Das Wechselmodell: Definition, Praxis und Stand der psychologischen Forschung
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- Monica Walter
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1 Das Wechselmodell: Definition, Praxis und Stand der psychologischen Forschung Prof. Dr. jur. Hildegund Sünderhauf Ev. Hochschule Nürnberg VeV, Zürich,
2 Gliederung Teil 1. Wechselmodell Definition, internationale Verbreitung, Gründe für den Boom Teil 2. Praxis Vorteile und Nachteile, praktische Voraussetzungen, Betreuungspläne, Wechsel und Frequenzen, Übergabe etc. Teil 3. Psychologie Psychologische Forschungsergebnisse zu Auswirkungen des Wechselmodells auf Kinder und Eltern
3 Definition Betreuungsmodelle Betreuungsmodell Betreuung durch die Eltern (A und B) Residenzmodell Wechselmodell = Doppelresidenz Nestmodell Freie Betreuungswahl free access Alleinsorge ohne Kontakt Kinder haben Lebensmittelpunkt bei A und Besuchskontakte mit B Kinder wohnen abwechselnd bei A u. B, werden gleichberechtigt und mögl. paritätisch betreut Kinder bleiben in der Wohnung, Eltern betreuen sie dort abwechselnd Das Kind entscheidet spontan, wann es sich bei A oder B aufhält Kinder leben bei A, keine oder nur seltene Besuche bei B
4 Definition 3 Aspekte des WM Gleichberechtigte Entscheidungsverantwortung, gemeinsam oder Bereiche aufgeteilt Dazugehören Immer willkommen Häusliche Verantwortung Gute und schlechte Zeiten Zuhausesein Verantwortung Zeit Alltag & Freizeit Ideal: 50 : 50 % Mind. 30 : 70 % Eigener Wohnbereich/Zimmer Eigene Sachen
5 Definition Zeit im RM und im WM Mutter 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% WM mit asymmetrischer Zeitaufteilung Zeitquoten Paritätisches WM, m. symmetrischer Zeitaufteilung 0-25 % % % % WM WM RM mit Kontakt RM ohne Vater
6 Internationale Verbreitung Das WM overseas USA (Def. ab 30:70) Ø ca: 20 % Regelung der elterl. Sorge ist Sache der Bundesstaaten, z.b. Washington State: ca. 46 % Arizona: ca. 50 % Wisconsin: ca. 32 % Australien (Def. ab 35:65): 16 % Kanada (Def. ca. 50:50): 1998/99 (4-17 Jähr.) ca. 16 %
7 Internationale Verbreitung Das WM in Australien ,3 25,7 20,2 5 7,5 10, Jahre 3-4 Jahre 5-11 Jahre Jahre Jahre
8 Internationale Verbreitung Das WM in Europa Dänemark: 20 % Niederlande: (Def. 43:57): 17 % Norwegen: (Def. 50:50) 25 % aller Trennungskinder, Teenager: 31 % Schweden: (Def. 50:50) ca. 33 % aller Trennungskinder, 6-9 Jährige: 50 % GB: (Def. 50:50): 17 % Belgien: (Def. 33:67): 27 % alle Trennungskinder; 0-12 Jährige: 36 %
9 Internationale Verbreitung Statist. Entwicklung in Belgien (1.) Jahr/Ereignis Vor 1995/ Einführung gemeins. elterl. Sorge bis 2006/ Einführung WM Ab 2006 bis heute Wechselmodell insges. (0-18 J.) 6,8 % 21,1 % 27,1 %
10 Internationale Verbreitung Statist. Entwicklung in Belgien (2.) Betreuungsmodell insges. in Belgien 0-12 Jahre Jahre Wechselmodell 27,1 % 36,1 % 23,1 % RM-Mutter k.a. 34,6 % 30,0 %
11 Gründe für den WM- Boom Angst vor SorgeRstreit WM Sorge um das Kindeswohl Rollenwandel Weniger Unterhalt Vereinbarkeit v. Familie u. Beruf
