Vorlesung: Literatur und Landeskunde im DaF-Unterricht
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- Franziska Schuster
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1 HS 2012, Mittwoch, 13:15-14:45, AVR 1.16 Vorlesung: Literatur und Landeskunde im DaF-Unterricht Sitzung 03: Landeskunde: kognitiv (Schluss); kommunikativ; sprachbezogen Deutsch als Fremdsprache/ Deutsch als Zweitsprache Thomas Studer
2 Schluss: Kognitive Landeskunde heute - Totgesagte leben länger Im Zuge von Migration und Integration: Kurse, Tests und Übungsmaterialien Zum Zweck der Informationsvermittlung und der Imagepflege Materialien für verschiedene Zielgruppen (z.t. didaktisiert) Zur Ergänzung von regulären Sprachkursen Informationen, Aufgaben, Übungen und Spiele s. Handout s. Folien
3 Inhaltsverzeichnis Materialien für Orientierungskurse Beispiel D, Langenscheidt
4 Ergänzungsmaterial zu Sprachkursen Lege, Peter (2005): Wer, was, wann, wo? Das D-A-CH- Landeskunde-Quiz. Berlin: Langenscheidt.
5 term: Junge number of occurrences: 8580 (D) 1527 (D(CH)) term: Bub number of occurrences: 362 (D) 99 (D(CH)) pragmatical data: gebr: südd., österr., schweiz. term: Knabe number of occurrences: 371 (D) 173 (D(CH)) Angaben zum Leipziger Korpus: - Für Deutsch: Teilkorpora zu D, D(CH), Schweizerdeutsch kein D(A)! -Texte aus Zeitungen und von Websites -Zwischen und 30 Mio Sätze pro Teilkorpus -Angaben zu Frequenzen und Kookkurrenzen (KWICS)
6 Sprachbezogene Ansätze (u.a. Bettermann 2010, 1454ff.) Zentrales Anliegen Berücksichtigung des Zusammenhangs von Sprachenlernen und Kulturvermittlung/Kulturverstehen im FU Ausrichtungen Sprachbezogen i.e.s.: implizite, sprachinhärente oder sprachimmanente Landeskunde (Lüger 1991). Sprachbezogen i.w.s.: kommunikativ und interkulturell orientiert Abgrenzung von einer explizit angelegten, gegenstandsbezogenen oder auch problemorientierten Landeskunde. Didaktisches Ziel Optimierung des Lernprozesses auf jeder Lernstufe Erhöhung der Motivation der Lernenden, indem Interesse und Neugier an der Erschließung fremdkultureller Inhalte geweckt werden.
7 Gegenstände Landeskundliche Lexik Hotwords (Heringer 2004), Beispiel 1: Heimat Häufigste Kookkurrenzen im Leipziger Korpus Links: D Rechts: D(CH)
8 Landeskundliche Lexik, Beispiel 2: der Schmäh Vergleich von Wörterbüchern» Witzige Art, etwas zu erzählen oder zu sagen (Langenscheidts Grosswörterbuch DaF)» kleine Lüge, Flunkerei (oft nur zum Spaß) (Österreichisch-deutsches Online-Wörterbuch) dazu Schmäh führen [Schmää fian] : jemanden zum Besten halten, jemanden Verkohlen (Österreichisch-deutsches Online-Wörterbuch) aktuelle Verständigungswörter z. B. Swissair Grounding; Hartz IV ; Rettungsschirm Intention (Bettermann 2010, 1461) In landeskundlicher Lexik sind kulturelle Aspekte amalgamiert. Die Auseinandersetzung mit solcher Lexik soll den Lernenden helfen, komplexe Zusammenhänge herzustellen und den kulturellen Dialog erfolgreicher zu gestalten.
9 Landeskundliche Idiomatik; z.b. Redensarten und Sprichwörter (Sprichwörtliche) Redensarten: Wortgruppen, denen oft das Subjekt fehlt; unterliegen i.d.r. keiner fixen syntagmatischen Reihenfolge (Röhrich 2004) Farbe bekennen, ein Brett vor dem Kopf haben, unter einer Decke stecken Sprichwörter: Mikrotexte, d.h. kurze, inhaltlich geschlossene Sätze, die kontextfrei verstanden werden können (Burger 2007) Lügen haben kurze Beine, Stille Wasser sind tief, Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse Redensarten und Sprichwörter tradieren Verhaltensmuster, Werte und Normen in knapper, leicht fassbarer Form das macht sie auch für die Landeskunde interessant. Websites zur Arbeit mit Redensarten und Sprichwörtern: Bilder und Redensarten zuordnen:»
10 Redensarten aufgrund von Bildern erraten: Bedeutung, Herkunft und Übersetzung recherchieren: Sprichwort-Plattform: EU-Projekt life long learning, Produkte des Projekts Sprichwort-Datenbank Sprichwort-Übungen Sprichwort-Community
11 Phraseodidaktische Schritte (nach Lüger 1997) und Übungstypen auf der Sprichwort-Plattform Erkennen der Sprichwörter Markierung der Sprichwörter im Text Verstehen der Sprichwörter Multiple Choice (Sprichwort oder Bedeutung finden) Festigen der Sprichwörter Z.B. Sprichwörter ergänzen oder Sprichworthälften einander zuordnen Verwenden der Sprichwörter Z.B. Sprichwörter den passenden Texten zuordnen oder Geschichte zu einem Sprichwort erzählen
12 Kommunikativer Ansatz Seit 1970er Jahre: pragmatisch orientierte Landeskunde Sprechfähigkeit, dann Kommunikationsfähigkeit im Hier und Jetzt im Vordergrund Landeskunde hat eine zudienende Funktion (Wissensvermittlung für die Bewältigung der Kommunikation; Erdmenger & Istel 1973: 21) Was der kommunikativen Handlung des Muttersprachlers als implizites Wissen zugrunde liegt, soll durch explizite Information dem Fremdsprachenlerner nachgeliefert werden, damit sich dieser ebenso erfolgreich im Alltag des Zielsprachenlandes behaupten kann. (Hackl 2010, 1468) Kommunikative Landeskunde oder kognitiv-informative Landeskunde im kommunikativen FU? LK wird in die Lehrwerke integriert, ist aber nicht selbst Lehr- /Lernziel
