Arbeit, Beschäftigungsfähigkeit und Rehabilitationskompetenz: Die Sicht der rehabilitativen Versorgungsforschung
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- Nikolas Vogel
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1 Arbeit, Beschäftigungsfähigkeit und Rehabilitationskompetenz: Die Sicht der rehabilitativen Versorgungsforschung Univ.-Prof. Dr. Holger Pfaff Universität zu Köln & Bundeskongress der DVSG 2013 Freitag, in Münster
2 1. Ausgangsproblem 2. Was ist rehabilitative Versorgungsforschung? 3. Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit 4. Das Konzept der präventiven Rehabilitation 5. Fazit
3 PROBLEM: - Wir haben es mit einer neuen Arbeitswelt zu tun. Diese zeichnet sich durch Dynamik & Komplexität (Dynaxität) sowie durch Flexibilität & Sicherheit (Flexicurity) aus FRAGEN: - Ist die heutige Rehabilitation genügend an die neue Arbeitswelt angepasst? - Welche Impulse kann die rehabilitative Versorgungsforschung geben?
4 1. Ausgangsproblem 2. Was ist rehabilitative Versorgungsforschung? 3. Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit 4. Das Konzept der präventiven Rehabilitation 5. Fazit
5 Versorgung Präventive Kurative Rehabilitative Palliative Pfaff, H. & Schrappe, M. (2010), S. 19.
6 Rehabilitative Versorgung Rehabilitative Versorgung kann definiert werden als alle Aktivitäten von professionellen Einrichtungen und Fachkräften, die der Rehabilitation einer Person oder einem Kollektiv von Personen dienen. Rehabilitation Selbstrehabilitation Rehabilitative Versorgung Persönliches Budget Eigenverantwortung stärken
7 Rehabilitative Versorgungsforschung Rehabilitative Versorgungsforschung kann definiert werden als eine problemorientierte, fachübergreifende Forschung, welche die rehabilitative Kranken- und Gesundheitsversorgung und ihre Rahmenbedingungen beschreibt und kausal erklärt sowie aufbauend darauf Versorgungskonzepte entwickelt, die Umsetzung von Versorgungskonzepten begleitend erforscht und unter Alltagsbedingungen evaluiert ( effectiveness ). In Anlehnung an: Pfaff, H. (2003) Versorgungsforschung - Begriffsbestimmung, Gegenstand und Aufgaben in: Pfaff et al.(hg.): Gesundheitsversorgung und Disease Management. Huber: Bern.
8 1. Ausgangsproblem 2. Was ist rehabilitative Versorgungsforschung? 3. Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit 4. Das Konzept der präventiven Rehabilitation 5. Fazit
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10 Flexicurity Flexibility + Security = Flexicurity Sicherheit durch Mobilität (Blancke et al. 2000: 9) Flexicurity ist eine politische Strategie zur gleichzeitigen und absichtlichen Erhöhung der Flexibilität der Arbeitsmärkte, Arbeitsorganisationen und Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen einerseits und der Beschäftigungs- und Einkommenssicherheit andererseits.
