«Flüchtlinge, Asylbewerber und die Sozialhilfe»
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- Silvia Goldschmidt
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1 «Flüchtlinge, Asylbewerber und die Sozialhilfe» Informations- und Weiterbildungsveranstaltung für Sozialbehörden und weitere Verantwortliche aus den Gemeinden Integrationsförderung und Fallverlauf bei Flüchtlingen SRK Kanton Bern, Cristina Spagnolo, Leiterin Migration
2 Agenda Auftrag, Spezialitäten und Herausforderungen Klientel und Resultate der Integrationsförderung Modell der Integrationsförderung Fallverlauf und Beispiel aus der Praxis Seite 2
3 Unser Auftrag Auftrag der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kanton Bern (GEF): Unterstützung von Flüchtlingen ab Asylentscheid bis 5 Jahre (Ausweis B) bzw. 7 Jahre (Ausweis F) nach Asylgesuch* Sicherstellung der finanziellen Existenz gemäss gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien (SKOS) Begleitung der Klientel auf ihrem sozialen, sprachlichen und beruflichen Integrationsweg Informationsvermittlung über das Leben in der Schweiz, Integrationsprogramme, Unterstützung in allen Lebensbereichen *Durchschnittliche Zuständigkeitsdauer 3.5 und 5 Jahre Seite 3
4 Handlungsfelder Sprachliche Integration Anmeldung in Sprachkurse, Finanzierung von Sprachkursen und Zertifizierungen Berufliche Integration Beratung zu beruflichen Perspektiven, Anmeldung in berufliche Integrationsprogramme, finanzielle Unterstützung einer Ausbildung Soziale Integration Information und Beratung, Unterstützung für die Wohnungssuche, Vermittlung an Fachstellen, Einschulung der Kinder & Kinderbetreuungsplätzen Seite 4
5 Spezialitäten Flüchtlingssozialdienste Spezifisches Wissen und Kenntnisse Asyl- und Ausländerrechts Spezifische Integrationsangebote zur Vorbereitung auf den Eintritt in die Regelstrukturen Realistische Ausbildungsmöglichkeiten für Flüchtlinge Umgang mit traumatisierten Personen Begleitung von jungen Erwachsenen ohne Familie in der Schweiz Kenntnisse über die Herkunftsländer Interkulturelle Kompetenzen Übung in der Arbeit mit Übersetzenden Fähigkeit zur Vermittlung zwischen der Klientel und Institutionen, Arbeitgeber, Vermieter etc. Seite 5
6 Aktuelle Herausforderungen an die Organisation Präsenz der Flüchtlingsthematik in Gesellschaft, Politik und Medien Starke Schwankungen der Klientelzahlen: Prognosen und Planung schwierig Flexible und rasche Anpassung der Organisationsstruktur, des Stellenetats und Infrastruktur nötig Seite 6
7 Unser Klientel * Stand Dezember 2016 Herkunftsland Anzahl Personen % Eritrea % Syrien % Tibet / China % Sri Lanka % Türkei % Afghanistan % Weitere Länder % Personen, die ab Asylentscheid durch die GEF zugewiesen werden: Anerkannte Flüchtlinge mit Ausweis B Resettlement Flüchtlinge B Vorläufig aufgenommene Flüchtlinge mit Ausweis F Familiennachzug (Kernfamilie) Total % Seite 7
8 Regionale Verteilung SRK Stand Seite 8
9 Integrationsstand Beginn der Zuständigkeit Sprachliche Integration Berufliche Integration Sprachniveau Bildungsstand im Herkunftsland Arbeitserfahrung in CH bei Dossiereröffnung A0 A1 A2 Obligatorische Schulzeit Matura Praktische Berufsausbildung Studium 71% 24% 5% 52% 8% 15% 5% 3 % Quelle: SD SRK Kanton Bern: Erfassung des Anfangsstandes des Klientel, Stand Seite 9
10 Integrationsstand Ende der Zuständigkeit Sprachliche Integration Berufliche Integration Sprachniveau* Art der Unterstützung** A0 A1 A2 B1 B2 unbekannt Vollumfänglich Ergänzend Finanziell selbstständig Kinder 2% 10% 23% 31% 23% 10% 44% 28% 17% 11% Soziale Integration*** Gut/sehr gut Eher gut Eher weniger gut Nicht gut unbekannt 43% 42% 11% 1% 2% *Anzahl TN: 166 **Anzahl TN: 169 *** Anzahl TN: 166 Quelle: SD SRK Kanton Bern: Auswertung quantitatives Reporting, Stand Seite 10
