auf dem Weg zur Inklusion
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- Rüdiger Kopp
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Kinder stärken durch Inklusion und Partizipation Dr. Monika Wertfein Dr. Monika Wertfein, IFP 1 auf dem Weg zur Inklusion Was bedeuten Inklusion und Partizipation in der pädagogischen Praxis? Persönliche, fachliche und organisatorische Herausforderungen?! Dr. Monika Wertfein, IFP 2 1
2 Inklusion im BayBEP: Unterschiede zwischen Kindern hinsichtlich Geschlecht, Herkunft, Kultur, Religion, Entwicklungstempo sind anzuerkennen und bedürfen einer besonderen Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Sie sind eine Bereicherung (Lernchance, Lerngewinn). Sie sind in organisatorischer und pädagogischer Hinsicht zu berücksichtigen. (BayBEP 2007, S. 33) Dr. Monika Wertfein, IFP 3 Warum ist das Thema Inklusion so aktuell? Die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist im März 2009 nun auch in Deutschland in Kraft getreten. Für das Arbeitsfeld Kindertageseinrichtungen relevant sind insbesondere Artikel 7 Kinder mit Behinderungen und Artikel 24 Bildung, der das Recht auf Bildung für alle Kinder in inklusiven Einrichtungen feststellt. Damit ist Deutschland die Verpflichtung eingegangen, ein inklusives Bildungssystem einzurichten, das allen Kindern soziale Teilhabe und Chancengleichheit ermöglicht. Dr. Monika Wertfein, IFP 4 2
3 Was bedeutet Inklusion? Inklusion (lat. Dazugehörigkeit/ Einschluss) betrachtet die individuellen Unterschiede der Menschen als Normalität und nimmt daher keine Unterteilung in Gruppen vor. => Motto: Jedes Kind ist anders! Inklusion tritt für das Recht jedes Kindes ein, unabhängig von individuellen Stärken und Schwächen gemeinsam zu leben und voneinander zu lernen. =>Motto: Jedes Kind ist willkommen! Inklusion ist ein Prozess: Die Einrichtung verändert sich, das Team reflektiert fortlaufend und schafft Barrieren ab, um den Bedürfnissen aller Kinder und Eltern gerecht zu werden. Dr. Monika Wertfein, IFP 5 Kinderrechte und Partizipation Eine an den Kinderrechten orientierte Pädagogik respektiert das Kind als eigenständigen Träger von Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechten. Die Umsetzung der Rechte jedes Kindes ist ein zentraler Aspekt gute pädagogischer Qualität. (Maywald, 2014, S. 4) Dr. Monika Wertfein, IFP 6 3
4 Quelle: Dr. Monika Wertfein, IFP 7 Herausforderung Inklusion (1): Bedürfnis nach Ordnung schafft Orientierung und Überblick schafft Sicherheit ist in der frühen Kindheit angelegt äußert sich in Zuschreibungen, Vorurteilen, Stereotypen Aber: Diskrimination schließt aus und trennt Deshalb: Integration brauchen wir weiterhin, wenn jemand ausgeschlossen wird Dr. Monika Wertfein, IFP 8 4
5 Von der Exklusion zur Inklusion Dr. Monika Wertfein, IFP 9 Herausforderung Inklusion (2): Diskriminierende Sprache (Wagner, 2011) 1. Soll man auf Unterscheidung verzichten? 2. Wie kann man Unterschiede benennen? Nein, denn: Unterscheidungen sind notwendig sie bilden jedoch immer nur einen Ausschnitt der (vereinfachten) Wirklichkeit ab Unterscheide und beschreibe in zwei Schritten: Schritt 1: Grobdifferenzierung nach Kategorien/ Gruppen (z.b. Gender, Herkunft) Schritt 2: Feindifferenzierung innerhalb der Gruppen (keine Gruppe ist homogen!) Dr. Monika Wertfein, IFP 10 5
6 Herausforderung Inklusion (3): Wie entstehen Vorurteile? Wir sehen nicht, wie es ist, sondern wie wir sind. Man lernt Vorurteile aus dem Kontakt mit den vorherrschenden Einstellungen in einer Gesellschaft, nicht aus dem Kontakt mit Einzelnen. (Derman-Sparks 1989, S. 6) Dr. Monika Wertfein, IFP 11 Aus der Präambel der UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen: Grundlegend für die Weiterentwicklung der Integration zur Inklusion ist die Erkenntnis, dass sich das Verständnis von Behinderung ständig weiterentwickelt und dass Behinderungen aus der Wechselwirkung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und ( ) Barrieren entstehen Dr. Monika Wertfein, IFP 12 6
