Vorab. Mein Weg zu den Hochbeeten

Transkript

1 Vorab Mit diesem Bericht bearbeite ich zwei Fernkursthemen. Im Februar/März wollten wir uns mit Designprozessen, -prinzipien oder -werkzeugen beschäftigen. Ich habe mich dafür entschieden, mein Hochbeet-Projekt anhand der Prinzipien von Holmgren zu überprüfen. Die April/Mai-Aufgabe behandelt das Thema Präsentieren. Für den Projekterundbrief soll ein Beitrag erstellt werden. Dieser folgt jetzt: Mein Weg zu den Hochbeeten Im Juli 2009 begann ich meine Permakultur-Design-Ausbildung. Ein gutes Jahr vorher war ich nach Schweden auf ein felsiges Stückchen Land gezogen. Die Entwicklung von Haus und Garten nach permakulturellen Prinzipien in Richtung Selbstversorgung sollten mein Hauptprojekt werden. Wie erwähnt, es ist felsig hier und gewachsenen Boden gibt es fast gar nicht. Mir fehlten Flächen für den Anbau meines Gemüses. Angeregt durch Manfred Webers Berichte, begann ich schon 2008 zu überlegen wie ich meine eigenen Hochbeete realisieren könnte. Aber Manfreds Methode würde bei mir nicht funktionieren. Er verankert seine Beete mit Pfählen im Erdreich - genau dieses fehlt mir. Kurzfristig spielte ich mit der Idee Trockenmauern als Wände zu errichten, doch das war mir zu massiv, aufwändig und endgültig. Als erstes Zwischenergebnis verwarf ich den Hochbeetbau, legte zwei Hügelbeete an und bepflanzte sie. Außerdem zog ich Gemüse in diversen Mörtelkübeln. Vergangenen Winter träumten wir von frühem Salat und einer Verlängerung der Vegetationsperiode. Ein klassisches Hilfsmittel hierfür ist das Mist-Früh-Beet. Frischer Pferdemist steht mir in unmittelbarer Umgebung zur Verfügung und Matthias, mein Mann, erklärte sich gerne bereit das Beet zu bauen. Ein kleines Missverständnis muss es gegeben haben, denn was dabei herauskam hatte einen eindeutigen Hochbeetcharakter. Bei der Füllung habe ich mich an Marie-Luise Kreuter orientiert, ca. 40 cm festgestampfter Pferdemist und darüber 20 cm Kompost (Kreuter, Marie-Luise: Der Biogarten, BLV Buchverlag, München 2009). Für das gewöhnlichen Frühbeet Mist-Früh-Hoch-Beet wird eine Grube ausgehoben und die zwei Lagen befinden sich in der Erde. Im Mist kommt schnell der Zersetzungsprozess in Gang bei dem die beteiligten Mikroorganismen reichlich Wärme produzieren. Bei unserem hohem Beet liegen das gesamte Füllmaterial oberirdisch. Matthias empfand eine deutliche Befriedigung beim Bau des Frühbeetes und so hat er bei der nächsten Möglichkeit gleich noch eins gebaut. Diesmal ein richtiges Hochbeet. 1

2 Technik Wie sind meine Hochbeete konstruiert? Die Angaben sind wie folgt gebündelt: 1. Früh-Hoch-Mistbeet 2. Hochbeet 1. Früh-Hoch-Mistbeet Materialien Bretter Kanthölzer Holzschrauben Folie Stahlstäbe (Nägel) Werkzeuge Holzsäge Schraubendreher Holzbohrer Beitel (Stemmeisen) Zeitaufwand 2-3 Arbeitstage (abhängig von persönlichem Geschick und Werkzeug) Füllmaterial 1. Schicht: cm frischer Pferdemist fest gestampft 2. Schicht: 20 cm Komposterde 3. Schicht: Mulch (z.b. Heu) nach dem Anstieg der Temperaturen im späteren Frühjahr Die aufgeklappten Einzelteile des Beetes 2

3 Die Maße der Einzelteile (beispielhaft) Fenster Rückteil Seitenteil Vorderteil Konstruktionsdetails 3

4 2. Hochbeet Materialien alte Paletten Bretter (Reste) Holzschrauben Stahlstäbe (Nägel) Werkzeuge Holzsäge Schraubendreher Holzbohrer Zeitaufwand 1 Arbeitstag (abhängig von persönlichem Geschick und Werkzeug) Füllmaterial 1. Schicht: grobes, organisches Material (Äste o.ä.) 2. Schicht: feineres, organisches Material (Mist/Laub) 3. Schicht: Komposterde 4. Schicht: Mulch (z.b. Heu) nach dem Anstieg der Temperaturen im späteren Frühjahr ggf. Zuschnitt der Paletten auf gewünschte Höhe Füllen der Lücken mit zurecht gesägten Brettern Befestigung der Verbindungen (gleiche Konstruktion wie oben) zusammenstecken - fertig Konstruktion im Bau Verbindungsdetail 4

