Projekt zur Erstellung eines Online-Fachwörterbuches der Linguistik (Deutsch-Italienisch)

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1 Europäische Hochschulschriften / European University Studies / Publications Universitaires Européennes 384 Projekt zur Erstellung eines Online-Fachwörterbuches der Linguistik (Deutsch-Italienisch) Bearbeitet von Carolina Flinz 1. Auflage Taschenbuch. 166 S. Paperback ISBN Format (B x L): 14,8 x 21 cm Gewicht: 240 g Weitere Fachgebiete > Literatur, Sprache > Angewandte Sprachwissenschaft > Lexikologie, Lexikographie schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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3 13 Einleitung Die vorliegende Arbeit möchte die wichtigsten Vorüberlegungen und die darauffolgenden Entscheidungen zur Herstellung eines deutsch-italienischen Online- Fachwörterbuches der Linguistik darstellen, was an der Universität Pisa erarbeitet worden ist. Das Wörterbuch trägt den Namen Dizionario tedesco-italiano di terminologia linguistica (DIL) 1 und ist auf dem Datenserver der Universität Pisa gespeichert. Es ist unter der Adresse /glossword/ aufzurufen, auch wenn Links zu anderen Homepages, wie zum DAAD, zum Goethe Institut, zur Scuola Normale Superiore di Pisa in der Zwischenzeit entstanden sind. DIL wurde als empirischer Teil der Doktorarbeit 2 erarbeitet und ist weiterhin ein Projekt des Deutschen Instituts der ehemaligen Fakultät Lingue e Letterature Straniere (Foschi Albert 2004: 44f, Flinz 2010: 67f, Flinz 2011: 185f). Die Idee, ein zweisprachiges Wörterbuch der Linguistik zu erstellen, war damals mit praktischen Zielsetzungen verbunden, denn es existierte weder im Handel noch auf dem Online-Markt ein einziges Fachwörterbuch der Linguistik für das Sprachenpaar Deutsch-Italienisch. Nach der Universitätsreform Ende der neunziger Jahre hatte das Fach Deutsche Linguistik in Italien einen enormen Aufschwung erfahren, so dass der Bedarf an einem solchen Instrument sowohl für die Didaktik als auch für die Forschung von großer Relevanz geworden war. Die Situation hat sich mittlerweile nicht geändert und Produkte dieser Art sind in Italien noch eine Seltenheit. Zweck der Dissertationsarbeit war diese Lücke im lexikographischen Panorama auszufüllen und die theoretischen und praktischen Grundlagen für ein deutsch-italienisches Online-Wörterbuch der Linguistik zu legen, die auch für die Erarbeitung zukünftiger Wörterbücher dieser Art dienen könnten. Diese Arbeit möchte also die Grundstruktur des Online- Wörterbuches in ihren Hauptmerkmalen vorstellen, um Anregung für ähnliche Arbeiten und zukünftige Kollaborationen mit diesem Projekt zu sein 3. DIL vereinigt Eigenschaften des Sachwörterbuchs und des Sprachwörterbuchs und ist enzyklopädisch angelegt. Die Lemmata sind in deutscher Sprache verfasst, während die Kommentarsprache Italienisch ist. Jedem Eintrag folgen 1 Im Folgenden wird anstelle des ganzen Namens des Wörterbuches die Bezeichnung DIL verwendet. 2 Die Doktorarbeit wurde im Rahmen des Doktorats Linguistica generale, storica, applicata, computazionale e delle lingue moderne (italiano, inglese, francese, spagnolo, tedesco) der Universität Pisa geschrieben. L-LIN/14- Lingua e traduzione-lingua Tedesca ist der spezifische Sektor. 3 Stand März 2014: 375 Einträge zur Disziplin DaF und Lexikographie. In Bearbeitung sind folgende Bereiche: Textlinguistik und Fachsprachen.

