Möglichkeiten der Bioabfallbewirtschaftung in Mecklenburg-Vorpommern - Ergebnisse der landesweiten Bioabfallstudie -

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1 Möglichkeiten der Bioabfallbewirtschaftung in Mecklenburg-Vorpommern - Ergebnisse der landesweiten Bioabfallstudie - Andrea Schüch Vortrag anlässlich des 16. DIALOG Abfallwirtschaft MV am 3. April 2014 in Rostock UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT

2 Inhalt 1) Einleitung 2) Besonderheiten des Flächenlandes MV und Aspekte der Abfallwirtschaft 3) Vorhandene Systeme der Bioabfallsammlung in MV 4) Möglichkeiten der flächendeckenden Sammlung von Bioabfall in MV 5) Fazit 2

3 Untersuchungsgegenstand der Studie Die unter unter 3 Abs. 7 KrWG ausgewiesenen Bioabfallarten: Garten- und Parkabfälle Landschaftspflegeabfälle Nahrungs- und Küchenabfälle aus Haushaltungen, dem Gaststätten- und Cateringgewerbe Bezugsjahr: 2010 (außer eigene Untersuchungen) Im Vortrag: nur Bioabfall aus Haushaltungen (Biotonne und Gartenabfälle) 3

4 Potenzial Einwohnerspezifisches Aufkommen Organische Rückstände, Nebenprodukte und Abfällen aus Haushalten, Gewerbe und Industrie Quelle: Kaltschmitt (2009) 4

5 Einleitung Potenzial der organischen Fraktion im Hausmüll in D Anteil an Bioabfall im Hausmüll ca. 43 Gew.-% = ca. 4,9 Mio. Mg pro Jahr ca. 1,3 bis 2 Mio. Mg Bioabfall sind in die Biotonnensammlung überführbar Bioabfallanteil könnte auf 27 Gew.-% sinken durch den Ausbau der getrennten Bioabfallerfassung Intensivierung der Biotonnensammlung - zusätzlich 1,3 bis 3 Mio. Mg. Bioabfall (inkl. Gartenabfall) aus Haushalten Quellen: Kern et al. 2010, Kern und Sprick 2011, Fricke et al. 2013, VHE

6 Spezifische Bioabfallmenge der Landkreise und Städte in D Quelle: VHE (2012) UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 6

7 1) Einleitung 2) Besonderheiten des Flächenlandes MV und Aspekte der Abfallwirtschaft 3) Vorhandene Systeme der Bioabfallsammlung in MV 4) Möglichkeiten der flächendeckenden Sammlung von Bioabfall in MV 5) Fazit 7

8 Flächenland M-V Mecklenburg-Vorpommern Ostsee Landwirtschaftlich geprägtes Bundesland im Nordosten Deutschlands Fläche: ,14 km² Bevölkerungsdichte: 71 EW/km² Noch geringere Bevölkerungsdichte in den ländlichen Gebieten Finanzschwache Gemeinden Hohe Abwanderungsrate junger Menschen Hohes Biomassepotenzial Rostock 8

9 Flächenland M-V Bioabfallsammlung Mecklenburg-Vorpommern rangiert im bundesvergleich auf den hintersten Plätzen 2012: 54 kg/ew*a Quelle: Witzenhausen-Institut 2011 in Kern und Sprick (2011), Datengrundlage: Abfallbilanzen der Länder 9

10 Einwohnerspezifische Bioabfallmenge in MV in 2011 Biotonnen- und Gartenabfallsammlung Quelle: VHE 2102, Datengrundlage DZA UNIVERSITÄT ROSTOCK 10 AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT

11 Entwicklung des spezifischen Bioabfallaufkommens (Abfall aus der Biotonne + getrennt gesammelter Garten- und Parkabfall) 120 Spezifisches Bioabfallaufkommen [kg / EW*a] Jahr BRD MV Linear (BRD) Linear (MV) Eigene Darstellung, Datengrundlagen: DESTATIS: Abfallbilanzen der Länder , Daten zur Abfallwirtschaft MV UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 11

12 Kompostierungs- und Biogasanlagen in MV (welche in 2011 Bioabfall angenommen haben, auch gewerblichen) Quelle: DZA (2012) 12

