Gemeinsam stark gegen sexualisierte Gewalt! Eine Informationsveranstaltung zur Prävention und Bewusstseinsbildung im Bereich Sport

Transkript

1 Gemeinsam stark gegen sexualisierte Gewalt! Eine Informationsveranstaltung zur Prävention und Bewusstseinsbildung im Bereich Sport Übergriffe und sexueller Missbrauch Anzeichen u. Möglichkeiten des Umgangs Mag. Hedwig Wölfl

2 Formen von Gewalt Physische Gewalt ca Kinder jährlich in Österreich Die Hälfte bis zu zwei Drittel aller Eltern in Österreich wenden milde Formen körperlicher Züchtigung an, härtere Formen physischer Gewalt werden aber wenig bis gar nicht mehr toleriert (ÖIF) Neue Gewaltformen: zb Bullying Psychische Gewalt Ängstigung durch Drohungen, schlecht reden über einen Elternteil, Entwürdigung, Ablehnung, Liebesentzug Verletzung des Schamgefühls Sexuelle Gewalt Begriff sexueller Missbrauch irreführend

3 Sexuelle Gewalt ist... ein sexuell motivierter Missbrauch des Autoritätsverhältnisses wenn ein Erwachsener seine Machtposition zur Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse verwendet; seine Kontrolle, sein Wissen und seine Position auf Kosten des Kindes benützt

4 Studien belegen, dass jedes Mädchen und jeder Bub bis zu seinem 16. Lebensjahr mindestens einmal Opfer eines sexuellen Übergriffes wird der Täter in 9 von 10 Fällen aus der Familie oder dem nahen Verwandten- oder Bekanntenkreis stammt ein Kind im Schnitt 7 Kontaktanläufe benötigt bevor ihm geholfen wird Enttabuisierung / Aufklärung!!

5 Wie viele Österreicher/innen haben schon Missbrauch erfahren? Hatten Sie diese Missbrauchserfahrung als... Kind 52 Jugendliche/r 43 Erwachsene/r ja nein darüber möchte ich nicht sprechen/ keine Angabe %-Werte Frage 18: Hatten Sie persönlich bereits Missbrauchserfahrungen? n=1000

6 möwe Studie 2009 Bewusstsein und Einstellungen der Österreicher/innen zum Thema Missbrauch von Kindern Karmasin Motivforschung & die möwe, Wien 23.März 2009 Repräsentative Studie, durchgeführt im Februar und März 2009 Persönliche Befragung, repräsentativ 1000 Personen, ab 14 Jahre

7 Wer hatte schon mal Verdacht auf Kindesmissbrauch? Was haben Sie unternommen (offene Abfrage)? die Polizei verständigt, Anzeige erstattet 23 das Jugendamt informiert 16 die betreffende Person / Mutter des Kindes darauf angesprochen 15 mit Freunden/ der Familie darüber gesprochen 8 der Schule gemeldet 4 Informationen eingeholt, weiter beobachtet 3 Sonstiges 5 nichts 27 keine Angabe 2 (n=110) 11 Prozent! ja nein darüber möchte ich nicht sprechen weiß nicht/ keine Angabe %-Werte Frage 3: Hatten Sie schon einmal den Verdacht eines Kindesmissbrauchs? n=1000 8

