High Performance durch die Digitalisierung der Wertschöpfungskette

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1 High Performance durch die Digitalisierung der Wertschöpfungskette

2 Vorwort Warum der CEO eine digitale Vision braucht Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung Accenture Deutschland Die rasante Digitalisierung der Consumer-IT, vorangetrieben durch Smartphones, Mobile Access und Apps, erleben wir jeden Tag. Doch nun kommt ein neuer Megatrend dazu, der nachhaltig die deutsche Industrie verändern wird. Industrie 4.0 intelligente Produkte, gefertigt in intelligenten Fabriken, Produkte, die im Betrieb in intelligente Netze eingebunden sind und durch eine Internet- Verbindung mit Kunden neue Chancen für internetbasierte Dienstleistungen eröffnen ist derzeit in aller Munde. Der deutschen Industrie bieten sich hier große Chancen für neue Dienstleistungen und erweiterte Geschäftsmodelle. Ob in der Steuerung von Verkehrsströmen, der Betreuung von Patienten in der häus lichen Pflege, der Optimierung der Energie effizienz in Smart Grids oder der höheren Produktivität in der Fertigung intelligente Produkte in intelligenten Netzwerken werden die deutsche Industrie in Zukunft maßgeblich beeinflussen. Die deutschen Unternehmen müssen diesen Megatrend unbedingt für sich nutzen. Die Steuerung der Produkte durch IT ist keine Neuigkeit. Neu sind aber die Service-Geschäftsmodelle, die um intelligente Produkte entstehen und über das Internet kommunizieren können. Über kurz oder lang wird sich jedes Unternehmen mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf das eigene Geschäftsmodell beschäftigen. Es braucht eine digitale Vision für die Kundenbindung durch intelligente Produkte, die digitalen Lieferketten, den Service und die Art und Weise, wie im Unternehmen Daten zu entscheidungsrelevanten Informationen gebündelt werden, und neue Formen der Zusammenarbeit in verteilten, intelligenten Netzwerken. Das sind große Chancen, aber auch große Herausforderungen. Ich gehe davon aus, dass CEOs, die diese Aufgabe in die zweite oder dritte Reihe delegieren, als Erstes den Anschluss an die digitale Revolution verlieren. Künftig gilt: Industrie-4.0-Kompetenz und intelligente Produkte in intelligenten Netzwerken sind Chefsache.

3 Executive Summary Stellen Sie sich eine Zukunft vor, in der Menschen wie Unternehmen die Produkte, die sie sich wünschen, ganz einfach per Mausklick herstellen können. In dieser Zukunft druckt sich ein Mountainbiker zu Hause ein Fahrrad nach seinen Vorstellungen aus, mit dem er dann wenig später eine Tour durch die Berge macht. Ein Luftfahrtunternehmen produziert mit hilfe eines an den Drucker angeschlossenen Computers einen neuen Flugzeugflügel. Was sich heute noch liest wie ein Kapitel aus einem Science-Fiction-Roman, hat durchaus das Potenzial, schon sehr bald für Verbraucher und Industrie Realität zu werden. Breitbandübertragung, allgegenwärtige Netzwerkverbindungen, Cloud Computing, das Internet der Dinge, soziale Netzwerke: Die Möglichkeiten, die sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten aus digi talen Technologien entwickelt haben, sind bemerkenswert. Und sie verändern unsere Art zu arbeiten, zu kommunizieren, Kontakte zu knüpfen und Geschäfte zu machen. Die neuen digitalen Anwendungen eröffnen jede Menge neuer Geschäftsfelder. Wer davon profitieren will, muss aller - dings seine Strategie überdenken. Dabei hilft es, sich zunächst einmal auf die Wertschöpfungskette des eigenen Unternehmens und die Digitalisierung aller damit zusammenhängenden Bereiche zu konzentrieren. In dieser Accenture-Broschüre begleiten wir Sie in Ihrem Gedankenund Entscheidungsprozess. Wir veranschaulichen anhand von Beispielen, welche Schritte andere Firmen unternommen haben, um