Ausstellungen haben naturgemäß ganz unterschiedliche. Inhalte: das Werk eines Künstlers beispielsweise, oder die
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- Ida Hochberg
- vor 7 Jahren
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1 Ausstellungseröffnung SERBIEN Kulturelle Brücke zwischen Ost und West 29. Juni 2010, 19:00 Uhr, Wiener Dom- und Diözesanmuseum Sehr geehrter Herr Präsident Tadic! Eminenz! Exzellenzen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ausstellungen haben naturgemäß ganz unterschiedliche Inhalte: das Werk eines Künstlers beispielsweise, oder die Kunst ganzer Epochen, kulturelle, wissenschaftlich-technische oder wirtschaftliche Errungenschaften sowie historische Epochen mit interessanten Persönlichkeiten. Auch die Präsentation einer Idee kann Gegenstand einer spannenden Ausstellung sein, die überrascht, neugierig macht und vielleicht auch nachdenklich stimmt.
2 Das ist im Besonderen der Fall bei der vorliegenden Ausstellung: SERBIEN Kulturelle Brücke zwischen Ost und West. Es handelt sich um eine kulturhistorische Ausstellung, die einerseits kulturelle und künstlerische sowie historische und wissenschaftliche Inhalte in sich vereinigt. Weil an der Ausstellung 6 serbische staatliche Institutionen und die Österreichische Nationalbibliothek sowie die Serbisch- Orthodoxe Kirche und die Erzdiözese Wien mit ihren jeweiligen Museen und die Stiftung PRO ORIENTE mitwirken, haben wir es auch mit einem kulturpolitischen Ereignis zu tun. Das wird besonders unterstrichen durch die Anwesenheit des Präsidenten der Republik Serbien und hoher geistlicher Würdenträger, sowie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens beider Länder. Solchen grenzüberschreitenden Kulturereignissen kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie sind nicht nur dazu da, Informationen zu liefern und Zimelien des Kulturschaffens zu präsentieren. Sie sind auch geeignet, bestehende Vorurteile
3 aufzuzeigen Stereotypen abzubauen, Vertrauen zu schaffen und weiterführendes Interesse zu entwickeln. Ich denke, dass diese Ausstellung, die mein serbischer Amtskollege und ich heute gemeinsam eröffnen, alle diese Faktoren in sich vereint. Eine Ausstellung, die Serbien und die Serben zum Gegenstand hat, löst gerade in Österreich ganz spezifische Assoziationen aus. Sie ruft vor allem die Erinnerung an eine lange gemeinsame und wechselvolle Geschichte wach. Der Anlass dieser Ausstellung, die 150-Jahrfeier der Gründung der Serbisch-Orthodoxen Kirche im Jahre 1860 in Wien, lädt die Besucherinnen und Besucher ein, ein paar Blätter dieser bewegten Geschichte aufzuschlagen. So erinnert man sich in Wien gerne daran, dass unter den ersten Serben, die 1683 vor den Osmanen nach Wien flüchteten, auch Djordje Mihajlovic gewesen sein soll, der während der Belagerung Wiens Boten- und Späherdienste
4 gegen die türkischen Belagerer geleistet habe und dabei ums Leben gekommen sei. Es waren die Serben, die später wegen ihrer militärischen Verdienste zu einem Faktor der österreichischen Staatspolitik geworden sind. Nach der Eroberung Belgrads durch Prinz Eugen kamen Kaufleute, Geistliche, Künstler und Studenten nach Wien. Unter ihnen war auch der mit Kaiser Franz Josef befreundete serbische Fürst und spätere König Milan Obrenovic. Im 19. Jahrhundert wurde Wien fast zur Hauptstadt der serbischen Intelligenzija. Die größten Werke der serbischen Romantik erschienen seit 1820 hier in Wien. Auch der bekannte Wissenschaftler und Dichter Vuk Stefanovic Karadzic, lebte lange Jahre in Wien, wo er sein berühmtes serbisches Wörterbuch herausbrachte. Das Manuskript gehört heute zu den Buchschätzen der Österreichischen Nationalbibliothek. In Österreich wurde im Jahr 1989 eine Vuk Stefanovic Karadzic-Gesellschaft gegründet, deren Obmann zu sein ich für
5 drei Jahre die Ehre hatte. Auch ein Denkmal im 3. Bezirk (St. Marxer Friedhof) ist dem Serben Vuk Stefanovic Karadzic gewidmet. Mit dem Ende der Obrenovic-Dynastie endeten 1903 die offiziellen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Belgrad und Wien abrupt. Nicht so die Beziehungen zwischen Serben und Österreichern. Das historische und kulturelle Gedächtnis von Völkern lässt sich nicht einfach abschalten. Es hat die Eigenschaft, nachhaltig zu sein. Es sind die persönlichen und kulturellen Beziehungen, die oft die Eigenschaft haben, politisch turbulente Zeiten zu überdauern. Das macht die Pflege solcher Beziehungen und daher auch diese Ausstellung so wichtig. Den beteiligten serbischen und österreichischen Institutionen sei für diese wertvolle Initiative an dieser Stelle aufrichtig gedankt.
