Wie verdienen Banken ihr Geld? Geschäftsmodelle vor und nach der Krise Professor Dr. Dr. h.c. Martin Weber Universität Mannheim 23.
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1 Wie verdienen Banken ihr Geld? Geschäftsmodelle vor und nach der Krise Professor Dr. Dr. h.c. Martin Weber Universität Mannheim 23. März
2 Motivation So wird 2009 das Jahr des Aufbruchs: alte Geschäftsmodelle werden von neuen abgelöst, die Spreu trennt sich vom Weizen... (Handelsblatt, ) 2
3 Motivation Beispiel Depfa Geschäftsmodell der Depfa Vergabe von Krediten zur Haus/Industrie und Infrastruktur Refinanzierung kurzfristig durch Commercial Papers Beispiel: Finanzierung der Spurerweiterung A8 (Augsburg/München) Geschäftsmodell ok? Risiken? 3
4 Disclaimer Die Zukunft ist unsicher... aber manche Trends werden in der Industrie schon aufgegriffen, 4
5 Agenda 1. Grundlagen der Wertschöpfung in Banken 2. Risikotransformation vor und nach der Krise 3. Fristentransformation vor und nach der Krise 4. Ausblick NICHT: Gründe für Bankenkrise, Regulierung Finanzsysteme SONDERN: Unternehmerische Perspektive, Oma -Weisheiten 5
6 Grundlagen der Wertschöpfung Übernahme von Risiken Beispiel einer Bankbilanz Aktiva (Tausend ) Passiva (T ) Vergebene Kredite an Banken und Kunden Verbindlichkeiten (Einlagen) von Banken und Kunden Sonstige Aktiva Eigenkapital Bilanzsumme (Aktiva) Bilanzsumme (Passiva) Problem: Vergebene Kredite sind riskant Asymmetrische Information Bewusst handelnde Gegenspieler Kundeneinlagen sollen sicher sein 6
7 Grundlagen der Wertschöpfung Übernahme von Risiken: Beispiele zum Kreditgeschäft Metzger vor Ort BASF Metzger in Tuscon/AZ Vergabe Standardisiert Individuell Nach Aktenlage Überwachung Private Information Öffentliche Info. Delegiert Abwicklung Eigene Abteilung Delegiert? Wo liegt der Wettbewerbsvorteil unseres Instituts? Information, Marktzutritt, Kosten, Personal...? Warum sind wir besser im Abbau von asymmetrischer Information? 7
8 Grundlagen der Wertschöpfung Rolle des Eigenkapitals von Banken Bank mit einer Eigenkapitalquote von nur 30% 5% (Vereinfachtes Beispiel) Aktiva 2007 Passiva Kredite, Eigenkapital 530 Wertpapiere usw. 100 Fremdkapital Szenario 1: Rendite der Aktiva : 8% Szenario 2: Finanzkrise! Rendite der Aktiva: 0% Fremdkapitalkosten: 6% Fremdkapitalkosten: 6% Gewinn: 100*8% 70*6% 95*6% = 3,8 2,3 Eigenkapital-Rendite: 3,8/30 2,3/5 = 12,67% 46,0% Eigenkapital-Rendite steigt stark an! Gewinn: 100*0% 70*6% 95*6% = -4,2-5,7 Eigenkapital-Rendite: -4,2 /30-100% = -14,0% Verluste Eigenkapital zehren als das Verlustpuffer Eigenkapital auf! Überschuldung Insolvenz 8
9 Grundlagen der Wertschöpfung Bereitstellung von Dienstleistungen: Provisionsgeschäft Zahlungsverkehr Vermögensverwaltung Kapitalmarktdienstleistungen (ohne und mit Risiko) Vgl. den Geschäftsbericht der : Eine erfreuliche Erhöhung um 19,2% auf 108 Mio. Euro ergibt sich auch für den Provisionsüberschuss, wobei die Hälfte aus Verbriefungsgebühren des Conduit Rhineland Funding entstammen. Rhineland Funding finanziert seine Investments durch Begebung kurzfristiger Wertpapere (Asset Backed Commercial Papers). Hier ist es üblich, dass Banken Sicherungslinien für den Fall zur Verfügung stellen, dass es zu kurzfristigen Marktstörungen kommt (mit Angaben zur Höhe) 9
10 Agenda 1. Grundlagen der Wertschöpfung in Banken 2. Risikotransformation vor und nach der Krise 3. Fristentransformation vor und nach der Krise 4. Ausblick 10
11 Transformation von Risiken Sichere Einlagen riskante Kredite Kredite sind riskant - Ausfallwahrscheinlichkeit (probability of default): p - Verlust bei Ausfall (loss given default): LGD Omas Grundgesetz: Keine Rendite ohne Risiko! Im Kreditgeschäft: Marge Ziel?! Risiko (Rating) 11
12 Transformation von Risiken Kredit: asymmetrische Information mit bewusst handelnden Gegenspielern Hauskredit Hauskredit Ausland* Firmenkredit Einlage in Island* Überbewertung von VW* Tricountry Express Floater mit Marge 160bp über Zins für Staatsanleihen und AAA Rating* Bank A (meine Bank) andere Banken 12