4 14 morphosyntaktische Angaben wie Genus und Numerus, das italienische Äquivalent bzw. die Äquivalente zu den deutschsprachigen Fachtermini, ebenso die Definition und Erklärung. Literaturangaben und Angaben zu den benutzten Quellen vervollständigen den Artikel. Als Online-Fachwörterbuch kann DIL ständig erweitert und verbessert werden. Die Entscheidung für das Internet als Publikationsmedium des Wörterbuches ist getroffen worden, weil es unmöglich ist angesichts der eintreffenden Variablen, ein perfektes, jeder Kritik standhaltendes, lexikographisches Werk herzustellen (Götz/Herbst 1984: 10) und weil Korrekturen von gedruckten Medien sehr aufwendig sind und nicht sofort eingearbeitet werden können. Nach dem einleitenden Kapitel enthält das erste Kapitel eine Darstellung des Forschungsstands der Lexikographie und der Fachlexikographie; auch die Hauptmerkmale des Fachwörterbuches werden festgelegt und mit benachbarten Wörterbuchtypen konfrontiert, so dass auf Funktionen, Ziele und sonstige Eigenschaften dieser Art von Nachschlagewerken exkursartig eingegangen werden kann. Im zweiten Kapitel wird ein geschichtlicher Überblick zur lexikographischen Arbeit im linguistischen Bereich (sowohl im Print- als auch im Online- Medium) in Deutschland und Italien vorgestellt: Es wird auf die wichtigsten Eigenschaften der lexikographischen Produkte eingegangen und insbesondere wird auf die Unterschiede zwischen Print- und Online-Format hingewiesen. Das dritte Kapitel geht detailliert auf das Projekt eines deutsch-italienischen Online- Fachwörterbuch der Linguistik (DIL) ein: Vorteile und Nachteile des Online- Mediums werden vorerst vorgestellt und diskutiert; anschließend wird auf die verwendeten technischen Mittel eingegangen. Der Rezipientenkreis sowie die hypothetischen Funktionen des Wörterbuches und die lexikographischen Kriterien werden vorgestellt und beschrieben. Es wird erklärt, was bei der Planung eines Fachwörterbuches wichtig ist und welche Kriterien und Lösungen gewählt worden sind. Die Eingrenzung des Lemmabestandes auf Basis fachübergreifender Eigenschaften wird problematisiert. Schließlich wird detailliert sowohl auf die Makrostruktur als auch auf die Mikrostruktur eingegangen. Entscheidungen werden begründet und auch durch Screenshots vorgestellt. Bestand des letzten Kapitels sind Schlussbermerkungen, die den Status quo des Projektes zusammenfassen und Zukunftsperspektiven und Desiderata vorstellen.

5 15 1 Stand der Forschung Die Entwicklung der Lexikographie und ihre Etablierung als anerkannter Wissenschaftszweig werden im Folgenden dargestellt, denn Wörterbücher sind schon in alten Zeiten geschrieben worden, aber die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen ist eine recht junge Tätigkeit. Noch später entwickelte sich die Fachlexikographie: Es wird auf die wichtigsten Etappen sowie die bevorzugten Thematisierungen eingegangen. Die Hauptmerkmale des Fachwörterbuches und seine Unterschiede und Kontaktpunkte zu angrenzenden Wörterbuchtypen werden vorgestellt und problematisiert. 1.1 Lexikographie Lexikographie ist eine wissenschaftliche Praxis, die darauf ausgerichtet ist, als Gebrauchsgegenstände Sprachnachschlagewerke [ ] entstehen [zu lassen], so daß durch diese eine andere kulturelle Praxis, nämlich die der Benutzung von Sprachnachschlagewerken, insonderheit die der Wörterbuchbenutzung, ermöglicht wird (Wiegand 1998: 62) Wörterbücher: von der Antikität zum modernen Zeitalter Lexikographie ist eine sehr alte Praxis, denn Wörterbücher und andere lexikographische Werke, wie enzyklopädische Werke oder Glossen, haben eine lange Tradition, da sie eng mit Schriftkulturen verbunden sind. Die Gründe für die Entstehung von Wörterbüchern sind unterschiedlich und können stark variieren, da sie sehr eng mit der jeweiligen Gesellschaft verbunden sind: Es können religiöse, politische, wirtschaftliche, sprachliche und auch wissenschaftliche Faktoren sein. Meistens waren es die kulturtragenden Gesellschaften und deren Institutionen, die sich für die Lexikographie eingesetzt und diese gefördert haben, insbesondere um Verständigungsprobleme zu überwinden (Hausmann 1989a: 2). Als Konstanten werden Befriedigung der Nachschlagebedürfnisse und Dokumentationswünsche des Kollektivs genannt (Hausmann 1989a: 1). Die ältesten Wörterbücher sind zweisprachig, und sie sind mit religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Motiven verbunden. Sie stammen aus dem Orient, wie die Tontafeln mit zweisprachigen (sumerisch-akkadischen) Wortlisten bezeugen. Diese , bereits 4000 Jahre alten Tafeln 4 (Collison: 1982, McArthur: 1986) sind als das erste Wörterbuch zu betrachten. Sie wurden 1964 in Syrien bei der Ausgrabung der Stadt Ebla gefunden und sind in Kolumnen 4 Sie liegen in quasi-alphabetischer Reihenfolge mit Angaben zur Aussprache vor (Schaeder 1987: 5).