8 Welche Handlungen folgen auf einen Verdacht? Theoretisch? Praktisch? weiter genau beobachtet und geschaut, ob sich Verdacht erhärtet 32 weiter genau beobachten und schauen, ob sich Verdacht erhärtet 30 mit Personen meines Vertrauens darüber gesprochen 31 mit Personen meines Vertrauens darüber sprechen 37 das Jugendamt informiert 30 das Jugendamt informieren 45 die Polizei informiert 25 die Polizei informieren 63 mit den Eltern des betroffenen Kindes gesprochen 23 mit den Eltern des betroffenen Kindes sprechen 27 mit dem betroffenen Kind gesprochen 19 mit dem betroffenen Kind sprechen 16 den Täter zur Rede gestellt 16 den Täter zur Rede stellen 23 eine anonyme Anzeige gemacht 14 eine anonyme Anzeige machen 37 LehrerInnen/ KindergärtnerInnen informiert 14 LehrerInnen/ KindergärtnerInnen informieren 14 eine Beratungsstelle/Hilfsorganisation kontaktiert 12 eine Beratungsstelle/Hilfsorganisation kontaktieren 20 Sonstiges 3 Sonstiges 1 nichts 19 nichts 1 weiß nicht/ keine Angabe 1 Basis: Hatten schon einmal den Verdacht eines Kindesmissbrauchs lt. Fr.3 weiß nicht/ keine Angabe %-Werte Frage 4b: Was haben Sie unternommen? n=110 Frage 4c: Was würden Sie unternehmen? n=820 2 Basis: Hatten noch nie den Verdacht eines Kindesmissbrauchs lt. Fr. 3 9

9 Missbrauch passiert nicht zufällig Der Erwachsene und das betroffene Kind spüren den Unterschied zwischen Zärtlichkeit und sexuellem Missbrauch sehr wohl. Sexueller Missbrauch beginnt dort,( ), wo versucht wird, ein Mädchen oder einen Jungen zu Zärtlichkeiten zu überreden oder zu nötigen, wo Geheimhaltung eingefordert wird, wo das Kind sich nicht mehr wohl und geborgen, sondern bedrängt und benutzt fühlt. (Aktion Jugendschutz, (Hrsg.); Gegen den sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Ein Ratgeber für Mütter und Väter, 7. Auflage. Köln: 2002)

10 Initial vermutet und bestätigt.. Kindesmisshandlung ist häufiger als zb angeborene Herzfehler, cystische Fibrose, Stoffwechselerkrankungen,..

11 Gefühle des Kindes/Jugendlichen Angst Täterstrategien zur Geheimhaltung des Missbrauchs sind wirksam. Das Kind kann über seine Gefühle sprechen, nicht aber über das Geheimnis Schuld Sexuell missbrauchte Kinder haben Angst, selbst bestraft (Heim) bzw. moralisch verurteilt zu werden. Sie befürchten, dass man sie beschuldigt, die sexuellen Handlungen selbst herbeigeführt zu haben Scham Sexualität ist in unserer Gesellschaft mit starken Tabus belastet. Über Sexualität zu reden ist peinlich

12 Gewalt erkennen Körperliche Symptome Innere Blutungen durch Schlagen oder heftiges Schütteln, Blutungen der Hirnhaut, Hirnquetschungen, Hämatome, Hautabschürfungen, Verbrennungen, Rissquetschwunden Verhaltensebene ängstlich, leicht schreckhaft, provozierend, apathisch, depressiv oder aggressiv, Schlaf- und Sprachstörungen, Tagträumen, Essstörungen, selbstzerstörendes Verhalten, Drogenkonsum

13 Sexuelle Gewalt erkennen Häufig ohne jede körperliche Gewaltanwendung! Symptome sind nicht eindeutig; Beispiele: Schlafstörungen Schulleistungsstörungen Störungen im Hygieneverhalten, Waschzwang Veränderungen in der Aktivität Angst Rückzug Stimmungswechsel Sexualisiertes Verhalten

14 Im Sportkontext Verletzungen, die nicht mit der sportlichen Betätigung/Freizeitverhalten des Kindes/Jugendlichen erklärbar sind Übertriebene oder unlogische Erklärungen von Verletzungen Wiederholtes Fernbleiben vom Training Soziale Isolation Geringes Selbstwertgefühl

15 Im Sportkontext Zurückschrecken bei Annäherung und Berührung Verhaltensauffälligkeiten: Selbstverletzendes Verhalten, aggressives und sexualisiertes Verhalten -> prinzipiell alle Symptome kinderpsychiatrischer Störungsbilder Psychosomatische Beschwerden: unspezifischer, wiederholter Bauchschmerz, aber auch Kopfschmerzen, Migräne, Gliederschmerzen

