Mein Auslandssemester in KUOPIO/Finnland im Herbstsemester Erfahrungsbericht -

Transkript

1 Mein Auslandssemester in KUOPIO/Finnland im Herbstsemester Erfahrungsbericht - Abbildung 1: Idylischer See in Kuopio / Wintereinbruch Georg Dohmes BWL-Spedition, Transport und Logistik (5.Semester) Savonia University of Applied Sciences International Business

2 Vorbereitung Zu Beginn mal eine generelle Frage: Wer war überhaupt schon mal in Finnland und seinen Nachbarländern? Nicht allzu viele können das von sich behaupten! Daher hat mir die Aussicht, Finnland als Auslandssemesterziel zu wählen, nach Lesen der Erfahrungsberichte aus den vorangegangenen Jahren und persönlichen Hinweisen durch Ehemalige immer besser gefallen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass diese Wahl genau die richtige war. Bereits die Bewerbungs- und Vorbereitungsphase war recht unkompliziert, da man von Seiten der DHBW Lörrach und in besonderem Maße von der Gasthochschule in Finnland hilfreiche Unterstützung bei Formalitäten, Fächerwahl etc. bekommt und alle wichtigen Dokumente auch per Post erhält. Sehr modern ist das Anmeldeverfahren an der Savonia University in Finnland, bei dem man alle benötigten Dokumente und Informationen in einem Online- Verfahren nach und nach uploaden kann. Anreise und Unterkunft Nach der Zusage stellt sich natürlich die Frage, wie und mit was man unterkommen soll in einem Land, dessen Sprache man nicht spricht. Aber auch das war nicht allzu schwierig. Die Savonia leitet einen zur Kuopio Student Housing Company (Kuopas) weiter, die einem ein Apartment in einer 3er oder 4er-WG mit anderen Studenten (nur reine Mädels- oder Jungs- Apartments) zuteilt. Bei der Wunschangabe des Wohnortes würde ich den Ortsteil Neulamäki angeben, da dort die meisten internationalen Studenten untergebracht werden. Die Miete wird 2014 um die 320 pro Monat betragen. Wer lieber mit Finnen zusammenwohnen will, sollte sich eher auf dem privaten Wohnungsmarkt bewegen; das kann in vielen Fällen sogar günstiger sein, aber auch aufwendiger. Viel mitbringen außer (warme) Klamotten muss man eigentlich nicht, da mit etwas Glück viele nützliche Dinge, welche die Vormieter dagelassen haben, in den Schränken versteckt sind (z.b. Schlittschuhe, Rodelteller oder Küchenutensilien). Alles andere kann man sich in gut bestückten Second Hand-Shops für wenig(!) Geld oder per Survival-Pack, das anfangs angeboten wird (und u.a. Bettwäsche, Besteck, Klopapier enthält) aneignen. Die Anreise ist zu Beginn und in einem neuen Land mit dem Flugzeug am angenehmsten, günstiger ist es allerdings ab Helsinki mit dem Zug oder Überlandbus nach Kuopio zu reisen. Wer sparen will, sollte das auf jeden Fall auch für den Rückflug beachten. Denn: Inlandsflüge in Finnland sind extrem teuer. Abgeholt wird man in beiden Fällen, also Bahnhof oder Flughafen Kuopio, von einem der Tutoren. Sie bringen einen zur Wohnung, am ersten Uni- Tag zur Uni und geben allgemein viele Tipps und Ratschläge.