6 16 angeordnet (sumerisch und akkadisch). Das Organisationsprinzip der Einträge ist unterschiedlich: nach Sachgruppen, nach Klang am Wortanfang und nach Zeichenformen. Diese zweisprachigen Listen, wie auch andere dieser Art (auch mehrsprachige), dienten praktischen Zwecken: Sie ermöglichten es den Völkern, ihre wirtschaftlichen, sozio-politischen und kulturellen Beziehungen zu pflegen. Die einsprachigen Wörterbücher stammen hingegen aus dem 1. Jahrtausend vor Christus; sie wurden geschrieben, um alte und heilige Texte zu kommentieren und schwierige bzw. seltene Wörter wurden am Seitenrand erklärt. Wörterbücher dieser Art kann man in Ägypten, Indien, Griechenland und Rom finden (Della Valle 2005: 10). Die aus dem Mittelalter erhaltenen Werke sind hingegen augenscheinlich mit dem Bedürfnis verbunden, lateinische Texte verständlich zu machen. Der lateinische Wortschatz sollte vermittelt werden und die Kenntnis über die Schriften antiker Autoren sollte in den Klöstern gefördert werden. Hierbei sind zwei Arten von lexikographischen Werken zu unterscheiden: 1) Glossen, die marginal (am Rand), interlinear (zwischen den Zeilen) und in den Textzeilen (Kontextglossen) angebracht sind (Henne: 1973). Es handelt sich um Einzelwörter oder Wortgruppen, die eine Übersetzung oder Erklärung lateinischer Wörter in althochdeutscher Sprache leisten 5 ; 2) Glossare, die Lateinisch als Ausgangssprache nachweisen (Osselton: 1983) und die jeweilige Volkssprache als Zielsprache. Die lateinischen Wörter werden erklärt, und oft finden sich beigefügte Äquivalente. Aus diesem Zeitraum stammen auch zwei Monumentalwerke: 1) Das Etymologiarum sive originum libri viginti, das vom Erzbischof und Theologen Isidor von Sevilla um n. Chr. geschrieben wurde, und 20 Bücher umfasst. Das ganze Wissen seiner Zeit ist in diesem Kompendium (Enzyklopädie) zusammengestellt 6 ; 2) Das De rerum naturis 7 (bzw. de universo) (um n. Chr.) vom Erzbischof Hrabanus Maurus, das aus 22 Büchern besteht 8. Diese Realenzyklopä- 5 Durch Glossen wurden ca. drei Drittel des frühmittelalterlichen deutschen Wortschatzes überliefert. Die Zahl ist auf Glossen zu schätzen (Sonderegger 1987: 58). 6 Die Bücher weisen folgende Themen auf: Grammatik; Rhetorik und Dialektik; Mathematik, Musik, Astronomie; Medizin; Rechtswesen und Zeiteinteilung; Bücher und Kirchenfeste; Gott, Engel, Heilige; Kirche, Sekten, Religionen; Sprachen, Völker, Reiche; Wörter, Namen, Begriffe; Mensch; Tiere; die Welt und ihre Einteilung; die Erde und ihre Einteilung; Gemeinschaftsleben; Steine und Metalle; Landbau; Krieg und Spiele; Hand werk; Gebrauchsgegenstände. 7 Es handelt sich um eine erweiterte und überarbeitete Neuauflage einiger Bücher der Enzyklopädie Isidors. Sie erschien zum ersten Mal 1473 unter dem Titel De rerum naturis seu de Universo.

