I. Bildungsstandards, Lehrpläne, Lernziele
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- Frieder Vogt
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1 Glossar fachdidaktischer Begriffe Arbeitskreis der Biologiedidaktiker an bayerischen Universitäten Hubertus Doetkotte, Martin Döhring, Maria Erhart, Bruno Hügel, Thomas Heyne, Barbara Saß Diese Zusammenstellung ist ein Konsens über wichtige fachdidaktische Begriffe die während Biologiedidaktikertagung 2006 in dieser Fassung verabschiedet wurde und nun weiter verbessert wird die als Grundlage für Aufgabenstellungen in Klausuren des Staatsexamens dienen die mit den Seminarbeauftragten/Seminarlehrern des 2. Ausbildungsabschnitts abgestimmt werden die mit den Chemie- und Physikdidaktikern abgeglichen werden I. Bildungsstandards, Lehrpläne, Lernziele Bildungsstandards 1 : Bildungsstandards sind Kompetenzniveaus, die ein Schüler nach Abschluss der Jahrgangsstufen 4 bzw. 9/10 erreicht haben soll (liegen nicht für alle Fächer vor). Sie umfassen mehrere Kompetenzbereiche, gelten bundesweit und werden in Form zentraler Tests festgestellt. Die verschiedenen Schwierigkeitsgrade innerhalb einer Kompetenz werden durch die Anforderungsbereiche wiedergegeben. Kompetenzbereiche: Fachwissen Erkenntnisgewinnung Kommunikation Bewertung Anforderungsbereiche: Anforderungsbereich I: Sachverhalte, Methoden und Fertigkeiten reproduzieren Anforderungsbereich II: Sachverhalte, Methoden und Fertigkeiten in neuem Zusammenhang benutzen Anforderungsbereich III: Sachverhalte neu erarbeiten und reflektieren sowie Methoden und Fertigkeiten eigenständig anwenden (Die drei Anforderungsbereiche haben die früher verwendeten Begriffe Reproduktion, Reorganisation, Transfer und Problemlösen abgelöst.) Lehrpläne: Staatliche, verbindliche Vorgabe zum Bildungs- und Erziehungsauftrag einer Schulart, zu den fachspezifischen bzw. fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen sowie zu den in den jeweiligen Fächern zu behandelnden Inhalten. Curriculum: Curriculum und Lehrplan sind keine Synonyme. Im Gegensatz zum Lehrplan legt ein geschlossenes Curriculum alle Lernziele, Inhalte, Unterrichtsmethoden und Unterrichtsmittel, Lernzielkontrollen fest 2.
2 Lerninhalte: alle fachlichen Inhalte, die im Unterricht thematisiert werden; i. d. R. vom Lehrplan vorgegeben Lernzielebenen: Lernziele können Leit-, Richt-, Grob- und Feinziele (Lernziel- Hierarchie) sein. Leitziele: Oberste pädagogisch-didaktische Absichten, die u. a. durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und die Bayerische Verfassung bestimmt werden (vgl. Kapitel 1 der entsprechenden Lernziele). Richtziele: Fachspezifische Ziele, die die wesentlichen Aufgaben des Unterrichts beschreiben (Fachprofile, Fachlehrpläne, Literaturhinweis 4) Grobziele: themenbezogene Ziele, die entweder aus dem Fachlehrplan übernommen sind oder selbst formuliert werden Feinziele: Ziele der Unterrichtsstunde, die die Lernergebnisse beschreiben. Kognitive und instrumentelle Lernziele müssen operationalisierbar sein. Lernzielbereiche; Operationalisierte Lernziele Lernzielbereiche = Lernzieldimensionen ( Lernziel-Hierarchie) Kategorien, nach denen die verschiedenen Lernziele geordnet werden. kognitive Lernziele: beschreiben Veränderungen, die sich auf Kenntnisse, Wissen, Denken, Problemlösen und auf andere intellektuelle Fertigkeiten beziehen instrumentelle Lernziele: beschreiben Veränderungen in Bezug auf manuell-motorische Fertigkeiten affektive Lernziele: beschreiben Änderungen der Interessen, Einstellungen, Werturteile, Bereitschaften; soziale Lernziele: beschreiben Veränderungen in Bezug auf die soziale Kompetenz und das gemeinsame Lernen Operationalisierte Lernziele: Operationalisierte Lernziele besitzen zumindest einen Inhaltsaspekt (z. B.: den Begriff Symbiose ) und einen Handlungsaspekt (z. B. erläutern <können> ). Auf Formulierungen wie z. B. die Schüler sollen wissen, die Schüler kennen wird in Übereinstimmung mit der Output-Orientierung der Bildungsstandards verzichtet. Affektive und soziale Lernziele können nicht operationalisiert werden 3. 2
