Berufungsverfahren, Bewerbung und Berufungsverhandlungen. RA Dr. iur. Hubert Detmer GAIN / Boston, 2010
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- Irmgard Brauer
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1 Berufungsverfahren, Bewerbung und Berufungsverhandlungen RA Dr. iur. Hubert Detmer GAIN / Boston,
2 Berufungspraxis Erstberufung : ca. 65 % J-Professuren: ca W-Besoldung: ca. 85 % aller Erstberufenen erhalten Berufungs-Leistungsbezüge Schnelle Verhandlungen: Vorverhandlungen /Norm: 3 Monate/ Fristen/ Wettbewerb Ausstattungsmittelwerte: Detmer/Metzler, F&L 2009 Variable Qualifikationswege Sonderprogramme Interdisziplinarität, Internationalität, Sichtbarkeit, Drittmittelpotential Dr. Hubert Detmer 2
3 Überblick über das Berufungsverfahren 1. öffentliche Ausschreibung der Stelle gem. 45 S. 1 HRG (Art. 33 Abs. 2 GG) 2. Aufstellung der Berufungsliste durch Berufungskommission 3. Beschluß des Fachbereichsrates über die Berufungsliste 4. Stellungnahme des Senates zum Berufungsvorschlag und Weiterleitung an das Wissenschaftsministerium / Rektorat 5. Ruferteilung durch das Ministerium / Rektorat 6. Berufung / Verfahrensabschluß Dr. Hubert Detmer 3
4 Bewerbungsunterlagen curriculum vitae Erwähnung (außer-) universitärer Forschungs- und Lehrerfahrungen, Auslandserfahrungen Schriftenverzeichnis, Rezensionen, ggf. separate Benennung gewichtiger Publikationen, Einhaltung wissenschaftlicher Redlichkeit (!) Angabe von Referenzen wie bspw.: frühere Listenplatzierungen, sofern objektivierbar Drittmittel! Impactfaktoren Studentische Lehrevaluationen Dr. Hubert Detmer 4
5 Aufstellung der Berufungsliste 1. Gesamtes Berufungsverfahren fällt in die Zuständigkeit der Fachbereiche 2. Fachbereich setzt eine Berufungskommission mit beratender Funktion ein, die den Berufungsvorschlag vorbereitet (faktisch: Entscheidungskompetenz) 3. Zusammensetzung der Kommission: Professoren (Mehrheit der Mitglieder; mögl. auch auswärtige Professoren) Studierende Akademische Mitarbeiter ggf. Mitglieder anderer Fachbereiche (auch: externe Peers ) Dr. Hubert Detmer 5
6 Berufungskommission 1. Tätigkeit der Berufungskommission nichtöffentliche Sitzung Mitglieder an Aufträge / Weisungen nicht gebunden weites Ermessen der Kommissionsmitglieder für die Erarbeitung eines Berufungsvorschlages 2. Ermittlung der pädagogischen Eignung 3. auswärtige Gutachten, ggf. auch Habilitations- bzw. Doktorvater des Bewerbers 4. Berücksichtigung von Nichtbewerbern möglich 5. Ermittlung der fachlichen, pädagogischen und persönlichen Eignung der Kandidaten Dr. Hubert Detmer 6
7 Potentielle Fragen der Kommission 1. Warum haben Sie sich hier beworben? 2. Was qualifiziert Sie für diese Stelle? 3. Wie setzen Sie sich für Gender-mainstreaming ein? 4. Wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte in der Forschung? 5. Haben Sie etwas gegen Zielvereinbarungen? 6. Wie wichtig sind Ihnen wissenschaftliche Anteile in der Lehre? 7. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? 8. Wie sehen Sie Ihre Rolle gegenüber Studierenden? 9. Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit anderen Fakultäten vor? 10. Wann werden Sie einen erfolgreichen DFG-Antrag realisieren können? 11. Wie werden Sie sich in die Forschungsschwerpunkte der Fakultät einbringen? 12. Ihre transferierbaren Drittmittel sind marginal! 13. Sie gelten als persönlich schwierig! Dr. Hubert Detmer 7
