BOGY-Bericht. Franziska Niemela, Klassenstufe 10, Ludwig-Uhland-Gymnasium, Kirchheim/Teck

Transkript

1 BOGY-Bericht Franziska Niemela, Klassenstufe 10, Ludwig-Uhland-Gymnasium, Kirchheim/Teck Unfallchirurgie des Klinikums Sindelfingen-Böblingen 20. bis 24. Oktober 2014 (Foto: 90d1-ef211aa426a5.normalized.jpeg)

2 Inhaltsverzeichnis 1. Bewerbung 2. Ablauf des Praktikums 3. Fazit 1. Bewerbung In der 10. Klasse durften wir im Rahmen der Berufs- und Studienorientierung am Gymnasium (BOGY) ein einwöchiges Berufspraktikum machen. Da ich mich schon länger für den medizinischen Bereich und hier besonders für die Chirurgie interessiere, informierte ich mich im Internet, in welchem Krankenhaus man hierzu am besten ein Praktikum machen kann. Dabei stieß ich auf das Klinikum Sindelfingen. Die dortigen Informationen waren vielversprechend. Deshalb habe ich mich beim Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie, Prof. Dr. Axel Prokop, per Mail beworben. Schon am nächsten Tag bekam ich eine Zusage. 2. Ablauf des Praktikums Montag: Am ersten Tag sollte ich um 8.30 Uhr im Büro von Frau Haase (Sekretärin des Chefarztes) sein. Sie gab mir die weiße Berufskleidung, die ich in den kommenden Tagen tragen sollte. Daraufhin wurde ich in die Ambulanz begleitet, wo ich meinen ersten Praktikumstag verbrachte. Viele verschiedene Patienten kommen hier an. Manche hatten nur kleinere Verletzungen wie einen geprellten Fuß, andere hingegen wurden stationär aufgenommen. Bei einem Patienten durfte ich gleich beim Gipsen helfen. Gegen Uhr gab es eine kleine Mittagspause. Danach ging es in der Ambulanz weiter, wo man bei einem Patienten, der eine Schnittwunde am Finger hatte, erst Fremdkörper entfernte und danach die Wunde mit ein paar Stichen zunähte. Anschließend wurden zwei Verkehrsunfallopfer angekündigt: der erste kam sofort in den Schockraum, wo er kurz untersucht und dann zum Röntgen geschickt wurde. Das zweite Verkehrsunfallopfer hatte nur leichte Rückenbeschwerden und konnte nach einer Röntgenaufnahme wieder entlassen werden. Zum Schluss trafen sich noch alle Ärzte zu einer abschließenden Besprechung. Um Uhr war dann mein erster Arbeitstag beendet.