im digitalen Zeitalter erfolgreich zu wachsen. analysieren wir die Stufen der Wertschöpfungskette, die für eine produktorientierte Firma typisch sind: Entwicklung von neuen Produkten, Beschaffung und Einkauf, Produktion, Marketing & Sales, Vertrieb und Kundendienst. zeigen wir auf, wie einige der zukunftsweisenden digitalisierten Anwendungen von Gamification und Behavioral Marketing bis hin zum 3-D-Druck, ekanban und Radio-Frequency Identification (RFID) derzeit in verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette eingesetzt werden, um Firmen dabei zu unterstützen, Mehrwert für ihre eigene Organisation und ihre Kunden zu generieren. Innovative digitale Lösungen helfen, Kosten zu reduzieren. Darüber hinaus tragen sie dazu bei, in jeder Phase des Produktlebenszyklus Mehrwert zu schaffen. Dabei wird es für Unternehmen künftig entscheidend sein, nicht nur das Potenzial einzelner Prozessbereiche durch digitale Technologie auszuschöpfen, sondern die Synergien einer vollständig integrierten, digitalisierten Wert schöpfungskette für sich zu nutzen. Wir bei Accenture sind davon überzeugt, dass die Digitalisierung so dazu beitragen wird, der nächsten industriellen Revolution den Weg zu ebnen. Die vierte industrielle Revolution oft als Industrie 4.0 bezeichnet ist eine bahnbrechende Herangehensweise an die Produktion. Sie kombiniert traditionelle Produktionstechniken mit cyber-physischen Produktionssystemen (CPPS) und wird ein Internet der Dinge, Daten und Services entstehen lassen. Und sie verspricht, die Welt der Industrie durch ihre Innovationen auf den Kopf zu stellen. Durch die neuen Produktionssysteme werden sich die existierenden Geschäftsmodelle eher früher als später verändern. Es werden neue, revolutionäre Anwendungen zur Verfügung stehen, die vollkommen neue Produkte, Dienstleistungen und neue Wertschöpfungsketten nach sich ziehen. Diese horizontale Zusammenlegung intelligenter Produkte und Netzwerke in neue (und möglicherweise nicht rein ver tikal integrierte) Wertschöpfungsketten wird sehr wahrscheinlich tiefgreifende Veränderungen in den produktorientierten Branchen zur Folge haben. 3

4 Digitalisierung: jede Menge neuer Geschäftsfelder Die Digitalisierung hat schon heute einen maßgeblichen Einfluss darauf, wie Unternehmen und jeder ihrer Mitarbeiter die tagtäglichen Aufgaben und Herausforderungen lösen. Und sie unterstützt nicht nur Unternehmen, sondern auch Regierungen dabei, transparent und effizient zu handeln. Darüber hinaus fördert sie den einfachen Zugriff jedes Einzelnen auf innovative Produkte und öffentliche Dienstleistungen. Digitalisierung bietet aber noch weitere Vorteile: Mithilfe einer konsequenten digitalen Strategie und durch den Einsatz von digitalen Technologien können Sie nicht nur Ihr Unternehmensergebnis verbessern und Ihren Mitarbeitern neue Karriere-Chancen eröffnen, sondern auch die Zufriedenheit Ihrer Kunden erhöhen. Darüber hinaus helfen Ihnen die neuen Technologien, den CO 2 -Fußabdruck Ihres Unternehmens zu verringern und somit einen wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen. Die Digitalisierung unterstützt Unternehmen effizient dabei, Kosten zu senken und gleichzeitig ihre Prozesse zu beschleunigen: Digitale Produkte oder deren Komponenten etwa können in Bruchteilen von Sekunden um den gesamten Erdball transportiert werden. Der Umstieg auf Digitalisierung bietet zudem die Chance, den Service für bereits existierende Produkte kontinuierlich und unkompliziert zu verbessern. Und sie bietet nicht zuletzt bislang ungeahnte Chancen für Unternehmen, die sich die neuen Technologien zunutze machen: im Bereich Connected Health beispielsweise. Die neue digitale Landschaft: Überdenken Sie Ihre Strategie In unserer mobilen und von ständigem Informationsaustausch