Neujahrsempfang Potsdam, (sz)

Transkript

1 Neujahrsempfang 2016 Potsdam, (sz) Potsdam blickt hinter die Kulissen Die Rede von Oberbürgermeister Jann Jakobs beim Neujahrsempfang der Landeshauptstadt Potsdam im Nikolaisaal Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Potsdamerinnen und Potsdamer, liebe Gäste, ich möchte Sie recht herzlich zum diesjährigen Neujahrsempfang der Landeshauptstadt Potsdam im Nikolaisaal begrüßen. Ich freue mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind und heiße Sie herzlich willkommen. Ich hoffe, dass wir auch beim anschließenden Empfang noch ein wenig zusammenbleiben. Dieses Jahr steht ganz im Zeichen unserer Jahreskampagne Hinter den Kulissen. Es geht um die Traumfabrik, also den Film, um die Drehorte in Potsdam, um die Kulissen, um alles, was die Film- und Fernsehproduktionen hergeben aber nicht nur. Hinter den Kulissen kann man ja auch allerhand sonstige Dinge vermuten und beobachten. Lassen Sie sich überraschen. Und so wollen wir es in diesem Jahr halten. Aber dazu etwas später mehr. Friedrich-Ebert-Str Potsdam Tel Fax Pressesprecher: Stefan Schulz

2 Zunächst möchte ich die Gelegenheit nutzen, einige Gäste hier im Saal persönlich zu begrüßen: Für die Landesregierung begrüße ich recht herzlich den Minister für Wirtschaft und Energie, Albrecht Gerber, der gleich zu uns sprechen wird. Dr. Carl L. Woebken, Vorstandsvorsitzender der Studio Babelsberg AG, heiße ich willkommen. Er kommt mit sechs Oscar-Nominierungen für den Agenten-Thriller Bridge of Spies zu uns und hält die Hauptrede des heutigen Neujahrsempfangs. Wir drücken alle die Daumen für eine erfolgreiche Oscar- Preisverleihung. Schön, dass Sie dabei sind! Ich freue mich, die beiden früheren Ministerpräsidenten Brandenburgs, Manfred Stolpe und Matthias Platzeck unter uns zu wissen. Herr Stolpe kommt zwar etwas später, aber mir war wichtig, ihn hier an dieser Stelle zu begrüßen. Ich begrüße die Exzellenzen und Botschafter: Jorge Enrique Jurado Mosquera aus Ecuador und Ashot Smbatyan aus Armenien. Zu Gast ist die Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock. Und ich begrüße auch meine Amtskollegin aus der Stadt Brandenburg an der Havel, Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann. Ein herzliches Willkommen gilt allen Landtagsabgeordneten und Stadtverordneten, darunter den stellvertretenden Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung, Claus Wartenberg. 2

3 Ich freue mich, den Vorstandsvorsitzenden der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, Andreas Schulz, hier begrüßen zu können. Dagmar Reim, die Intendantin des Rundfunks Berlin- Brandenburg, heiße ich willkommen. Sie gehört ebenso wie Klaus-Peter Beyer vom Filmorchester Babelsberg und die langjährige Chefin des Filmmuseums, Bärbel Dalichow zu den heute zu ehrenden Gästen. Schön, dass sie alle da sind! Und ich begrüße, last but not least, die Präsidentin der Film- Universität Konrad Wolf, Prof. Dr. Susanne Stürmer. Ich möchte an dieser Stelle, weil er eben nicht mehr unter uns weilt, an einen großen Freund unserer Stadt erinnern: Lord George Weidenfeld of Chelsea, der im Alter von 96 Jahren am 20. Januar verstorben ist. Der Verleger, Journalist und Weltmann hat Potsdams Potenziale erkannt und den Mediengipfel M100 erfunden. Wir haben ihm viel zu verdanken. Und das möchte ich noch einmal ganz besonders betonen. Er hat sich um Potsdam verdient gemacht. Ohne ihn, ohne seine Leidenschaft und ohne seine internationalen Kontakte und Beziehungen wäre M100 nicht denkbar gewesen. Nicht zuletzt dieser Verdienste wegen hat er sich anlässlich des Neujahrsempfangs am 25. Januar 2008 ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Ich freue mich, dass wir heute wieder musikalisch begleitet werden vom Jugendsinfonieorchester der Städtischen Musikschule Johann Sebastian Bach unter der Leitung von Andreas Jerye. 3