3 Dienstag: Mein zweiter Arbeitstag begann wie alle folgenden Arbeitstage auch um 7.15 Uhr mit einer Besprechung im Demo-Raum. Bei dieser Besprechung kamen alle Ärzte zusammen, und es wurden Röntgenbilder gezeigt von Patienten, die am vorherigen Tag und in der Nacht in die Notaufnahme gekommen waren. Besprochen wurden auch die anstehenden Operationen sowie die Nachkontrollen. Danach durfte ich wieder in die Ambulanz. Patienten, die dort ankamen und eine OP brauchten, wurden immer sofort aufgeklärt und mussten eine Einverständniserklärung unterschreiben, auf der die Vorgehensweise bei der OP noch einmal genau erklärt wurde. Anschließend ging es mit dem Oberarzt Dr. Dietrich auf die Station zur Visite. Dort wurde mit den Patienten der weitere Verlauf ihrer Behandlungen besprochen und falls nötig die Medikamente neu dosiert und die Verbände gewechselt. Außerdem musste man manchen Patienten auch Blut abnehmen oder einen Zugang für eine Infusion legen. Als wir mit der Visite fertig waren, ging ich das erste Mal in den OP. Zuerst stand eine Tibiafraktur auf dem Plan, wobei man den Bruch mit einer Schraube wieder in die richtige Position brachte und mit einer Platte fixierte. Ich konnte alle Arbeitsschritte genau verfolgen, und die Ärzte haben mir erklärt, was sie machen. Nach dieser Operation wurde der OP-Saal erst geputzt und dann die neuen sterilen Instrumente ordentlich hergerichtet. Danach ging es mit einer Radiusfraktur weiter. Diese wurde wieder mit einer Platte und Schrauben fixiert. Als die OP vorbei war, wurde mir noch der gesamte OP-Trakt gezeigt. Nach einer kleinen Mittagspause durfte ich wieder in den OP. Diesmal wurde ein Patient mit einer Wundheilungsstörung am Knöchel operiert. Damit die Wunde zuwachsen kann, wurde Haut vom Oberschenkel entnommen und diese durch eine Maschine gedreht, welche die Haut perforiert, so dass man sie auseinanderziehen kann. Das so behandelte Hautstück, das man Meshgraft nennt, wurde dann am Knöchel angenäht. Anschließend kam auf die Wunde noch ein Vakuumverband und eine Saugpumpe. Mein zweiter Arbeitstag endete um Uhr. Mittwoch: Am dritten Tag ging es wieder um 7.15 Uhr mit der Besprechung im Demo-Raum los. Anschließend ging ich mit einem PJ-Student auf die Station zum Blutabnehmen. Er erklärte mir genau, worauf man beim Blutabnehmen achten muss.

4 Danach durfte ich wieder in den OP, wo eine Fraktur mit resorbierbaren Schrauben stabilisiert wurde. Nach der Reinigung des OP-Saals war ein Patient an der Reihe, der bereits an der Schulter operiert worden ist. Dort hatte sich nun ein Hämatom gebildet. Dieses sollte entfernt werden. Als das Hämatom aufgeschnitten wurde, kam Eiter aus der Wunde, was auf einen Abszess hindeutet. Die Wunde wurde geleert. Danach kam ein Schwamm unter die Haut, und es wurde ein Vakuumverband angelegt. Eine Pumpe wurde ebenfalls angebracht. Als diese septische OP vorbei war, musste jeder seine Kleidung wechseln, bevor man in den nächsten OP-Saal ging. Außerdem musste man, bevor man aus dem OP ging, seine Schuhe ausziehen. Wie nach jeder septischen OP wurde der Saal jetzt länger gereinigt. In dieser Zeit gab es für mich wieder eine Mittagspause. Nachmittags stand auf dem OP-Plan eine Radiusfraktur, die schon etwas älter und somit schwerer zu repositionieren war. Vor der anschließenden Operation durfte ich den Anästhesisten zusehen, wie sie den Patienten auf die OP vorbereiten. Die nächsten zwei Operationen, die ich verfolgen durfte, waren gefäßchirurgische OPs: zwei Zehenamputationen. Dabei wurde der Zeh erst bis auf den Knochen mit dem Skalpell abgetrennt und dann der Knochen mit der Schere durchgeschnitten. Anschließend wurde der Knochen mit der Schere etwas zurechtgeschnitten, worauf die Haut wieder zusammengenäht wurde. Nach dieser OP war mein Arbeitstag um Uhr zu Ende. Donnerstag: Der vierte Tag startete wieder um 7.15 Uhr mit der Besprechung im Demo-Raum. Anschließend ging es in die Ambulanz. Ein Patient hatte eine Schnittwunde am Finger, die genäht wurde. Danach kam ein Verkehrsunfall in die Notaufnahme: der Patient erhielt eine Halskrause, die er ein paar Tage tragen musste. Anschließend ging ich wieder in den OP. Dort stand eine Duokopfprothese auf dem Plan. Vor der Operation wurde mir noch genau erklärt, was man bei dieser OP macht. Zunächst wird hier der Gelenkkopf entfernt und vermessen. Danach wird eine Prothese, welche genau dieselbe Größe hat, eingesetzt. Die Prothese besteht aus zwei Teilen, die ineinander gesteckt werden. Deshalb wird sie Duokopfprothese genannt. Ich konnte mir die Prothese genau ansehen. Sie wurde mit einem speziellen Zement in den Oberschenkelknochen einzementiert. Bei der nächsten OP wurden bei einem Patienten zwei Wirbel fixiert. Dabei konnte ich leider nicht so gut zusehen, da viel geröntgt wurde und ich beim Röntgen nicht im OP-Saal bleiben durfte.