13 Flächenland M-V Transportentfernungen Vergleich der massenspezifischen durchschnittlichen Sammelstrecken von Restabfall- und Biotonne (Lösel 2012) Luftaufnahme von Wismar mit Insel Poel im Hintergrund / Ländliches Gebiet in MV, Universität Rostock HWI Hansestadt Wismar, NWM Nordwestmecklenburg (ohne Wismar) 13

14 Biogener Anteil im Restabfall biogene Anteil im Restabfall: 41,6 % (nach anderen Literaturquellen 43,4 %) Gebieten mit Biotonnenangebot: 40,4 % Gebieten ohne Biotonnenangebot: 43,0 % Anteil Gartenabfall im Restabfall 7,4 % (nach anderen Literaturquellen 6,2 %) Anteil Küchenabfall im Restabfall 34,3% (nach anderen Literaturquellen 37,2 %) Orientierungswerte!!! 14

15 Inhalt 1) Einleitung 2) Besonderheiten des Flächenlandes MV und Aspekte der Abfallwirtschaft 3) Vorhandene Systeme der Bioabfallsammlung in MV 4) Möglichkeiten der flächendeckenden Sammlung von Bioabfall in MV 5) Fazit 15

16 Sammelsysteme Kreisgebietsreform Umstrukturierung und Neuordnung 6 Landkreise und 2 kreisfreie Städte 16

17 Biotonne: 4 Landkreisen (von 12 LK) 5 kreisfreien Städten (von 6 KS) 17

18 Vorhandene Systeme der Bioabfall(tonnen)sammlung in MV Kreisfreie Städte neue Landkreise Kreisfreie Städte/ ehemalige Landkreise Biotonne Rostock Rostock x Schwerin Schwerin x Stralsund - Vorpommern- Nordvorpommern - Rügen Rügen x Greifswald - Vorpommern- Ostvorpommern - Greifswald Uecker-Randow - Landkreis Bad Doberan x* Rostock Güstrow x Mecklenburgische Seenplatte Nordwestmecklenburg Ludwigslust- Parchim Demmin - Mecklenburg-Strelitz - Müritz - Neubrandenburg x Wismar x Nordwestmecklenburg x* Ludwigslust - Parchim x *über privatrechtliche Verträge Quelle: Ocik und Nelles (2012) UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 18

19 Garten- und Parkabfall Wertstoffhöfe/Grünannahmestellen: flächendeckendes Angebot Sammlung über öffentliche Grünschnittcontainer: 3 Landkreisen und 1 kreisfreie Stadt Sammlung über Sacksysteme: 3 Landkreisen und 4 kreisfreien Städte 19

20 Garten- und Parkabfall Wertstoffhöfe/Grünannahmestellen: flächendeckendes Angebot Sammlung über öffentliche Grünschnittcontainer: 3 Landkreisen und 1 kreisfreie Stadt Sammlung über Sacksysteme: 3 Landkreisen und 4 kreisfreien Städte 20

21 Gartenabfallsammlung in Parchim. Vorwiegend durch öffentliche Grünschnittcontainer. Vergleichsweise hoher Anteil an ortsnahen Containern 2009 UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 21

22 Gartenabfallsammlung in Parchim [kg/e*a] Einwohnerspezifische Gartenabfallmassen (aus Containersammlung) des Landkreises Parchim 2011 einwohnerspezifische Gartenabfallmassen aus der Containersammlung saisonal einwohnerspezifische Gartenabfallmassen aus der Containersammlung dauerhaft Spezf. Aufkommen: 80,92 kg/ew*a Städte und Gemeinden Landkreis Parchim 22

23 Biotonnenabfallpotenzial in MV [Mg/a] Gesamt Mg (32 kg/ew*a) (18 kg/ew*a) Theoretisches Biotonnenpotenzial bei 40 % Abschöpfung der Organik vom Restabfall Ohne Berücksichtigung zusätzlicher Mengen aus der Eigenkompostierung! getrennt gesammelter Bioabfall aus Biotonne/ Biosack (aus Abfallbilanzen 2010) 1 2 Übersicht vorhandenes und theoretisch abschöpfbares Biotonnenpotenzial 23