12 Wechselmodell-Praxis Voraussetzungen (1) 2 Eltern fit and loving Wohnortnähe, d.h. Kita/Schule/Freizeitkurse etc. von beiden Elternhäusern aus erreichbar Betreuungskompatible Arbeitszeiten Wohnraum für Kinder bei beiden Eltern Bereitschaft der Kinder zu wechseln
13 Wechselmodell-Praxis Voraussetzungen (2) Es ist nicht Voraussetzung, dass beide Eltern das WM wollen die Eltern ein niedriges Konfliktniveau haben und gut kooperieren Eltern den Kindern eine gleiche Ausstattung bieten können
14 Wechselmodell: pro & contra Vorteile des WM (1) Weniger Loyalitätskonflikte Kinder fühlen sich weniger verlassen und ungeliebt Engere emotionale Bindung der Kinder an beide Eltern Mehr und bessere Eltern-Kind-Kontakte Teilhabe an den Ressourcen beider Eltern Mehr Kontakte mit Familien/Freundeskreisen beider Eltern Geschlechtergerechtere Rollenvorbilder
15 Wechselmodell: pro & contra Vorteile des WM (2) Weniger Schuldgefühle bei Eltern und Kindern Kinderfreie Zeit für Erwerbstätigkeit, Freizeit, Erholung und Sozialkontakte, neue Beziehung Geschlechtergerechte Lastenverteilung Bessere ökonom. Situation der Gesamtfamilie Finanzielle Unabhängigkeit beider ET Konfliktdeeskalation
16 Wechselmodell: pro & contra Nachteile des WM (1) Mobilität ist eingeschränkt (teilweise auch im RM) Belastung durch Wechsel (auch im RM) Koordination der Sachen (teilweise auch im RM) Kontakt/Absprachen zwischen Eltern (auch im RM) Koordination der Alltagsentscheidungen Mehrkosten (geringfügig) Gesetzeslage: WM passt nicht ins rechtl. Systhem (elterl. Sorge/UmgangsR, SteuerR, SozialR, UnterhaltsR)
17 Wechsel & Wechselfrequenzen RM mit sog. Normalumgang Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di
18 Wechsel & Wechselfrequenzen RM mit sog. großzügigem Besuchskontakt Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di
19 Wechsel & Wechselfrequenz WM mit wöchentlichem Wechsel Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di
20 Wechsel & Wechselfrequenz WM mit 14-tägigem Wechsel Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di
21 Wechsel & Wechselfrequenz Entscheidungsgrundlagen Alter des Kindes Wünsche der Kinder Schulische Belange der Kinder Wünsche und Möglichkeiten der Eltern Übergabe -Situation des Kindes Kommunikation zwischen den Eltern Entfernung zwischen den elterlichen Wohnorten
22 Wechselfrequenzempfehlungen Alter des Kindes Wechselfrequenz Säugling 3 x wöchtl. 3-4 Std., 0 bis 1 Jahr bis 24-Std.- Kontakt Kleinkind 1 bis 3 Jahre Kita-Kind 3 bis 6 Jahre Grundschulkind 6-10 Jahre Schulkind Jahre Teenager Jahre m. Übernachtung 3 x wöchtl. 4-5 Std., 1-2 Übernachtungen (24 Std.) je Woche. 2 Tagen, plus 3 x 4-5 Std., später 3:4 - Tage oder 2:2:3 - Tage. 3:4- oder 2:2:3- Tage bis 5, 6, 7 Tage Wechsel steigern. Betreuungsquote Ferienzeiten 7 % : 93 % bis Entfällt 22 % : 78 % 22 % : 78 % bis Entfällt 38 % : 62 % 38 % : 62 % pro Lebensjahr Bis 43 % : 57 % ~ 1 Tag am Stück oder je 50 % 43 % : 57 % oder je 50 % Wöchentlicher Wechsel. je 50 % Wöchentlicher oder 14-tägiger Wechsel. je 50 % je 1 Woche, ab 8 Jahren je 10 Tage im Wechsel. je 1 Woche, gr. Ferien je 14 Tage im Wechsel. Hälftige Ferienzeiten.