7 Inklusion beginnt im Kopf der Weg ist das Ziel! Inklusives Denken bedeutet, die eigenen Maßstäbe und Sichtweisen immer wieder bewusst zurückzunehmen, in die Welt des Kindes einzutauchen und seine Perspektive zu teilen. Wer sich darauf einlässt, wird staunen und bei jedem Kind individuelle Begabungen und Entwicklungsfortschritte entdecken. Dr. Monika Wertfein, IFP 13 auf dem Weg zur Inklusion Pädagogik der Vielfalt Inklusion und Partizipation gehören zusammen Inklusion als Chance für alle Kinder?! Dr. Monika Wertfein, IFP 14 7
8 Jedes Kind ist anders Jüngere und ältere Kinder Jungen und Mädchen Sozial engagierte und eher zurückhaltende Kinder Sprachlich gewandte und stillere Kinder Körperlich aktive und eher passive Kinder Kinder, die wenig und Kinder, die mehr Zeit brauchen Selbstständige Kinder und Kinder, die mehr Unterstützung brauchen => Inklusion und eine Pädagogik der Vielfalt ist eine Chance für alle Kinder! Dr. Monika Wertfein, IFP 15 Inklusion ein Gewinn für die kindliche Entwicklung! Kinder mit und ohne Behinderung profitieren von einer gemeinsamen Bildung, Erziehung und Betreuung in Kindertageseinrichtungen, insbesondere in ihrer sprachlichen und sozialen Entwicklung. (Hundert et al., 1998; Booth & Kelly, 2002; Stahmer & Carter, 2003; 2005) Dr. Monika Wertfein, IFP 16 8
9 Inklusion in der Kita gelingt dann, wenn Bildungsangebote (auch Materialien!) für alle Kinder zugänglich sind und die individuellen Bedürfnisse und Interessen aller Kinder berücksichtigen, wenn bedeutungsvolle soziale Beziehungen zwischen allen Kindern möglich sind und wenn alle Kinder selbst darüber bestimmen können, mit wem sie interagieren oder befreundet sein möchten. => Inklusion durch höchstmögliche Partizipation! (Guralnick, 2009) Dr. Monika Wertfein, IFP 17 Inklusion ein Gewinn für die pädagogische Qualität! Ergebnisse aktueller Qualitätsstudien weisen darauf hin, dass die Interaktionsqualität in Kindertageseinrichtungen vor allem dann hoch ist, wenn sie Kinder mit Behinderungen aufnehmen und damit explizit eine integrative Ausrichtung haben. (Heimlich / Behr 2008; Wertfein 2012) =>Voraussetzung: zusätzliche Ressourcen (z.b. kleinere Gruppen, zusätzliches Personal, intensive Teamreflexion) Dr. Monika Wertfein, IFP 18 9
10 Um allen Kindern individuell gerecht zu werden und solange der Gesetzgeber und die Finanzierungsmodelle dies erfordern brauchen wir die Unterteilung in Kinder mit und ohne Behinderung. => Etikettierungs-Ressourcen-Dilemma Dr. Monika Wertfein, IFP 19 Kinder mit Behinderung initiieren selbst weniger Spielkontakte und werden seltener von Kindern ohne Behinderung als Spielpartner gewählt (Hestenes & Caroll, 2000; Odom, 2002). Vor allem Kinder mit sprachlichen und motorischen Beeinträchtigungen sind bei der Gestaltung von Peer-Beziehungen auf die Unterstützung der Erwachsenen angewiesen (Hestenes & Caroll, 2000; Harper & McCluskey, 2002; Dicarlo et al., 2004; Kreuzer & Ziebell, 2009). Dr. Monika Wertfein, IFP 20 10
11 Die soziale Teilhabe aller Kinder kann von Erwachsenen unterstützt werden durch eine wertschätzende Lernatmosphäre, in der Verschiedenartigkeit als Bereicherung wahrgenommen wird (Hestenes & Caroll, 2000), eine feinfühlige Beobachtung der Interaktionen zwischen den Kindern (vgl. Jerg, 2010), die behutsame Vermittlung von Spiel- oder Interaktionseinladungen von Kindern, die ausgegrenzt sind oder Unterstützung brauchen (vgl. Jungmann & Albers, 2008). Vorsicht: Zu aktives Eingreifen ins kindliche Spiel kann dieses frühzeitig beenden! Dr. Monika Wertfein, IFP 21 auf dem Weg zur Inklusion Inklusion in jeder Kita? Barrieren und Stolpersteine? Inklusion ja aber wie? Dr. Monika Wertfein, IFP 22 11
