Von Giraffen und Wölfen
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- Julia Kappel
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1 Hochschule Koblenz - Fachbereich Sozialwissenschaften Studiengang Bachelor of Arts Soziale Arbeit im WiSe 2011/2012 bis WiSe 2012/2013 Projektwerkstatt Soziale Arbeit an der Schnittstelle von Jugendhilfe und Schule Leitung: Frau Prof. Dr. Marlene Jansen-Schulze Von Giraffen und Wölfen Dokumentation des Projektes Foto der Schüler und Klassenlehrerin der 7. Klasse der Diesterweg-Schule mit den Projektleiterinnen Sandra Bula und Juliane Bieda
2 1. Allgemeines Das Projekt Von Giraffen und Wölfen ist eine Kooperation zwischen der Diesterweg-Schule Koblenz (Förderschule mit Schwerpunkt Lernen und sozial-emotionale Entwicklung), der Hochschule Koblenz Fachbereich Sozialwissenschaften sowie dem Jugendamt der Stadt Koblenz. Das Projekt wurde nach Abschluss einer 1 Semester andauernden Orientierungsphase von zwei Studentinnen der Hochschule Koblenz im Studiengang Soziale Arbeit (B. A.) im Rahmen der so genannten Projektwerkstatt zwischen März und Dezember 2012 an der Diesterweg-Schule durchgeführt und richtete sich an die (zur damaligen Zeit) 6. Klasse. Im Anschluss an die Umsetzungsphase fand die Evaluation des Projektes statt. Durch wöchentlich stattfindende Unterrichtseinheiten sollte das Projekt zu einer Stärkung der Kommunikations- und Sozialkompetenz der teilnehmenden Schüler beitragen. Hintergrund waren die ausgeprägt aggressiven Interaktionsmuster, die die Schüler untereinander sowohl im Pausen- als auch im Unterrichtsverhalten zeigten. In seiner methodischen Umsetzung orientierte sich das Projekt an den Handlungsprinzipien der Diesterweg-Schule sowie der Schulsozialarbeit. Inhalt waren neben Übungen zu den folgenden Themenkomplexen auch Gruppen- und Partnerarbeiten sowie thematisch passende Bastelaktionen und Kooperationsspiele: 1) Gemeinsames Kennenlernen 2) Was mir am Herzen liegt 3) Grundlagen der Giraffen- und Wolfssprache 4) Gefühle 5) Aufmerksamkeit / Zuhören 6) Kommunikationsregeln 7) Streitregeln 8) Kooperations- und Teambildungsübungen 2. Ausgangssituation Das angebotene Projekt sollte sich an die damals 8 männlichen Schüler der Klassenstufe 6 der Diesterweg-Schule richten und war ursprünglich als Streitschlichter-Projekt angedacht. Auf Wunsch der Schulleitung, der Schulsozialarbeit und der Klassenlehrerin sollten aufgrund zahlreicher klasseninterner Konflikte und des aggressiven Verhaltens einiger Schüler, neben der Förderung der Gemeinschaft in der Klasse, der Stärkung und der Erweiterung der Sozialkompetenz, in erster Linie die Anleitung der Schüler zu einer gewaltfreien Kommunikationskultur und adäquaten Konfliktlösung im Schulalltag im Sinne der Verbesserung des Konfliktverhaltens bei der Durchführung des Projektes im Vordergrund stehen. Mehrere Hospitationen in der Klasse bestätigten diesen Bedarf. In der theoriegeleiteten Begleitveranstaltung an der Hochschule Koblenz sowie nach Rücksprache mit der zuständigen Klassenlehrerin und Schulsozialarbeiterin wurde daher beschlossen, dieses Projekt in eine dem Bedarf und der Ausgangssituation entsprechende Richtung zu leiten, 2
3 um somit die Grundlage für eine gegebenenfalls in den nächsten Schuljahren stattfindende Ausbildung der Schüler zu Streitschlichtern zu legen. 