8 Potentielle Fragen der Kommission 14. Ihr didaktisches Konzept ist doch recht eindimensional! 15. Ihnen fehlen die internationalen Kontakte! 16. Haben Sie sich woanders beworben? 17. Stehen Sie auf anderen Berufungslisten? 18. Sind Sie nicht zu jung/zu alt für eine derartige Aufgabe? 19. Ihnen fehlt die notwendige Führungserfahrung! 20. Ihnen fehlt die notwendige Budgeterfahrung! 21. Stört es Sie, dass wir hier keine Dual-Career-Möglichkeiten anbieten können? 22. Was wollen Sie hier eigentlich verdienen? 23. Haben Sie noch Fragen? Medizin: 24. Was halten Sie von Bachelor-/Masterstrukturen in der Hochschule? 25. Wie stellen Sie sich eine Optimierung der Schnitt-/Nahtzeiten vor? 26. Welche ökonomischen Konzepte im Rahmen des DRG-Systems haben Sie? 27. Wie wollen Sie die Zuweisen einbinden? 28. Welche Konzepte haben Sie zur Steigerung der Deckungsbeiträge? Dr. Hubert Detmer 8
9 Berufungsverhandlungen (1) 1. Nach Ruferteilung in der Regel Verhandlungen nur noch mit der Hochschule 2. Berufungsverhandlungen über besoldungs- und beamtenrechtliche Fragen einerseits und über die Personal- und Sachausstattung andererseits mit der Hochschule 3. schriftliches Verhandlungsprotokoll über Investitionen, Räume, Zahl und Besoldung der Mitarbeiter, Erstausstattung, laufende Mittel etc. 4. Bestandskraft von Berufungszusagen 5. Verhandlungen über statusrechtliche Angelegenheiten Dr. Hubert Detmer 9
10 Berufungsverhandlungen (2) Ablauf (nach Ruferteilung): - Dank (Hochschulleitung, Minister) - Dezentrale Vorgespräche = mit Institut, Kollegen = mit Dekan - Konzeptionspapier (Profil, F&L, Ausstattung) - Besoldungsbrief - Dezentraler und zentraler Verhandlungstermin Dr. Hubert Detmer 10
11 Berufungsverhandlungen (3) - Schriftliche Angebote = prüfen und = prüfen lassen - ggf. Nachverhandlungen - Fristen Dr. Hubert Detmer 11
12 Berufungsverhandlungen (4) Notwendige Verhandlungssujets a) Ausstattung - Räume - Mitarbeiter (Zahl, Tarif, Besetzbarkeit) - Erstausstattung (Investitionen) - Laufende Mittel (Start-up-Garantie) b) Dienstrecht - Status - Dienstantritt - Umzugskosten, Trennungsgeld - Versorgung - Besoldung Dr. Hubert Detmer 12
13 Berufungsverhandlungen (5) 2. a) Baumaßnahmen, Mobiliar b) Garantiesumme lfd. Mittel c) Sondertöpfe d) Denomination der Professur e) Lehrdeputat f) Forschungssemester ( sabbatical ) g) Nebentätigkeit/Patente h) Drei-Jahres-Sperre, Erosion der Kastelle 3. U.v.a.m. z. B.: Dual Career Couples, Forschungskooperationen, Beurlaubungen etc. Dr. Hubert Detmer 13
14 Berufungsverfahren und Berufungsverhandlungen (Teil II) Dr. Hubert Detmer 14
15 A. Dezentrale Vorgespräche/Konzeptionspapier 1. Was ist eigentlich eine Berufungsverhandlung? 2. Conditio sine qua non: Exakte Informationen über - Profil der Hochschule - Profil des Faches - Profil der Professur, Status Quo der Ausstattung sowie - Verfahrensabläufe Was ist üblich? Vorverhandlungen, Anker setzen, wer begleitet mich zu meinen Verhandlungen, gibt es Nachverhandlungsrunden, welche Erfahrungen sind mit der W-Besoldung gemacht worden? Dr. Hubert Detmer 15