12 Inklusion bedeutet Miteinander Eltern Kind Kita- Team Fachdienste, externe Experten Dr. Monika Wertfein, IFP 23 Inklusion im Team alle Eltern sind wichtige Partner! Eltern sind wichtige Partner von Anfang an, die den Prozess zur Inklusion unterstützen können. Das Team sollte alle Eltern im Blick haben, informieren und einbeziehen. Der erste Schritt zum inklusiven Miteinander von Eltern und KiTa sind gegenseitige Akzeptanz, Vertrauen und Verständnis. Inklusive Bildungs- und Entscheidungsprozesse gelingen besser durch einen fortlaufenden Austausch mit den Eltern und die Beteiligung der Eltern als Experten für ihre Kinder (vgl. Stahmer et al., 2003, 2005; Swick & Hooks, 2005). Dr. Monika Wertfein, IFP 24 12
13 Inklusiver Anspruch auf ein verlässliches Miteinander! => Inklusiver Anspruch der Kinder: Beziehungskontinuität, innere Differenzierung (nach Entwicklungsalter) => Inklusiver Anspruch der Fachkräfte: Ressourcen für regelmäßige Teamentwicklung, keine Fürsorge ohne Selbstfürsorge! Denn: Je jünger die Kinder, desto mehr (körperliche und emotionale) Zuwendung und verlässliche Zweierbeziehungen brauchen sie. Ein gutes Teamklima erhöht die emotionale Belastbarkeit der Fachkräfte. (Wertfein, Kofler & Becker-Stoll, 2009) Die Teamqualität ist entscheidend für gute Interaktionsqualität. (Wertfein, Müller & Danay, 2013) Dr. Monika Wertfein, IFP 25 Pädagogik der Vielfalt kann nur im Verbund gelingen Inklusion braucht Professionalität auf allen Ebenen. Die Vision einer inklusiven Frühpädagogik birgt die Chance in multiprofessionellen Teams zu arbeiten, um auf Ebene der Fachkräfte die bestehenden Kompetenzen zu bündeln und dieses tragfähige Netzwerk zur individuellen Bildungsunterstützung aller Kinder und zur Zusammenarbeit mit Eltern zu nutzen. Wichtig: Vernetzung mit externen Experten, Fachdiensten, anderen Kindertageseinrichtungen (=>professionelle Abgrenzung und enge Zusammenarbeit) Dr. Monika Wertfein, IFP 26 13
14 Literatur Wertfein, M. & Lehmann, J. (2010). Von der Integration zur Inklusion - eine neue Aufgabe für die frühpädagogische Praxis? Verfügbar unter: Könitz, T. (2012). Jedes Kind ist einzigartig. Inklusion in Tageseinrichtungen für 0- bis 3-Jährige. Berlin: Cornelsen. Albers, T. (2012). Mittendrin statt nur dabei. Inklusion in Krippe und Kindergarten (2. Auflage). München: Ernst Reinhardt Verlag. Wagner, P. (2013). Handbuch Inklusion. Grundlagen vorurteilsbewusster Bildung und Erziehung. Freiburg: Herder. Hammes-Di Bernardo, E. (2011). Diversität. Ressource und Herausforderung für die Pädagogik der frühen Kindheit. Weimar & Berlin: verlag das netz. Online-Zeitschrift für Inklusion unter: Roth, S. (2013). Lotta Wundertüte. Unser Leben mit Bobbycar und Rollstuhl. Köln: Kiepenheuer & Witsch. Dr. Monika Wertfein, IFP 27 Filme zur Pädagogik der Vielfalt in der Praxis Begleitfilm zu den Bayerischen Bildungsleitlinien (BayBL) als Download verfügbar: Staatsinstitut für Frühpädagogik & Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2008): Wach, neugierig, klug Kompetente Erwachsene für Kinder unter 3: Ein Fortbildungshandbuch (mit DVD). Verlag Bertelsmann Stiftung. Bleschofski, R. (2009). Mehr als nur dabei sein. Teilhabe von Kindern mit Behinderung. Hamburger Vereinigung Kindertagesstätten ggmbh. Verfügbar unter: Dr. Monika Wertfein, IFP 28 14
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