3. Projektziele und Evaluation Durch das Projekt Von Giraffen und Wölfen sollten die sozialen Fähigkeiten für eine gewaltfreie Kommunikation der Schüler aufgebaut und gestärkt werden. Das Beobachten und Wahrnehmen eigener Gefühle und Gefühle anderer (Empathie) stellt hierfür eine wichtige Basis und letztendlich die Grundlage für die Verbesserung des Konfliktverhaltens sowie die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb der Klasse dar. Die konkrete Zielsetzung lautete wie folgt: Richtziel: Die teilnehmenden Schüler des Projektes beteiligen sich aktiv und demokratisch an Konfliktlösungsprozessen. Grob- und 1. Grobziel: Die Schüler gehen respektvoll miteinander um. Die Schüler kennen die gemeinsam mit den Studentinnen erarbeiteten Gesprächs- und Gruppenregeln. Sie bemühen sich einander in Gesprächen ausreden zu lassen. Sie wissen, wie ein respektvoller Umgang aussieht. Alle o. g. Ziele wurden innerhalb des Projektes erreicht. Die Schüler benötigen jedoch noch Hilfe durch die Projektleitung, um sich tatsächlich gegenseitig ausreden zu lassen. 2. Grobziel: Die Schüler kennen ihre Stärken. Die Schüler können ihre spielerisch kennengelernten Stärken benennen. Die Schüler setzen sich mit ihren Stärken auseinander. Die Schüler lassen sich von anderen helfen. Die Schüler lernten spielerisch ihre Stärken kennen, können Sie jedoch im Nachhinein weder erkennen noch benennen. Daher war es schwierig, sich mit den Stärken auseinander zu setzen. Die Feinziele wurden daher wie folgt modifiziert: Die Schüler lernen ihre Stärken kennen. ; Die Schüler lassen sich von anderen helfen. 3. Grobziel: Die Schüler nehmen ihre eigenen Gefühle wahr. Die Schüler können unterschiedliche Gefühle benennen. Sie setzen sich spielerisch mit Gefühlen auseinander. Die Schüler signalisieren es der Gruppe, wenn sie sich unwohl oder angegriffen fühlen, ohne selbst dabei andere anzugreifen. Die Schüler konnten problemlos Gefühle benennen und in positiv und negativ kategorisieren. Auch fiel es ihnen leicht, Beispiele für Situationen, in denen sie diese Gefühle wahrnehmen, zu nennen. Die spielerische Umsetzung erfolgte durch das Basteln von Gefühlspuppen und Wutbällen sowie durch Gefühlspantomime. Die Schüler schafften es jedoch nicht von allei- 3
4 ne es der Gruppe zu signalisieren, wenn sie sich unwohl oder angegriffen fühlen. Hier benötigten sie noch viel Unterstützung durch die Projektleitung. Das Feinziel wurde dementsprechend in Die Schüler können auf Nachfrage der Lehrkraft oder der Projektleitung signalisieren, wenn sie sich unwohl oder angegriffen fühlen, ohne selbst dabei andere anzugreifen. abgewandelt. 4. Grobziel: Die Schüler können sich in ihre Mitschüler hineinversetzen. Die Schüler respektieren die Gefühle und Bedürfnisse ihrer Mitschüler. Die Schüler können in Rollenspielen reflektieren, warum sich jemand wie fühlt. Die beiden o. g. Ziele wurden innerhalb des Projektes erreicht. 5. Grobziel: Die Schüler kennen Konfliktlösungsstrategien. Die Schüler können die gemeinsam mit den Studentinnen erarbeiteten Konfliktlösungsstrategien wiedergeben. Die Schüler sind fähig, die erarbeiteten Konfliktlösungsstrategien in Rollenspielen einzusetzen. Die Schüler wenden die erarbeiteten Konfliktlösungsstrategien teilweise im schulischen Alltag an. Die Schüler können die Konfliktlösungsstrategien wiedergeben und sind fähig, diese in Rollenspielen einzusetzen. Sie wenden sie jedoch nicht im Alltag an. Voraussetzung hierfür ist der Einsatz einer Lehrkraft, die entsprechende Konfliktlösungsstrategien und Verhaltensziele auch in Abwesenheit der Projektleitung mit den Schülern trainiert, damit diese die Strategien internalisieren. Das Feinziel wurde daher wie folgt verändert: Die Schüler wenden die erarbeiteten Konfliktlösungsstrategien teilweise im schulischen Alltag mit Unterstützung durch eine Lehrkraft an. 6. Grobziel: Die Schüler entwickeln ein stärkeres WIR-Gefühl im Klassenkontext. Die Schüler gehen respektvoll miteinander um. Die Schüler vermeiden innerhalb des Klassenkontextes gewalttätige Auseinandersetzungen. Die Schüler beteiligen sich aktiv an Kooperations- und Teambildungsübungen. Die Schüler unterstützen sich gegenseitig. Alle o.g. Ziele wurden zumindest teilweise innerhalb des Projektes erreicht. Beim respektvollen Umgang miteinander benötigen sie zeitweise noch Unterstützung. Ebenso müssen sie noch häufig zu gegenseitiger Unterstützung angehalten werden. Jedoch kam es innerhalb der Projekteinheiten nie zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Ebenso beteiligten sich stets alle Schüler an den Kooperations- und Teambildungsübungen. 