geprägten vernetzten Welt sind Unternehmen mit gleich mehreren Herausforderungen konfrontiert. Radikale und schnelle Änderungen des Kundenverhaltens, der Druck, personalisierte Produkte anzubieten und Produkte und Dienstleistungen auf Abruf bereitzustellen, sowie immer neue Technologien und Vertriebswege all dies zwingt Firmen dazu, ihre Strategien ständig zu prüfen und anzupassen. High-Performance-Organisationen haben dabei früh erkannt, dass der Einsatz digitaler Technologien zur rechten Zeit und am richtigen Ort erheb liche Vorteile im Wettbewerb bietet vor allem dann, wenn auch Lieferanten und andere Geschäftspartner einbezogen werden. Mithilfe digitaler Technologien die gesamte Wertschöpfungskette überarbeiten High-Performance-Organisationen zeichnen sich nicht nur durch immer wieder neue, innovative Produkte und Dienstleistungen in ihrem Portfolio aus, sie sind darüber hinaus in der Lage, digitale Innovationen und ihre Bedeutung zu antizipieren und sie schnell und nahtlos in ihre Geschäftsabläufe zu integrieren. Sie schaffen eine Innovationskultur, in der sie Denkansätze außerhalb des herkömmlichen Rahmens fördern und neue Technologien bereitwillig aufnehmen. Um Innovationszyklen zu verkürzen und den eigenen Einfluss auf den Markt zu erhöhen, setzen sie auf ein Arbeitsumfeld, in dem Ideen, Zusammenarbeit und Engagement aktiv gefördert werden. Entscheidend für die schnelle und erfolgreiche Umsetzung von Ideen in innovative Produkte und Services ist die Erzeugung und Verarbeitung der dazu benötigten Daten. Hier bedarf es einer möglichst exakten Planung. Am besten beginnen Sie mit Ihrer Wertschöpfungskette. Hier können innovative digitale Lösungen nicht nur Kosten reduzieren, sondern auch Mehrwert schaffen, und zwar sowohl auf jeder einzelnen Prozessstufe als auch über den gesamten Wertschöpfungsprozess hinweg. Wir stellen Ihnen dafür den passenden Rahmen zur Verfügung und begleiten Sie in Ihrem Denkprozess. Und wir zeigen auf, welche Schritte High-Performance- Organisationen im digitalen Zeitalter bereits unternommen haben. 4

5 Digitalisierung der Wertschöpfungskette Digitale Innovationen, die zukünftiges Wachstum ankurbeln und die Art, wie wir Geschäfte machen, verändern Wertschöpfungsaktivitäten Infrastruktur, Indirekte Beschaffung, Finanzen, Accounting, Informationstechnologie, Human Resources Entwicklung neuer Produkte Einkauf & Beschaffung Produktion Marketing Vertrieb Kundendienst Weiterentwicklung bestehender Produkte und Dienstleistungen Logistik Ausgewählte digitale Verfahren ecustomercare Produktionsleitsystem MES 3-D-Druck Gamification Plug and produce Digital Factory ekanban Virtualisierung/ Digitales Versuchsmodell Virtual Prototyping esourcing RFID Behavioral Marketing Die digitalen Anwendungen in der oben abgebildeten Wertschöpfungskette stellen lediglich einige repräsentative Beispiele aus der Vielzahl von Möglichkeiten dar, die bereits zur Verfügung stehen oder aktuell entwickelt werden. Während einige wie efreight oder emaintenance an bestimmte Prozessstufen der Wertschöpfungskette angepasst sind, können viele auch übergreifend verwendet werden. Ziel dabei ist, den geschaffenen Mehrwert in den verschiedenen Stufen (und stufenübergreifend) zu optimieren. In der Praxis können dabei auch nicht lineare Wertschöpfungsnetzwerke entstehen: Denn die neuen digitalen Lösungen erlauben nicht nur eine komplexere Modellierung, die die Grenzen zwischen den aufeinanderfolgenden Stufen aufheben, sie machen auch das Denken in ganzheitlichen Ansätzen möglich. Siehe detaillierte Fallstudien von bestimmten Anwendungen auf Seite 6/7. 5

