Toni Meier. Umweltschutz mit Messer und Gabel. Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland
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- Gertrud Brahms
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1 Toni Meier Umweltschutz mit Messer und Gabel Der ökologische Rucksack der Ernährung in Deutschland
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3 2 Methoden- und Datenauswahl»Wo damals die Grenzen der Wissenschaft waren, da ist jetzt die Mitte.«Georg Christoph Lichtenberg ( ) Die Komplexität der Umweltwirkungen landwirtschafts- und ernährungsbezogener Aktivitäten sowie die Vielfalt möglicher Zielstellungen und Betrachtungsweisen führte innerhalb der letzten Jahrzehnte zur Entwicklung verschiedener Bewertungskonzepte, die sich in Teilbereichen überschneiden oder ergänzen können (Tab. 2). Aufgrund der Vielfalt der in diesem Bereich entwickelten Konzepte und Modelle können an dieser Stelle nur ausgewählte und für diese Arbeit bedeutsame Konzepte vorgestellt werden. Einen breiteren Überblick geben dazu Grießhammer et al. (2007), Bockstaller et al. (2006), Osterburg et al. (2009), Meinhold (2010) und Klöpffer & Grahl (2009). Die in der Tabelle fett markierten Konzepte finden im Rahmen dieser Arbeit Anwendung.
4 20 2 Methoden- und Datenauswahl Tab. 2. Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewertungskonzepte im Bereich Landwirtschaft-Ernährung Fokus Sachbilanzebene Wirkungsbilanzebene Produktspezifischer Fokus (bottom-up) Ökobilanz (LCA) nach ISO 14040/14044 (2006) CO 2 -Fußabdruck nach ISO (2011) Ökoeffizienzanalyse Produkt-Nachhaltigkeitsanalyse (PROSA, SEEBALANCE u. a. m.) Stoffstromanalyse16 (Energie-, Material- und Wasserbilanz) Betriebswirtschaftlicher Fokus (bottom-up) Betriebliche Umweltmanagementsysteme im Bereich Landwirtschaft (REPRO17, KSNL18, SALCA19, INDIGO 20 u. a. m.) Öko-Audit (EMAS) nach ISO (2004) Stoffstromanalyse (Energie-, Material- und Wasserbilanz) Volkswirtschaftlicher/ sektoraler Fokus (top-down) Umweltspezifische Input-Output-Analysen (EE-IOA)²¹ im Bereich Landwirtschaft / Ernährung (UGR²², EIPRO²³, EXIOBASE²⁴ u. a. m.) Nachhaltigkeitsanalyse (SIA) Stoffstromanalyse (Energie-, Material- und Wasserbilanz) Stoffstrom- bzw. Stoffflussanalysen werden auch bezeichnet als Material flow analysis (MFA) 17 vgl. Hülsbergen (2003) 18 Kriteriensystem Nachhaltige Landwirtschaft (KSNL), vgl. Eckert et al. (1999), Breitschuh et al. (2001), KTBL (2008) 19 Swiss agricultural life cycle assessment (SALCA), vgl. Bockstaller et al. (2006) 20 Indicateurs de diagnostic global á la parcelle (INDIGO), vgl. Bockstaller et al. (2006) 21 Environmental-extended input-output analysis (EE-IOA) 22 Berichtsmodul Landwirtschaft und Umwelt der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen (Schmidt & Osterburg 2010) 23 Environmental impact of products (EIPRO), vgl. Tukker et al. (2006) 24 Environmental accounting framework using externality data and input-output tools data base (EXIOBASE), vgl. Koning et al. (2008)
5 2.1 Methodenüberblick Methodenüberblick Ökobilanz nach ISO 14040/14044 Mit der international etablierten und ISO-normierten Methode der Ökobilanz (Life cycle assessment, LCA) können Produkte und Dienstleistungen in Bezug auf ihre Umwelteffekte untersucht werden. In Deutschland gelten folgende Ausgaben: DIN EN ISO 14040:2009 (regelt Grundsätze und Rahmenbedingungen) und DIN EN ISO 14044:2006 (regelt Anforderungen und Anleitungen). Bedingt durch den universellen Charakter der ISO-Norm 14040/14044 werden sektoren- bzw. produktspezifische Angaben darin nicht gemacht. Detailliertere Vorgaben, speziell für Nahrungsmittel, werden durch sog. Produktkategorieregeln (Product category rules, PCR) gegeben, die in Einklang mit der ISO-Norm für Umweltdeklarationen (Environmental product declarations, EPD) zu erstellen sind (ISO ). Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Arbeit lagen in der Datenbank des internationalen EPD -Systems 26 Produktkategorieregeln für Nahrungsmittel und Getränke vor CO 2 -Fußabdruck nach ISO CO 2 -Fußabdruckberechnungen können als spezifischer Teil einer Ökobilanz (LCA) gesehen werden. Im Zuge einer zunehmenden Relevanz treibhausgasspezifischer Berechnungen wurden unterschiedliche Methoden und Berechnungsmodelle entwickelt, deren Ergebnisse nur schwer untereinander vergleichbar sind. Durch Normierung der Grundsätze, Rahmenbedingungen und Anforderungen versucht die ISO-Norm (2011) eine Vereinheitlichung und damit eine Vergleichbarkeit der Berechnungen zu erreichen. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Arbeit befand sich diese ISO-Norm noch in der Entwicklungsphase. Mit der Fertigstellung ist 2013 zu rechnen Ökoeffizienzanalyse Im Gegensatz zur Ökobilanz, die ausschließlich ökologische Aspekte in Betracht zieht, werden in einer Ökoeffizienzanalyse zusätzlich ökonomische Parameter im Sinne der Lebenszykluskostenrechnung (Life cycle costing, LCC) untersucht (Grießhammer et al. 2007). Ökoeffizienz wird demnach definiert als Um welt be lastung pro Geldwert des untersuchten Produktes oder der untersuchten Dienstleistung
6 22 2 Methoden- und Datenauswahl Produkt-Nachhaltigkeitsanalyse Zusätzlich zu ökologischen und ökonomischen Aspekten, die mit Ökobilanzen und Ökoeffizienzanalysen abgebildet werden können, untersuchen Produkt- Nachhaltigkeitsanalysen auch die Einflüsse auf gesellschaftliche Determinanten. Ausgehend von der bereits 1987 entwickelten Produktlinienanalyse (Öko-Institut 1987), die international keine breite Anwendung fand, wurde die Methode PROSA (Product Sustainability Assessment) entwickelt (Grießhammer et al. 2007). Während dabei im Bereich ökologischer und ökonomischer Bilanzierungen auf bereits etablierte Methoden (bspw. Ökobilanz) zurück gegriffen wurde, mussten andere Module (bspw. die Sozialbilanz, die Nutzenanalyse) neu entwickelt bzw. um Nachhaltigkeitselemente ergänzt werden (Altner et al. 2007). Eine andere Methode, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen versucht zu berücksichtigen, ist die von der BASF entwickelte Methode SEEBALANCE (Kircherer 2005) Betriebliche Umweltmanagementsysteme im Bereich Landwirtschaft Die Vielfalt standortgegebener Voraussetzungen landwirtschaftlicher Betriebe haben im Bereich der Produktionsbewertung zur Entwicklung einer Vielzahl von Bewertungsmodellen und -ansätzen geführt, die aufgrund ihrer Fülle jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht in Gänze beschrieben werden können. Erwähnt sei an dieser Stelle das Modell REPRO, entwickelt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, welches zur Erstellung des DLG-Nachhaltigkeitszertifikats27 verwendet wird (Hülsbergen 2003, Christen et al. 2009). An der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) wurden die Bewertungsmodelle USL (Umweltsicherungsystem Landwirtschaft) und KSNL (Kriteriensystem Nachhaltige Landwirtschaft) entwickelt, welche zur Betriebszertifizierung eingesetzt werden können. Neben ökologischen Aspekten beinhaltet die Vergabe des DLGund des KSNL-Zertifikats zudem ökonomische und soziale Kriterien (Christen et al. 2009, KTBL 2008). SALCA (Swiss agricultural life cycle assessment) ist eine Ökobilanzmethode, welche von Agroscope FAL Reckenholz (Zürich) entwickelt wurde. Sie dient der Analyse und Optimierung der Umweltwirkungen der landwirtschaftlichen Produktion. Die Methode wird vorwiegend in der agrarökologischen Forschung eingesetzt, dient aber ebenfalls, als Basis des betrieblichen Umweltmanagements, der Errechnung von Agrar-Umweltindikatoren im land (DLG-Portal zum Nachhaltigkeitszertifikat)
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