Bericht zum Pilotversuch -Digitalfunk unter Einsatzbedingungen im Netzbetrieb und Beteiligung aller BOS- beim Baumblütenfest 2008 in Werder (Havel)
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- Franz Kurzmann
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1 Bericht zum Pilotversuch -Digitalfunk unter Einsatzbedingungen im Netzbetrieb und Beteiligung aller BOS- beim Baumblütenfest 2008 in Werder (Havel) Wie bereits im Jahr 2007 angefangen, wurde im Jahr 2008 der Pilotversuch Digitalfunk nach TETRA 25 - Standard im Netzbetrieb unter Einsatzbedingungen während des Baumblütenfestes in Werder (Havel) vom bis zum weiter geführt. In diesem Jahr war es ein Test, an dem sich alle Baumblüten - BOS- Teilnehmer des Landkreises Potsdam-Mittelmark (die Feuerwehr, der Rettungsdienst mit dem Malteser Hilfsdienst, die DLRG, das Deutschen Roten Kreuz, das Technische Hilfswerk und die Polizei) beteiligten. In diesem Jahr wurde die Digitalfunkzelle durch die Firma H.E.R.T.Z. Elektronik erweitert und es standen 2 Frequenzen zur Verfügung. In 13 Funkgruppen konnte gearbeitet werden und 7 Gruppen konnten gleichzeitig Einzeloder Vollduplexgespräche führen. Ergänzend wurden durch die Einsatzleitung Kurznachrichten mit taktischen Informationen verschickt. Um die gleichen Ergebnisse im Analogfunk zu erreichen, hätten wir mindestens 8 zusätzliche Funkkreise im Relaisbetrieb für 2m Band bzw. 4m Band errichten müssen und trotzdem wäre nicht die klare und saubere Verständigung möglich gewesen. Da eine Anbindung der Leitstellen noch nicht möglich war, wurden die vorhandenen 4m Band analog Funkkreise nur für die Übermittlung der Statusmeldungen im FMS durch die Fahrzeuge genutzt. An Endgeräten wurden uns durch die Projektgruppe Digitalfunk im Land Brandenburg, in Verbindung mit der Firma H.E.R.T.Z. Elektronik, Digitalfunkgeräte und Zubehör der Firma Motorola GmbH, das MTH 800, das MTP 850, das MTM 800 sowie Geräte der Firma Sepura, das SRH 3500 und durch die Firma Teltronic, das HTT 500 übergeben. Geräte, die den ersten Test (2007) nicht bestanden hatten und die die beim Endgerätetest des Landes Brandenburg im DMO-Modus durchgefallen waren, kamen nicht mehr zum Einsatz. Insgesamt standen ca. 170 Digitalfunkgeräte für den Einsatz zur Verfügung. Zusätzlich wurde durch die Firma Imtradex verschiedene Sprechgeschirre und Helmsprechgarnituren zum Testen übergeben. Wie sich auch im Vorjahr schon gezeigt hatte, hat das Zubehör einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg des Einsatzes. Man muss immer überlegen, wofür wird das Zubehör benötigt. Für die Sicherheits-, Rettungsdienst- und Sanitätskräfte sind zur Realisierung ihrer Maßnahmen Ohrhörer zwingend erforderlich. Diese standen durch Bereitstellung der Firma Motorola für Motorolageräte in ausreichender Weise zur Verfügung.