4 Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern. Aber im vergangenen Jahr habe ich Sie nur kurz mit meiner Rede begrüßen können, dann musste ich weg. Der Ministerpräsident hatte zum Flüchtlingsgipfel des Landes Brandenburg geladen. Denn es war schon damals klar: Es kommt eine große Aufgabe auf uns zu. Heute, ein Jahr später, können wir dies etwas besser ermessen: Die Flüchtlingssituation war das alles beherrschende Thema Wir haben im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt Potsdam etwas mehr als 1600 Geflüchtete aufgenommen. Wir haben neue Unterkünfte gebaut, Häuser angemietet und sogar den alten Landtag auf dem Brauhausberg mit Beschlag belegt. Ich finde: Ja, wir haben die Herausforderung gepackt. Wir haben den Menschen, die in höchster Not zu uns gekommen sind, ein neues Zuhause gegeben. Das ist, wie ich finde, viel wert. Wir sind dabei immer unserem Grundsatz treu geblieben, Flüchtlinge möglichst dezentral und nicht in riesigen Massenunterkünften unterzubringen und das verteilt über die gesamte Stadt. Ich denke, dieses Konzept hat zu einer guten Akzeptanz in der Bevölkerung beigetragen. Die Potsdamerinnen und Potsdamer haben mit ihrer Hilfsbereitschaft, ihrer herzlichen Willkommenskultur zusätzlich gezeigt, dass sie in Potsdam in einer weltoffenen, friedlichen und toleranten Stimmung willkommen sind. Dafür gilt an dieser Stelle allen Potsdamerinnen und Potsdamern mein ganz besonderer Dank! Unsere Aufgaben in den kommenden Monaten wird es nun sein, die nächsten Schritte einzuleiten. Wir müssen Wohnungen anbieten, die Kinder in den Kindertagesstätten und Schulen 4

5 integrieren. Ja, wir müssen uns bemühen, alle bei uns Gestrandeten in die deutsche Gesellschaft einzufügen. Dabei muss immer gelten: ankommen lassen, die deutsche Sprache lernen, eine eigene Wohnung und einen Beruf finden. Das ist eine enorme Herausforderung, die da auf uns zukommt. Johann Wolfgang von Goethe hat bereits gesagt: Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen. Zitatende. Die Landeshauptstadt wird daher im Goetheschen Sinne zu einer Integrationskonferenz einladen, um die entscheidenden Schritte zur Integration zu beschleunigen und die hier Angekommenen dauerhaft zu integrieren. Es gibt noch ein zweites Thema, das wir aus dem vergangenen Jahr mitgenommen haben und auf das ich beim letzten Neujahrsempfang eingegangen bin: den Terror des Islamischen Staates. Er ist auch ein wesentlicher Grund, warum die Menschen jetzt zu uns kommen das darf man bei allen Diskussionen nicht vergessen. Deswegen auch verdienen sie unseren Schutz. Vor einem Jahr war das Büro der Satirezeitung Charlie Hebdo das Ziel der Terroristen. Vor kurzem wurde erneut Paris heimgesucht und mehr als 100 Menschen ermordet. Und gerade erst geschah in Istanbul ein Anschlag auf deutsche Touristen. Ich sage an dieser Stelle ganz bewusst: Wir müssen weiter zusammenstehen, wenn es darum geht, unsere Demokratie zu verteidigen! Wir müssen dies mit Entschlossenheit tun! Wir erleben in diesen Zeiten aber auch ausländerfeindliche, rechtsextreme Demonstrationen, die unseren Rechtsstaat angreifen. Sich diesen Bestrebungen mit friedlichen Mitteln zu erwehren, ist unsere Bürgerpflicht. Dies haben am vergangenen 5