3 II. Verteilung der Lerninhalte Ebenen Jahresplanung: Klassenbezogene grobe Verteilung der Lehrplaninhalte über das Schuljahr (Klassenlehrplan, Stoffverteilungsplan) Sequenzplanung: Die Unterrichtssequenz gibt die Abfolge von Stundenthemen fest. Eine Unterrichtssequenz kann mehrere Unterrichtseinheiten umfassen. Eine Unterrichtseinheit ist eine in sich geschlossene Teilthematik aus der Unterrichtssequenz. Sie kann aus einer oder mehreren Stunden bestehen kann (siehe Beispiel). Stundenplanung: Lehrplanthema Unterrichtseinheiten Themen der Unterrichtsstunden Säugetiere Hund Der Hund ist ein typisches Säugetier Rind Angepasstheit von Säugetieren an ihren Lebensraum Welche Verhaltensweisen hat der Hund vom Wolf geerbt? Wie nutzt der Mensch die Eigenschaften des Hundes? Welche Bedeutung hat das Rind für den Menschen? Aus Gras wird Milch. Konventionelle und ökologische Rinderhaltung Wale, Fledermaus und Maulwurf: Säugetiere wurden an ihren Lebensraum angepasst Unterrichtssequenz Didaktische Rekonstruktion Modell für die Planung, den Aufbau, die Strukturierung von Unterricht: Didaktische Rekonstruktion setzt die fachlichen Aspekte des Unterrichtsthemas mit Schülervorstellungen, -erfahrungen und fachübergreifenden Aspekten in Beziehung und entwickelt daraus im Sinne der konstruktivistischen Lerntheorie das unterrichtliche Vorgehen. Unterrichtsmethoden Begriff, der allgemein für Vorgehensweisen im Unterricht verwendet wird. 3
4 Aspekte der Gestaltung von Unterricht z. B. Basiskonzepte (z. B. Struktur und Funktion, Organisationsebenen, Stoff- und Energieumwandlungen, Information und Kommunikation, Steuerung und Regelung, Variabilität und Angepasstheit, Entwicklung, Biodiversität) Kumulatives Lernen Exemplarische Vorgehensweise / Exemplarisches Wissen Orientierungswissen Entdeckendes Lernen im Unterricht Handlungsorientierter Unterricht (ist in hohem Maße durch Selbsttätigkeit der Schüler gekennzeichnet) Problemorientierter Unterricht (geht von Fragestellungen aus) Die naturwissenschaftlichen Erkenntnismethoden ( fachgemäße Arbeitsweisen naturwissenschaftliche Arbeitsweisen) induktives bzw. deduktives Vorgehen im Unterricht Fächerübergreifendes Vorgehen, Fachübergreifendes Vorgehen, Fächerverbindendes Vorgehen Beispiel: Thema: Wasser als Grundlage des Lebens Fächerübergreifendes Vorgehen: Biologische, physikalische, chemische, ethische, geographische Aspekte unter einer übergreifenden Fragestellung, z. B.: Warum ist Wasser unser wichtigstes Lebensmittel? Fachübergreifendes Vorgehen: Im Fach Biologie wird ein physikalischer Bezug hergestellt Fächerverbindendes Vorgehen: Im Fach Biologie, im Fach Physik, im Fach Chemie, im Fach Ethik und im Fach Erdkunde wird aufeinander abgestimmt das Thema behandelt. Programmierter Unterricht Situiertes Lernen Offene Lehrformen Offene Lehrformen sind gekennzeichnet durch die Wahlmöglichkeiten und Entscheidungsfreiräume der Schüler. Innerhalb dieser Freiräume gestalten sie ihren Lernprozess selbst. Die Offenheit kann z. B. durch die Themenwahl, die Wahl der Sozialform, die freie Zeiteinteilung oder die Auswahl der Unterrichtsmittel gegeben sein. Offene Lehrformen sind z. B.: Freiarbeit in ihren verschiedenen Formen 4