13 Meilensteine in der Entwicklung: ABCD und DACH Ausgangslage: Analyse von DaF-Lehrwerken deutschsprachiger Raum international gesamt Total CH nicht vorhanden 42 (62,7%) 14 (56%) 56 (60,9%) CH vorhanden 25 (37,3%) 11 (44%) 36 (39,1%) wenig CH- Infos befriedigende CH-Infos ausreichende CH-Infos 24 (34,3%) 7 (32%) 31 (33,7%) 1 (1,5%) 2 (8%) 3 (3,3%) 1 (1,5%) 1 (4%) 2 (2,2%)
14 ABCD-Gruppe Initiative 1988 Fachgruppe DaF des Fachverbandes Moderne Fremdsprachen (FMF) Goethe-Institut Treffen auf neutralem Terrain Je 3 Vertreter aus 4 Ländern A Österreich; B Bundesrepublik Deutschland; C Schweiz; D - Deutsche Demokratische Republik 3 Vorhaben Entwicklung von Prinzipien, an denen sich der Deutschunterricht und die Lehrwerkproduktion orientieren können Planung einer Buchreihe mit Informationen über die deutschsprachigen Regionen Kooperation bei der Lehrerfortbildung
15 ABCD-Prinzipien der Landeskunde Landeskunde im Fremdsprachenunterricht ist kein eigenes Fach (Tradition u.a. der DDR) ist nicht auf Staaten-/Institutionenkunde zu reduzieren konkretisiert sich durch die Kombination von Sprachvermittlung und kultureller Information bezieht sich auf den deutschsprachigen Raum, aber nicht nur auf nationale, sondern auch auf regionale und grenzüberschreitende Phänomene verfährt exemplarisch und kontrastiv soll durch besondere Aktivitäten über den Deutschunterricht hinaus wirken
16 ABCD-Thesen (1990): 8 allgemeine Grundsätze 1.Der Deutschunterricht leistet einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben der Menschen im Sinne der Charta der Vereinten Nationen. Der Landeskunde kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu, indem sie die Wirklichkeit der Zielsprachenländer und die kulturelle Identität der dort lebenden Menschen zum Thema macht. 2.Landeskunde wird dynamisch und prozesshaft gesehen. Auf Vollständigkeit der Informationen im Hinblick auf ein hypothetisches Landesbild wird bewusst verzichtet.
17 4.Primäre Aufgabe der Landeskunde ist nicht die Information, sondern Sensibilisierung sowie die Entwicklung von Fähigkeiten, Strategien und Fertigkeiten im Umgang mit fremden Kulturen. Damit sollen fremdkulturelle Erscheinungen besser eingeschätzt, relativiert und in Bezug zur eigenen Realität gestellt werden. So können Vorurteile und Klischees sichtbar und abgebaut sowie eine kritische Toleranz entwickelt werden. 3.Die Tatsache, dass Deutsch in verschiedenen Regionen Muttersprache ist, stellt eine besondere Chance für einen auf interkulturelle Kommunikation hin orientierten Unterricht dar.
18 5.Im Deutschunterricht und daher auch in Lehrwerken und Zusatzmaterialien müssen Informationen über den ganzen deutschsprachigen Raum berücksichtigt werden. Dabei sind Vielfalt der Quellen und Transparenz der jeweiligen Standpunkte und Sichtweisen wichtige Kriterien. 6.Landeskunde steht in engem Zusammenhang mit dem Spracherwerb. Rücksichtnahmen auf die eingeschränkte Sprachfähigkeit der Lernenden und die sprachliche Progression fordern didaktische Vereinfachung, dürfen aber nicht zu Simplifizierung, Verniedlichung, Vergröberung und Verzerrung führen.
19 7.Die Stimmigkeit landeskundlicher Informationen sollte dadurch gewährleistet werden, dass eine Zusammenarbeit mit Experten der jeweils betroffenen Länder oder Regionen gesucht wird. 8.Landeskunde als integraler Bestandteil des Sprachunterrichts erfordert Fremdsprachenlehrerinnen und -lehrer, die durch eigene Erfahrung, vielfältige Materialien, eine gute Ausbildung und entsprechende Fortbildung in die Lage versetzt werden, alle deutschsprachigen Regionen im Deutschunterricht lebendig werden zu lassen.
20 ABCD-Thesen (1990): 14 Didaktischmethodische Grundsätze 9. Aktive Auseinandersetzung mit fremden Kulturen Lernende an Materialauswahl und an Unterrichtsgestaltung beteiligen 17. Emotionale und subjektive Erfahrung fremder Kultur 16. In der Begegnung mit fremden Kulturen der eigenen Kultur bewusst werden 10. Authentische Materialien Verschiedene Sichtweisen, Widersprüche und eigene Meinungen zulassen 20. Versorgung mit Materialien 11. Sympathische und kritisch-kontroverse Informationen Akzeptanz für landeskundliche Stoffe schaffen 13.Auch historische Themen und literarisch Texte Landeskunde ist in hohem Mass Geschichte in Gegenwärtigem 12.Vielfalt von regionalen Varietäten Sensibilisierung für Gemeinsamkeiten und Unterschiede
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