5 Überprüfung anhand der Prinzipien von Holmgren Permakulturprinzipien Beobachte und interagiere. Fange Energie ein und halte sie im System. Erhalte einen Ertrag. Wende Selbstregulation an und akzeptiere Rückkopplung. Nutze und schätze erneuerbare Ressourcen und Dienste. Vermeide Abfälle. Entwirf vom Muster zum Detail. Schutz vor Fraßschäden durch Rehe und Schnecken, Schutz vor Spätfrösten, zusätzliche Vegetationsflächen. Wärmeenergie durch Zersetzungsprozesse unterstützt Pflanzenwachstum. Sonnenenergie erwärmt das Frühbeet, das Fenster hält sie. Hoch- und Frühbeete erhöhen meinen Gemüseertrag durch Verlängerung der Vegetationsperiode und Vergrößerung der -fläche. Die Hochbeete sind meine Reaktion auf einen Mangel an Vegetationsflächen. In Hochbeeten werden Erkenntnisse kombiniert und genutzt, z.b. Wärmeentwicklung bei Zersetzungsprozessen, lebendiger Boden... Pferdemist, Holzreste etc., Bodenheizung durch organische Verbrennungsprozesse, Sonnenenergie, Kompost... Alle verwendeten Bretter und Paletten sind bei Baumaßnahmen abgefallen und wären sinnlos verbrannt worden. Nutzung alter und gebrauchter Schrauben und Nägel. Nutzung von Plastikresten für das Fenster. Der verwendete Pferdemist wird von den Eigentümern der Pferde als lästiger Abfall betrachtet. Das Muster könnte eine optimal gelegene und versorgte Vegetationsfläche sein. Auch die Entstehung von Wärme bei organischen Zersetzungsprozessen ist ein Muster das hier angewandt wird. 5

6 Permakulturprinzipien Integriere anstatt zu trennen. Wende kleine und langsame Lösungen an. Schätze und nutze Vielfalt. Nutze Randzonen und schätze das Marginale. Reagiere kreativ auf Veränderung und nutze sie. Nutzung der Hochbeete zum Kompostieren groben Materials, Nutzung als Anzuchtfläche, Nutzung von Felsenbereichen die anders nicht als Vegetationsfläche zu Verfügung stünden. Entwicklung anderer Nutzungen in der Umgebung der Beete, z.b. Wassersammler. Nutzung der vertikalen Fläche, z.b. durch herabhängende Gurkenpflanzen. Die Nutzung der Paletten hat die Konstruktion wesentlich vereinfacht und die Bauzeit erheblich verkürzt. Die Konstruktion ist einfach und besteht aus leicht zerlegbaren Einzelteilen, die Beete sind somit flexibel einsetzbar. Die Hochbeete sind ein Glied in der Gemüseproduktion in meinem Garten. Der Anbau in den Beeten erfolgt in Mischkultur. Relativ arme Bereiche (Fels) erhalten durch die Hochbeete mehr Struktur und somit Randzonen. Die Hochbeete sind temporär und Teil meiner Sukzessionsplanung. Sie produzieren u.a. Komposterde für längerlebige Vegetationsflächen. Sie verschlingen momentan anfallende große Mengen an Ästen und Laub. Erfahrungen und Erwartungen Nach Ende der Dauerfrostperiode habe ich vorgezogenen Salat gepflanzt und Radieschen und Möhren gesät. Im Früh-Hoch-Mistbeet wächst es gut, demnächst wird die Ernte beginnen. Gelegentliche Nachtfröste waren bisher kein Problem. Die Beete ließen sich leicht händeln, der Aufbau war einfach und schnell erledigt und die angenehme Arbeitshöhe schont meinen Rücken. Die Frühbeet-Funktion ermöglicht mir bereits im frühen Frühjahr pflegeintensive und empfindliche Kulturen anzubauen. Das ist jetzt Frühgemüse 6

7 auf den Hügelbeeten noch nicht möglich. Bei der Standortwahl bin ich flexibel, ich könnte die Beete nächstes Jahr einfach umsiedeln. Die Fußbodenheizung ist träge angesprungen, das hat mich verwundert. Die oberirdische Lage von Mist und Kompost könnten ein Grund dafür sein, dass der Heizungseffekt nicht so stark ausfiel wie angekündigt. Die Temperatur, im Mist gemessen, lag lange um 10 C, allerdings gab es in der ersten Zeit draußen häufig noch Frost. Mittlerweile messe ich im Mist 15 C. Diese Temperatur herrscht aber auch schon in der 2. Schicht des einige Wochen später aufgebauten Hochbeets. Ich erwarte, dass die Beete eine reiche Ernte erbringen werden. Vermutlich wird mir die Spanische Wegschnecke (hier Mörderschnecke genannt) nicht zu viel weg fressen, weil sie hoffentlich nicht so einfach zum Ziel kommt. Die Beete stehen außerdem in trockenen Bereichen (Schotter, Fels), eine zusätzliche Hürde für die Schnecken. Der Möhrenfliege wird nachgesagt, dass sie sich nicht in Höhen über 50 cm wagt. Wenn das stimmt, sind die Möhren im Hochbeet gut geschützt. Ein weiteres Beet ist geplant. Es soll auf einer frisch gerodeten Fläche stehen. Ich verspreche mir davon, dass im Bereich des Beetes keine unerwünschten Pflanzen hochkommen und das Beet in seinem Inneren Kompost produziert, den ich im nächsten Jahr auf der Fläche gut gebrauchen kann. 7