6 Die neuen Technologien in der Praxis: Fünf Fallstudien Zur Veranschaulichung werden im Folgenden fünf erfolgreiche Digitalisierungsanwendungen beschrieben, die die Bandbreite der Möglichkeiten über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg abdecken von der Entwicklung neuer Produkte bis hin zu Einkauf und Beschaffung, Produktion, Marketing & Sales, Vertrieb und Kundendienst. 1. Gamification: ein Schlüssel zu Nutzer-Engagement Stellen Sie sich vor, Sie könnten sich die Begeisterung der Kunden aus der Generation Y für neue Technologien zunutze machen und sie in steigende Unternehmenserlöse umwandeln. Der Schlüssel dazu ist Gamification. Viele Marken nutzen Spiel-Mechanismen inzwischen, um ihre Kunden an sich zu binden, deren Zufriedenheit zu erhöhen und um auf diese Weise den eigenen Umsatz zu steigern. Gamification@Rossignol Die seit 100 Jahren bestehende Firma für Bergsport-Ausrüstung Rossignol verwendet Gamification-Tools, um noch mehr Nähe zu ihren Kunden zu schaffen: Skiläufer und Snowboarder treffen sich gern zum Fachsimpeln beim Après-Ski. Rossignol bietet ihnen deshalb Ski Pursuit an, eine mobile App, mit der sie ihre besten Läufe noch einmal erleben und mit Freunden und Bekannten diskutieren können. Darüber hinaus können die Sportler ihre Leistungen mithilfe der App über die ganze Saison hinweg verfolgen. Zudem lassen sich die Höhepunkte der persönlichen Statistik per App komfortabel und unkompliziert auf Facebook und Twitter teilen. Vorher ging es nur um das Produkt, dessen Spezifikationen und Design. So ist es auch nach wie vor, aber jetzt stehen hinter unseren Innovationen ein Pulsschlag, ein menschliches Verlangen und eine Bedeutung, erklärt Rossignol sein Engagement Behavioral Marketing: erfolgreiches Customer Targeting Behavioral Marketing hilft Online-Werbetreibenden dabei, das Interesse von Lesern abzuschätzen und so die Aufmerksamkeit der Zielgruppe für relevante Angebote zu erhöhen. Online-Website-Publisher und Werbetreibende verwenden mittlerweile eine ganze Reihe von hoch entwickelten Technologien und Techniken, um die Wirksamkeit ihrer Kampagnen zu optimieren. Etwa indem sie die Daten erfassen, die generiert werden, wenn die Nutzer Web sites und Landing-Pages besuchen. Die Vorteile dieser Verfahren sind vielfältig: Sie bieten höhere Absatzchancen, auf bestimmte Kundenbedürfnisse zugeschnittene Werbeanzeigen, erhöhte Relevanz von Produktangeboten und Verkaufsaktionen sowie bessere Möglichkeiten für Up- und Cross-Selling. Interest-based Advertising@ Google 2011 führte Google für seine Werbekunden Interest-based Advertising ein. Der Service ermöglicht ihnen, die Nutzer konsequent ihren Interessen und demografischen Besonderheiten gemäß anzusprechen. Dabei können Googles Werbekunden aus mehr als tausend Interessengebieten wählen. Die neue Funktion zeigt Wirkung: Google berichtet, dass der neue Service die Markenbekanntheit seiner Kunden erheblich gesteigert hat. Einer der Werbekunden des Unternehmens erhöhte die Bekanntheit seiner Marke laut Google mithilfe des Tools um 40 Prozent. Ein weiterer Google-Kunde, ein Anbieter von Schuhen, gibt eine um 400 Prozent gesteigerte Konversionsrate bei gleichzeitig niedrigerem Cost-Per-Sale-Aufwand an. 2 1 Rossignol.com, Ski Pursuit, The first Social Ski App!, abgerufen am ; und Markenphilosophie: Die Pure Mountain Company, abgerufen am laut Google,