16 Folgen sexualisierter Gewalt Geheimhaltungssyndrom Sexualisierte Gewalt wird häufig verdrängt oder relativiert Selbstschutz oder auch Täterschutz Störungen der Körperwahrnehmung Amnesie oder Dissoziationen Sozialer Rückzug Plötzlich fehlendes oder übertriebenes Leistungsstreben

17 Folgen sexualisierter Gewalt Psychische Langzeitschäden umso gravierender je auswegloser die Situation erlebt wird je enger die Beziehung zwischen Täter und Opfer ist Beeinträchtigungen durch Geheimhaltungsdruck: Sprachlosigkeit, Wehrlosigkeit und Hilflosigkeit Psychosoziale Störungen: Posttraumatische Störungen Angststörungen, Depressionen Gefühle der tiefen Erniedrigung, Wertlosigkeit Bindungs- und Beziehungsprobleme Schuld- und Schamgefühle Sexuelle Dysfunktionen

18 Handlungsschritte bei vagem Verdacht: Kontakt mit KISZ aufnehmen Genau beobachten, Beobachtungen aufzeichnen Ihre Beobachtungen eventuell mit Bezugsperson besprechen (gibt es sonstige life events im Leben des Kindes, auf die die Verhaltensänderungen zurückgeführt werden können?)

19 Handlungsschritte bei konkretem Verdacht: Kontakt mit KISZ aufnehmen Gemeinsam wird überlegt, was im speziellen Fall für die Installierung eines Schutzraumes für das Kind erforderlich ist (ist Bezugsperson des Kindes kooperativ? Meldung an das Jugendamt/ sofortige Anzeige, Wegweisung etc.) Sie sind nie alleine für die Aufdeckung/das Beenden eines Missbrauchs verantwortlich!

20 TRAUMA ist ein gewaltvolles oder überwältigendes Ereignis, das die Bewältigungsstrategien eines Menschen überfordert, so dass dieser Mensch auf besondere Notfall- oder Überlebensstrategien zurückgreifen muss. Häufig geht dieses Ereignis mit einer (Lebens-) Bedrohung einher, kennzeichnend ist ein ausgeprägtes Erleben von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Auslieferung

21 Sexuelle Traumatisierung ist eine spezielle Art der Traumatisierung Ausgelöst durch Erfahrungen sexualisierter Gewalt wie zb: Sexualisierte Witze, Anspielungen, obszönes Ausfragen Zwang zum Konsum pornographischer Medien Exhibitionistische Handlungen Vergewaltigung sexuelle und/oder körperliche Misshandlung Unterschied: Traumatisierung durch Sexualität Traumatisierung der Sexualität

22 Schritte im Umgang nach sexuellem Traumaerleben Zuerst: Schutz und sichere Umgebung herstellen! dann Stabilisierung Distanzierung Ressourcenidentifikation dann Traumatherapie (Bearbeitung der traumatisierenden Erfahrungen)

23 möwe Spielzimmer

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25 Wohin wenden? Bei Kindern und Jugendlichen: Siehe Broschüren des BSO Kinderschutzgruppen an KH Kinderschutzzentren Jugendämter KiJa Erwachsene Frauen- und andere spezialisierte Beratungsstellen Interventionsstellen gegen Gewalt in der Familie Frauenhäuser Spezialisierte PsychotherapeutInnen

26 links Kinder- und Jugendanwaltschaften (gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen) (Frauenhäuser) Frauenhelpline 0800/222555

27 Angebote der möwe Telefonische und persönliche Beratung Krisenhilfe für Gewaltopfer Klinisch-psychologische Diagnostik Psychotherapie Prozessbegleitung Information und Prävention

28 5 möwe-kinderschutzentren: Wien Mistelbach Mödling Neunkirchen St. Pölten Telefonische Beratung und Terminvereinbarung: Montag Freitag, 9 19 Uhr