23 Allg. Scheidungsfolgenforschung Scheidungsfolgen für Kinder (3) Ressourcen Stressoren Emotionale Bindung an beide Eltern Erzieher. Begleitung und Rollenvorbild Praktische Hilfe und Unterstützung Soziale Kontakte + ökonom. Versorgung Konflikte/Streit zwischen Eltern Bindungsverlust (Über)Belastung eines Elternteils Soziale + ökonom. Probleme
24 Allg. Scheidungsfolgenforschung Entwicklung der Forschungsfragen 70er Jahre 80er Jahre 90er Jahr heute Kontakt zum Vater? Wieviel Zeit mit Vater? Welche Zeit mit dem Vater? WM, aber wie?
25 Allg. Scheidungsfolgenforschung Zeitquantität (1) Je mehr Zeit Kinder mit beiden Eltern verbringen, desto besser sind ihre psychischen Anpassungswerte. Gemein- Inter- Emotionale same Zeit aktion Bindung
26 Allg. Scheidungsfolgenforschung Zeitqualität (1) Elterliche Verantwortung widerspricht dem Konzept von Residenz und Besuch. Besuche mit Übernachtungen begünstigen engere Bindungen, als Besuche ohne Übernachtungen. Kinder profitieren von autoritativem Erziehungseinfluss beider Elternteile, dieser ist im Alltag eher möglich, als in der Freizeit.
27 Allg. Scheidungsfolgenforschung Zeitquantität (2) die Quantität der Zeit, die ein Kind mit einem Elternteil verbringt, [beeinflusst] die langfristige Sicherheit des Kindes in die Vater- Kind-Beziehung ( ), was sie zu einem wichtigen Werkzeug der Gerichte macht, um die Vater-Kind-Beziehung zu stärken.
28 Allg. Scheidungsfolgenforschung Zeitqualität (2) Während viele Väter ihre Kinder nur ins Restaurant und zu Kinobesuchen einladen, gelingt es ihnen nicht sich autoritativ einzubringen, wie durch Hilfe bei den Hausaufgaben, über Probleme reden oder Grenzen setzen. ( ) Nicht mit Kindern zusammen zu leben macht es Vätern schwierig, in ihrer Elternrolle zu agieren.
29 Psychologische WM-Forschung Forschungssituation zum WM Es liegen von 1977 bis 2012 rund 40 internationale qualitative und quantitative empirische Studien zu den Auswirkungen des WM auf Eltern und Kinder vor. Die ganz überwiegende Mehrheit kommt zu deutlich positiven Ergebnissen. Die meisten Studien sind aus den USA, viele aus Australien und einige aus europäischen Ländern.
30 Psycholog. Forschung: Kinder 1. Emotionale Bindungen Mehr gemeinsame Zeit mit dem Vater bzw. abwechselnde Betreuung führt zu einer engeren emotionalen Bindung der Kinder an beide Eltern. WM-Kinder zeigen gleich enge Bindungen, wie Kinder in intakten Familien. Eine bessere Bindung zum Vater hat keine negativen Auswirkungen auf die Bindung zur Mutter im Gegenteil.
31 Psycholog. Forschung: Kinder 2. Psychische Anpassung (1) Die psychische Anpassung von WM-Kindern ist sehr gut... teilweise besser als im RM. Kinder im WM zeigen eine bessere sozialemotionale und bessere kognitive Entwicklung (gemessen an sprachl. Fähigkeiten) als im RM.
32 Psycholog. Forschung: Kinder 2. Psychische Anpassung (2) Die Kinder erfuhren keine der Probleme, die regelmäßig mit elterlicher Scheidung assoziiert werden, einschließlich Selbstbeschuldigung, Ärger, Schuldvorwürfe gegen einen Elternteil, Angst verlassen zu werden, Depression aufgrund des Verlustes eines Elternteils.
