1. Wir gehen aus vom Anfang des Prologes des Johannes-Evangeliums:
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- Monika Bärbel Becke
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1 Prof. Dr. Alfred Toth Der semiotische Schöpfungsprozesses 1. Wir gehen aus vom Anfang des Prologes des Johannes-Evangeliums: Darin wird folgendes berichtet: Zeile 1: Das Wort, d.h. das Zeichen, ist primordial über das Objekt. Zeile 2: Gott ist das Zeichen, d.h. er ist Subjekt und steht damit seiner Schöpfung als Menge von Objekten gegenüber. Zeile 3: Es gibt keine andere als eine semiotische Schöpfung, d.h. ALLE Objekte sind durch Zeichen geschaffen. Zeile 4: Das Subjekt ist das Licht. Zeile 5: Die Welt der Objekte hat das Licht nicht erfasst. Das subjektive Licht, von dem hier so nachdrücklich die Rede ist, ist somit negativ, genauso wie das Subjekt in der 2-wertigen aristotelischen Logik negativ ist, während das Objekt positiv designiert wird. Es handelt sich somit um ein kenomatisches, nicht um ein pleromatisches Licht (vgl. Toth 2010), zu 1
2 dem man die folgenden, in Toth (2007, S. 122) versammelten Textstellen vergleiche: Dass die Welt dieses Licht nicht erfasst, dürfte somit klar sein: es ist das in der Finsternis brennende subjektive Licht, das die Objekte kaum erleuchtet. Der Anfang des Johannes-Evangeliums ist somit im selben Geiste geschrieben wie die bereits von Günther zitierte Stelle Amos V 18: Gott ist selbst als Subjekt das Licht in der Finsternis der von ihm semiotisch geschaffenen Objekte. 2. Die biblische Schöpfung, wenigstens soweit sie im Johannes-Evangelium mitgeteilt wird, steht somit in eklatantem Gegensatz zur naturwissenschaftlichen Schöpfung, die ihrerseits auf der 2-wertigen aristotelischen Logik basiert, für die, wie gesagt, die Objektivität die Domäne des Wahren, Guten und Schönen, kurz: Positiven und folglich die Subjektivität die Domäne des Falschen, Schlechten und Hässlichen, kurz: Negativen ist. Auf der 2-wertigen Logik beruht nun aber auch die Semiotik, und sie basiert auf einem Semiose- Modell, das wiederum beim Objekt und nicht beim Zeichen ansetzt und das Zeichen und nicht Objekte schafft: Z. 2
3 Diese harmlos aussehende Formel besagt nicht mehr, als dass ein Objekt (das damit als vorgegeben, d.h. geschaffen vorausgesetzt wird), in ein Zeichen transformiert wird. Bei Bense wird das so formuliert: Jedes beliebige Etwas kann (im Prinzip) zum Zeichen erklärt werden. Was zum Zeichen erklärt wird, ist selbst kein Objekt mehr, sondern Zuordnung (zu etwas, was Objekt sein kann); gewissermassen Metaobjekt (1967, S. 9). Die Frage ist, wodurch denn das Objekt nach dieser Auffassung geschaffen werden konnte. Der zu denkende Prozess Z Z wäre nämlich vollkommen sinnlos, da in diesem Fall die Zwischenschöpfung der Objekte vollkommen unnötig wäre. Nun geht setzt aber die biblische Schöpfung des umgekehrten Prozess voraus, d.h. Z, d.h. es handelt sich hier um eine nicht-arbiträre, motivierte Semiotik, als deren grosser und einziger Interpretant der creator mundi, Gott, als das universale Subjekt, fungiert. Gott selber hat offenbar keinen Ursprung, d.h. er muss eigenreal sein im Sinne der Dualinvarianz der Zeichenklasse des Zeichens selbst (Bense 1992), das, wie ich gezeigt hatte (Toth 1989), zugleich als Modell für die Kosmologie Hawkings dienen kann, soweit sie im Buch A Brief History of Time (Hawking 1988) dargelegt ist. Ich möchte betonen, dass eine Semiotik mit der konversen Semiose Z deshalb eine motivierte Semiotik ist, da hier die Zeichen dem Objekt mit Notwendigkeit zukommen, d.h. dass das, was bezeichnet werden kann, auch wirklich existieren muss. Da wir nun z.b. über Einhörner, Meerjungfrauen und Gargoyles sprechen können, folgt, dass sie effektiv vorhanden sind, denn sonst hätten die Zeichen ja gar keinen Sinn. Rückendeckung erhält diese Form der Semiotik z.b. dadurch, dass es erstens sogar möglich ist, diese irrealen Objekte zu zeichnen und dass sie sich zweitens erstaunlich gleichen, und zwar in allen Erdteilen, wo sie auftauchen, und dies sogar mit erstaunlichen Übereinstimmungen. 3
4 3. Demgegenüber ist es auch möglich, die nicht-konverse Semiose der Form Z als motivierte Semiotik aufzufassen, dann nämlich, wenn der Pfeil wiederum, wie schon im Falle von Z, als Determinationsfunktion aufgefasst wird. Könnte man also den ersten Fall als idealistisch bezeichnen, so liegt hier das materialistische Gegenstück vor: Es kann nur das bezeichnet werden, was de facto existiert. Ist man allerdings im ersten Fall zur Annahme der Realität von irrealen Objekten gezwungen, führt dieser zweite Fall dazu, dass man sich in völliger Aporie befindet, wenn man erklären muss, wieso wir denn überhaupt Zeichen von irrealen Objekten haben können. Wir haben somit eine auf der 2-wertigen Logik basierende Semiose Z und eine auf den semiotischen Schöpfungsbericht zurückgehende Semiose Z, die in einem chiastischen Verhältnis zueinander stehen: Z Z Während also nach dem logischen und naturwissenschaftlichen Semiose- Modell das Leben eines Subjekts mit dem Objekt und im Sein beginnt und im Objekt und im Sein endet ( Asche zu Asche, Staub zu Staub ), beginnt es nach dem biblischen und mehrwertigen Semiose-Modell mit dem Zeichen und im Sinn und endet im Zeichen sowie im Sinn. Bibliographie Bense, Max, Semiotik. Baden-Baden 1967 Bense, Max, Die Eugenrealität der Zeichen. Baden-Baden 1992 Hawking, Stephen, A Brief History of Time. London 1988 Toth, Alfred, Rez. Hawking, A Brief History of Time. In: Semiosis 54, 1989, S
5 Toth, Alfred, Zwischen den Kontexturen. Klagenfurt 2007 Toth, Alfred, Die Schöpfung aus der pleromatischen Finsternis. In: Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft 51/1, 2010, S
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