Falldokumentation Aufnahmedatum

Transkript

1 Falldokumentation Aufnahmedatum Perdita Geboren 1997, Warmblüter, Stute, Schimmel Haltung gepflegter Offenstall Bodenverhältnisse Rasengittersteine, Lava, Schotter, im Stall kleine Strohmatte ansonsten Beton, Weide stundenweise Zustand guter Ernährungszustand, könnte etwas dünner sein, muskulär in Weidekondition, ungeritten seit ca. 1,5 Jahren Das Pferd wirkt angespannt und schmerzhaft, will sich nicht einfangen lassen und versteckt sich im Stall wo es die Hufe in der Strohmatte eingräbt. Der Tastbefund zeigt ein vollständig verspanntes Pferd das nicht in der Lage ist den Rücken im Reflex zu heben. Das ganze Pferd ist aus der Statik. Die Beine werden extrem weit unter den Körper gestellt. Die Stute versucht ein Durchdrücken der Karpalgelenke zu vermeiden. Auf allen 4 Beinen ist eine deutliche Pulsation fühlbar. An den Hinterbeinen ist schlecht verheilende Mauke sichtbar. Das Pferd wird nicht geritten. In der Bewegung zeigt sie sich steif und extrem empfindlich auf jedem Boden (Asphalt, Schotter, Weide, Beton, Pflaster, Sand). Ein deutlicher Wendeschmerz in allen Hufen. Vorne rechts noch verstärkt. Der Trab ist kurz und deutlich schmerzhaft. Vorne rechts im Trab mittelgradig lahm! Die Stute wurde Anfang Februar 2011 letztmalig nach Strasser bearbeitet und ausgeschnitten. Die Hufe zeigen alle eine deutlich nach vorne gezogene Zehe, kein Sohlengewölbe, stark zurück geschnittene Eckstreben Ballenquetschungen, Trachtenzwang, untergeschobene Trachten, Strahlfurchen sind nur im Ballenbereich erkennbar, Strahlpilz

2 Vorne Links Vor der Bearbeitung Nach der Bearbeitung Vorne Rechts Vor der Bearbeitung Nach der Bearbeitung

3 Erste Bearbeitung Um den Druck von den Ballen zu nehmen und um mit der Zeit eine Verbesserung der Statik zu erreichen, habe ich die Hufe im Zehenbereich bis in den unpigmentierten Teil der Hufwand von Oben gekürzt. Der Trachtenbereich und die Sohle wurden in Ruhe gelassen. Die Besitzerin ( die mehrere Kurse der Strasser Ausbildung durchlaufen hat ) erhielt den Auftrag nach 14 Tagen die Wände im Zehenbereich erneut leicht zurück zu raspeln und zu berunden. Die Strohmatte sollte vergrößert werden und möglichst ein kühlendes Sandbett zur Verfügung gestellt werden. Ausserdem sollte die Stute die Möglichkeit haben auf weichen Boden auszuweichen. Bisher sind die Pferde gezwungen auf stark befestigten Boden, Rasengittersteine oder Schotter zu laufen. Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das Pferd eine deutliche Erleichterung erfahren würde, wenn es rund um die Uhr in der kommenden Zeit Hufschuhe tragen könnte. Bei Besserung wurden kurze Spaziergänge mit Hufschuhen auf Grasboden empfohlen. Bearbeitungsintervall 4 Wochen / / Zustand Die Stute wirkt deutlich entspannter. Mittlerweile wird sie im Schritt im Gelände geritten. Sie ist nach wie vor fühlig und im Trab vorne rechts geringgradig Lahm. Die Hufe haben sich geweitet und ein leichtes Sohlengewölbe entwickelt. Die Strahlfurchen werden etwas tiefer. Leider habe ich keine Bilder von der Entwicklung der Eckstreben und der Sohle. Im Mai hatten sich auf allen 4 Hufen die Eckstreben einmal rund um den Strahl aufgestellt. Die Sohle hat sich einmal runderneuert und begann bereits wieder heraus zu fallen. Im Juni hat sich die Eckstrebe bereits an der Strahlspitze wieder zurück gezogen und beginnt im Trachtenbereich wieder mitzutragen. Bei jedem Bearbeitungsintervall säuberte ich die Hufe von unten und begradigte maximal die Auftrittfläche von unten. Am Strahl wurden nur Taschen beseitigt und loses Sohlen- und Eckstrebenmaterial entfernt.

4 Vorne Links Vor der Bearbeitung Nach der Bearbeitung

5 Vorne rechts Vor der Bearbeitung Nach der Bearbeitung Vierte Bearbeitung Die Hufe richten sich erkennbar auf. Die Besitzerin hat beim Beraspeln ungewollt Schweben eingearbeitet die ich versuche wieder Plan zu stellen, damit die Last großflächiger verteilt wird. Ich bringe die Trachten auf eine einheitliche Höhe etwa 1mm über Sohlenniveau. Die Trachtenecken sind wieder als Standfläche vom Pferd zu Nutzen. Die Eckstreben werden vorsichtig etwas über Sohlenniveau gekürzt um ein umkippen und überwachsen der Sohle zu vermeiden. Um zu verdeutlichen wie sich die Situation im Huf entspannt hat setzte ich noch einmal die Startsituation und den momentanen Stand nebeneinander. Besonders gut sichtbar ist die Veränderung Vorne Rechts Vor der Bearbeitung März Nach der Bearbeitung Juni

6 Im März hat man den Eindruck übermäßigen Druckes im Ballenbereich. Der Kronrand im Zehenwandbereich wirkt nach hinten durchgesackt. Die Fesselachse ist nach hinten gebrochen. Ziel und nächste Bearbeitungsschritte: In den kommenden Bearbeitungsintervallen wird der Huf nicht zwischenbearbeitet. Zusätzlich zu einer nicht mehr ganz so ausgeprägten Mustang Roll im Zehenbereich wird die Wand im unteren Bereich leicht gestreckt um dem Huf dauerhaft die Wuchsrichtung anzuzeigen. Durch das weitere Zurücksetzen der Zehe wird das Abrollen erleichtert, der übermäßige Druck aus den Trachten verschwindet, das Ballenpolster kann sich erholen.

7 Auswirkungen auf die Statik des Pferdes März Juni

8 Sobald sich in den Vorderhufen der Trachtenbereich wieder erholt und aufgerichtet hat kann das Pferd das Vorderbein wieder als Säule einsetzen und kraftfrei stehen. Zur Zeit zieht die Stute mit dem Oberhals die Schulter vor, überstreckt das Fesselgelenk nach caudal. Zur Entlastung der Gelenke wird ab und an das Karpalgelenk gebeugt. In der Hinterhand ist die umgekehrte Reaktion der Muskelketten erkennbar. Die Kruppenmuskulatur versucht die Oberlinie zu stabilisieren, die Hinterbeine sind weit untergestellt. Dadurch entsteht im Trachtenbereich übermäßig viel Druck und die Zehe wird immer weiter nach vorne gezogen.