33 Psycholog. Forschung: Kinder 3. Akzeptanz der Trennung 1. Wunsch: die Familie würde glücklich gemeinsam leben. 2. Wunsch: Kontakt zu beiden Eltern gleichwertig aufrecht zu erhalten. Das WM als zweitbester Lebensentwurf nach der zusammen lebenden Familie.
34 Psycholog. Forschung: Kinder 4. Zufriedenheit der Kinder (1) Kinder im WM sind mit der Betreuung und dem Kontakt zu beiden Eltern sehr zufrieden und deutlich zufriedener als Kinder im RM. Dies gilt auch in der Rückschau: 93 % der WM- Kinder gaben als junge Erwachsene rückblickend an, dies sei die denkbar beste Betreuungslösung für sie gewesen.
35 Psycholog. Forschung: Kinder 4. Zufriedenheit der Kinder (2) Vorteile des WM aus Sicht der Kinder: Enger Kontakt und gute Beziehung zu beiden Eltern Eine bessere Beziehung zu jedem einzelnen ET Abwechslung und eine Auszeit von jedem ET Fairness der Teilung der Zeit
36 Psycholog. Forschung: Kinder 4. Zufriedenheit der Kinder (3) Voraussetzungen für Zufriedenheit der Kinder mit dem WM Betreuungsarrangements orientiert sich an den Bedürfnissen der Kinder, nicht der Eltern. Flexible Handhabung der Betreuungszeiten, den Bedürfnissen der Kinder folgend. Die Kinder fühlen sich in beiden Elternhäusern zuhause.
37 Psycholog. Forschung: Kinder 4. Zufriedenheit der Kinder (4) Andere Kinder wünschten sie wären ich, weil ich meinen Papa immer sehen kann, obwohl sie geschieden sind. Meine Freunde sehen ihre Väter nicht so oft. Es ist zu schlimm. Ich weiß nicht, wie sie das schaffen. (Janet, 9).
38 Psycholog. Forschung: Kinder 5. Belastung durch Wechsel (1) Wechsel sind belastend, aber aus Sicht der betroffenen Kinder lohnt sich die Anstrengung. Größere Zeitabstände verringern die Anstrengung durch die Wechsel. Im WM werden die Anstrengungen der Wechsel durch die positiven Auswirkungen auf die Kinder durch die enge Bindung an beide Eltern kompensiert.
39 Psycholog. Forschung: Kinder 5. Belastung durch Wechsel (2) Es ist anstrengend kein Zweifel aber zugleich ich denke es ist schlecht, nur sehr wenig Zeit mit einem Elternteil zu verbringen man verliert dann den Kontakt ich glaube, der Stress lohnt sich.
40 Psycholog. Forschung: Kinder 6. Emotionale Stabilität u. Sicherheit (1) Emotionale Stabilität ist keine geografische, sondern eine psychologische Größe, die durch Beziehungskontinuität gefördert wird, auch in der abwechselnden Betreuung.
41 Psycholog. Forschung: Kinder 6. Emotionale Stabilität u. Sicherheit (2) An einem Ort zu leben (geografische Stabilität) vermittelt nur eine Form von Stabilität. Stabilität wird für Babys (und größere Kinder) auch durch vorhersehbares Kommen und Gehen beider Eltern, regelmäßige Mahlzeiten und Schlafzeiten, konsistente und angemessene Fürsorge und Affektion und Akzeptanz erzeugt.
42 Psycholog. Forschung: Kinder 7. Zeitliche Stabilität (= Kontinuität) Betreuungsmodelle sind nicht statisch, auch nicht das WM. Zeiten, die Kinder mit den Eltern verbringen, ändern sich im Laufe der Kindheit und des Heranwachsens. Der mother-drift ist im RM deutlich stärker, als im WM.
43 Psycholog. Forschung: Kinder 8. Physische Gesundheit WM-Kinder sind auch physisch gesünder, als Kinder im RM. Bei RM-Kindern wurde eine signifikant häufigere Diagnose der Hyperaktivität festgestellt, verglichen mit den Kindern im WM oder in Kernfamilien.