11 Das Meta-Modell: P-E-fit-Konzept P = Person E = Environment P = E => keine Probleme P < E => Probleme (Stress, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Behinderung) P > E => Probleme (Unterforderung) P Umwelt-Fit P Tätigkeit- Fit P Arbeit Fit P Beruf-Fit P Organisation Fit P - Arbeitsmarkt-Fit
12 Arbeitsfähigkeit (Work Ability) How good is the worker at present, in the near future, and how able is he or she to do his or her work with respect to the work demands, health and mental resources? (Imarinen et al. 2005: 3) Arbeitsfähigkeit = jetziger und zukünftiger Person Arbeit - Fit International Congress Series Volume 1280, June 2005, Pages 3 7 New dimensions of workability J. Ilmarinen,, K. Tuomi, J. Seitsamo Finnish Institute of Occupational Health, Helsinki, Finland
13 Blancke/Roth/Schmidt 2000, S. 9 Beschäftigungsfähigkeit Beschäftigungsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit einer Person, produktiv zu sein und auf der Grundlage ihrer fachlichen und Handlungskompetenzen, Wertschöpfungs- und Leistungsfähigkeit ihre Arbeitskraft anbieten zu können und damit in das Erwerbsleben einzutreten, ihre Arbeitskraft zu halten oder, wenn nötig, sich eine neue Erwerbsarbeit zu suchen (Blancke/Roth/Schmidt 2000, S. 9) "Arbeitsmarktfitness" "Arbeitsmarktfähigkeit" "Jobility"
14 Arbeitsfähigkeit als Basis für Beschäftigungsfähigkeit: Beschäftigungsfähigkeit setzt Arbeitsfähigkeit voraus Beschäftigungsfähigkeit Arbeitsfähigkeit
15 Der flexible Arbeitskraftunternehmer als Ziel Flexibilisierte Arbeitsmärkte benötigen Personen, die auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig und bewegungsfähig sind und die über die Zeit und die verschiedensten Bedingungen hinweg wertschöpfungsfähig sind und die die Fähigkeit besitzen, vielseitig, auf hohem Niveau, überall einsatzfähig zu sein (Blancke et al. 2000: 7) Der moderne Mensch muss die Fähigkeit besitzen, zu lernen und sich selbst und seine Karriere zu organisieren
16 Rehabilitation als Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit (Blancke et al. 2000: 15) bedeutet auch Förderung - der Selbstmanagement-Fähigkeiten (Strategiefähigkeit, Karriereplanungsfähigkeit, Kenntnis der eigenen Fähigkeiten und realistische Selbsteinschätzung; Kenntnis über mögliche Einsatzbereiche auf den Arbeitsmärkten; Erarbeitung individueller Qualifikationsstrategien) - der Selbstmarketing-Fähigkeiten (Präsentation und Anbieten der individuellen Fertigkeiten und Qualifikationen; Erstellen von Lebensläufen; positive Arbeitseinstellung) durch die Rentenversicherung FRAGE: Leistet die Rehabilitation dies?
17 Rehabilitationskompetenz Rehabilitationskompetenz ist gegeben, wenn der Rehabilitand sich Zugang zu Rehabilitationsinformationen und rehabilitationsrelevantem Wissen verschaffen kann, wenn er diese Informationen verstehen, beurteilen und kommunizieren kann und wenn er diese Informationen und das vorhandene Wissen für rehabilitationsrelevante Entscheidungen so nutzen kann, dass sowohl seine Gesundheit als auch seine soziale Teilhabe gefördert wird (Pfaff 2013) Pfaff, H.: Rehabilitationskompetenz und Beschäftigungsfähigkeit: Die Sicht der rehabilitativen Versorgungsforschung. In: Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.): Rehabilitation sichert Beschäftigungsfähigkeit : Reha-Forum der Deutschen Rentenversicherung Bund 10. und 11 Oktober in Berlin ; Medizinischberuflich orientierte Rehabilitation - MBOR. Berlin: Deutsche Rentenversicherung Bund; 2013: S
18 Rehabilitationskompetenz ist eine notwendige Voraussetzung für erfolgreiches Rehabilitationshandeln. Rehabilitationskompetenz basiert auf der Gesundheitskompetenz, welche durch lebenslange Lern- und Sozialisationsprozesse gebildet wird und die durch Rehabilitationseinrichtungen aktiviert und spezifisch ausgerichtet wird (Pfaff 2013). Pfaff, H.: Rehabilitationskompetenz und Beschäftigungsfähigkeit: Die Sicht der rehabilitativen Versorgungsforschung. In: Deutsche Rentenversicherung Bund (Hrsg.): Rehabilitation sichert Beschäftigungsfähigkeit : Reha-Forum der Deutschen Rentenversicherung Bund 10. und 11 Oktober in Berlin ; Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation - MBOR. Berlin: Deutsche Rentenversicherung Bund; 2013: S