11 Modell der Integrationsarbeit in Anlehnung an das Modell der GEF (Entwicklungslogischer Werdegang) Spracherwerb und Orientierung < 2 Jahre Aufenthaltsbewilligung, Wohnen, Familie, Sprache, Alltagsorganisation, Systemkenntnisse Stabilität, Struktur, Orientierung Vertiefte Basiskenntnisse über das gesellschaftliche Leben Qualifizierung 2-5 / 7 Jahre Häufige Themen in der Beratung Qualifizierung, Ausbildung Sprache, Praktische Arbeitserfahrung, Stellensuche, Erwerbsarbeit, Administrationsverwaltung Ziele Realistische Berufs- und/oder Ausbildungsperspektiven Berufliche Qualifizierung Spracherwerb Selbständigkeit im letzten Jahr Erwerbsarbeit, Kommunikation, finanzielle Selbständigkeit, Abschluss von Ausbildungen und Qualifikationen Ablösung von der SH Kommunikative und administrative Selbstständigkeit Persönliche Selbstständigkeit Seite 11
12 Fallbeispiel: Familie aus Eritrea Herr K. Herkunftsland: Eritrea Alter: 29 Jahre Zivilstand: Verheiratet mit Frau S. Kinder: Sohn B. (6 Jahre), Sohn Y. (2 Jahre) Einreisedatum: Asylentscheid: Zuständigkeit SRK: (3 Jahre, 5 Monate) Erstgespräch SRK: Aufenthaltsstatus: anerkannter Flüchtling Ausweis B Frau S. (Ehefrau von Herr K., verheiratet nach Brauch) Herkunftsland: Eritrea Alter: 25 Jahre Zivilstand Verheiratet mit Herr K. Einreise per FAZ: Zuständigkeit SRK: bis Aufenthaltsstatus: anerkannte Flüchtlingsfrau Ausweis B Seite 12
13 Fallverlauf (I) Orientierung / Spracherwerb Intake Asylentscheid Herr K Erstgespräch SRK Asylentscheid Frau S. und Sohn Wohnungssuche / Einrichtung PA-Wohnung Unterkunft Familie im EVZ Basel SRK Notwohnung 3.5 Zimmerwohnung Bern Gesuch um Familiennachzug September 2010 Einreisebewilligung BFM SRK-Darlehen Reisekosten FAZ Asylverfahren und - entscheid Frau S. und Sohn Seite 13
14 Fallverlauf (II) Orientierung und Spracherwerb Anmeldung zur Sprachstandabklärung HEKS Regionalstelle BE Sprachstandabklärung Diverse Deutschkurse bei Formazione Volkshochschule Bern isa Sprachkurs mit Kinderhütedienst Migros Klubschule Einreise Frau S. und Sohn B Nachbarschaftskonflikte Tagesschule Sohn B. Geburt Sohn Y. Velokurs Frau S. KITA Sohn Y. und Kindergarten Sohn B. Fussballtraining Sohn B. Seite 14
15 Fallverlauf (III) Qualifizierung Herr K.: Beschäftigungsprogramm Bern Mobil, (Kompetenzzentrum Integration Bern) InfoSchweiz (Systemkenntnisse, HEKS Regionalstelle Bern) FOKUS Fachkurs (berufspezifisches Basiswissen mit praktischen Einsätzen, SAH Bern) PW-Fahrprüfung Verpackungsmitarbeiter Kurier Staplerkurs Vorlehre an BFF Seite 15
16 Fallverlauf (IV) Selbständigkeit / Übergabe an den kommunalen Sozialdienst Herr K. befindet sich auf dem Weg in eine Ausbildung. Damit wird eine nachhaltige berufliche Integration realistisch und zu einem späteren Zeitpunkt eine Ablösung von der Sozialhilfe Sohn B ist sozial gut integriert und eingebunden. Dieser Weg muss weiterhin bestritten werden um seine schulische Förderung weiter zu verfolgen. Frau Y gelingt es, sich nebst den Erziehungspflichten erste Sprachkenntnisse zu erwerben und soziale Kontakte zu pflegen Übergabeunterlagen: Ausführlichen Übergabebericht mit Beilagen (Mietvertrag, Versicherungsausweise, etc.) Seite 16
17 Fallverlauf im Überblick Jahr Eckpunkte Einreise CH Asyl Intake FAZ Übergabe SD Wohnungssuche PA-Wohnung Wohnsituation SRK- Notwohnun Wohnen in Bern (3-Zimmerwohnung) g Herr K. BernMobil (Beschäftigungsprogramm DE-Kurs A1 A2 Erwerbsarbeit Info CH B1 Fachkurs B2 Berner Stellennetz Vorlehre Frau S. DE-Kurs A0-A1 DE-Kurs A1 DE- Kurs A2 Kinder Spielgruppe Sohn Mutter schaft KITA Kinder garten Tageschule KITA Fussb all Sohn Seite 17
18 Schnittstellen SRK vs. Sozialdienste der Gemeinden Unterschiedliche Ausgangslage und Grundhaltung Möglichkeit der spezifischen Integrationsförderung sind unterschiedlich. Klientel befindet sich nach Anerkennung in «aufsteigender Phase» Die Massnahmen richten sich nicht nur nach der Praxis in der gesetzlichen Sozialhilfe, sondern auch nach den Erkenntnissen in der bisherigen Integrationsförderung. Reibungspunkte zum Zeitpunkt der Übergabe Teilnahme an weiteren Integrationsprogrammen / Deutschkursen, die Finanzierung muss neu geregelt werden, Integrationsprozess wird möglicherweise unterbrochen. Eingeleitete Massnahmen zur Förderung des Kindswohl und der sozialen Integration aller Familienmitglieder müssen neu geprüft werden. Selbständigkeit der Klientel hat teilweise kein befriedigendes Niveau erreicht. Seite 18
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