Kausalität und kontrafaktische
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- Matthias Stieber
- vor 7 Jahren
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1 Kausalität und kontrafaktische Konditionalsätze Illustrationen zu D. Lewis, Causation Erklärung und Kausalität Claus Beisbart TU Dortmund Sommersemester 2009
2 Hume in der Enquiry Zwei Definitionen von Kausalität a. Regularitätstheorie b. über kontrafaktische Konditionale. Grundidee (bei Hume nicht explizit): Ereignis c verursacht Ereignis e, wenn e auf c folgt und wenn gilt: Hätte c nicht stattgefunden, so wäre auch e nicht eingetreten.
3 Regularitätstheorie in der Formulierung von Lewis Ereignis c verursacht Ereignis e genau dann, wenn gilt: (1) c und e finden statt (Propositionen C und E, welche das Eintreten von c und e feststellen, sind wahr) (2) es gibt Mengen L und F (gesetzartige/einzelfallbezogene Propositionen), so dass (a) L und F enthalten gemeinsam (C E) (b) L und F enthalten gemeinsam nicht E (c) F impliziert nicht (C E)
4 Regularitätstheorie in der Formulierung von Lewis Erläuterung: Die Bedingung (2) kann man auch wie folgt schreiben: (2) es gibt Mengen L und F (gesetzartige/einzelfallbezogene Propositionen), so dass (a) (L F C E) (Aus Gesetzen, Feststellung von der Ursache und Antecedensbedingungen folgt E) (b) Es ist nicht der Fall, dass L F E (in (a) ist C notwendig) (c) Es ist nicht der Fall, dass C F E (in (a) ist L notwendig)
5 Probleme Eine Regularität, aber der wirkliche kausal Zusammenhang sieht so aus: c keine genuine Ursache sondern ein notw. Effekt a e c Epiphänomen c Nur a konnte e verursachen, a verursacht nw. auch c a e c Verhinderung pre-emption a c e
6 Counterfactuals Kontrafaktische Konditionalsätze. Form: Wenn A wäre, dann wäre C Frage: Wie sind kontrafaktische Konditionalsätze zu verstehen? Antworten: Lewis, Counterfactuals (1973) vgl. auch R. Stalnaker
7 Mögliche Welten W Menge aller möglichen Welten, w1, w2 etc. Sei A eine Proposition A-Welten sind die Welten, in denen A wahr ist. Beispiel: alle Welten, in denen Barack Obama U.S.- Präsident ist. Aktuelle Welt: w0
8 Ähnlichkeit Relation zwischen möglichen Welten. w1 ist ähnlicher zu w2 als w3 ähnlich ist zu w2. w1 w2 w3
9 Ähnlichkeit Relation zwischen möglichen Welten. w1 ist ähnlicher zu w2 als w3 ähnlich ist zu w2. w1 w2 w3
10 Einschränkung Im folgenden geht es nur um relative Ähnlichkeit zur aktuellen Welt. w1 ist ähnlicher zu w0 als w3 ähnlich ist zu w0. Kurz: w1 ist uns ähnlicher als w3. Kurz: w1 < w3 w1 w0 w3
11 Partielle Ordnung Annahme: ist uns ähnlicher (<) partielle Ordnung. definiert eine Dabei: Für zwei Welten w1, w2 gilt: a. Sie sind uns gleich ähnlich oder b. w1 < w2 oder c. w2 < w1
12 w0 w1, w2, w3 w4, w5, w6, w7, w8, w9 Bild z. B.
13 Counterfactuals Wenn A wäre, dann wäre auch C. (A Antecedens, C Consequens) ist wahr genau dann, wenn: (1) Es gibt keine A-Welt (Antecedens ist unmöglich) (2) Es gibt eine A-Welt w1, in der auch C wahr ist und die uns näher ist als jede A-Welt, in der C falsch ist.
14 Vereinfachung von (2) Annahme: w0 ist keine A-Welt und es gibt eine A- Welt, die C uns ähnlicher als alle anderen A- Welten. Dann lautet (2): (2') Die A-Welt w1, die uns am ähnlichsten ist, ist auch eine C-Welt.
15 Beispiel Kontrafaktischer Konditionalsatz: Wenn Du mit No gestimmt hättest (A), dann wäre das Ergebnis No gewesen. Entscheidungsregel: Mehrheitswahlrecht ou A B C D You Yes Yes Yes Yes No No No No Yes Yes A B C D You No Outcome Yes Yes Outcome Unsere Welt w0 mögliche A-Welt
16 Beispiel Suche die A-Welt, die uns am ähnlichsten ist. a. Die anderen Stimmen wie in w0 b. Dieselbe Stimmregel gilt wie in w0. ou A B C D You Yes Yes Yes Yes No No No No Yes Yes A B C D You Yes Yes No No No Outcome Yes Yes Outcome No
17 Bemerkungen 1. Die komplizierte Bedingung (2) ist etwa dann erforderlich, wenn es keine eindeutige Welt gibt, die w0 am ähnlichsten ist (Beispiele: Zwei Welten sind uns am ähnlichsten. Oder: Es gibt eine unendliche Folge von Welten, die w0 immer ähnlicher werden). 2. Die Analyse mit den möglichen Welten ergibt auch Sinn, wenn A nicht kontrafaktisch, sondern wahr ist. Wenn A wäre, dann wäre auch C bedeutet dann: In der A-Welt, die uns am ähnlichsten ist (d.h. w0), gilt auch C.
18 Kausale Abhängigkeit Seien c und e singuläre Ereignisse (es geht also im folgenden um singuläre Kausalfeststellungen) Seien C und E die Propositionen, die besagen, dass c und e stattfinden. Das Ereignis e hängt kausal von Ereignis c ab, wenn die folgenden beiden kontrafaktischen Konditionalsätze gelten: Wenn C wahr wäre, dann wäre auch E wahr. (das meint: Wenn c nicht stattgefunden hätte, dann hätte auch e stattgefunden.) Wenn C nicht wahr wäre, dann wäre auch E nicht wahr.
19 Verursachung Seien c und e singuläre Ereignisse (es geht also im folgenden um singuläre Kausalfeststellungen) c verursacht e, wenn es eine kausale Kette von c nach e gibt (d.h. wenn es Ereignisse a1, a2,..., an gibt, so dass a1 von c kausal abhängt, a2 von a1 kausal abhängt,..., e von an kausal abhängt). Bild: c a1 a2... an e Einfachster Fall: Eingliedrige Kausalkette: c e
20 Problemlösung Epiphänomen c: e, c und a finden statt. Nur a konnte e verursachen, a konnte nicht anders als c verursachen. a e Daher: c ist keine Ursache von e. c Problem: Es scheint zu gelten: Wenn c nicht stattgefunden hätte, dann hätte a nicht stattgefunden (denn a konnte ja nicht anders als c zu verursachen), dann hätte aber auch e nicht stattgefunden (denn e konnte ja nur durch a verursacht werden). Lewis: Dieser kontrafaktische Konditionalsatz ist falsch.
21 Warum? In der uns ähnlichsten Welt, in der c nicht stattfindet, findet a noch statt, verursacht aber nicht mehr c. a e Idee: Eine Welt, in der c nicht stattfindet, ist uns ähnlicher, wenn in ihr a noch stattfindet. Allerdings dürfte diese Welt andere Naturgesetze als unsere haben. c
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