13 Transformation von Risiken The little blue Arizona house Verkaufspreis: $18,000 ($15,000 nach Kosten) Hypothek $103,000, Gebühren mehr als $9.000 Zins: 9,25% (bei Laufzeitbeginn) bis 15,25% Verbriefung in ein Produkt mit AAA Rating Ehemalige Eigentümerin: Marvene Halterman, 61, arbeitslos seit 13 Jahren 13
14 Transformation von Risiken Lessons learned: * Spekulation ist kein Bankgeschäft (erste Annäherung) Prof. Sinn (Ifo Institut): Glücksrittertum Solide: Wo haben wir einen Informationsvorsprung in unserem Kreditgeschäft (p und LGD)? Kreditvergabe, Kreditüberwachung, Kreditabwicklung? Verbriefung ja aber richtig (zur Diversifikation, nicht zur Spekulation) Rolle der Rating Agenturen 14
15 Transformation von Risiken Investmentbanking (kurz) Ansatz 1: Dienstleistungen Währungsabsicherung etc. Ansatz 2: Ausnutzen von Marktineffizienzen (Spekulation?) Definition: Effizienz bzgl. Modell Gefahr: Modell kann falsch sein (LTCM) Agenten: Söldnertruppen, die eine Plattform brauchen 15
16 Agenda 1. Grundlagen der Wertschöpfung in Banken 2. Risikotransformation vor und nach der Krise 3. Fristentransformation vor und nach der Krise 4. Ausblick 16
17 Fristentransformation Beispiel einer Bankbilanz: Aktiva (Tausend ) Passiva (T ) Vergebene Kredite an Banken und Kunden Verbindlichkeiten (Einlagen) von Banken und Kunden Sonstige Aktiva Eigenkapital Bilanzsumme (Aktiva) Bilanzsumme (Passiva) In aller Regel: Fristigkeit auf Aktivseite größer als auf Passivseite Sie sind Anleger: Was machen Sie bei großen Verlusten? Was machen Sie bei Problemen mit der Refinanzierung (Interbankenmarkt)? Sie rennen! Risiko der Fristentransformation: DEPFA, Savings & Loan Associations (80er) 17
18 Fristentransformation American Union Bank (1931) Northern Rock (2007) 18
19 Fristentransformation Beispiel Depfa Finanzierungsstruktur der Depfa Kurzfristige Refinanzierung Ein Drittel auf 3 Monate insgesamt 50% auf maximal ein Jahr Vergleichswerte 2006 Auch andere: Passiva Termineinlagen Aktiva Baufinanzierung 19
20 Nach der Krise Geschäftsmodelle basierend auf extensiver Fristentransformation:... Diversifizierung der Einlagenseite Wichtigkeit der Kundenbindung /Heimatmarkt Sensibilität bzgl. Fristigkeiten 20
21 Exkurs: Anlageberatung / Vermögensverwaltung MIFID (Richtlinie 2004/39/EG über Märkte für Finanzinstrumente) Deutsche verlieren Milliarden durch miese Finanzberatung: Anleger ohne Ahnung: Die Deutschen verlieren laut einer Studie im Auftrag von Verbraucherministerin Aigner pro Jahr bis zu 30 Milliarden Euro durch schlechte Finanzberatung. Quelle: SPIEGEL ONLINE, Beratung hin zu Lehmann Zertifikaten (aber allgemein viel schlimmer) 21
22 Forderung an zukünftige Beratung Für den Kunden, nicht nur für die Bank: Transparenz (Kleingedruckt; eine Beschreibung eines Zertifikats, das man nicht versteht) Lebenszyklus-Beratung (Nicht BASF vs. Bayer sondern: wie viel wann und wie sparen) Behavioral Finance in die Beratung Bezahlung der Beratung (Honorar vs. provisionsbasiert) allgemein: Berater und nicht Verkäufer 22
23 Agenda 1. Grundlagen der Wertschöpfung in Banken 2. Risikotransformation vor und nach der Krise 3. Fristentransformation vor und nach der Krise 4. Ausblick 23
24 Ausblick Geschäftsmodell: Warum ist unsere Idee besser als die der anderen? oder Warum ist diese Idee für uns besser als für andere? z.b. Bank of America: Ansprechpartner für die große Unternehmen Weltweit (starker Heimatmarkt), ausreichend Kapital, Investmentbanking z.b. Commerzbank : Ansprechpartner für Mittelstand Europaweit, ausreichend Kapital, kl. Investmentbanking, Kosten 24
25 Aus der Kristallkugel Übernahme von Risiken ok, aber die richtigen Risiken Verbriefung OK, aber richtig Risikokultur (Söldner ok, wenn richtig geführt) Alles ist möglich! Whiskey vor dem Kamin! (z.b. Lehman geht in die Insolvenz) Relationship Universalbank ja Allfinanz nein Anlageberatung / Private Wealth besser! Höhere Eigenmittel, speziell Eigenkapital (Renditen runter) Hin zu einfachen, transparenten Lösungen Langfristige Entlohnungsmodelle (Boni) Strategie: Kosten- versus Qualitätsführerschaft 25
26 VIELEN DANK 26
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