieb. Elfriede war als junge Frau weit herumgekommen. Im April 1923 fand sie eine Anstellung in Hildesheim, im März 1929 trat sie in Hamburg eine neue Stelle als Haustochter an, im August 1930 ging sie als Schwesternschülerin nach Frankfurt. Elfriede, auch Frieda genannt, heiratete den Rotenburger Julius Gans (Schlosstor 1). Fritz, der 1935 geborene Sohn, musste als Dreijähriger auf dem Arm seiner Mutter im November 1938 erleben, wie ihm Seifenpulver aus dem Laden der Familie ins Gesicht geschüttet wurde. Für diese Szene gibt es eine Vielzahl von Zeitzeugen, denen das Bild des malträtierten und schreienden Kleinkindes in bedrückender Erinnerung geblieben ist. Am 25. Februar 1996 wurde eben dieser Fritz Gans - inzwischen hatte er seinen Namen zu Peretz Gantz geändert - im Bus Nr. 18 in Jerusalem Opfer eines Selbstmordbombers. Als Neunjähriger war er im Oktober 1944 nach Palästina gelangt, auf dem gleichen Schiff wie der 1933 aus Rotenburg geflüchtete Hans/ Chanan Flörsheim (damals 21). Elfriedes Ehemann Julius Gans war vom 12. November 1938 bis 12. April 1939 im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Im August 1939 gelang ihm die Ausreise nach England. In einem Brief Fritz/Peretz Gans/Gantz als Neunjähriger 1944 nach Palästina geflüchtet, wurde am Opfer eines Bombenanschlags in Jerusalem. 30 Brotgasse 32

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