3 Studium Die Savonia University entspricht mehr oder weniger dem deutschen Modell der Fachhochschule. Das System an sich empfand ich als recht verschult und weit weniger hart als an der DHBW. Das Lernen wird dadurch recht angenehm. Die Dozenten und der Stundenplan sind sehr locker, was ich manchmal als zu lasch empfunden habe. Dafür muss man deutlich mehr an Hausarbeiten (oftmals als Gruppenarbeit) schreiben, die meistens bis zu 50% der Endnote in einem Fach ausmachen. Dadurch sitzt man dann auch zu Hause schon mal was länger über diesen reports, vor allem im Oktober und November. Generell kommt man aber mit dem Studium an der Savonia gut zurecht, die DHBW-Arbeitsgewohnheiten helfen einem ganz gut weiter. Da ich mich über das Studium an der Savonia bereits vorher ausreichend informiert hatte, war ich auch nicht überrascht von diesem System und wusste bereits, dass man keinen allzu harten Unialltag und viel neuen Lernstoff erwarten darf. Fächer sind zum Beispiel International Business/Marketing/Law oder Finnisch für Anfänger. Wer will kann übrigens auch als International Business-Student exotische Fächer des Tourismusbereichs wählen. Ich hatte zum Beispiel Matching Food and Wine als Kurs, absolut empfehlenswert. Umwählen kann (und muss man manchmal auch) noch zu Beginn des Semesters. Man muss bloß alles mit der Studiengangsleitung der DHBW absprechen. Alltag und Freizeit Auch wenn es mit der Zeit immer früher dunkel wird, woran man sich schnell gewöhnt, kann man doch einiges unternehmen in und um Kuopio herum. Das Touristenprogramm ist zwar nach 1-2 Wochen ausgeschöpft, aber ob man das ganze im Sommer (bis Mitte September) oder Winter macht, ist ein Unterschied. So sieht z.b. die Landschaft von oben vom Puijo- Tower im Sommer ganz anders aus als im Winter. Die Studentenorganisationen bieten ebenfalls viele Aktivitäten an, wovon das meiste auf Partys entfällt. Diese sind immer sehr lohnenswert, da dadurch viele Erasmus-Studenten zusammen kommen und die Stimmung durch Challenges oder kleine Wettbewerbe immer blendend ist. Gute Clubs und Pubs zum Weggehen gibt es ebenfalls, am besten hat mir das Onnela und der Ale Pupi gefallen. Ob das Angebot für einen ausreichend ist, kommt natürlich auch darauf an, ob man Großstadt oder Dorfleben gewohnt ist. Auch in den Studentenwohnblöcken gibt es wöchentlich immer Grund zum Feiern oder zu gemeinsamen Aktionen (Fußball, Poker, Kochen, Schneemann bauen etc.). Mein Tipp ist einfach ein bisschen offen zu sein und möglichst viele Events mitzumachen, da man ein solch multikulturelles Zusammenleben in der Form wahrscheinlich nur einmal erlebt. Einmal die Woche dienstags ist Saunatag im Wohnblock Neulamäki. Dann kann eine gemeinsame Sauna kostenlos zu bestimmten Zeiten genutzt werden. Auch die Smoke-Sauna im Stadtteil Rauhalahti ist definitiv einen Besuch wert, am besten im Winter, weil man dann zwischendurch ins Eiswasser springen kann ;-) Waschmaschinen stehen in jedem dritten Wohnhaus bereit. Man muss sich nur rechtzeitig für Waschzeiten eintragen. Es gibt außerdem einen separaten Raum zum Trocknen.

4 Transporttechnisch stehen einem in Kuopio Bus, Fahrrad oder Laufen zur Auswahl. Das Monatsbusticket liegt bei 45, für das gleiche Geld kann man sich auch ein gebrauchtes Fahrrad kaufen. Allerdings muss man hier schnell sein, da Bikes sehr begehrt und eine gute Alternative zum Bus sind, zumindest bis Mitte November. Der letzte Nachtbus ab der Innenstadt fährt leider schon um 2 Uhr nachts, zurück laufen nach Neulamäki dauert dann knapp ne Stunde (Taxi geht natürlich auch). Von Neulamäki aus braucht man mit dem Bus ca. 15min zur Uni, plus Fußweg insgesamt 25min. Mit dem Fahrrad ist man mit 15min deutlich schneller, zu Fuß braucht man ca. 35 min. Abbildung 2: Beer Pong Turnier im Puikkari-Clubbing Reisen Ein wichtiger Teil während des Aufenthalts ist Reisen! Ich persönlich habe so gut wie alle Angebote wahrgenommen und ich empfehle es gerne weiter. Die meisten Reisen können über die Studentenorganisation gebucht werden, man sollte hier mit der Anmeldung nur nicht trödeln, sondern direkt buchen. Ein Muss für alle ist die Lappland-Tour im Dezember, die man so schnell nicht wieder vergisst, Stichwörter Rentierschlittenfahrt, Schneemobil fahren (Highlight!), im Arktischen Ozean baden oder Schneeschuhwandern. Außerdem kann ich St.Petersburg (Russland) und die Bootsfahrt nach Stockholm sehr empfehlen. Helsinki und die Städte in Finnland allgemein sind dagegen eher weniger spektakulär, aber sie gesehen zu haben schadet auch nicht, zumindest in Helsinki sollte man mal gewesen sein. Weitere zu empfehlende, private Reisemöglichkeiten sind Tallinn (Estland) und Lappland im Herbst. Bei letzterem haben wir an einem finnischen Wanderwochenende in einem lappländischen Nationalpark mitgemacht (inklusive Zelten, Rentierverköstigung, Lagerfeuer, Sauna und

5 traumhafter Landschaft). Dieser Trip hieß INSSI COOPER und ist ein echter Geheimtipp, da selbst unsere Tutoren nichts davon wussten. Abbildung 3: Wanderroute im herbstlichen Lappland Fazit Ich möchte meinen Aufenthalt in Kuopio und Finnland auf gar keinen Fall missen. Ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Der Zeitraum von 4 Monaten ist nahezu perfekt, da man neben dem Studium die Zeit gut für oben genannte Aktivitäten nutzen und die Reiseaktivitäten genau unterbringen kann. Langeweile oder Heimweh kamen dadurch eigentlich so gut wie nie auf. Nicht zu viel erwarten darf man vom geistigen Studium an sich an der Savonia, allerdings sollte man den Aufwand zwangs Hausarbeiten trotzdem nicht unterschätzen. Und: Wer bereits einigermaßen Englisch kann, wird keinerlei Sprachprobleme bekommen. Also: Mutig sein und Finnland als Auslandssemesterziel angeben! Es war eine tolle Zeit. Abbildung 4: Polarlichter in Lappland