2 Da Digitalfunkgeräte unterschiedlicher Hersteller auch unterschiedliche Schnittstellen haben, ist eine Kombination des Zubehörs mit Geräten anderer Hersteller nicht möglich. Hier sollte durch die BDBOS Einfluss genommen werden, dass die Kompatibilität möglichst hergestellt wird. Durch die Auswahl der gleichen Standortbedingungen für die Basisstation auf der Bismarckhöhe in Werder (Havel) wie im Jahr 2007 konnte auch für die zwei zur Verfügung stehenden Frequenzen gleiche gute Ausbreitungsbedingungen festgestellt werden. Einen guten Vergleich gab es auch dadurch, dass die Polizei noch am ersten Festwochenende ihr analoges Funknetz mit einer 10 Watt Sendeleistung genutzt hatte und hier in bestimmten Bereichen erhebliche Einschränkungen in der Funkversorgung im Analogfunk zu verzeichnen war. Die Digitalfunkzelle war mit einer 2 Watt Sendeleistung und die Digitalfunkendgeräte mit einer 1 Watt Sendeleistung ausgerüstet. Im Festbereich und dem weiteren Umfeld war eine sehr gute Funkversorgung gewährleistet. Im nördlichen Bereich Richtung Phöben gab es auf Grund topographischer Bedingungen geringfügige Einschränkungen. Durch die Firma H.E.R.T.Z. Elektronik erfolgte am der Aufbau der Basisstation. Durch Mitarbeiter der Projektgruppe Digitalfunk wurden zum gleichen Zeitpunkt die Endgeräte übergeben und so konnten die ersten Tests erfolgen. Im Vorfeld wurde das Funkschema erstellt und die Funkgruppen zugeteilt. Für die npol-bos standen die Gruppen 1-8 und für die Pol-BOS die Gruppen 9-13 zur Verfügung. Am erfolgte die Einweisung der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerkes in das Funkkonzept und an den Geräten. Auch hier zeigte sich, dass die Bedienung der Geräte mit der neuen Software und die noch nicht bekannten Gerätetypen sehr schnell verstanden wurden. Die Einweisung der
3 Mitarbeiter im Rettungsdienst und der SEG- Einheiten erfolgte am bzw. unmittelbar vor dem Einsatz. Nach der kurzen Einweisung waren alle Helfer in der Lage, die Handfunkgeräte in ihren Grundfunktionen sicher zu bedienen. Es zeigte sich aber auch, dass es von Bedeutung ist, eine Sinnvolle und dem Einsatzzweck angepasste Programmierung der Geräte vorzunehmen. Der Forderung aus dem Jahr 2007 kann ich nur noch mal Nachdruck verleihen, dass es wichtig ist, für alle Geräte ein Pflichtenheft anzulegen, in dem festgeschrieben steht, wie die einzelnen Geräte für die unterschiedlichen BOS- Teilnehmer programmiert sein müssen. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2007 waren hierbei sehr hilfreich und wurden bei der Programmierung der Geräte in diesem Jahr berücksichtigt. Die Aussage aus 2007, alles ist nur eine Frage der Programmierung, kann bestätigt werden. Ein Häkchen an der verkehrten Stelle in der Programmierung kann erhebliche negative Auswirkungen haben. So geschehen bei den Geräten der Firma Sepura. Hier wurde gleich in der Anfangsphase bemängelt, dass die Gespräche immer leiser werden und man das Gerät richtig ans Ohr halten muss zum Hören. Um Rückkopplungen beim Zusammenführen mehrerer Geräte zu vermeiden wurden Sicherheitsoptionen eingebaut. Die Option ist aber auch da, wenn nur ein Gerät eingeschaltet war. Das war eine Fehlfunktion, die durch eine Umprogrammierung beseitigt werden muss. Nicht durch eine Programmierung lässt sich aber die geringe Akkukapazität der Geräte verändern. Hier wurde bemängelt, dass die Geräte eine 8-Stundenschicht nicht durchgehalten haben und jedes mal das Zubehör wieder entfernt werden musste, um die Akkus aufzuladen. Reserveakku standen leider nicht zur Verfügung. Auch die Menüführung der Sepura-Geräte wurde immer wieder kritisch bewertet und ist gewöhnungsbedürftig.