7 3. 3-D-Druck: Revolution im Bereich der Produktion Für Barack Obama, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, war sie wichtig genug, dass er sie in seiner diesjährigen Ansprache zur Lage der Nation erwähnte: die Technologie des 3-D-Drucks. Und auch die Consumer Electronics Association sieht den 3-D-Druck in ihrem Bericht 2013 als einen von fünf Technologie-Trends, der das Potenzial hat, die Produktentwicklung und -herstellung zu revolutionieren und zahlreiche Branchen auf den Kopf zu stellen: Wenn Unternehmen künftig Prototypen, Endverbraucher- Produkte oder sogar Ersatzteile bei Bedarf lokal einfach ausdrucken können, wird dies zu einer Optimierung der Lieferkette, erheblich geringeren Transportkosten und kürzeren Vorlaufzeiten führen. Ein weltweit führender Mobiltelefonhersteller ermuntert seine Kunden als erstes Unternehmen seiner Branche dazu, eigene Handy-Hüllen mithilfe von 3-D-Druck zu produzieren. Um seine Kunden dabei zu unterstützen, stellte der Konzern vor Kurzem technische Zeichnungen vor, die ihnen zeigen sollen, wie sie ihre ganz persönliche Handy-Hülle kreieren können. Damit verstärkt der Mobiltelefonanbieter gezielt die Bemühungen, direkt mit seinen Kunden in Kontakt zu treten. 4. ekanban: Echtzeit-Übersicht ermöglichen Kanban ist ein Dispositionssystem zur Lean- und Just-in-time-Produktion und hilft Unternehmen bereits seit mehreren Jahrzehnten dabei, ihre Bestände niedrig zu halten, indem es sicherstellt, dass Materialien und Ausrüstungen erst kurz vor Beginn eines Produktionsdurchlaufes an Ort und Stelle ankommen. Derzeit verwendet das elektronische Kanban-System (ekanban) das Internet zur Informationsweiterleitung an externe Lieferanten, um eine Echtzeit-Übersicht der gesamten Lieferkette bereitzustellen. Das System weist eine ganze Reihe von Vorteilen auf. Dazu gehören unter anderem niedrige Lagerbestände, geringerer physischer Warentransport, vermindertes Betriebskapital und höhere Liquidität. BMW hat zusammen mit seinem Autositzlieferanten Lear Corporation ein ekanban-system eingeführt. Auf der Basis des täglichen Bedarfs und unterstützt durch eine Enterprise-Resource- Planning-Schnittstelle (ERP) schickt BMW in Echtzeit Lieferabrufe an Lear. Der Lieferant hat dann 300 Minuten Zeit, um die Sitze herzustellen und zur Just-in-Sequence-Produktion direkt ans Fließband zu liefern. Das System ist dabei überaus erfolgreich: Bereits im ersten Jahr seines Einsatzes hat das ekanban-system zu Einsparungen von mehr als 63 Millionen Euro geführt Radio-Frequency Identification (RFID): Verbindungen herstellen Nicht selten hebeln Schwierigkeiten bei der Lokalisierung entscheidender Komponenten im Lager einen ganzen Montagezyklus aus. Durch die Verwendung der RFID-Technologie gehören diese Probleme nunmehr der Vergangenheit an. Technologien wie RFID-Tags, die ersten Bausteine des Internets der Dinge, haben es Unternehmen unter anderem ermöglicht, ihre bestehenden komplexen Lieferketten- Strukturen in offenere, agilere, flexiblere und auf Kooperation beruhende digitale Modelle umzuwandeln. RFID technology@tap Maintenance & Engineering TAP Maintenance & Engineering (M&E), ein auf die Luftfahrtindustrie spezialisierter Dienstleister, hat mit einer hypermodernen RFID-Technologie eine neue Lösung für seine täglichen Maschinenwartungsarbeiten eingeführt. Als Teil der neuen Lösung werden bei passiver RFID Ultrahochfrequenz- (UHF)-Etiketten verschlüsselt, ausgedruckt und an die Maschinenkomponenten, die gerade gewartet werden, angebracht. Auf diese Weise kann die Maschinenwartungsabteilung von TAP M&E jede Komponente in allen nachfolgenden Vorgängen identifizieren. Das Verfahren stellt so eine schnellere und fehlerfreie Wartung durch erhöhte Transparenz sicher. 4 3 Integrierte Materialwirtschaft und Logistik: Beschaffung, Logistik, Materialwirtschaft und Produktion, Helmut Wannenwetsch, Tapportugal.com, RFID technology in full operation at TAP M&E, , abgerufen am