44 Psycholog. Forschung: Kinder 9. Babys und Kleinkinder (1) Das Wechselmodell ist für Babies und Kleinkinder kontraindiziert, wenn es erhebliche Zeiträume der Trennung von der primären Bezugsperson beinhaltet und dabei eine sichere Bindung unterbricht.
45 Psycholog. Forschung: Kinder 9. Babys und Kleinkinder (2) WM bei Kindern < 3 Jahren möglich, wenn sich bis zur Trennung bereits eine feste Bindung zu beiden Eltern entwickelt hat. Wenn die Mutter bisher Hauptbezugsperson war, sollte im RM mit intensiven, sich steigernden Umgangskontakten die Bindung zum Vater gestärkt werden. Auf Stillzeiten bei der Mutter ist ggf. Rücksicht zu nehmen. Kinder im Alter < 3 Jahre haben keine Schwierigkeiten mit häufigen Wechseln.
46 Psycholog. Forschung: Kinder 10. Unterschied zw. Jungen & Mädchen Die same-sex-these ist widerlegt. Das Geschlecht der Kinder sollte bei der Betreuungsentscheidung keine Rolle spielen. In der Praxis werden mehr Jungen als Mädchen im WM betreut.
47 Psycholog. Forschung: Kinder 11. Kontinuität des Wohnumfelds Wenn es durch das WM gelingt, Kindern wenigstens für einen substantiellen Anteil ihrer Zeit das gewohnte Familienheim zu erhalten, ist dies ein Vorteil. In Norwegen leben z.b. ca. die Hälfte der WM-Eltern in fußläufiger Entfernung.
48 Psycholog. Forschung: Kinder 12. Kontakt zu Großeltern Im Wechselmodell profitieren Kinder von einer engeren Bindung und mehr Kontakten zu den Großeltern mütterlicherund väterlicherseits. In Australien gibt es Familienberatungszentren, die sich zielgerichtet auch an von Trennung und Scheidung betroffene Großeltern wenden und den Enkel(innen)- Kontakt fördern.
49 Psycholog. Forschung: Kinder 13. Sozialkontakte (andere Kinder) Das Wechselmodell behindert Kinder nicht in ihren Sozialkontakten. Kontinuität des Schulbesuchs wirkt sich für WM- Kinder in der Zeit nach der Trennung positiv aus.
50 Psycholog. Forschung: Kinder 13. Sozialkontakte (Schule) Kinder im WM schneiden deutlich besser ab als Kinder im RM bei der Zufriedenheit mit der schulischen Situation und der Gefahr gemobbt zu werden.
51 Psycholog. Forschung: Kinder 14. Akademische Leistungen Zu schulischen Leistungen von WM-Kindern gibt es widersprüchliche Forschungsergebnisse. Schulform, Elternbeteiligung, Hausaufgabenbetreuung etc. spielen für schulische Leistungen eine größere Rolle, als das Betreuungsmodell.
52 Psycholog. Forschung: Kinder 15. Umgang mit dem Betreuungsplan (1) Jüngere Kinder Feste Betreuungspläne/Routinen Ältere Kinder Flexibilität Kinder und Eltern schätzen flexible Handhabung. Gründe für Abweichungen/Änderungen sind unter pädagogischen Gesichtspunkten differenziert zu betrachten.
53 Psycholog. Forschung: Kinder 15. Umgang mit dem Betreuungsplan (2) Das haben wir eigentlich nicht flexibel gehandhabt, weil wir da nicht die Möglichkeit geben wollten, im Konfliktfall die Koffer zu packen, zu sagen, du stinkst mir, jetzt gehe ich zum anderen.
54 Psycholog. Forschung: Kinder 15. Umgang mit dem Betreuungsplan (3) Gründe für Abweichungen vom Betreuungsplan sind zu unterscheiden: Positive Stabilität Zuverlässigkeit negative Stabilität Rigidität Gute Veränderbarkeit Flexibilität Schlechte Veränderbarkeit Chaos, Willkür
55 Psycholog. Forschung: Eltern 1. Zufriedenheit mit dem WM (1) WM-Eltern (Mütter und Väter) sind zufriedener als RM-Eltern. Australische Evaluationsstudie > Eltern: % im WM geben an, dass - sie sehr zufrieden sind - das WM für alle Beteiligten gut funktioniere - das WM auch den Kindern gut täte. WM-Väter sind noch zufriedener als WM-Mütter.
