Wer macht das schönste Kikeriki?

Transkript

1 Wer macht das schönste Kikeriki? Text: Bernhard Hagemann Illustrationen: Judith Drews 3

2 Sie waren die besten Freunde: das Schwein, der Hund, das Schaf und der Fuchs. Sie verbrachten ihre Zeit mit Nichtstun im Wald, erzählten sich lustige Geschichten und lachten. Aber irgendwann bekamen sie Hunger. Denn vom Nichtstun wird man nicht satt.»was sollen wir essen?«, fragte das Schwein.»Gras«, antwortete das Schaf.»Iiihh!«, rief der Hund empört.»ich esse kein Gras. Ich will einen Knochen.Iiihh!«, ekelte sich der Fuchs.»Ich will kein Gras und ich will keinen Knochen. Ich will eine echte Speise.«Da strengten die vier ihre Köpfe an, wie sie an eine echte Speise kommen könnten, bis das Schwein sagte:»herhören! Ihr kennt doch die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten.Natürlich, die kennen wir«, sagte der Hund,»Esel, Hund, Katze und Hahn stellten sich aufeinander und sahen dabei aus wie ein Gespenst und verscheuchten Räuber aus einem Haus, die ein Königsmahl zurückließen«, ergänzte das Schwein.»Das können wir auch.räuber erschrecken, kein Problem!«, sagte der Fuchs.»Königsmahl verspeisen, kein Problem!«, meinte der Hund. 4

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4 »Wir machen einen Esel, einen Hund, einen Kater und einen Hahn«, sagte das Schwein.»In dieser Reihenfolge stellen wir uns aufeinander und erschrecken die Räuber. Ich bin oben der Hahn. Ich wollte immer schon mal ein Hahn sein.ich bin oben!«, rief da der Hund.»Ich bin ein viel besserer Hahn als du!«und er krähte so abscheulich, dass sich die anderen die Ohren zuhielten.»du bist der Esel«, sagte der Hund dann zum Schaf,»wer mäh machen kann, der kann auch ia sagen.«da krähte das Schaf so laut es konnte.»habt ihr schon einmal einen Esel gesehen, der wie ein Hahn kräht?«, rief das Schaf. Der Hund schüttelte den Kopf und sagte:»ein Schaf, das wie ein Esel krächzt, will ein Hahn sein.«6

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6 »Keinen Streit!«, rief da der Fuchs.»Sonst kommen wir nie zu einer Speise. Wir brauchen einen Plan, einen richtigen Speise-Plan.«Der Fuchs nahm einen Stock und malte ein Bild in die Erde. Dann erklärte er:»wir nehmen einen großen Ast und legen ihn über einen Baumstamm. Dann wippen wir abwechselnd miteinander. Jeder mit jedem. So wiegen wir uns gegenseitig. Der Schwerste ist der Esel, der Zweitschwerste ist der Hund, der Drittschwerste ist der Kater, und der Leichteste ist der Hahn.«Alle fanden den Plan gut, deshalb suchten sie einen großen Ast und einen Baumstumpf. Dann wippten sie miteinander. Jeder einmal mit jedem. Hier das Ergebnis: Am schwersten war das Schwein, am zweitschwersten war das Schaf, am drittschwersten war der Hund und am leichtesten war der Fuchs. Deshalb machte das Schwein den Esel, das Schaf machte den Hund, der Hund machte den Kater, und der Fuchs machte den Hahn.

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9 Sofort gab es einen Riesenlärm, weil jeder das Tier nachmachte, das er sein sollte. Zum Davonrennen war das! Die vier bekamen selber schon Angst.»Genauso muss es sein beim Räubervertreiben!«, jubelte der Fuchs. Und so sprangen alle der Reihe nach auf das Schwein. Das Schaf, der Hund und der Fuchs.»Puh!«, machte das Schwein und ging in die Knie. Das Haus am Waldrand war schnell erreicht. Als sie näher kamen, rochen sie einen köstlichen Braten mit Soße und Knödel. 11

10 Die Räuber saßen am Tisch, speisten und lachten. Doch eigentlich waren es gar keine Räuber! Es war eine Familie: Vater, Mutter, zwei Töchter und ein Sohn. Als die vier durch das o ene Fenster ins Haus sahen, begannen sie sofort mit einem ohrenbetäubenden Gejohle. Doch... niemand lief davon. Im Gegenteil, die Mutter, die vor Schreck die Suppenschüssel fallen gelassen hatte, kam schimpfend zum Fenster.»Was fällt euch ein, mir so einen Schrecken einzujagen? Wer ersetzt mir jetzt meine Schüssel?Wir haben Hunger!«, sagte der Hund.»Wer Hunger hat, muss laut sein, sonst übersieht man ihn.«da mussten die Kinder lachen:»wer Hunger hat, muss laut sein!«das gefiel ihnen. Und sie baten ihre Eltern, die vier aus dem Wald doch mitessen zu lassen. 12

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12 So wurde es noch eine lustige Runde. Die vier Freunde erzählten von ihrem Leben im Wald und waren überglücklich, vor einer echten Speise zu sitzen. 14