5 Projekt(unterricht) Projektorientierter Unterricht Wochenplanarbeit Lernen an Stationen (bei offener Ausgestaltung) Gebundene Lehrformen Gebundene Lehrformen sind gekennzeichnet durch die Steuerung des Unterrichtsverlaufs durch die Lehrkraft. Gebundene Lehrformen sind Formen des Frontalunterrichts: fragend-entwickelnder Unterricht und darbietender Unterricht Der aufgebende Unterricht (z. B. auch in Form von Lernen an Stationen) Unterrichtsentwurf / UV: Ausführliche Vorbereitung von Unterricht, die in der Regel folgende Punkte enthält: Lehrplanbezug Sachanalyse Relevanzanalyse Analyse der Lernvoraussetzungen der Schüler Übersicht über die Unterrichtseinheit (Stundenthemen) Lernziele Didaktische Reduktion Methodische Vorgehensweise und deren Begründung Artikulationsschema Relevanzanalyse Reflexion über ein Thema im Hinblick auf seine fachliche, schülerbezogene und gesellschaftliche Bedeutung Sachanalyse Darstellung fachlicher Grundlagen incl. der Analyse eines Sachverhalts im Hinblick auf: Begriffsklärung, Wissenselemente und inneres Gefüge (z. B.: logische Zusammenhänge, Funktionszusammenhänge, kausale Zusammenhänge) Didaktische Reduktion: Wissenschaftliche Aussagen werden vereinfacht und im Hinblick auf die didaktische Absicht und auf die Altersgruppe in eine verständliche Form gebracht. Die sachliche Richtigkeit muss immer gewährleistet sein. Man reduziert auf verschiedenen Ebenen, die sich überschneiden können: Inhaltliche Ebene: sektorale Reduktion Welcher Ausschnitt eines Themas wird behandelt? strukturelle Reduktion: Auf welche Kernaussage hin werden die Inhalte vereinfacht? Komplexität vereinfachen Sprachliche Ebene (Haargefäße satt Kapillaren) Ebene der naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen (qualitative statt quantitative Untersuchungen) Darstellungsebene (Schemata, Abbildungen, Modelle, Hypothesen ) 5
6 Artikulation Gliederung des Lehr-Lern-Prozesses während einer Unterrichtsstunde in verschiedene, aufeinander aufbauende Phasen (= Stufen). Artikulationsschema (= geplanter Unterrichtsverlauf) Schematische Darstellung wichtiger Faktoren des Lehr-Lern-Prozesses während einer Unterrichtsstunde: Abfolge der einzelnen Phasen Lernziele Lehrer- bzw. Schüleraktivitäten / Lehr- und Lernaktivitäten Unterrichtsmittel Sozialformen, Lehrformen Naturwissenschaftliche Arbeitsweisen Alle Denk- und Arbeitsmethoden, mit deren Hilfe man zu fachwissenschaftlichen Erkenntnissen gelangt. Den Arbeitsweisen geht dabei stets eine Frage oder Hypothese voraus. Arbeitsweisen zur Erkenntnisgewinnung Erkundungsformen: Betrachten Beobachten Untersuchen Experimentieren Vergleichen Modellbildung Arbeitstechniken, die die Erkenntnisgewinnung ermöglichen oder unterstützen z. B.: Umgang mit optischen Hilfsmitteln (Lupe, Fernglas, Mikroskop ) Umgang mit Bestimmungshilfen Sammeln Halten und Pflegen von Lebewesen Molekularbiologische Arbeitsmethoden Techniken zur Informationsentnahme und Informationsdarstellung; werden auch als Methodenwerkzeuge bezeichnet (Protokollieren, Zeichnen, Graphen und Tabellen erstellen und interpretieren, Beschreiben ) Kompetenzbereiche Erkenntnisgewinnung / Kommunikation Unterrichtsmittel Alle im Unterricht eingesetzten Lehr-, Lern- und Arbeitsmittel einschließlich Naturobjekte, die der Erschließung der Lerninhalte dienen. Medien (i. e. S.) Medien sind alle Unterrichtsmittel, die ein Naturobjekt, einen Sachverhalt oder einen Vorgang repräsentieren und nicht original sind. 6
7 Differenzierung: Maßnahmen, die der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit, dem unterschiedlichen Lerntempo oder den unterschiedlichen Interessen einer heterogen zusammengesetzten Lerngruppe gerecht werden sollen. Sozialform kennzeichnen den Sozialverband, in dem sich die Lernenden während des Lernprozesses jeweils befinden Klassenunterricht Gruppenarbeit Partnerarbeit Einzelarbeit 1 Beschlüsse der Kultusministerkonferenz: Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren Schulabschluss (vom ). Luchterhand, Neuwied, Killermann, Hiering, Starosta: Biologieunterricht heute. Auer, Donauwörth 2005, 5. Aufl. 3 Kultusministerkonferenz: Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe in der Sekundarstufe II, Luchterhand, Neuwied,
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