5 Die nachfolgende OP war eine Klavikulafraktur. Da es nicht möglich war, den Bruch mit nur einem Schnitt zu repositionieren, wurde noch ein zweiter Einschnitt gemacht, um den Draht so im Knochen zu platzieren, dass die beiden Bruchhälften wieder zusammengefügt werden konnten. Nach einer kurzen Mittagspause war eine Shunt-OP an der Reihe. Vor der OP wurde mir wieder die Vorgehensweise erklärt, und ich durfte mir die OP- Aufklärung durchlesen. Bei der Operation wird eine Vene mit einer Arterie verbunden. Hierbei nützt man den höheren Druck in der Arterie, um die Vene zu weiten. Nach dieser OP war mein Arbeitstag um Uhr zu Ende. Freitag: Der fünfte und letzte Tag meines Praktikums begann wieder mit der Besprechung im Demo-Raum. Anschließend durfte ich den Assistenzarzt Herrn Steinhauser bei der Visite auf der Station begleiten. Dort wurde mit den Patienten gesprochen, Verbände gewechselt und auch Patienten entlassen. Ein Patient, der an diesem Tag entlassen werden sollte, hatte am Fuß eine kleine Wundheilungsstörung. Diese musste nochmals behandelt und dann mit ein paar Stichen zugenäht werden. Danach nahm Herr Steinhauser mehreren Patienten Blut ab. Auch dies bekam ich genau erklärt. Anschließend ging ich wieder in die Ambulanz. Dort wurde bei einem Patienten eine Schnittwunde genäht. Danach kam ein Patient mit Beschwerden im Bauch-, Brust- und Rückenbereich. Der Patient konnte kaum Deutsch, und es war interessant zu sehen, wie die Ärzte auch mit dieser Situation zurechtkommen. Anschließend gab es noch einige Aufklärungen und Untersuchungen, die vor einer OP notwendig sind. Nach der Mittagspause durfte ich wieder in die Ambulanz. Dort befand sich ein Patient, der nur Englisch sprach. Er hatte sich den Finger so gebrochen, dass eine Operation notwendig war, um den Knochen zu stabilisieren. Der Patient wurde über die OP aufgeklärt. Danach habe ich ihn zum Anästhesisten zur Narkoseaufklärung gebracht. In die Notfallaufnahme kamen noch weitere Patienten: einige hatten eine Prellung und bekamen einen Verband, andere hatten einen Bruch und erhielten einen Gips. Damit war dann auch der letzte Tag der BOGY-Woche beendet.

6 3. Fazit Meine Erwartungen an die BOGY-Woche im Klinikum Sindelfingen-Böblingen waren schon sehr hoch, wurden aber nochmals übertroffen. Ich war fasziniert von den verschiedenen Operationen, die ich alle mit verfolgen durfte. Ich war auch froh, dass mir im OP-Saal nicht schlecht wurde. Im Gegenteil: die Operationen direkt zu erleben, war hochinteressant für mich. Die Ärzte und Krankenschwestern waren sehr nett und haben meine Fragen immer beantwortet. Rückblickend hat mir die Woche im Krankenhaus gezeigt, dass der Beruf des Chirurgen sehr anspruchsvoll und auch körperlich sehr anstrengend ist. Dennoch hat mich das BOGY in meinem Berufswunsch bestärkt. Ich kann Jugendlichen, die sich für einen Beruf im medizinischen Bereich interessieren, auf jeden Fall empfehlen, ein Praktikum in der Unfallchirurgie in Sindelfingen zu machen. Prof. Dr. Prokop und seinem Team danke ich für das tolle Praktikum. Franziska Niemela, 3. November 2014