24 Gartenabfallpotenzial in MV [Mg/a] Gesamt Mg theoretisches Potenzial Gartenabfall in kreisfreien Städten bei 69 kg/e*a theoretisches Potenzial Gartenabfall in Landkreisen bei 78 kg/e*a (Potenzial 1) bzw. bei 120 kg/e*a (Potenzial 2) Gesamt Mg getrennt gesammelter Gartenabfall ca. 28 kg/ew*a (aus Abfallbilanzen 2010) Potenzial 1 Potenzial Übersicht vorhandenes und zusätzliches Potenzial bei intensivierter Gartenabfallsammlung 24

25 Inhalt 1) Einleitung 2) Besonderheiten des Flächenlandes und Aspekte der Abfallwirtschaft 3) Vorhandene Systeme der Bioabfallsammlung 4) Möglichkeiten der flächendeckenden Sammlung von Bioabfall 5) Fazit 25

26 Effekte bei der Sammlung von Bioabfall aus Haushaltungen Großvolumige Biotonne + kurzes Entleerungsintervall hohe Bioabfallmasse (in Gebieten mit Gärten mit hohem Anteil an Gartenabfall) Kleinvolumige Biotonne + separate Gartenabfallsammlung geringere Bioabfallmasse in Biotonne, mit höherem Küchenabfallanteil Gebührenfreie Bioabfallsammlung hohe Masse an Bioabfall aber erhöhte Gefahr von Fehlwürfen wenn Restabfallbehälter zu klein und /oder vergleichsweise hohen Gebühren belegt sind Verursachergerechte (z.b. Identsystem), kostendeckende Gebühren für die Bioabfallbewirtschaftung geringere Bioabfallmasse 26

27 Gebührengestaltung der Bioabfallsammlung per Biotonne in ausgewählten Gebieten in MV Teilgebiet Spezifische Gebühren Sammelmenge Behältergröße Grundgebühr 2011 Entleerungsgebühr kg/ew*a Liter EUR / Behälter * a EUR / Entleerung Rügen ,00 0,00 Hansestadt Wismar ,00 0,00 Nordwestmecklenburg (ohne Wismar) Schwerin 74 Parchim (in Klammern: bezogen auf Stadtgebiet) ,00 4,00 4(8) ,00 0,00 92,90 95,30 106,30 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Quelle: Lösel, 2012 (ergänzt) 2009 UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 27

28 Einfluss auf das Bioabfallaufkommen Aufkommen an Garten- und Parkabfall und Bioabfall aus der Biotonnensammlung in Abhängigkeit vom installiertem Behältervolumen (Lösel, 2012) Garten- und Parkabfall Bioabfall aus der Biotonnensammlung Untersuchungsgebiet: Westmecklenburg und Rügen 28

29 Einfluss auf das Bioabfallaufkommen (Biotonne) Spezifisches Aufkommen an Bioabfall in Abhängigkeit von der Höhe der Jahresgebühr für die Biotonne in Westmecklenburg (Lösel, 2012) 92 kg/ew*a extreme Spannweite des Aufkommens 5 kg/ew*a UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 29

30 Kostenbetrachtung des INFA zur Biotonne in MV Kosten im Vergleich zur ausschließlichen Restabfallabfuhr (ohne Biotonne) Modellrechnungen auf der Basis von durchschnittlichen Erfahrungswerten o Variante "mit Biotonne" und "ohne Biotonne o für unterschiedliche Siedlungsstrukturen: sehr städtisch bis sehr ländlich (VHE, 2006) o für Mecklenburg-Vorpommern Variante extrem ländliche Struktur ergänzt o im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern hier mit insgesamt 12 Gebietskörperschaften mit Einwohnerdichten < 100 E/km² deutlich vertreten Anstieg der Gesamtmasse aus Rest- und Bioabfall bei der Einführung einer Biotonne berücksichtigt (Verlagerung aus der Eigenkompostierung) zusätzlich zu Durchschnittsangaben ist große Bandbreite z. B. im Hinblick auf unterschiedliche Logistikaufwände (Leerungsintervall, Fahrzeugbesatzung etc.) zu berücksichtigen 30

31 Kostenbetrachtung des INFA zur Biotonne Differenz zwischen Restabfall- und Bioabfallbehandlungskosten, damit Einführung einer Biotonne kostenneutral: städtische Struktur: ab etwa 50 /Mg (Bioabfall- günstiger als Restabfallbehandlung) kleinstädtische Struktur: ab etwa 35 /Mg extrem ländliche Struktur: erst bei sehr großer Differenz wirtschaftlich darstellbar: in der Modellrechnung ab etwa /Mg 31