4. Fazit Während der Durchführung des Projekts war ein hohes Maß an Flexibilität seitens der Projektleitung gefragt. Es kam immer wieder vor, dass die Schüler mit den an sie gestellten Aufgaben überfordert waren. Um keinen Motivationsabfall bei den Schülern zu riskieren, mussten die Projektleiterinnen häufiger spontan und schnell auf andere Übungen, Spiele und Arbeitsmittel 4
5 zurückgreifen, als ursprünglich geplant war. Um sowohl Über- als auch Unterforderung zu vermeiden, bewährte es sich, die Projektsitzungen stets mit mehreren Alternativen zu planen. Dies ermöglichte in jedem Fall ein flexibles Handeln durch die Projektleitung. Den Schüler konnte auf diese Weise ein Programm geboten werden, dass optimal auf ihre Bedürfnisse abgestimmt war. Des Weiteren zeigte sich die Anwesenheit der Klassenlehrerin als förderlich für den Verlauf der Unterrichtseinheiten. Als wichtige Elemente der Projektarbeit stellten sich Wiederholungen der gelernten Inhalte heraus. Hier wurde deutlich, dass die Schüler die gelernten Inhalte der unterschiedlichen Einheiten häufig durcheinander brachten. Mit den Wiederholungen konnte das Gelernte jedoch verfestigt und wiederholt strukturiert werden. Eine besondere Herausforderung stellte die sich ändernde Klassenkonstellation während des Projektverlaufes dar. Es kamen zu den ursprünglich 8 Jungen zum Schuljahreswechsel 3 Mädchen hinzu. Im Laufe des siebten Schuljahres, also der zweiten Hälfte der Projektdurchführung, musste zudem ein Schüler die Klasse verlassen und in eine untere Jahrgangsstufe wechseln. Der Projektverlauf wurde nun dahingehend beeinträchtigt, als dass den neuen Schülerinnen Hintergrundwissen aus der ersten Hälfte des Projektes fehlte. Dies wurde jedoch durch die o.g. fortdauernden Wiederholungen aufgefangen. Den Abschluss des Projektes bildete ein Fragebogen zu Evaluationszwecken, der von den Schülern auszufüllen war. Insgesamt erteilten Sie dem Projekt im Durchschnitt eine Gesamtwertung von 8,7 von 10 möglichen Punkten. Sechs von zehn Schüler/innen gaben explizit noch einmal an, dass ihnen das Projekt gut gefallen hat. Ein Schüle kritisierte, dass zu viel geredet wurde. Alle Schüler konnten sowohl die Merkmale der Giraffen- und Wolfssprache als auch die Kommunikations- und Streitregeln wiedergeben. Jedoch gaben alle Schüler an, keinerlei der erlernten Inhalte in einem anderen Kontext angewandt bzw. ausprobiert zu haben. 5. Fortschreibung der Konzeption und Fortführung des Projektes Das Projekt in der Klasse 7 gilt mit Ende des Jahres 2012 als abgeschlossen. Bei positiver Resonanz kann das Konzept zum Projekt jedoch weiter in der Diesterweg-Schule angewandt werden. Zu beachten ist, dass ein Konzept konkretes Handeln ermöglichen soll. Daher ist es von Anfang an auf Veränderung und Weiterentwicklung ausgelegt. Die Überprüfung der Anwendbarkeit der Konzeption in kontinuierlichen Abständen ist daher ebenso bedeutend wie, im gegebenen Fall, auch eine Abänderung der Zielformulierung. Sandra Bula und Juliane Bieda 5
6 6. Anhang 6.1 Zeitungsartikel 6
7 6.2 Erarbeitete Plakate zur Giraffen- und Wolfssprache 6.3 Gefühlspuppen 7
8 6.4 Fotografische Darstellung der Kommunikationsregeln Nur einer redet!, Aufmerksam zuhören 6.5 Kooperationsübung Können Einer fliegen? 8
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