6 Heute sind die Beziehungen trotz schwieriger Entscheidungen vor etwa zwei Jahren zwischen unseren beiden Ländern sehr gut entwickelt und ich zögere nicht, unsere Beziehungen als freundschaftlich zu bezeichnen. Als quasi-nachbar hat Österreich auch ein besonderes Interesse an der politischen und wirtschaftlichen Stabilität Südosteuropas. Es unterstützt daher aktiv die Einbindung Serbiens in die europäischen Strukturen und Regionalinitiativen. Südosteuropa, und damit auch Serbien, ist seit Jahren Schwerpunkt-Thema der österreichischen Außenpolitik. Österreich unterstützt Serbien im Rahmen der projektbezogenen Zusammenarbeit, vor allem in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Regionalentwicklung und Soziales. Die Zahl österreichischer Firmen-Niederlassungen ist auf 300 Vertretungen angewachsen. Vor allem im Bereich der Finanzdienstleistungen und im Versicherungswesen sind
7 österreichische Unternehmungen führend. Mit der Gründung des Österreichischen Kulturforums 2001 in Belgrad erhielten auch die bilateralen Beziehungen im Bereich der Kultur und Wissenschaft neue Impulse. Auf wissenschaftlich-theologischer Ebene pflegt die von Kardinal König in Wien gegründete Stiftung PRO ORIENTE seit vielen Jahren rege Beziehungen mit der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Vom 10. bis 14. September wird in Österreich der neugewählte serbisch-orthodoxe Patriarch Irenej zu seinem ersten Auslandsbesuch erwartet. Ein besonders wichtiger Faktor der serbisch-österreichischen Beziehungen sind schließlich die in Österreich lebenden Serbinnen und Serben. Mit rund Personen stellen sie die weitaus größte Gruppe an Zuwanderern. Sie sind gut in unserem Land integriert, entfalten in ihren vielen Vereinen kulturelle und karitative Tätigkeiten und nehmen am öffentlichen Leben teil. Etwa die Hälfte von ihnen sind bereits
8 österreichische Staatsbürger, die den Kontakt zu ihrer alten Heimat jedoch weiterhin pflegen und so auch als Brücke zwischen unseren beiden Ländern fungieren. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Besuch des Dachverbandes der serbischen Vereine bei mir in der Präsidentschaftskanzlei anlässlich seines 40-jährigen Bestehens und ich möchte auch bei dieser Gelegenheit den Funktionären der einzelnen Organisationen sowie allen Serbinnen und Serben in Wien und in ganz Österreich dafür danken, dass sie seit vielen Jahren mit ihrer Arbeit an der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung eines demokratischen Österreich tatkräftig mitwirken. Und ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich annehme, dass ich mich auch bei der letzten Präsidentschaftswahl vom 25. April einer kräftigen Unterstützung durch Serbinnen und Serben mit österreichischer Staatsbürgerschaft und daher Wahlrecht bei der Präsidentenwahl erfreuen durfte.
9 Sehr geehrter Herr Präsident! Ich freue mich über diese schöne Ausstellung und danke allen, die am Zustandekommen mitgewirkt haben und wünsche Ihnen viele interessierte Besucherinnen und Besucher!
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