Pansenstabiles Pflanzenfett in Rationen für Hochleistungskühe: Auswirkung auf Milchleistung und Fruchtbarkeit
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- Frieda Bachmeier
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1 Pansenstabiles Pflanzenfett in Rationen für Hochleistungskühe: Auswirkung auf Milchleistung und Fruchtbarkeit Thomas Engelhard, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Iden Dr. Jakob Groenewold, Landwirtschaftskammer Hannover, Bremervörde Zusammenfassung In einem Fütterungsversuch mit Hochleistungskühen wurde geprüft, welche Effekte der Fütterung von pansenstabilem Futterfett auf die Leistung sowie auf die Stoffwechselgesundheit und die Fruchtbarkeit der Kühe zu verzeichnen sind, wenn die Ration schon mit Propylenglykol ergänzt ist. In den Untersuchungen ergaben sich deutliche Milchleistungssteigerungen bei Fettfütterung für die älteren Kühen, bei gleichzeitigem Absinken der Milcheiweißgehalte. Diese Wirkungen waren bei Jungkühen nicht zu verzeichnen. Trotz Zulage des Fettes traten geringere Leistungen auf. Die höheren Milchmengen der Kontrolltiere, die kein Fett erhielten, gingen jedoch mit einer stark ausgeprägten negativen Energiebilanz einher. Durch die Zulage von geschütztem Fett zu Propylenglykol konnten keine zusätzlichen stabilisierenden Wirkungen auf den Stoffwechsel erreicht werden. Dagegen waren deutliche bessere Fruchtbarkeitsergebnisse zu verzeichnen. Summary Rumen protected fat in diets for high yielding dairy cows: Effects on milk yield and fertility In a feeding trial with high yielding dairy cows the effects of rumen protected fat on milk yield, parameters of metabolism and fertility were determined. All diets were supplemented with propylene glycol, which is well known to counteract ketosis. Results show a pronounced increase of milk yield and a slight decrease of milk protein content when feeding rumen protected fat to multiparous cows. Primiparous cows did not show these effects. The milk yield of the control group (primiparous) was higher but a pronounced negative energy balance was observed. No additional stabilizing effects on metabolism could be obtained when rumen protected fat was supplemented to a diet containing propylene glycol. However, the fertility was influenced positively. 47
2 Einleitung Pansenstabiles Pflanzenfett wird in der Milchkuhfütterung eingesetzt, um die Energieversorgung ohne negative Wirkung auf die Vorgänge im Pansen zu verbessern. In zahlreichen Fütterungsversuchen kam es bei Gabe von geschütztem Fett zu höheren Milchleistungen. MÄNNER (2002) wertete verschiedene Untersuchungen aus, in denen die Leistungssteigerungen durchschnittlich 2 bis 3 kg je Tier und Tag betrugen. Gleichzeitig sind bei Zulage von solchen Futterfetten aber mehrfach geringere Milcheiweißgehalte und dann keine oder nur geringe Veränderungen der Milcheiweißmengen zu verzeichnen gewesen (MAHLKOW, 2003). In der praktischen Anwendung ist der Einsatz des Futterfettes also zuerst an den entstehenden Kosten und dem möglichen Mehrerlös aus dem Milchverkauf zu beurteilen. Zu beachten sind aber ebenso mögliche verbessernde Wirkungen auf die Tiergesundheit (Ketoseprophylaxe) und auf die Fruchtbarkeit. Material und Methoden Um dem weiter nachzugehen, wurde an der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt in Iden im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit der Landwirtschaftskammer Hannover ein Fütterungsversuch durchgeführt. Dabei ging es darum, zu prüfen, ob die Fütterung von geschütztem Fett auch dann sinnvoll sein kann, wenn die Ration schon einen energiereichen Zusatz in Form von Propylenglykol enthält. Dieses Futtermittel kann prophylaktisch gegen das Auftreten von Ketose wirken (NIELSEN und INGVARTSEN, 2004; ENGELHARD, 2001) und wird deshalb oft an Hochleistungskühe in der Frühlaktation verabreicht. In den Versuch wurden 78 schwarzbunte Kühe von der Kalbung bis zum 140. Laktationstag einbezogen. Die 55 Mehrkalbskühe wiesen für die Vorlaktation eine hohe Milchleistung von mehr als kg auf. In zwei Versuchsgruppen erhielten die Tiere 48