7 die der Wissenschaften behandelte nicht nur die Bedeutung der Wörter und Eigenschaften der Dinge, sondern auch deren mystische Bedeutung. Sie weist lateinische Lemmata mit deutscher Übersetzung auf. Noch in der Renaissancezeit sind die zweisprachigen Wörterbücher am Lateinischen orientiert, und auch die ersten Wörterbücher, die als Ausgangssprache eine moderne Sprache haben, sind in einem gewissen Maße umgekehrte Lateinwörterbücher, da die ganze Makrostruktur auf das Lateinische zugeschnitten ist. Das älteste Wörterbuch im deutschen Raum ist ein lateinisch-deutsches Glossar (Schippan: 1992): das sogenannte Abrogans 9 (bzw. Abrogans deutsch, um 790), das ein lateinisch-althochdeutsches Glossar mit althochdeutschen Wörtern und Belegen ist. In seiner ersten Fassung handelt es sich um ein Synonymwörterbuch, das sich auf ein lateinisches, alphabetisch geordnetes Werk, stützt und seltene und biblische Ausdrücke durch gängigere Wörter erklärt. In einer späteren Fassung wurde das Wörterbuch ins Deutsche übersetzt : Sowohl das lateinische Stichwort als auch die lateinische Wiedergabe wurden mit althochdeutschen Termini glossiert (Bischoff/Duft/Sonderegger: 1977). 10 Nach Henne kann man hingegen von der umgekehrten Richtung, d.h. einem deutschen Lemma mit lateinischer Entsprechung, erst mit dem vor 1384 verfassten Glossar, das dem lateinisch-deutschen Glossar von Fritsche Closener [ ] beigegeben ist und hier gewissermaßen als deutsch-lateinischer Index fungiert (Henne 1973: 587), sprechen. In diesem Werk geht das deutschlateinische Wörterverzeichnis (das Abgrunde-profundem-Glossar, so benannt nach dem ersten Wörterbuchartikel) sogar dem lateinisch-deutschen Glossar voraus (Grubmüller/Kunze/Steer 1995: 80f). Aus dem Jahre 1424 stammt das ausschließlich in Manuskripten überlieferte Werk von Georg von Nürnberg: der italienisch-deutsche Reisesprachführer, der für Handelsleute gedacht war (Marello 1996: 133). Er enthält auch ein onomasiologisch geordnetes Verzeichnis Die Aufteilung in 22 Büchern folgt nicht wie bei Isidor dem System der sieben Freien Künste, sondern entspricht dem des Alten Testaments. Das Werk wurde erstmals 1467 gedruckt. 9 Das Originalexemplar wird in der Stiftsbibliothek St. Gallen aufbewahrt. 10 Dieses Wörterbuch hatte eine aktive Rolle für das ganze Mittealter und wurde auch nach der Erfindung des Buchdruckes weiter verwendet, wie auch das Vocabularius ex quo, ein alphabetisches Lateinisches-Deutsches Wörterbuch, bezeugt (Horan/Watts/Langer 2009: 86f).