16 Dezentrale Vorgespräche /Konzeptionspapier 3) Gibt es einen Stab, der Papier für Kanzler und/oder Präsident/Rektor vorbereitet? 4) Verhandele ich mit der Hochschulleitung nur über die persönlichen Belange oder auch über die Ausstattung? sowie 5) Exakte Informationen über die handelnden Personen (d.h.: meine Verhandlungspartner). Verhandlungspartner in der Hochschulleitung Kollegen Potentielle Kooperationspartner in der Hochschule Dr. Hubert Detmer 16
17 B. Besoldungsvorstellungen 1. Wichtig: unterschiedliche Konstellationen (Erstruf, Mehrfachruf) 2. Gewinnungsinteresse wecken, resp. manifestieren (subjektive und objektive Faktoren, Besoldungsentscheidungen sind nicht fix vorgegeben) 3. Begründungslast bei Erstruf - Evaluationsergebnisse, Reputation, Qualifikation, Arbeitsmarkt, Vision in Forschung und Lehre, Drittmittelpotential, Interdisziplinarität, internationale Ausrichtung/Visibilität - Immer aber: Alleinstellungsmerkmale 4. Taktische und strategische Erwägungen (Konkurrenzangebote, außeruniversitärer und ausländischer Markt) 5. Besondere Instrumente (Zielvereinbarungen, second best) Dr. Hubert Detmer 17
18 6. Strategien bei Erstberufung Wenn kein höheres Ausgangsgehalt Begründung notwendig: a) Systemimmanente Begründungen: Qualifikation, Evaluation, Bewerberlage, Arbeitsmarkt b) Wiss. Argumente: Vision in Forschung und Lehre c) Sachargumente: Amtsangemessene Besoldung, Aufgabenspektrum d) Strategie und Taktik: Lokales Wissen, Anker setzen(?), Gesprächssituation nutzen, win-win-situation darstellen, Rückendeckung durch Fakultät, flexible response (ZV u. ä.) Dr. Hubert Detmer 18
19 III. C-Äquivalenz (Grundlage: Westbesoldung /2009) Bsp.: BUND W 2: 4176 Delta: 1556 C 3 (15): 5732 W 2: 4176 Delta: 2420 C 4 (15): 6596 W 3: 5059 Delta: 673 C 3 (15): 5732 W 3: 5059 Delta: 1537 C 4 (15): 6596 Grundgehalt + (ggf.) Leistungs- = Grundgehalt W Bezüge C Besoldungsdynamisierungen in einigen Bundesländern inzwischen realisiert (vgl. Übersicht C und W ) Dr. Hubert Detmer 19
20 7. Ziel- und Leistungsvereinbarungen Prinzip der Vertragsautonomie ( freie Ausgestaltung) Ziele, Leistungen (ex ante bestimmbar, Erfüllung in eigener Risikosphäre) Unterschiedliche Modelle Befristete (B+B)-Leistungsbezüge Vorleistungsmodell mit befristetem oder unbefristetem Bezug (nachfolgend) Erprobungsmodell mit Entfristung Keine Modellexklusivität Konkurrenz zu besonderen Leistungsbezügen Dr. Hubert Detmer 20
21 C. Zentrale Verhandlung Verhandlungstermin a) Perfekte Vorbereitung: ggf. unterschiedliche Interessenlagen der Fakultät und der Hochschulleitung berücksichtigen (Strategie) b) Anker setzen oder kommen lassen? c) Keine Luftschlösser fordern d) Notizen machen (wegen Nachverhandlungen) e) Konstruktiv auseinander gehen f) Fristen beachten Dr. Hubert Detmer 21
22 D. Nachverhandlung - Salami-Taktik vermeiden - Reaktionen des Verhandlungspartners (auch zwischen den Zeilen ) analysieren und verstehen - Divergenzen zwischen gesprochenem Wort und Vertrag Rekurs (+) - Neue Entwicklungen? (Konkurrenzangebote, weiterer Ruf, Bleibeangebot, Änderung der Rechtslage etc.) - Neue Argumente? - Prioritäten erkennen - Kein Festfressen an Nebensächlichkeiten - Verhandlungspsychologische Pyramide beachten ( Wir haben uns zu 98 % geeinigt, nur noch eine Kleinigkeit steht aus ) Dr. Hubert Detmer 22
23 Fazit Passgenauigkeit Perfekte Vorbereitung Verhandlungsgeschick Glücksmomente Beratung + ggf. Coaching Dr. Hubert Detmer 23
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