56 Psycholog. Forschung: Eltern 1. Zufriedenheit mit dem WM (2) Hauptgründe f. Zufriedenheit sind die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Familienleben Freie Zeit für Privatleben enge Bindung /Kontakt zum Kind für beide Eltern. Kinder profitieren unmittelbar von der größeren Zufriedenheit der Eltern, die zu mehr Kooperation führt und Konflikte reduzieren kann.
57 Psycholog. Forschung: Eltern 2. Kontaktqualität & -quantität Die Quantität (Kontakthäufigkeit) und die Qualität ( quality time ) des Kontaktes sind im WM empirisch gesehen höher, als im RM. Kinder im WM verbringen auch insgesamt mehr Zeit mit ihren Eltern und sind weniger fremdbetreut.
58 Psycholog. Forschung: Eltern 3. Selbstselektionseffekte Sind es die besseren Eltern, die sich für das WM entscheiden? Geht es den WM-Kinder wegen der besseren Eltern gut oder wegen des WM?
59 Psycholog. Forschung: Eltern 4. Charakteristika von WM-Eltern (1) Es sind weder die wohlhabenden, noch die gebildeten, noch die friedlichsten oder freundlichsten Eltern, die ihre Kinder im WM erfolgreich betreuen, sondern ganz normale getrennt lebende Durchschnittseltern.
60 Psycholog. Forschung: Eltern 4. Charakteristika von WM-Eltern (2) Für leicht überdurchschnittliche Bildung und Einkommen gibt es 2 Erklärungen: Eltern mit höheren Bildungsabschüssen verfügen häufig über flexiblere Arbeitszeiten, die WM- Betreuung erst ermöglichen. Wenn beide Eltern im WM (Vollzeit) erwerbstätig sein können, erzielt die Gesamtfamilie ein höheres Einkommen, als wenn ein ET Geld verdient und der andere die Kinder betreut.
61 Psycholog. Forschung: Eltern 5. Konflikte zwischen den Eltern (1) Kinder leiden unter Konflikten der Eltern, unabhängig vom Betreuungsmodell. Alle Eltern, fit and loving, (= psychisch gesund und lieben ihre Kinder), die theoretisch in der Lage sind zu kommunizieren, Entscheidungen zu treffen und umzusetzen, können das WM zum Vorteil ihrer Kinder praktizieren. Das WM kann auch deeskalierend wirken.
62 Psycholog. Forschung: Eltern 5. Konflikte zwischen den Eltern (2) Bei hohem Konfliktniveau muss der Betreuungsplan möglichst lange Zeitabstände beim ET (=> weniger Wechsel) möglichst gleichmäßige Zeitverteilung genaue Regelung der Entscheidungsbefugnisse für besonders strittige Themen neutrale Übergabe der Kinder vorsehen starr gehandhabt werden.
63 Psycholog. Forschung: Eltern 5. Konflikte zwischen den Eltern (3) Bei hohem Konfliktniveau sollten Eltern ermutigt werden, das WM zu versuchen (ggf. Probezeit) und professionelle Unterstützung erfahren: Coaching/Beratung Mediation Gruppenangebote
64 Fazit Aus Sicht der Entwicklungspsychologie kann die empirische Befundlage dahingehend zusammengefasst werden, dass die `Doppelresidenz das nach einer Scheidung bzw. Trennung der Eltern im Regelfall für das Kindes-wohl wohl günstigste Rahmenmodell darstellt.
65 Danke fürs Zuhören! Zuhausesein Verantwortung Zeit Sünderhauf, H. (2013): Wechselmodell: Psychologie Recht - Praxis. Wiesbaden: VS Springer Fachmedien.
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