8 Was kommt als Nächstes? Zukünftige digitale Anwendungen entlang der Wertschöpfungskette Digitale Revolution in der Produktion Industrie 4.0 ist ein wegweisender Ansatz auf dem Gebiet der Produktion und wird die Welt der Industrie dramatisch verändern. Auch als vierte industrielle Revolution bezeichnet, kombiniert die Industrie 4.0 traditionelle Produktionstechniken mit cyber-physischen Produktionssystemen (CPPS). Das wird schließlich zur Entwicklung des Internets der Dinge, Daten und Services führen. Sie stellt einen bahnbrechenden Umschwung von zentralisierter zu dezentralisierter Produktion dar. Das heißt, dass industrielle Maschinenanlagen nicht länger nur das Produkt verarbeiten, sondern dass das Produkt mit der Maschinenanlage kommuniziert und sie steuert. Dezentralisierte Intelligenz hilft bei der Schaffung von intelligenter Objektvernetzung und unabhängigem Prozessmanagement. Die Interaktion zwischen der echten und der virtuellen Welt bedeutet eine vollkommen neue Herangehensweise an Herstellungs- und Produktionsverfahren. Die Effizienz industrieller Prozesse kann zum Beispiel dadurch gesteigert werden, dass sie in einer Smart Factory mit dem Internet verbunden sind. Digitale Revolution bei Dienstleistungen Cyber-physische Produktionssysteme bedeuten nicht zuletzt einen Paradigmenwechsel bei existierenden Geschäftsmodellen. Konsequent eingesetzt, können sie einen maßgeblichen Beitrag bei der Entwicklung revolutionärer neuer Anwendungen und neuer Dienstleistungen leisten sowie neue Wertschöpfungsketten entstehen lassen. Eingebettet in intelligente Netzwerke, können die neuen, intelligenten Produkte womöglich auch dabei helfen, eine Reihe von neuen Geschäftsmodellen zu entwickeln. Die horizontale Integration dieser intelligenten Produkte und Netzwerke kann darüber hinaus dazu beitragen, die Wertschöpfungskette zu erweitern. High-Performance-Organisationen können nun nicht nur intelligente Geräte herstellen, sondern einen echten Mehrwert schaffen, indem sie das Produkt zusammen mit einer Reihe von Services anbieten, die sich aus der umfassenden Analyse von Daten ergeben. Mit neuen Big Data -Verarbeitungstechnologien lassen sich große Datenmengen analysieren, die von digitalisierten Produkten und vernetzten Sensoren gesammelt wurden. Sie können auch dazu beitragen, den gesamten Datenzyklus von der Idee bis zur Umsetzung zu beschleunigen und den Umgang des Unternehmens mit schneller, bedürfnisorientierter Datenübertragung zu fördern. Ein symbiotisches Beispiel Trumpf verbindet die reale und die virtuelle Welt Auf dem Gebiet der Fertigung hat die Firma Trumpf, ein deutsches Produktionsunternehmen von intelligenten Laser-Schneide-Maschinen, bereits Schritte unternommen, die weit über die effiziente Herstellung seiner Maschinen hinausgehen. Das Unternehmen ist jetzt darauf fokussiert, die von den Maschinen bereitgestellten Informationen zu gewinnen ( Mining ), um genauere, umsetzbare Erkenntnisse zu erlangen und Maschinen auf intelligente Weise zu vernetzen, um damit Smart Factories zu schaffen. Diese tauschen dann selbstständig Informationen, lösen Prozesse aus und kontrollieren sich gegenseitig. Bei Trumpf ist die Vernetzung schon weit fortgeschritten. Neben einer cloudbasierten Ferndiagnose-Plattform gibt es die Trumpf-Software zur Fertigungssteuerung, die Lagerbestände und Bestelldringlichkeiten in die Planung einbezieht und es via App ermöglicht, den Produktionsstatus aus der Ferne zu überwachen. Demnächst werden sich auch einzelne Maschinen über Tablet-PCs steuern lassen, und mit RFID-Chips ausgestattete Laser-Linsen werden melden, wann sie gereinigt werden sollten. Ziel aller Industrie- 4.0-Akti vitäten bei Trumpf ist es, die Produktivität der Maschinen weiter zu erhöhen, Ressourcen noch besser zu nutzen und damit sicherzustellen, dass unsere Kunden international an der Spitze bleiben. 5 5 Trumpf,