6 Mittwoch erfolgreich unter Beweis gestellt. Vielen allen, die daran mitgewirkt haben. Das dritte bewegende, berührende, ja aufwühlende Ereignis für mich und für vielleicht die meisten Potsdamerinnen und Potsdamer im Jahr 2015 war der schreckliche Tod des sechsjährigen Elias aus dem Schlaatz. Wochenlang haben wir nach seinem Verschwinden mit der Familie gehofft und gebangt. Die Polizei und die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer, denen hier noch einmal mein Dank gilt, haben nach ihm gesucht bis die furchtbare Gewissheit uns erschütterte, dass er einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Ich fühle mit der Mutter und den Angehörigen und bin noch immer sehr bewegt, was passiert ist. Ein Kind ist aus unserer Mitte gerissen worden. Einfach so. Und wir konnten es nicht verhindern. Wenn es in diesem Fall überhaupt etwas Tröstliches gibt, dann ist es die Tatsache, dass die Menschen im Schlaatz in der Suche, der Hoffnung und schließlich der Trauer zu großer Gemeinsamkeit gefunden haben. Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie uns nach vorne blicken auf die Geschehnisse und Erwartungen dieses Jahres. Wir wollen versuchen, den Wachstums-Schwung, der sich 2015 fortgesetzt hat, auch in dieses Jahr mitzunehmen. Schauen Sie auf die ausgezeichneten Parameter: Die Bevölkerung ist im vergangenen Jahr um 3811 Menschen gewachsen. Wir haben die höchste Geburtenrate nach der Wiedervereinigung. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig 6

7 Beschäftigten steigt, die der Arbeitslosen sinkt. Die Lebensqualität ist hoch und die Potsdamerinnen und Potsdamer leben nach allen Umfragen sehr gerne in ihrer Stadt. Mit der Fertigstellung eines Leitbildes für die Landeshauptstadt haben die Potsdamerinnen und Potsdamer die Chance, diese Lebensqualität weiterzuentwickeln und als Zielvorgaben festzuschreiben. Schon in der nächsten Woche gibt es dazu zwei öffentliche Veranstaltungen. Die Online-Beteiligung läuft. Bringen Sie sich ein! Meine sehr verehrten Damen und Herren, keine Frage, es gibt auch kritische Töne in der Landeshauptstadt. Aber insgesamt können wir mit der Entwicklung Potsdams nicht hadern. Ja, sogar Hollywood interessiert sich für uns und einer der Größten, der Regisseur Steven Spielberg, hat der Glienicker Brücke einen Film gewidmet. Bridge of Spies heißt er, also die Agentenbrücke. Ein wahres Meisterwerk mit guten Aussichten auf mehrere Oscars. Ich kann Ihnen den Film wirklich ans Herz legen. Schauen Sie ihn sich an! Potsdam ist eine Filmstadt. Die diesjährige Jahreskampagne steht nicht umsonst unter dem Titel: Hinter den Kulissen. Morgen feiern wir den Auftakt mit einem großen Familienfest in Potsdams Mitte unter dem Motto Unterwegs im Licht. Es folgen Führungen hinter die Kulissen des Potsdamer Rathauses, das ja auch schon oft Drehort war. Wir werden Fahrradtouren zu authentischen Drehorten anbieten und zu Filmvorführungen an Originalschauplätzen einladen. Zu sehen sind dann so unterschiedliche Kinostreifen wie Kokowääh, Das Leben der Anderen, Ich war neunzehn und Mephisto. Zudem gibt es im Innenhof des Landtags anlässlich des UNESCO-Tages am 5. Juni eine Aufführung des Klassikers Metropolis. An bewegenden Momenten wird es nicht fehlen. 7

8 Wir haben in diesem Jahr aber noch mehr zu bieten beispielsweise die Entwicklung in der Potsdamer Mitte. Wir streben eine konzeptionelle Neugestaltung an und werden dabei die Sanierungsziele überarbeiten. Dazu gehört der fortgesetzte Bürgerdialog Plantage Rechenzentrum Garnisonkirche, aber auch die Veräußerung des Areals, auf dem im Moment noch die Fachhochschule steht. Zum dritten wollen wir die Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens für den Lustgarten auswerten. Schauen Sie, wie schön die Potsdamer Mitte inzwischen schon geworden ist: Der Otto-Braun-Platz und die Uferpromenade an der Alten Fahrt werden fertig. Nach der Fassade geht auch der Innenausbau im Museum Barberini in die finale Phase. Ich hoffe, dass alle Potsdamerinnen und Potsdamer dieses herrliche nach historischem Vorbild gestaltete Gebäude bei einem Tag der offenen Tür anschauen können. Und am Ende des Jahres soll gleich nebenan auf dem Brauhausberg die Eröffnung des Sport- und Freizeitbades stattfinden. Darauf haben viele, auch ich, lange hingearbeitet. Ich bin überzeugt, es wird ein Prachtstück! Ich freue mich schon darauf. Ihnen allen und Ihren Familien wünsche ich nun ein erfolgreiches, gesundes und friedliches Jahr 2016! 8