Potsdam, 08. November 2006
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- Dirk Heinrich Lang
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1 Potsdam, 08. November 2006 Potsdamer Klimakonferenz 2006
2 Klimawandel und Waldentwicklung Freiheitsgrade in die Zukunft mit klimaplastischen Wäldern Dr. Martin Jenssen, Waldkunde Institut Eberswalde GmbH FKZ H
3 ~ 250 t C / ha Hofmann et Jenssen 2002
4 Speicherkapazität an organischem Kohlenstoff auf der Landfläche der ostdeutschen Bundesländer Effektive CO 2 -Freisetzung infolge der Waldrodungen des Mittelalters entspricht etwa 30 Jahresraten des heutigen technogenen CO 2 -Ausstoßes Mio t Kohlenstoff Industrie, Siedlungen und Verkehr Offenland (Landwirtschaft, Ödland) Wälder 0 Potentielle natürliche Vegetation Aktuelle Vegetation C-Verlust durch aktuelle Landnutzung
5 Problem nachhaltiger Waldentwicklung: Unvorhersagbarkeit und mangelndes Wissen Keine verlässlichen Aussagen zum Klimawandel auf regionaler Ebene über forstlich relevante Planungszeiträume hinweg Weitere Zunahme von Witterungsextremen (alle Richtungen!) wahrscheinlich Komplexwirkungen sich verändernder physikalischer und chemischer Umweltparameter auf Waldbäume auch mit modernen physiologischen Prozessmodellen nicht einschätzbar
6 Konzept der Klimaplastizität Risikosenkung durch Diversifikation der Entwicklungsoptionen nicht einseitig auf bestimmte Baumarten setzen, sondern auf baumartenreiche Waldgesellschaften mit vielen Freiheitsgraden in die Zukunft Paradigmenwechsel beim Thema Klimawandel Wald: Baumart Physiologie Autökologie Waldgesellschaft Ökosystem Synökologie ZIEL: Wälder mit der Fähigkeit zu struktureller Selbstorganisation in Anpassung an veränderliche Umweltbedingungen KLIMAPLASTIZITÄT
7 PLASTIZITÄT Fähigkeit von Ökosystemen, sich bei variablen Umweltbedingungen ohne längere Sukzessionsfolgen und bei Erhalt ihrer systembestimmenden Lebensfunktionen selbst zu organisieren
8 PLASTIZITÄT auf verschiedenen Ebenen biologisch-ökologischer Systeme EBENE MECHANISMEN Waldbaum physiologische Anpassung Waldbaum-Population Waldgesellschaft Selektion intraspezifische Konkurrenz interspezifische Konkurrenz Waldlandschaft Migration von Populationen
9 Brandenburg Kreuzweg von Baumarten unterschiedlicher geografischer Herkunft n o r d i sc h su b o z ea n i sc h k o n t i n en t a l Betula pendula Pinus sylvestris Betula pubescens Picea abies Sorbus aucuparia Alnus incana Frangula alnus Populus tremula Juniperus communis atlantisch Ilex aquifolium subatlantisch Fagus sylvatica Fraxinus exelsior Tilia platyphyllos Ulmus glabra Acer pseudoplatanus Prunus avium Quercus petraea Crataegus laevigata eurasiatisch Quercus robur Malus sylvestris Alnus glutinosa Prunus padus Salix alba Salix x rubens Salix fragilis Corylus avellana gemäßigt kontinental Acer platanoides Ulmus laevis Tilia cordata Carpinus betulus submediterran subozeanisch subkontinental Acer campestris Quercus pubescens Pyrus pyraster Crataegus monogyna Sorbus torminalis Ulmus minor Populus alba Populus nigra praealpid Abies alba Pflanzengeographische Angaben nach Oberdorfer 1990
10 Nutzung natürlicher Vegetationspotentiale Bedeutet nicht, die Potentielle Natürliche Vegetation (PNV) auf der Waldfläche 1:1 umzusetzen. PNV dient als Lernmenge: sie beschreibt die unter verschiedenen ökologischen Bedingungen mögliche Vergesellschaftung von Baumarten. Dieses Wissen kann genutzt werden für gezielte Abweichung von heutiger Waldnatur zur Erhöhung der Klimaplastizität.