3 Rationen, die sich bis auf die Fettzulage nicht voneinander unterschieden. Die TMR basierte auf Gras- und Maissilage mit einer Strohzulage und wurde mit Pressschnitzelund Biertrebersilage sowie Getreide-, Raps- und Sojaextraktionsschrot ergänzt. In der Mischration erhielten alle Versuchskühe 300 g Propylenglykol (1,4 % i. d. TM d. Ration). Im zweiten Fütterungsabschnitt wurde diese Menge mit fortschreitender Laktation auf 200 g reduziert. Das Futter der Versuchsgruppe»Fett«enthielt über den gesamten Versuchszeitraum zusätzlich pansenstabiles pflanzliches Fettpulver (fraktioniert aus Palmöl, ungehärtet, 99 % Fett, ohne Trägerstoffe, 25 MJ NEL/kg TM nach Herstellerangaben). Je Kuh wurden 500 g des Produktes verabreicht (2,0-2,5 % i. d. TM d. Ration). Für die Ration»Fett«errechneten sich höhere Energiekonzentrationen und geringere Gehalte an nutzbarem Rohprotein als für die Ration der Kontrollgruppe (Abbildung 1). Abb. 1 Ergänzung der Rationen sowie Energie- und nxp-gehalte Ergebnisse Die Auswertung der täglich für jedes Tier gemessenen Futteraufnahmen ergaben kaum Unterschiede zwischen den Versuchsvarianten. Von Anfangs 21 kg stieg der durchschnittliche Verzehr in beiden Gruppen auf 23 kg je Tier und Tag an. Aufgrund der unterschiedlichen Gehaltswerte des Futters nahmen die Tiere der Gruppe»Fett«also mehr Energie aber auch weniger nutzbares Protein auf als die Kontrolltiere. Ebenfalls täglich wurden die Milchmengen der Kühe registriert. Im Durchschnitt gaben die Tiere, die geschütztes Fett erhielten 1,6 kg mehr Milch. Dabei kam es jedoch zu deutlichen Unterschieden zwischen den älteren und den erstmals abgekalbten Kühen. Bei den Kühen ab der 2. Kalbung, die unter Berücksichtigung eines vergleichbaren Milchleistungspotenzials in die Versuchsgruppen eingeordnet wurden, trat ein ausgeprägter Leistungsvorteil der Gruppe»Fett«bei geringerem Eiweißgehalt auf (Abbildung 2). Bei den Erstkalbskühen zeigte sich eine entgegengesetzte Tendenz. Die Kontrolltiere gaben mehr Milch (Abbildung 3) mit weniger Eiweiß. 49
4 Abb. 2 Versuchsergebnisse der Mehrkalbskühe Abb. 3 Versuchsergebnisse der Erstlaktierenden Dabei ist zu beachten, dass diese Jungkühe von der Kalbung bis zum 100. Laktationstag stark an Körpersubstanz verloren haben. In der Gruppe»Fett«wurde dagegen kein Körpermasseverlust der Jungkühe festgestellt. Aufgrund der offensichtlich unterschiedlichen Veranlagung der Tiere in den Versuchsgruppen, ist die Wirkung des pansenstabilen Fettes auf die Leistung in der 1. Laktation nur schwer zu beurteilen. Bei hohen Streuungen waren die Mittelwertdifferenzen zwischen den unterschiedlich versorgten Jungkuhgruppen nicht signifikant. Die Effekte bei den Mehrkalbskühen sind dagegen klar zu erkennen. 50
5 Die Messungen von Stoffwechselparametern im Blut und in der Milch zeigte keine zusätzlich entlastende und insbesondere keine ketoseprophylaktische Wirkung der Zulage von geschütztem Fett an. In beiden Gruppen lagen die Werte am 10. Tag nach der Kalbung im leicht erhöhten und ab dem 30. Tag im Normbereich. Dabei darf nicht vergessen werden, dass beide Futtermischungen im Versuch schon Propylenglykol enthielten, dessen Wirkung gegen Ketose als gesichert gilt. Bei den Fruchtbarkeitsdaten ergab sich ein Vorteil für die Fettfütterung. Von den auswertbaren Kühen, die ohne Störungen (z. B. Schwergeburt mit Endometritis) in den Versuch gingen, wurden mehr mit geringerem Aufwand tragend (Abbildung 4). Abb. 4 Fruchtbarkeitsergebnisse Die erste Auswertung erfolgte für die Besamungen bis zum Versuchsende. Der dort festgestellte Vorteil der Gruppe»Fett«setzte sich auch noch für die Konzeptionsergebnisse des späteren Zeitraums fort, als die Tiere aus dem Versuch entlassen und in der Routinefütterung des Betriebes identisch versorgt wurden. Zum einen kann sich die verbesserte Energieversorgung während der Versuchsfütterung positiv ausgewirkt haben. Aber auch höhere Cholesteringehalte im Blut der Kühe der Gruppe»Fett«könnten die Unterschiede erklären (Abbildung 5). 51
6 Abb. 5 Cholesteringehalte im Blut (mmol/l) Cholesterin ist Ausgangsverbindung für die Bildung von Östrogenen und Progesteron. Insbesondere die Fütterung von Fetten mit gesättigten Fettsäuren soll durch erhöhte Östradiolbildung die Entwicklung der Follikel fördern und das Auftreten früher embryonaler Todesfälle durch erhöhte Progesteronspiegel im Blut reduzieren. Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, dass auch in der Kombination mit Propylenglykol bei Hochleistungskühen der in Aussicht gestellte leistungssteigernde Effekt des pansenstabilen Fettes auftrat. Dieser war bei den Mehrkalbskühen deutlich ausgeprägt, wie auch der Rückgang des Milcheiweißgehaltes. Zu beachten sind aber auch die Verläufe der Milchleistung und des Eiweißgehaltes in den Versuchsgruppen (Abbildungen 6 und 7, Mehrkalbskühe). Abb. 6 Milchleistungen der Mehrkalbskühe im Laktationsverlauf 52