8 18 Die meisten Wörterbücher dieser Zeit dienten wie die oben genannten praktischen Zwecken: Sie waren eine Hilfe für Reisende, Händler und Lehrer. Die Entstehung der Vorläufer der modernen Wörterbücher wurde erst durch den Aufstieg der Volkssprachen und die Erfindung des Buchdrucks (1450) ermöglicht (Haensch: 1984). Das erste Wörterbuch nach modernem Verständnis, das als Ausgangssprache eine moderne Kultursprache hat, stammt aber aus Spanien: das Dictionarium ex hispanensi in latinum sermonem von A. Nebrija (1495). In diesem Wörterbuch werden spanische Lemmata auf Latein erklärt 11. Die ersten Wörterbücher mit zwei modernen Sprachen als Ausgangs- und Zielsprache (Italienisch-Deutsch und Deutsch-Katalanisch) sind: 1) das Libro el quale se chiama introito e porta (1477) von Adam von Rottweil (Nied Curcio: 2006). Es handelt sich um ein zweisprachiges Wörterbuch (Venezianisch-Deutsch), speziell für Händler und Reisende, in dem die Wörter in unterschiedliche Sektoren eingeteilt sind 12. Es beinhaltet onomasiologisch konzipierte Wortlisten. In seinen folgenden Auflagen wurde es auch mehrsprachig; 2) das 1502 gedruckte El Vocabolari molt profitós per apendre lo catalanalamany y lo alamany-catalan von J. Rosenbach. Es ist das erste Wörterbuch, das das Katalanische mit einer anderen Volkssprache verbindet und umfasst 72 Blätter. Der Grund für die Entstehung ist in beiden Fällen die Verständigung in Handelstätigkeiten und auf Reisen. Aus diesem Zeitraum sind im deutschen Raum mehrere zweisprachige Glossen mit Hinweisen zu Orthographie, Betonung, Synonymie und teilweise auch zur Grammatik zu finden. Das erste zweisprachige bidirektionale Wörterbuch mit Einträgen in alphabetischer Reihenfolge wird 1605 von Hulsius in Nürnberg veröffentlicht und folgt dem Modell eines 1596 gedruckten italienischfranzösischen Wörterbuches (Nied Curcio 2006: 58): Dictionarium Teutsch- Italiänisch und Italiänisch-Teutsch 13. Im Jahrhundert sind in Europa mehrere nationalsprachliche Wörterbücher geschrieben worden. Die Motivation lag dabei vor allem in der nationa- 11 Auf der Basis von diesem Werk und dem früheren Wörterbuch Universal vocabulario en latin y en romance (1490) von Palencia entstehen auch weitere zweisprachige Wörterbücher: vgl. u.a. Pedro de Alcalás Vocabulario arábigo en letra castellana (1505), Gabriel Busas Diccionario latino-espanol (1507) (Pöll 2002: 122f). 12 Der Einfluss von Georg von Nürnbergs Reisesprachführer (1424) ist stark ersichtlich (Nied Curcio 2006: 58) flossen die zwei Werke im Dittionario italiano-francese-tedesco; francese-italianotedesco; tedesco-francese-italiano zusammen (vgl. Asher 1962: 12-16, Hausmann 1984: 307f.).

9 len Einstellung und im Bedürfnis zur Kodifizierung der eigenen Sprache. Eines der bedeutendsten Beispiele dieser Art von Wörterbüchern stammt aus Italien; es handelt sich um das Vocabolario della Crusca, das 1612 in Venedig von der florentinischen Accademia della Crusca veröffentlicht worden ist. Es ist das erste lexikographische Meisterwerk in einer modernen Sprache (Della Valle 2005: 15) 14. Das Bedürfnis nach der Kodifizierung der deutschen Sprache ist erst im 17. und im 18. Jahrhundert entstanden 15. Matthias Kramer, einer der wichtigsten Lexikographen seiner Zeit, veröffentlicht nämlich Das herrlich Gross Teutsch- Italienische Dictionarium, oder Wort- und Red-Arten-Schatz der unvergleichlichen Hoch-teutschen Grund- und Haupt-Sprachen in den Jahren , und K. Stieler gibt 1691 (Nachdruck 1968) ein grammatisch-normativ ausgerichtetes Wörterbuch (Hausmann: 1989) Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs oder Teutscher Sprachschatz heraus. Von 1793 bis 1801 wurde das Grammatisch-kritische Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart von J.C. Adelung veröffentlicht. In seinen vier Quartbänden werden differenziert und systematisch in rund Artikeln die Herkunft, die Bedeutung und der Gebrauch des deutschen Wort- und Sprachschatzes im 18. Jahrhundert beschrieben. Es handelt sich somit um die bis dahin umfassendste Dokumentation des deutschen Wortschatzes, aber auch eine Entwicklung in der lexikographischen Methodik. Es ist die zweite Ausgabe eines zwischen 1774 und 1786 als Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders der Oberdeutschen. Die Zahl der Wörterbücher erhöhte sich noch deutlicher im 18. Jahrhundert, aber eine der größten Leistungen im deutschsprachigen Raum wurde erst zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert vollbracht: Es handelt sich um das Deutsche Heute wird von der Accademia della Crusca ein sehr interessantes digitales Archiv angeboten, das mehr als Wörterbücher, 400 Grammatiken, 170 Manuskripte, Lemmata aus der Fachsprache (von Leopoldo de Medici zusammengestellt) auflistet: La fabbrica dell italiano. Cinque secoli di strumenti. Accademia della Crusca. 15 Andere wichtige Wörterbücher im damaligen Europa waren: das Essais d un dictionnaire universel (1690) von A. Furetière und Le Dictionnaire de l Accadémie françoise (1694) von J.B. Coignard in Frankreich, das Diccionario de la lengua castellana por la Real Academia Espanola ( ) in Spanien, A Table Alphabetical von R. Cawdrey (1604) und das Dictionary of the English Language (1744) von S. Johnson in England. 16 Der Autor macht sich an vielen Punkten sogar Gedanken über die möglichen Schwierigkeiten des Deutschen als Fremdsprache (Miehling 2002: 47f).