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17 Natürliche Baumarten auf grundwasserfernen Standorten im nordmitteleuropäischen Tiefland mittlere bis nährstoffschwache Sande Obere Baumschicht Rotbuche Stiel-Eiche Trauben-Eiche Wald-Kiefer Untere Baumschicht Stechpalme Eberesche Sand-Birke nährstoffkräftige Sand-Lehme Obere Baumschicht Berg-Ahorn Rotbuche Hainbuche Winter-Linde Stiel-Eiche Trauben-Eiche Flatterulme Untere Baumschicht Elsbeere Eberesche Weißdorn Hainbuche Wildapfel Wildbirne ozeanischsubozeanisches Tieflandklima (über 580 mm Jahresniederschlag) subozeanischsubkontinentales Tieflandklima (580 bis 530 mm Jahresniederschlag) subkontinentales Tieflandklima (unter 530 mm Jahresniederschlag)
18 Straußgras- TEI-BU-Wald Rotbuche Trauben-Eiche Stiel-Eiche Hainbuche Winter-Linde Sand-Birke Kiefer
19 Natürliche Baumarten auf grundwasserfernen Standorten im nordmitteleuropäischen Tiefland mittlere bis nährstoffschwache Sande Obere Baumschicht Rotbuche Stiel-Eiche Trauben-Eiche Wald-Kiefer Untere Baumschicht Stechpalme Eberesche Sand-Birke nährstoffkräftige Sand-Lehme Obere Baumschicht Berg-Ahorn Rotbuche Hainbuche Winter-Linde Stiel-Eiche Trauben-Eiche Flatterulme Untere Baumschicht Elsbeere Eberesche Weißdorn Hainbuche Wildapfel Wildbirne ozeanischsubozeanisches Tieflandklima (über 580 mm Jahresniederschlag) subozeanischsubkontinentales Tieflandklima (580 bis 530 mm Jahresniederschlag) subkontinentales Tieflandklima (unter 530 mm Jahresniederschlag)
20 Hainrispengras- HBU-BU-Wald Rotbuche Hainbuche Winter-Linde Trauben-Eiche Stiel-Eiche Esche Flatter-Ulme Spitz-Ahorn Sommer-Linde Vogel-Kirsche Sand-Birke Kiefer Aspe Wildbirne
21 Natürliche Baumarten auf grundwasserfernen Standorten im nordmitteleuropäischen Tiefland nährstoffreiche und kalkhaltige Lehme Obere Baumschicht Rotbuche Gemeine Esche Berg-Ahorn Sommer-Linde Spitz-Ahorn Flatter-Ulme Berg-Ulme Hainbuche Winter-Linde Feld-Ahorn Elsbeere Vogel-Kirsche Stiel-Eiche Trauben-Eiche Untere Baumschicht Weißdorn Elsbeere Wildapfel Wildbirne ozeanischsubozeanisches Tieflandklima (über 580 mm Jahresniederschlag) subozeanischsubkontinentales Tieflandklima (580 bis 530 mm Jahresniederschlag) subkontinentales Tieflandklima (unter 530 mm Jahresniederschlag)
22 Bingelkraut- WLI-BU-Wald Rotbuche Winter-Linde Hainbuche Esche Berg-Ahorn Vogel-Kirsche Sommer-Linde Trauben-Eiche Stiel-Eiche Berg-Ulme Flatter-Ulme Spitz-Ahorn Feld-Ahorn Elsbeere
23 Natürliches Vorbild für zukunftsfähigen Waldentwicklungstyp: (Baum-)Artenreicher Buchenmischwald im klimatischen Übergangsgebiet Erwartete Klimaänderungen: Übergangsklima der Region könnte für weite Teile des nordmitteleuropäischen Tiefund Hügellandes repräsentativ werden Natürlicher Baumartenreichtum: Rotbuche Hainbuche Stiel- und Traubeneiche Winterlinde Beimischungen (reich, feucht): Esche, Berg- u. Spitzahorn, Flatter- u. Bergulme, Vogelkirsche, Elsbeere,
24 Nachhaltige Entwicklung von Waldlandschaften im Nordostdeutschen Tiefland NEWAL-NET NET Dr. H.-P. Ende ZALF Müncheberg (Koordination) Prof. Dr. K.-O. Wenkel, ZALF Müncheberg Dr. M. Jenssen, Waldkunde-Institut Eberswalde
25 Thesen zur nachhaltigen Waldentwicklung angesichts eines erwarteten Klimawandels 1. Durch eine Diversifizierung der Waldstruktur und der Baumartenzusammensetzung auf ökologischer Grundlage kann eine deutliche Risikosenkung angesichts einer schwer vorhersagbaren und wechselhaften Zukunft erreicht werden. 2. Die Nutzung heimischer Baumarten und natürlicher Vegetationspotentiale besitzt eine große Bedeutung für die Entwicklung anpassungsfähiger (klimaplastischer) Waldstrukturen. Aber: keine 1:1- Umsetzung der PNV auf der Waldfläche! Potsdamer Klimakonferenz 2006, 8. November 2006
26 Thesen zur nachhaltigen Waldentwicklung angesichts eines erwarteten Klimawandels 3. Die ökologischen Freiheitsgrade des Kiefernanbaus liegen vor allem auf armen bis mäßig nährstoffversorgten Sandböden des mittleren und südlichen Brandenburgs. Befriedigende Massen- und Wertleistung bei geringen ökologischen Risiken. In diesem Standortsbereich besitzen Kiefernforsten hohe Klimaplastizität: Trockenheit, zunehmende Kontinentalität Aber: Problem ist Mangel an steter Winterruhe! Mischungen von Kiefer z.b. mit Trauben-Eiche auf ziemlich armen Böden Verringerung der Großflächigkeit durch Mosaike aus Kiefernforsten und Laubwäldern auf mittelmäßig nährstoffversorgten Böden
27 Thesen zur nachhaltigen Waldentwicklung angesichts eines erwarteten Klimawandels 4. Umwandlung von Kiefernforsten in Laubmisch- und Laubwälder in Einzugsgebieten von Mooren besitzt hohe Bedeutung für den Klimaschutz. 5. Waldentwicklung auf Standorten vor allem mittlerer bis kräftiger, kräftiger und reicher Nährkraft des nördlichen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommerns in Richtung baumartenreicher und klimaplastischer Buchenmischwälder lenken. - Erhöhung der effektiven CO 2 -Einbindung gegenüber Kiefernforsten in oberirdische Holzbiomasse um 3-5 Tonnen pro Hektar ist bescheidener Beitrag zum Klimaschutz
28 Klimaschutz durch Holznutzung (Hofmann et al für NBL) Annahmen: Naturnahe Baumartenzusammensetzung, zuwachsoptimale Bestandesbehandlung Nutzung von zwei Dritteln des Baumholzzuwachses durch langfristige Festlegung oder Substitution fossiler Energieträger Durch Holznutzung können der Atmosphäre maximal etwa 8 % der in ostdeutschen Ländern emittierten technogenen CO 2 -Rate permanent wieder entzogen werden (16 Mio t CO 2 ). Voraussetzung: Erhalt der Leistungsfähigkeit der Wälder auch bei fortschreitendem Klimawandel. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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