9 Zahlreiche der bereits existierenden oder entstehenden digitalen Lösungen sind hervorragend dazu geeignet, die gesamte Prozesslandschaft entlang der Wertschöpfungskette ganzheitlich zu unterstützen und dabei Mehrwert zu schaffen. Das illustrieren die folgenden drei Beispiele: Unternehmensoptimierung der nächsten Generation und ihre Umsetzung: Kosten senken Crowdsourcing: die Kraft des Sozialen wirksam einsetzen Revolution durch 3-D-Druck: die Lieferkette abschaffen ERP-Systeme etwa können bereits in vielen Bereichen angewendet werden: im Customer Relationship Management (CRM), in Beschaffung, Produktion und Forecasting. Künftige ERP-Systeme werden In-Memory-Computing, fortschrittliche Webportale und Cloud Computing so einsetzen, dass alle Prozessverantwortlichen entlang der Lieferkette Zugriff auf Echtzeit-Daten und bedarfsgerechte Datenverarbeitung haben. Der konsequente Einsatz der modernen Technologie bringt High- Performance-Unternehmen handfeste Vorteile: Er senkt den Investitionsaufwand, reduziert Kosten und führt zu einer schnelleren Implementierung. Durch geschicktes Nutzen der Cloud können Unternehmen auch in komplett neue Geschäftsfelder einsteigen oder neue Produkte kurzfristig auf den Markt bringen. Behavioral Marketing und Gamification bekommen durch Crowdsourcing noch mehr Auftrieb. Wie High-Performance- Organisationen bereits gelernt haben, steigt die Wahrscheinlichkeit erheblich, die nächste große Idee vor der Konkurrenz zu entwickeln und umzusetzen durch die Öffnung des Innovationsprozesses für kollektives Wissen. Heute konzentriert sich die Auslagerung von Prozessen vor allem auf die Bereiche Beschaffung, Informationstechnologie und Logistik. Künftig kann es durchaus von Vorteil sein, via Internet auch andere Teile der Lieferkette an eine Gruppe undefinierter, freiwilliger Nutzer auszulagern. Der 3-D-Druck wird wahrscheinlich eine der führenden Technologien der Zukunft sein: Sie wird die Art und Weise, wie Produkte entwickelt, produziert, geliefert und gewartet werden, entscheidend verändern. Verbraucher können Produkte auf ihrem eigenen PC entwerfen oder sie zusammen mit Unternehmen über das Internet gestalten, um sie dann in den eigenen vier Wänden zu produzieren ( fab at home ). Bei weiterer Perfektionierung der Technologie und niedrigeren Druckkosten könnte der 3-D-Druck sogar eine gesamte Stufe der herkömmlichen Lieferkette überflüssig machen. 9

10 Durch Digitalisierung ganzheitliche Lösungen finden Fast alle Branchen werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit durch diese neuen Wertschöpfungsketten- Modelle in der Zukunft dramatisch verändern. Beispiele wie Connected Car in der Automobilindustrie, Smart Grid oder Smart Home in der Energiewirtschaft und Connected Learning im Bildungssektor lassen bereits das Potenzial für neue Geschäftsmodelle erahnen. Eine ganzheitliche, digitale, End-to-End-Denkweise ist jedoch entscheidend, um die optimalen Ansatzpunkte für intelligente Produkte und Netzwerke in diesen erweiterten Wertschöpfungsketten zu ermitteln. Aus unserer Sicht wird eine solche Denkweise entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen sein. Denn sie unterstützt High-Performance-Organisationen dabei, auch künftig intelligente Geschäftsmodelle zu entwickeln, Wettbewerbsvorteile zu sichern und damit bei digital mündigen Verbrauchern auf der ganzen Welt führend zu bleiben. 10

11 Sind Sie bereit, Ihre Wertschöpfungskette zu digitalisieren? Nachfolgend haben wir die entscheidenden Fragen zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen sollen, die digitale Gesundheit Ihres Unternehmens zu beurteilen: 1. Verfolgt Ihr Unternehmen bereits eine digitale Strategie, oder wird gerade darüber nachgedacht, eine zu definieren? 