19 1. Ausgangsproblem 2. Was ist rehabilitative Versorgungsforschung? 3. Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit 4. Das Konzept der präventiven Rehabilitation 5. Fazit
20 Rehabilitation soll hier als Aufbau, Sicherung und Wiederherstellung der Arbeits-, Beschäftigungs- und Handlungsfähigkeit verstanden werden
21 Das Konzept der präventiven Rehabilitation Unter dem Konzept der präventiven Rehabilitation verstehe ich den Aufbau von Beschäftigungsfähigkeit bevor eine Krankheit/ein Trauma/eine Behinderung gegeben ist und Rehabilitation nötig wird Anmerkungen: - Grund: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr - Beschäftigungsfähigkeit kann in kurzer Zeit (Reha) nicht aufgebaut werden - Die Leistungen der präventiven Reha müssen allen Erwerbstätigen zugute kommen, nicht nur den Kranken
22 Zukunftsaufgabe: Rehabilitationseinrichtungen und Rentenversicherung müssen in der - Prävention und - Gesundheitsförderung tätig werden, wenn die Arbeitsfähigkeit verbessert werden soll
23 Person (Zustand) gesund Vorstadien krank genesend tot der Krankheiten sind erkennbar Gesundheitssystem Gesundheitsförderung (unspezif. Prävention) Primärprävention Sekundär- Prävention Kuration - Tertiäre Präv. - Rehabilitation Reintegration Lebensqualität Leistungs- Person, Hausarzt Betrieb, Schule, Kommune Person / Betrieb Hausarzt Werksarzt GKV / Person Hausarzt Krankenhaus GKV Hausarzt GKV Kliniken RV Berufsgenoss.schaft Betrieb PKV PKV GKV VF_Versorgungskette_Phasen Versorgungskette: Wie koordinieren? Gemeinsam den Fortschritt vorantreiben durch Forschung und Praxis Quelle: SVR 2000/20001
24 Übergreifendes betriebliches Gesundheitsmanagement unter Einbeziehung von Führung, Betriebsärzten und niedergelassenen Ärzten Regelmäßige Treffen der beteiligten Akteure mit Fortbildungen zu den Themen psychische Erkrankungen, HKE, Rückenschmerzen, Salutogenese etc. Regelmäßiges allgemeines Gesundheitsmonitoring mit Gesundheits-/ Wohlbefindensfragebogen im Rahmen der Mitarbeiterbefragung, z.b. WHO5 (ca. alle 2 Jahre) Check-up oder Screening beim Betriebsarzt mit anschließender Risikobestimmung Sprechstunde/ Termin beim Hausarzt Kein Risiko Mittleres Risiko ohne Behandlungsbedarf Erhöhtes Risiko und/ oder Behandlungsbedarf Rücksprache BA/ HA Erhöhtes Risiko und/ oder Behandlungsbedarf Mittleres Risiko ohne Behandlungsbedarf Kein Risiko Rücksprache BA/ HA Leitliniengerechte Behandlung durch Betriebsarzt/ Hausarzt und/ oder Spezialisten Rücksprache HA/ BA Rücksprache HA, ggf. FA/ BA ÄRBEK- PFAD Gezielte Präventionsmaßnahmen innerhalb des Unternehmens oder durch externe Anbieter
25 Impulsfrage 1: Was bedeutet der Bedeutungsverlust des Berufs für die zukünftige Rehabilitationsstrategie? FLEXICURITY-TRENDS - Verwertbarkeitsorientierung & Wertschöpfungsorientierung statt Berufsorientierung - Individuelles Profil kommt vor Beruf (Blancke et al. 2000: 15)
26 Impulsfrage 2: Was bedeutet der Bedeutungsverlust des Normalarbeitsverhältnisses für die Rehabilitationsstrategie der Zukunft? FLEXICURITY-TREND In der flexibilisierten Welt - ist das Normalarbeitsverhältnis eine abnehmende Kategorie (Franzpötter & Renz 1999) Inwieweit ist die Rehabilitation noch am alten Modell des Normalarbeitsverhältnisses, der dauerhaften Anstellung und der Vermeidung von Arbeitslosigkeit ausgerichtet?
27 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! IMVR Versorgungsforschung und der Humanwissenschaftlichen Fakultät und der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln
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