7 Abb. 7 Milcheiweißgehalte der Mehrkalbskühe im Laktationsverlauf Während der Frühlaktation sind diese noch nahezu deckungsgleich, ab dem 2. Laktationsmonat treten dann die Unterschiede auf und werden bis in das 2. Laktationsdrittel hinein immer ausgeprägter. Es ergab sich in der Frühlaktation auch keine ketoseprophylaktische Wirkung des Fettes. Bei Bedarf scheint für diesen Zweck die Gabe von Propylenglykol mit nachgewiesener Wirkung wichtiger zu sein als der Fettzusatz. Verzichtet man aber in diesem Zeitraum ganz auf die Fettfütterung, erreicht man möglicherweise nicht die im Versuch festgestellten Effekte auf die Fruchtbarkeit (Cholesterinwirkung). Fazit Lassen die betrieblichen Bedingungen für das Fütterungsmanagement es zu, wäre die in Abbildung 8 dargestellte Strategie der Fütterung von Propylenglykol und geschütztem Fett denkbar, um beide Futtermittel optimal und gezielt zu nutzen. Während der Vorbereitungsfütterung könnte ein reduzierter Einsatz zur energetischen Aufwertung der Ration und zum Zwecke der Angewöhnung erfolgen. Ist im ersten oder den ersten beiden Laktationsmonaten eine separate Fütterung möglich, sollten schon gesteigerte Fettmengen gegeben werden, um die Energiebilanz zu verbessern und insbesondere um langfristig auf die Verbesserung der Fruchtbarkeit zu zielen. Hier ist jedoch zuerst der Einsatz von Propylenglykol anzuraten, wenn die Stabilisierung des Stoffwechsels die wichtigste Zielstellung ist. In der nachfolgenden Hochleistungsphase könnte die Fettmenge zur Leistungssteigerung weiter erhöht und die glucoplastische Substanz aus der Ration genommen oder reduziert werden. Grundsätzlich ist natürlich zu beachten, dass der Einsatz von pansenstabilem Fett, Propylenglykol oder vergleichbaren Futtermitteln nicht dazu dienen kann, grundsätzliche und grobe Management- 53
8 fehler auszugleichen. Die Anwendung sollte ausschließlich als Ergänzung guter Praxis in Herden mit schon höherer Milchleistung erfolgen. Abb. 8 Empfehlungen zum Einsatz von glucoplastischen Substanzen und pansenstabilem Fett bei Gruppenfütterung im Laktationsverlauf Literatur MÄNNER, K. (2001): Pansengeschützte Fette für Milchrinder. Kraftfutter, Heft 10, Sonderdruck. ENGELHARD, T. (2001): Untersuchungen zur Energieversorgung während der Vorbereitungsfütterung und in der Frühlaktation. Forum angewandte Fütterung in der Rinder- und Schweinefütterung, Fulda, Verband der Landwirtschaftskammern, DLG, FAL, MAHLKOW-NERGE, K. (2002): Einsatz von Futterfetten Sinnvoll oder unnötige Ausgabe? Milchpraxis, Heft 3, NIELSEN, N.I. und K. L. INGVARTSEN (2004): Propylene glycol for dairy cows, A review of the metabolism of propylene glycol and its effects on physiological parameters, feed intake, milk production and risk of ketosis. Animal Feed Science and Technology 115,
9 Diskussion Dr. Alert, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft Köllitsch Sie sagten, es sind Blutwerte untersucht worden. Sind auch Leberenzymwerte untersucht worden bei einem längerfristigen Einsatz von Fett in dieser Höhe, auch wenn es jetzt ungeschützt war? Beim Rapskuchen haben wir festgestellt, dass in der Leber Erscheinungen auftraten, die wir tendenziell als Fettleber bezeichnen könnten. Damit ist dann natürlich in Frage gestellt, wie lange geht das gut. Können dazu Aussagen gemacht werden? Antwort: Wir haben Leberenzymaktivitäten und Ketonkörper untersucht. Aber tatsächlich keine Unterschiede oder auch etwas widersprüchliche Ergebnisse gefunden. In der Frühlaktation war ein leichter Stoffwechselstress erkennbar. Das war aber auch das sehr trockene Jahr 2003 und da wissen wir, wie es insgesamt in den Betrieben mit der Futterabsicherung aussah. Außerdem weiss ich nicht, inwieweit man geschütztes Fett und Rapskuchen, also ungeschützte Fette 1:1 vergleichen kann. Frage: Es wäre auch noch die Frage, ob Unterschiede in der Fettsäurenzusammensetzung in der Milch aufgetreten sind? Antwort: Das ist nicht untersucht worden. 55
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