2. Wenn Sie bereits dabei sind, Ihre digitale Strategie zu entwickeln, welche wirtschaftlichen Auswirkungen wird die Digitalisierung haben auf: Ihre Produkte: Haben Sie Ihre Produkte und den Mehrwert, den Sie für Ihre Kunden schaffen, neu überdacht? Haben Sie dafür alle wichtigen Daten erzeugt und berücksichtigt? Ihre Dienstleistungen: Wie wirken sich die Digitalisierung und die daraus erwachsenden Möglichkeiten sowohl auf die Dienstleistungen, die Sie anbieten, als auch auf deren Bereitstellung aus? Ihr Unternehmen: Welche Strukturen würden Sie heute anpassen, um Ihr Unternehmen in die Lage zu versetzen, mehr und/oder verschiedenartigen Output schneller und kosteneffizienter zu liefern? Ihre Prozesse: Wie können Sie Digitalisierung einsetzen, um die in Ihrem Unternehmen verwendeten Prozesse weiter zu verfeinern, zu optimieren und die Flexibilität zu steigern? Ihre End-to-End-Wertschöpfungskette: Wie können Sie durch die Nutzung digitaler Anwendungen die gesamte Wertschöpfungskette optimieren, sodass sie robuster und beweglicher wird? Welche Schnittstellen könnten Sie mit jedem der externen Stakeholder einrichten, um die Geschwindigkeit und/oder Effizienz der Kommunikation zu erhöhen und für Ihre Kunden Mehrwert zu schaffen? 3. Setzt Ihr Unternehmen derzeit digitale Technologien wie Gamification, Behavioral Marketing, Crowdsourcing, 3-D-Druck, ekanban oder RFID wirksam ein bei: Ihren Produkten: Enthalten Ihre Produkte eine oder mehrere der oben genannten Technologien? Welche Daten würden es Ihnen ermöglichen, Ihren Kunden den höchsten Mehrwert zu bringen, entweder direkt durch das Produkt oder als Zusatzleistung? Testen Sie verschiedene Angebote und Ansätze, die auf entstehenden digitalen Technologien basieren? Ihre Dienstleistungen: Welche Auswirkungen haben diese Technologien auf die Dienstleistungen, die Sie erbringen? Ihr Unternehmen: Welche der oben genannten digitalen Technologien werden derzeit in Ihrem Unternehmen eingesetzt? Ihre Prozesse: Haben Sie bereits ermittelt, wo eine oder mehrere dieser Technologien in Ihren Prozessen eingesetzt werden? Welche Möglichkeiten zur Vereinfachung und Optimierung der Prozesse bieten sie? 4. Ist digitales Denken, der Einsatz der Technologien, die wir kurz dargestellt haben, in alle Bereiche Ihrer Wertschöpfungskette eingebettet? In Ihre Forschung und Entwicklung (F&E)? In Ihr Marketing & Sales? In Ihren Einkauf und Ihre Beschaffung? In Ihren Produktionsbereich? In Ihren Kundendienst? In Ihre vor- und nachgelagerten Prozessstufen der Wertschöpfungskette? 5. Welche Daten benötigen Sie, um die derzeitigen und zukünftigen Bedürfnisse Ihrer Kunden zu befriedigen und die Wettbewerber zu überflügeln? Welche Daten sind notwendig, um die Möglichkeiten, die sich aus dem Beantworten der oben genannten Fragen ergeben haben, Wirklichkeit werden zu lassen? Wie werden sich Ihre Bedürfnisse und die Ihrer Kunden im Laufe der nächsten Jahre entwickeln? 6. Können diese Daten bereitgestellt werden durch: Ihr eigenes Unternehmen, seine Prozesse und digitalen Technologien? Die Unternehmen, Prozesse und digitalen Technologien Ihrer externen Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette?

12 Über Accenture Accenture ist ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologieund Outsourcing-Dienstleister mit rund Mitarbeitern, die für Kunden in über 120 Ländern tätig sind. Als Partner für große Business-Transforma tionen bringt das Unternehmen umfassende Projekterfahrung, fundierte Fähigkeiten über alle Branchen und Unternehmens bereiche hinweg und Wissen aus quali fizierten Analysen der weltweit erfolgreichsten Unternehmen in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit seinen Kunden ein. Accenture erwirtschaftete im vergangenen Fiskaljahr (zum 31. August 2012) einen Nettoumsatz von 27,9 Mrd. US-Dollar. Die Internetadresse lautet Kontakt für weitere Informationen Rüdiger Stern Matthias Ziegler Copyright 2013 Accenture All rights reserved. Accenture, its logo, and High Performance Delivered are trademarks of Accenture.

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