4 Hier wurden häufig Vergleiche mit den Geräten von der Firma Motorola, z.b. dem MTP 850 gezogen, wo die Menüführung einfach, verständlich und dem eines Handys angepasst ist. Insofern stimmt wieder die Aussage, wer ein Handy bedienen kann, kann auch ein Digitalfunkgerät bedienen. Lobend wurde sich über die Geräte von der Firma Teltronic (HTT 500) geäußert. Auch hier ist die Menüführung einfach und verständlich gewesen. Bei einigen Geräten gab es in der Anfangsphase Probleme mit der vorgenommenen Programmierung, die dann nur durch Clonen der Software aus einem funktionierenden Gerät in ein anderes nicht funktionierendes Gerät beseitigt werden konnte. Als weiterer Mangel wurde festgestellt, dass die Notruffunktion bei allen Geräten noch stark dadurch geprägt, dass jemand da sein muss, der den Notruf auch auslösen kann. Eine Totmannschaltung, wie sie bei der Feuerwehr für Atemschutzgeräteträger benötigt wird, ist noch nicht realisiert. Im Fazit wurden bei allen Geräten der unterschiedlichsten Hersteller die Tragetaschen bemängelt, die einer guten Bedienung der Digitalfunkgeräte hinderlich sind und somit sehr schnell zur Seite gelegt wurden. Eine Bedienung mit Handschuhen, sogar schon mit den Untersuchungshandschuhen im Rettungsdienst war unmöglich. Erstmalig wurde bei diesem Fest unter Einsatzbedingungen eine Fernwartung der Basisstation über Richtfunk getestet. Dazu wurde zwischen der Bismarckhöhe und der Rettungswache eine Richtfunkstrecke aufgebaut. Dadurch war es auch jederzeit möglich, weitere Geräte in das Netz einzubinden. Auch dieses System hat den Einsatztest bestanden.
5 Zusammenfassend kann eingeschätzt werden, dass die Absicherung des Baumblütenfestes wieder mit Digitalfunk hervorragend funktioniert hat. Die Akzeptanz für die Geräte und für das System konnte bei allen BOS- Teilnehmern deutlich erhöht werden. Es gab Sprachverständigungen ohne die bekannten Stör- und Nebengeräusche aus dem Analogfunk. Die Einsatzaufträge wurden schnell und klar, ohne häufige Rückfragen verstanden. Die Bedienung der Geräte war unkompliziert und es konnten Einzelgespräche, trotz Funkverkehr in der Gruppe geführt werden. Es konnte nicht festgestellt werden, dass das System überlastet war und Funkgespräche nicht zustande gekommen sind. Von allen BOS- Einsatzkräften wurde wiederholt die Frage aufgeworfen: Warum arbeiten wir nicht ständig mit dem System? Wie Eingangs bereits erwähnt, wurde durch die Firma Imtradex verschiedene Hör- Sprechgarnieturen zum Testen übergeben. Diese wurden überwiegend durch die Feuerwehr genutzt und getestet. Alle Geräte waren für den Anschluss an Motorola Geräte MTP 850 geeignet. Überzeugt haben die Handmikrophone HT 5 der Firma Imtradex in der Widergabe der Sprachqualität gegenüber der Handmikrophone der Firma Motorola. Helfer haben sich unabhängig von einander positiv zu den HT 5 geäußert. Bei den Helmsprechgarnituren hat eindeutig die Version FIRE TALK Supra den Vorzug erhalten. Bedingt schon dadurch, dass die Feuerwehr mit Helmen MSA Gallet ausgerüstet ist und diese Garnitur leicht zu jeder Zeit am Helm befestigt werden konnte. Die Geräusche waren auch da, wo sie hingehören, am Ohr. Die FIRE TALK Halter mussten erst am Helm befestigt werden und dann waren die Geräusche nicht an der richtigen Stelle. Für andere Helmtypen eventuell geeignet. Ablehnung dagegen bei dem Nackenbügel-Headset. Für einen Einsatz ohne Helm durchaus geeignet, aber mit Helm unbrauchbar. Der Träger wurde durch das ständige verrutschen der Sprechgarnitur behindert. Die OnGuard I Sprechgeschirre für die halbverdeckte Trageweise sind für einen Feuerwehreinsatz unbrauchbar, aber für einen Sicherungseinsatz geeignet. Bei allen Geräten konnte eine gute Widergabe der Sprachqualität verzeichnet werden.
6 Der Einsatz von Digitalfunk beim 129. Baumblütenfest war ein voller Erfolg. Die Akzeptanz für das System konnte wieder deutlich verbessert werden. Auch anfängliche Skeptiker aus den Reihen der Pol BOS konnten von den Vorzügen des Systems überzeugt werden. Das Resümee aller Beteiligten: Dass was wir hier bei dem Baumblütenfest wieder erreicht haben, wäre mit einem analogen System nicht möglich gewesen. Ein besonderer Dank gilt natürlich wieder der Firma H.E.R.T.Z. Elektronik. Ohne ihre Unterstützung wäre der Erfolg nicht möglich gewesen. Lothar Boreck Landkreis Potsdam-Mittelmark SB op. BS / Funk / Leitstelle
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