10 20 Wörterbuch, begonnen von J. und W. Grimm. Der erste Band (a-biermolke) wird 1854 veröffentlicht 17. Seit Mitte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts ist die lexikographische Tätigkeit von den Migrationsströmungen der Arbeiter beeinflusst, die die Entstehung von Wörterbüchern verschiedenster Art fördern. Heute kann man in fast jedem Haushalt mindestens ein Wörterbuch oder ein Lexikon finden (Schaeder 1987: 10). Mit dem Wachstum der Gesellschaft und der Popularisierung der Kultur ist auch die Anzahl der Wörterbücher sowie der Bedarf daran gestiegen: Es kann daraus geschlossen werden, dass die Existenz dieser Instrumente auf der einen Seite mit der Pluralität der Sprachen und deren Varietät zu tun hat und auf der anderen mit dem gegenseitigen Verständigungswillen Lexikographie als Wissenschaft Während das Wörterbuchschreiben an sich eine lange Tradition hat, stellt die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen wichtigen Werkzeugen eine ziemlich junge Forschungsrichtung dar. Lexikographie, im Sinne einer systematischen, wissenschaftlichen Beschäftigung mit Wörterbüchern, beginnt im deutschen Raum erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Folgende Punkte haben Forscher am meisten interessiert und sind Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen geworden: 1) die Frage, ob Lexikographie Theorie oder Praxis ist. Die Meinungen sind hier sehr unterschiedlich 18, denn es gibt Autoren, die den praktischen Aspekt als konstitutive Eigenschaft 19 ansehen (vgl. u.a. Bahr: 1978, De Tollenaere: 1979, Haensch: 1984, Link/Schaeder: 1989, Vennemann/Jacobs: 1982) und Wissenschaftler, die beide Aspekte (theoretische und praktische) für wichtig halten (vgl. u.a. Haensch: 1984, Lewkowskaja 1968: 266, Schaeder 1981/1987, Vennemann/Jacobs: 1982, Wiegand: 1977/1984/1989b/1998). Für Wiegand ist jedoch eine Gleichzeitigkeit der zwei Tätigkeitsfelder nicht möglich, da für ihn die Lexikographie ein vortheoretisch erfahrbare[r], empirische[r], Gegenstandsbereich, aus dem [ ] die wissenschaftlichen Gegenstände gewonnen werden (Wiegand 1998: 46), ist; wurde das zweite Band und 1862 das dritte Band veröffentlicht; 2012 folgte die Ver öffentlichung von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. 18 Es gibt auch Autoren, die der Disziplin jede Wissenschaftlichkeit absprechen (Gove 1967: 7, Bahr 1978: 98, De Tollenaere 1979: 119) und auch einen unbestimmten Status zuweisen (Landau 2001). 19 Der Bezug zur Praxis wird sowohl als positiv (vgl. Haensch 1984, Schaeder 1981, Vennemann/Jacobs 1982, Wiegand 1998 etc.) als auch als kritisch beurteilt (vgl. Bahr 1978 und De Tollenaere 1979).