32 Inhalt 1) Einleitung 2) Besonderheiten des Flächenlandes und Aspekte der Abfallwirtschaft 3) Vorhandene Systeme der Bioabfallsammlung 4) Möglichkeiten der flächendeckenden Sammlung von Bioabfall 5) Fazit 33

33 Getrennt erfasste organische Abfälle Möglichkeiten des Ausbaus der Getrenntsammlung Vorhandenes Biotonnenangebot: Verbesserung des Trennverhaltens durch intensive zielgruppengerechte Öffentlichkeitsarbeit Verbesserung des Anschlussgrades (durch zielgruppengerechte Öffentlichkeitsarbeit) Ausbau des Biotonnenangebotes: Direkter oder indirekter Anreiz durch Gebührensystem zur freiwilligen Nutzung des Biotonnenangebotes (Verursachergerechte Abfallgebühren) Alternative Sammelsysteme für Gartenabfälle 34

34 Fazit Auch in MV ist eine flächendeckende Bioabfallsammlung möglich allerdings nicht kostenneutral Beispiele für flächendeckende Biotonne, Kombination von Biotonne und Gartenabfallsammlung sowie reine Gartenabfallsammlung sind in MV vorhanden Schwerpunkt in MV liegt auf der Gartenabfallsammlung Nur eine hochwertige Behandlung und Verwertung des Bioabfalls führt zu ökologischen Vorteilen 35

35 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Andrea Schüch Universität Rostock Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät Institut für Umweltingenieurwesen Lehrstuhl Abfall- und Stoffstromwirtschaft andrea.schuech(at)uni-rostock.de UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT

36 Quellen DeStatis (2012): Abfallbilanzen der Länder 2002 bis 2010, DESTATIS Statistisches Bundesamt, UmweltstatistischeErhebungen/Abfallwirtschaft/Abfallwirtschaft.html, abgerufen am DZA ( ): Daten zur Abfallwirtschaft , Materialien zur Umwelt, Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern (Hsg.), abgerufen am Höfs, F.(2011): Untersuchung ausgewählter organischer Siedlungsabfälle hinsichtlich Zusammensetzung, Qualität und der Eignung zur Bereitstellung von Bioenergie, Masterarbeit, Universität Rostock, Lehrstuhl Abfall- und Stoffstromwirtschaft Kern, M.; Sprick, W. (2011): Bioabfallvergärung in Deutschland Potenzial, Technik und Perspektiven, Biomasseforum 2011, Witzenhausen Kern, M.; Raussen, T.; Funda, K.; Lootsma, A.; Hofmann, H. (2010): Aufwand und Nutzen einer optimierten Bioabfallverwertung hinsichtlich Energieeffizienz, Klima- und Ressourcenschutz, UBA-Texte 43/2010 Lösel, S. (2012): Die Ausgestaltung administrativer Vorgaben und deren Auswirkungen auf Aufkommen und Entsorgung von nativ-organischen Abfällen aus privaten Haushaltungen am Beispiel der kommunalen Abfallwirtschaft in Westmecklenburg, Masterarbeit, ZQS, Universität Rostock UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 37

37 Fortsetzung Quellen Ocik, M.; Nelles, M. (2012): Bioabfallbewirtschaftung in Mecklenburg-Vorpommern, Ministerium für Wirtschaft, Bau und Tourismus (Hrsg.), ISBN , Schwerin September 2012 Schüch, A.; Engler, N.; Lüdecke, B.; Höfs, F.; Nelles, M. (2010): Potentialities and limits of the anaerobic digestion of municipal solid organic waste in an agrarian region in Germany. In: Proceedings of the VENICE Third international symposium on energy from biomass and waste at the 8-11 November 2010 in Venice, Italy ; IWWG International Waste Working Group (Hrsg.): VENICE 2010., ISBN Statistik-MV (2012): Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern, Stand: , abgerufen am VHE (2012): Bio- und Grünguterfassung in Deutschland, Kartenmäßige Darstellung der kommunal erfassten Mengen an Bioabfällen in Bezug zur Einwohnerdichte, VHE - Ver-band der Humusund Erdenwirtschaft e. V UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 38

38 Kostenbetrachtung des INFA zur Biotonne Kosten zzgl. MwSt UNIVERSITÄT ROSTOCK AGRAR- UND UMWELTWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 39